Vitamine zur Verminderung des Krebsrisikos
Tumorerkrankung – Vermindert eine optimale Vitamin- und Mineralstoffzufuhr die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken?
Hintergrund
Multivitamin-Präparate werden insbesondere im höheren Lebensalter häufig angewendet. Obwohl mit Ausnahme von Vitamin D die Versorgungslage bei Vitaminen in Deutschland als ausreichend angesehen wird, werden Vitamine zur Vorbeugung unterschiedlichster Erkrankungen eingenommen.Studien zur Wirksamkeit von Vitaminen
In der nachfolgenden Übersicht werden die wichtigsten wissenschaftlichen Veröffentlichungen über den Zusammenhang von Vitamin-Einnahme und Krebshäufigkeit dargestellt und bewertet.Multivitamin-Präparate - Schützen zusätzliche Vitamine vor Krebs?
In einer Langzeitstudie wurden insgesamt 23.943 gesunde Teilnehmer aus Deutschland über einen Zeitraum von 11 Jahren hinsichtlich des Auftretens von Krebs oder kardiovaskulären Ereignissen, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall beobachtet (2). Die Häufigkeit einer Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Mineralstoffen wurde zu Beginn und im Studienverlauf analysiert.Ergebnisse: Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 11 Jahren wurden 1.101 Todesfälle dokumentiert (513 Todesfälle durch Krebs und 264 Herz-Kreislauf-Todesfälle). Es fand sich weder ein Zusammenhang zwischen der Vitamin-Supplementierung noch der Vitamin-Mineralstoff-Supplementierung und dem Risiko an Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu versterben. Auch die Häufigkeit von Sterbefällen jeglicher Ursache war unbeeinflusst von der Einnahme von Vitaminen- oder Mineralstoffen insgesamt. Eine Ausnahme bildeten Personen, die bereits zu Studienbeginn antioxidative Vitamine (z. B.: Vitamin E, Vitamin C) einnahmen. In dieser Gruppe wurde ein deutlich reduziertes Risiko der Krebssterblichkeit (HR: 0,52; 95% CI: 0,28-0,97) und für die allgemeine Mortalität (HR: 0,58; 95% CI: 0,38-0,88) beobachtet.
Zwischenfazit
Diese Langzeit-Untersuchung liefert erste Hinweise, dass eine Supplementierung von antioxidativen Vitaminen insgesamt zu einer verringerten Sterblichkeit und insbesondere zu einer verminderten Krebssterblichkeit beitragen könnte.Brustkrebs - Senkt die regelmäßige Einnahme von Multivitamin-Präparaten das Brustkrebs-Risiko?
Der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Multivitaminen und dem Risiko an Brustkrebs zu erkranken, ist in bisherigen epidemiologischen Studien nicht eindeutig geklärt.In einer Metaanalyse aus insgesamt 8 Studien mit zusammen 355.080 Probandinnen wurde der Zusammenhang zwischen einer Multivitamin-Einnahme und dem Brustkrebs-Risiko analysiert (1). Die Gesamtdauer der Multivitamin-Einnahme lag in diesen Studien zwischen 3 und 10 Jahren. Die Häufigkeit der Anwendung zwischen 2- bis 6-mal pro Woche.
Ergebnis: Die Analyse ergab keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitaminen und dem Risiko an Brustkrebs zu erkranken.
Zwischenfazit
Die Einnahme von Multivitamin-Präparaten hatte keinen Einfluss auf die Brustkrebs-Erkrankungshäufigkeit. Die Vitamin-Substitution ist diesen Daten zufolge weder mit einem signifikant erhöhten noch mit einem verringerten Risiko für Brustkrebs assoziiert.In einer nachfolgenden schwedischen Studie wurde hingegen erstmalig eine Risikoerhöhung für das Auftreten von Brustkrebs bei Patienten, die regelmäßig Multivitamine einnehmen, beschrieben (6).
Multivitamin-Einnahme und allgemeine Sterblichkeit
In einer weiteren epidemiologischen Untersuchung, die 182.000 Personen umfasste (3), wurde geprüft, ob eine Multivitamin-Einnahme die Sterblichkeit insgesamt beeinflusst. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine Multivitamin-Supplementation keinen Einfluss auf die Sterblichkeit hat. Die Vitamineinnahme war weder mit einem signifikant erhöhten noch mit einem verringerten Risiko für Herzkreislauf- oder Krebs-Todesfälle assoziiert.Prostata-Krebs - Zusammenhang zwischen Vitamin-Zufuhr und dem Auftreten von Prostata-Krebs
Eine kanadische Forschergruppe hat den Zusammenhang zwischen einer Vitamin-Supplementation und dem Auftreten von Prostata-Krebs untersucht (5). Auch die Ergebnisse dieser Analyse bestätigen, dass weder die Verwendung von zusätzlichen Multivitaminen noch eines einzelnen Vitamins das Auftreten oder die Schwere von Prostatakrebs beeinflusst.Darmkrebs - Vermindert die zusätzliche Einnahme von Vitamin C und Vitamin E das Risiko an Darmkrebs zu erkranken?
