Magnesium bei nächtlichen Wadenkrämpfen?



Wirksam oder unwirksam - Magnesium zur Behandlung nächtlicher Muskelkrämpfe



Hintergrund

Sieben von zehn Erwachsenen kennen schmerzhafte nächtliche Muskelkrämpfe der Bein- oder Fußmuskulatur aus eigener Erfahrung. Sie treten scheinbar ohne ersichtlichen Grund auf, oder aber nach ungewohnter Muskelarbeit bzw. Salz- und Flüssigkeitsverlusten (Dehydratation).

Wenn jemand über nächtliche Wadenkrämpfe klagt, gibt es von den verschiedensten Seiten eine fast automatische Empfehlung: „Dir fehlt Magnesium“. Dass Muskelkrämpfe etwas mit einem Magnesiummangel zu tun haben, scheint so selbstverständlich zu sein, dass niemand diesen Zusammenhang hinterfragt. Eine Analyse der wissenschaftlichen Literatur zeigt hingegen, dass Placebo-kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Magnesium bei Muskelkrämpfen nur spärlich vorhanden sind.


Studien zur Wirksamkeit

Als Ergebnis einer Literatur-Recherche konnten insgesamt vier kleinere Doppelblindstudien identifiziert werden. In einer Studie aus dem Jahre 2008 wurden insgesamt 45 schwangere Frauen mit schmerzhaften Beinkrämpfen über 2 Wochen entweder mit täglich 360 mg Magnesium oder Placebo behandelt.
Als Ergebnis zeigte sich, dass am Ende der Behandlung weder die Häufigkeit noch die Intensität der Muskelkrämpfe in beiden Gruppen signifikant verschieden waren (1). Unklar bleibt, ob eine längere Therapiedauer zu einem anderen Ergebnis geführt hätte.

In einer weiteren Untersuchung bei schwangeren Frauen führte eine Mischung aus Magnesiumlactat und Magnesiumcitrat, 5 mmol am Morgen und 10 mmol am Abend (Tagesdosis: ca. 720 mg), zu einer signifikanten Abnahme von Wadenkrämpfen im Vergleich zur Placebogruppe. In der Magnesium-Gruppe waren nach 3 Wochen 11 von 34 Frauen beschwerdefrei, in der Placebogruppe lediglich 2 von 35 Frauen (2).

Weitere Untersuchungen von ansonsten gesunden Personen mit Wadenkrämpfen ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen Magnesium und Placebo: In einer Crossover-Studie erhielten 46 Personen mit Wadenkrämpfen über 6 Wochen Magnesiumcitrat (entsprechend 300 mg Magnesium täglich) bzw. Placebo. Obwohl Magnesium von mehr Personen subjektiv als wirksam eingestuft wurde, war die Frequenz der Wadenkrämpfe nur geringfügig rückläufig (nicht signifikant, p=0,07) (3).

Eine weitere Studie, ebenfalls im Crossover-Design, in der zweimal täglich 900 mg Magnesiumcitrat eingesetzt wurde, ergab bei 42 Personen keinen Unterschied bezüglich Häufigkeit, Dauer oder Intensität nächtlicher Wadenkrämpfe (4).
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 Link: Update 2014 zur Wirksamkeit von Magnesium

Magnesium-Resorption

Der im Darm resorbierte Anteil von Magnesium aus der Nahrung liegt durchschnittlich bei 35 bis 55 %. Bei fettreicher Ernährung oder der Aufnahme von Nahrungsinhaltsstoffen, die die Magnesium-Resorption hemmen, wie Phosphat, Phytat oder Oxalat, kann die Magnesium-Resorption deutlich reduziert sein. Für die Wirksamkeit von Magnesium-Präparaten spielt die intestinale Bioverfügbarkeit des Magnesiums eine wichtige Rolle. Organische Magnesium-Verbindungen wie das Citrat, Aspartat, Aspartat-hydrochlorid, Gluconat oder Aminosäurekomplexe gelten als besser verfügbar im Vergleich zu anorganischen Magnesium-Salzen wie das Carbonat, Oxid oder Sulfat (mit Ausnahme von Chlorid) (5).

Magnesium gilt im Allgemeinen als gut verträglich, kann jedoch, besonders in hoher Dosierung, Durchfall verursachen.


Link: Magnesium und Blutdruck - Hat Magnesium eine blutdrucksenkende Wirkung?



Fazit

Magnesium scheint bei der Behandlung nächtlicher Wadenkrämpfe nur in Einzelfällen wirksam zu sein. Auf Basis der bisherigen Datenlage kann die Behandlung von Wadenkrämpfen mit Magnesium nicht allgemein empfohlen werden. 

Link: Muskelkrämpfe, Beinkrämpfe, nächtliche Wadenkrämpfe – Gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten?

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Literatur:
1.   Nygaard IH, Valbø A, Pethick SV, Bøhmer T. Does oral magnesium substitution relieve pregnancy-induced leg cramps?
Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2008 Nov;141(1):23-6.
2.   Dahle LO, Berg G, Hammar M, Hurtig M, Larsson L. The effect of oral magnesium substitution on pregnancy-induced leg cramps.
Am J Obstet Gynecol. 1995 Jul;173(1):175-80.
3.   Roffe C, Sills S, Crome P, Jones P. Randomised, cross-over, placebo controlled trial of magnesium citrate in the treatment of chronic persistent leg cramps.
Med Sci Monit. 2002 May;8(5):CR326-30.
4.   Frusso R, Zárate M, Augustovski F, Rubinstein A. Magnesium for the treatment of nocturnal leg cramps: a crossover randomized trial.
J Fam Pract. 1999 Nov;48(11):868-71.
5.   Eder K. Magnesium-Verbindungen. Aufnahme, Funktionen und therapeutische Aspekte.
Pharmazie in unserer Zeit 2009; 38 (3): 262–267.


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