Zimt zur Behandlung des Diabetes mellitus – wirksam oder unwirksam?

Wirkt Zimt blutzuckersenkend?


Hintergrund

Zimt (Cinnamon, Cinnamomum cassia) wird seit Jahrhunderten in der chinesischen Medizin eingesetzt. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts wurden für Zimt in pharmakologischen Untersuchungen antibakterielle, krampflösende, entzündungshemmende sowie antioxidative Wirkungen beschrieben. In der Zimt-Monographie zur Anwendung von Zimt als Arzneimittel sind die Behandlung von Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl und Blähungen aufgeführt. Erst Anfang der 90er Jahre wurde eine bis dahin unbekannte Eigenschaft des Zimts wissenschaftlich dokumentiert: die antidiabetische Wirkung. Nachfolgend konnte die antidiabetische Wirkung von Zimt in zahlreichen In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen bestätigt werden. 


Wirkmechanismus 

Tierexperimentelle Untersuchungen legen nahe, dass Zimtextrakt die Regulation der Blutzuckerspiegel beeinflusst, möglicherweise über eine Erhöhung der Insulinempfindlichkeit oder eine verlangsamte Resorption von Kohlenhydraten im Dünndarm (10).



Klinischen Studien zur Wirksamkeit von Zimt

Eine fünf Studien umfassende Metaanalyse aus dem Jahre 2008 konnte eine klinisch relevante blutzuckersenkende Wirkung bei Diabetes-Patienten nicht bestätigten (1). Die verwendeten Dosierungen lagen zwischen 1 und 6 g Zimt täglich über einen Zeitraum von 40 Tagen bis zu 4 Monaten. Die Wirkung auf den Nüchtern-Blutzuckerspiegel war nur mäßig ausgeprägt. Beispielsweise senkte die Gabe von täglich 1 bis 6 g Zimtextrakt (Cinnamomum cassia) für 40 Tage den nüchtern gemessenen Blutzuckerspiegel um 18 bis maximal 29 Prozent.

In einer Placebo-kontrollierten, randomisierten Doppelblindstudie an 65 Patienten mit Typ-II-Diabetes wurde der Einfluss von täglich 336 mg Zimtextrakt, entsprechend 3 g Zimtpulver, über einen Zeitraum von vier Monaten auf die Nüchtern-Blutzuckerspiegel und die HbA1c-Werte untersucht (2). In dieser Studie wurde ein wässriger Extrakt von Chinesischem Zimt (Cinnamomum cassia) verwendet. Als Ergebnis zeigte sich in der Zimtgruppe eine signifikant stärkere Abnahme der Nüchtern-Blutzuckerspiegel im Vergleich zur Placebogruppe (10,3 ± 13,2 Prozent versus 3,4 ± 14,2 Prozent). Auffällig war, dass Patienten mit höheren Ausgangswerten beim Nüchtern-Blutzuckerspiegel eine stärkere Abnahme zeigten. Hingegen konnte keine Verbesserung bei den HbA1c-Werten beobachtet werden (2). Darüber hinaus zeigte sich, dass die Einnahme eines Zimtextraktes auch bei bereits adäquat behandelten Typ-2-Diabetikern zu einer mäßigen Senkung der Nüchtern-Blutzuckerspiegel führt. Besonders profitierten allerdings die Patienten, bei denen die Stoffwechseleinstellung nicht optimal war.


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In einer Metaanalyse aus dem Jahre 2011 konnten neuere Studienergebnisse zur Behandlung des Diabetes mit Zimt berücksichtigt werden (3). Diese Untersuchung bestätigte den blutzuckersenkenden Effekt von Zimt (als Ganzes) und als Zimtextrakt bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Im Einzelnen zeigte sich eine statistisch signifikante Abnahme der Nüchtern-Blutzuckerspiegel um 0,49 +/-0,2 mmol/L (p=0,025). Das entspricht zum Beispiel einer durchschnittlichen Senkung des Blutzuckerspiegels von 160 mg/dl auf 151 mg/dl. Zum Vergleich: Für Metformin, einem bereits seit Langem zur Behandlung des Diabetes zugelassenen Wirkstoff, konnte in einer Metaanalyse eine blutzuckersenkende Wirkung von - 2,0 mmol/L (entspricht einer Abnahme von z.B. 160 mg/dl auf 124 mg/dl) dokumentiert werden (4).