In einer Metaanalyse aus insgesamt 13 Studien mit zusammen 676.141 Personen wurde die Frage geprüft, ob die Einnahme von Vitamin A, C oder E einen Einfluss auf die Häufigkeit von Darmkrebs (Kolonkarzinom) hat (4). Die Beobachtungszeit lag in den einzelnen Studien zwischen 7 und 20 Jahren.Ergebnisse: Bemerkenswert war der Unterschied der Wirkung von Vitaminen, die über die Nahrung aufgenommen wurden und denen, die als Nahrungsergänzung zugeführt wurden. Während kein Zusammenhang zwischen der Höhe der Vitaminzufuhr (Vitamin A, C, und E) über die Nahrung und dem Auftreten von Darmkrebs dokumentiert werden konnte, zeigte sich bei Berücksichtigung zusätzlicher Vitamineinnahmen, dass Vitamin C das Krebs-Risiko um 19 Prozent und Vitamin E um 22 Prozent verminderte. Auch eine Supplementation mit Multivitaminen senkte die Wahrscheinlichkeit an Darmkrebs zu erkranken um 12 Prozent.
Diese nach Einschätzung der Autoren insgesamt mäßige Risikoabnahme sei möglicherweise durch die oftmals gleichzeitige Folsäure-Einnahme beeinflusst.
Hat eine hohe Folsäure-Aufnahme einen Einfluss auf das Darmkrebs-Risiko?
Personen mit hoher Folsäure-Aufnahme haben im Vergleich zu Menschen mit einer niedrigen Folsäurezufuhr ein geringeres Risiko an einem Darmkrebs zu erkranken (Risikominderung 8 bis 15 %), so die Ergebnisse einer Metaanalyse aus 27 Studien (7).Fazit – Krebsrisiko und Vitaminzufuhr
Eine relevante Verminderung des Risikos an Krebs zu erkranken ist durch eine zusätzliche Vitaminzufuhr nicht wahrscheinlich.Insgesamt lassen die derzeitig veröffentlichten Studiendaten keine eindeutigen Aussagen über den Nutzen einer Vitamin-Supplementation zu. Weitere Studien sind notwendig, um den positiven Einfluss von antioxidativ wirkenden Vitaminen (u.a. Vitamin C und E) auf das Krebsrisiko zu bestätigen.
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Mistel zur unterstützenden Behandlung von TumorerkrankungenLiteratur:
1. Chan AL, Leung HW, Wang SF. Multivitamin supplement use and risk of breast cancer: a meta-analysis. Ann Pharmacother. 2011 Apr;45(4):476-84.
2. Li K, Kaaks R, Linseisen J, Rohrmann S. Vitamin/mineral supplementation and cancer, cardiovascular, and all-cause mortality in a German prospective cohort (EPIC-Heidelberg). Eur J Nutr. 2012 Jun;51(4):407-13.
3. Park SY, Murphy SP, Wilkens LR, Henderson BE, Kolonel LN. Multivitamin use and the risk of mortality and cancer incidence: the multiethnic cohort study. Am J Epidemiol. 2011 Apr 15;173(8):906-14.
4. Park Y, Spiegelman D, Hunter DJ, et al. Intakes of vitamins A, C, and E and use of multiple vitamin supplements and risk of colon cancer: a pooled analysis of prospective cohort studies. Cancer Causes Control. 2010 Nov;21(11):1745-57.
5. Stratton J, Godwin M.The effect of supplemental vitamins and minerals on the development of prostate cancer: a systematic review and meta-analysis. Fam Pract. 2011 Jun;28(3):243-52.
6. Larsson SC, Akesson A, Bergkvist L, Wolk A. Multivitamin use and breast cancer incidence in a prospective cohort of Swedish women. Am J Clin Nutr. 2010 May;91(5):1268-72.
7. Kennedy DA, Stern SJ, Moretti M, Matok I, Sarkar M, Nickel C, Koren G. Folate intake and the risk of colorectal cancer: a systematic review and meta-analysis. Cancer Epidemiol. 2011 Feb;35(1):2-10.
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