Neurodermitis natürlich behandeln?
Hintergrund
Essentielle
Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle für die Struktur und die physiologischen
Vorgänge in der Haut. Die Nahrungsergänzung mit Omega-6-Fettsäuren ist daher
von Interesse für die Behandlung der atopischen Dermatitis/Neurodermitis. Ein
Defizit an essentiellen Fettsäuren kann zu Symptomen einer atopischen
Dermatitis führen. Für Patienten mit atopischer Dermatitis wurde ein
Ungleichgewicht bei den essentiellen Fettsäuren in der Haut dokumentiert. Es
wurde die Hypothese formuliert, dass Patienten mit atopischer Dermatitis eine
verminderte Aktivität des Enzyms Delta-6-Desaturase
aufweisen. Diese Störung beeinträchtigt den Stoffwechsel von Linolsäure zu
Gamma-Linolensäure. Die Supplementierung essentieller Fettsäuren (z.B.
Gamma-Linolensäure) bei atopischer Dermatitis hat bisher in Studien zu
widersprüchlichen Ergebnissen geführt. In diesen Untersuchungen wurde
insbesondere Nachtkerzenöl zur Behandlung der atopischen Dermatitis eingesetzt.
Als therapeutische Alternative ist Borretschöl von Interesse, weil es zwei- bis
dreimal mehr Gamma-Linolensäure als Nachtkerzenöl enthält.
Metaanalyse
zur Wirksamkeit von Borretschöl
In
dieser Übersichtsarbeit wurden im Jahr 2010 insgesamt 12 klinische Studien zu
Borretschöl bei der Behandlung der atopischen Dermatitis analysiert (1). Alle
Untersuchungen waren kontrolliert und die meisten wurden zudem als
randomisierte Doppelblind-Studien durchgeführt.
Die
Ergebnisse der Studien zur Behandlung der atopischen Dermatitis mit Borretschöl
waren sehr unterschiedlich: ein signifikanter Behandlungseffekt konnte in fünf
Studien dokumentiert werden. Hingegen zeigten fünf weitere Studien keinen
signifikanten Unterschied im Vergleich zur Placebo- bzw. Kontrollgruppe. Zwei
weitere Untersuchungen ergaben keine eindeutigen Ergebnisse in Bezug auf die
Wirksamkeit von Borretschöl (1).
In einer kürzlich erschienenen Cochrane-Metaanalyse
wurde die orale Therapie der atopischen Dermatitis /Neurodermitis mit
Borretschöl erneut bewertet (2). In dieser Analyse wurden die Ergebnisse von
insgesamt 8 Studien berücksichtigt. Wesentliches Ergebnis war, dass die
Behandlung mit Borretschöl im Vergleich zu Placebo zu keiner signifikanten Verbesserung
der Symptome eines Ekzems führte. In die Bewertung der Symptome flossen die
Einschätzungen der Patienten und der behandelnden Ärzte ein. Die Autoren
schlussfolgerten dementsprechend, dass Borretschöl keine wirksame Behandlung
der Neurodermitis bzw. des atopischen Ekzems darstelle.
Verträglichkeit
Borretschöl gilt kurzfristig (4 bis
8 Wochen) als gut verträglich. Als mögliche Nebenwirkungen wurde über
vorübergehende milde Magen-Darm-Beschwerden berichtet. Hingegen fehlen Daten
zur langfristigen Verträglichkeit.
Fazit
In wenigen kontrollierten
Untersuchungen konnte eine gering ausgeprägte Wirkung von Borretschöl bei der
Behandlung der atopischen Dermatitis nachgewiesen werden. Insgesamt legen die veröffentlichten
Studienergebnisse jedoch nahe, dass die Nahrungsergänzung mit Borretschöl bei
der Mehrzahl der Patienten keine klinisch relevante Wirkung aufweist. Studien
zufolge profitieren einzelne Patienten von einer Behandlung mit Borretschöl.
Die Frage, welche Patienten besonders gut auf Borretschöl ansprechen, kann
derzeit noch nicht beantwortet werden. Die alleinige Therapie der atopischen
Dermatitis/Neurodermitis mit Borretschöl lässt sich auf Basis der bisherigen
Studienergebnisse nicht rechtfertigen.
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Literatur:
1.
Foster
RH, Alany RG. Borage oil in the treatment of atopic dermatitis. Nutrition.
2010 Jul-Aug;26(7-8):708-18.
2.
Bamford JT,
Ray S,
Musekiwa A,
van Gool C,
Humphreys R,
Ernst E.
Oral evening primrose oil and borage oil for eczema. Cochrane
Database Syst Rev. 2013 Apr 30;4:CD004416.
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