Weitere kürzlich veröffentlichte Daten legen nahe, dass Zimt einen moderaten positiven Effekt auf die diabetische Stoffwechsellage haben könnte (5). In einer doppelblinden, randomisierten, Placebo-kontrollierten klinischen Studie erhielten 44 Patienten mit Typ-2-Diabetes entweder täglich 3 g Zimt (n = 22) oder Placebo (n = 22) über einen Zeitraum von 8 Wochen, ergänzend zu ihrer Standardtherapie (5). Ergebnisse: In der mit Zimt behandelten Gruppe sanken der Nüchternblutzucker (- 9,2 %), das HbA1c (- 6,1 %) und die Triglyceride (- 15,4 %) signifikant im Vergleich zum Ausgangswert. Im Vergleich zur Placebogruppe waren diese Veränderungen jedoch nicht signifikant. Zusätzlich konnte unter der Zimt-Gabe eine Gewichtsreduktion dokumentiert werden.




Weitere Anwendungen von Zimt

Tierexperimentelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Gabe von Zimt die toxischen Wirkungen von Aminoglykosid-Antibiotika auf die Niere vermindern kann (7).

Darüber hinaus liegen Hinweise für einen blutdrucksenkenden Effekt von Zimt vor. Nach Auswertung von drei Studien kommt eine kanadische Arbeitsgruppe zu dem Schluss, dass Zimt den systolischen Blutdruck bei Diabetes-Patienten im Mittel um 5,4. mmHg und den diastolischen Blutdruck um 2,6 mmHg reduziert (8).

 


Dosierung

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Verträglichkeit

Die bisherigen Erkenntnisse zu möglichen Nebenwirkungen von Zimt beziehen sich überwiegend auf kleinere Studien mit kurzer Behandlungsdauer. Bisher sind unter der Einnahme von täglich mehreren Gramm Zimtpulver keine relevanten Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen bekannt geworden. In einer systematischen Untersuchung zur Verträglichkeit von pflanzlichen Wirkstoffen wurden bei der Anwendung von Zimt nur gering ausgeprägte unerwünschte Nebenwirkungen dokumentiert (6).



Fazit

Zimt weist in ausreichender Dosierung einen blutzuckersenkenden Effekt bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 auf. Die Abnahme der Nüchtern-Blutzuckerspiegel unter Zimt ist allerdings im Vergleich zur medikamentösen Therapie mit Metformin eher gering ausgeprägt. Folglich ist Zimt zur alleinigen Therapie eines Diabetes mellitus Typ 2 ungeeignet. Bei Diabetes-Patienten, deren Stoffwechseleinstellung trotz adäquater Therapie nicht zufriedenstellend ist, kann eine Zimt-Gabe zu einer weiteren Senkung der Blutzuckerspiegel beitragen. 

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Literatur:

1.   Baker WL, Gutierrez-Williams G, White CM, Kluger J, Coleman CI. Effect of cinnamon on glucose control and lipid parameters.

Diabetes Care. 2008 Jan;31(1):41-3.

2.   Mang, B et al., Effects of a cinnamon extract on plasma glucose, HbA1c, and serum lipids in diabetes mellitus type 2.

Eur J Clin Invest. 36 (2006) 340-344.

3.   Davis PA, Yokoyama W. Cinnamon intake lowers fasting blood glucose: meta-analysis.

J Med Food. 2011 Sep;14(9):884-9.

4.   Johansen K. Efficacy of metformin in the treatment of NIDDM. Meta-analysis.

Diabetes Care. 1999 Jan;22(1):33-7.

5.   Vafa M, Mohammadi F, Shidfar F, Sormaghi MS, Heidari I, Golestan B, et al. Effects of cinnamon consumption on glycemic status, lipid profile and body composition in type 2 diabetic patients. Int J Prev Med. 2012;3:531–6.

6.   Posadzki P, Watson LK, Ernst E. Adverse effects of herbal medicines: an overview of systematic reviews. Clin Med. 2013 Feb;13(1):7-12.

7.   Ullah N, Khan MA, Khan T, Ahmad W. Bioactive traditional plant Cinnamomum zeylanicum successfully combat against nephrotoxic effects of aminoglycosides. Bangladesh J Pharmacol. 2013;8:15–21.

8.   Akilen R, Pimlott Z, Tsiami A, Robinson N. Effect of short-term administration of cinnamon on blood pressure in patients with prediabetes and type 2 diabetes. Nutrition. 2013 Jul 15. pii: S0899-9007(13)00191-3. [Epub ahead of print]

9.   Vanschoonbeek K, Thomassen BJ, Senden JM, Wodzig WK, van Loon LJ. Cinnamon supplementation does not improve glycemic control in postmenopausal type 2 diabetes patients. J Nutr. 2006 Apr;136(4):977-80.

10.  Kim SH, Hyun SH, Choung SY. Anti-diabetic effect of cinnamon extract on blood glucose in db/db mice. J Ethnopharmacol. 2006 Mar 8;104(1-2):119-23.


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