Wirksamkeit von Ginkgo
Ein Update zur Wirksamkeit von Ginkgo aus dem Jahre 2012
berücksichtigt zwei neue, randomisierte und Placebo-kontrollierte Studien zur
kognitiven Beeinträchtigung und Demenz (3187 Patienten) und eine Studie zum
akuten ischämischen Schlaganfall (3069 Patienten) (12). Diese
Ergebnisse gaben jedoch keinen Anlass die Schlussfolgerungen aus früheren
Bewertungen durch die Cochrane Collaboration zu ändern (12). Trotz
nachgewiesener Effekte auf einzelne Aspekte kognitiver Funktionen, fehlen
weiterhin überzeugende Belege dafür, dass Ginkgo bei Demenz wirksam sei.
Ebenso wenig seien die Daten zur Wirksamkeit beim akuten ischämischen
Schlaganfall überzeugend.
Wirksamkeit bei Claudicatio intermittens und peripherer arterieller Verschlusskrankheit
Weiterhin wurde in den vergangenen Jahren eine Metaanalyse zur Wirksamkeit
von Ginkgo zur Behandlung der Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit)
publiziert (11). Auch in Bezug auf die sogenannte Schaufensterkrankheit
(periphere arterielle Verschlusskrankheit) kommen die Autoren zu dem Schluss,
dass die Behandlung mit Ginkgo biloba keine klinisch relevante Verbesserung der
Gehstrecke bei Patienten mit Claudicatio intermittens bewirkt (11).
Zudem besteht
weiterhin ein Mangel an schlüssigen Daten zur Wirksamkeit bei der Makuladegeneration
(altersbedingter Funktionsverlust des Auges).
Wirksamkeit bei Tinnitus
Schließlich wurde im Jahr 2011 in einer Übersichtsarbeit der aktuelle
Wissensstand zur Wirkung von Ginkgo-biloba-Extrakt bei der Behandlung von
Tinnitus zusammengefasst (14). Für die Behandlung des Tinnitus mit
Ginkgo wurden in dieser Übersichtsarbeit überwiegend positive Ergebnisse
dokumentiert. Aus mehreren Studien liegen Hinweise für die
Wirksamkeit eines standardisierten Ginkgo-biloba-Extrakts (EGb 761, Tebonin®)
bei der Behandlung von Tinnitus vor.
Sicherheit und Verträglichkeit von Ginkgo-biloba-Extrakten
Ginkgo-Extrakte scheinen sicher zu sein. Hinweise für
auffällige Nebenwirkungen im Vergleich zu Placebo haben sich nicht bestätigt.
Bei der regelmäßigen Anwendung von Ginkgo biloba kann es zu verschiedenen, nur
gering ausgeprägten, Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden, Kopfschmerzen,
Schwindel, Verstopfung, spürbarer Herzschlag und allergischen Hautreaktionen
kommen.
In der
Vergangenheit wurden wiederholt Einzelfälle von postoperativen Blutungen in
Verbindung mit der Einnahme von Ginkgo beschrieben. Eine weitere Untersuchung
bezog sich daher auf das mögliche Blutungsrisiko unter Behandlung mit Ginkgo
biloba (10). In dieser Untersuchung fanden sich keine Hinweise für eine
signifikante Wirkung auf die Thrombozytenaggregation, die
Fibrinogenkonzentration oder andere Gerinnungsparameter (aPTT und PT).
Allerdings sei bei der Hochdosis-Ginkgo-Therapie Vorsicht geboten: Hier zeigte
sich eine statistisch signifikante Verringerung der aPTT bei Patienten mit
einer Tagesdosis von 240 mg Ginkgo-Extrakt oder mehr. Anzumerken bleibt, dass
diese Veränderungen von den Autoren als klinisch nicht relevant eingeordnet
wurden (10).
Die gleichzeitige Anwendung von
Tamoxifen zur Therapie des Brustkrebses und Ginkgo biloba ist möglich. In einer
Untersuchung konnten keine Wechselwirkungen zwischen beiden Behandlungen
festgestellt werden (17).
Die Daten zur
Verträglichkeit zusammenfassend, kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine
Hochdosis-Therapie mit Ginkgo-Extrakten das Risiko von Blutungen, vor allem
postoperativ, erhöht. Auch Wechselwirkungen mit Antikoagulanzien / Thrombozytenaggregationshemmern
können nicht sicher ausgeschlossen werden.
Als allgemeine
Vorsichtsmaßnahme wird daher empfohlen, Ginkgo zwei Wochen vor einer geplanten
Operation abzusetzen.
Fazit
Einzelne kognitive Funktionen lassen sich durch eine Behandlung mit Ginkgo
günstig beeinflussen. Es fehlen aber weiterhin überzeugende
Belege für die Wirksamkeit von Ginkgo biloba bei einer Demenz. Auch Patienten
mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit scheinen nicht wesentlich von
einer Ginkgo-Behandlung zu profitieren. Aufgrund eines unzureichenden
Wirksamkeits-Nachweises kann Ginkgo auch nicht für die altersbedingte Makuladegeneration
oder nach einem Schlaganfall empfohlen werden. Etwas günstiger stellt sich
hingegen die Datenlage zur Behandlung von Tinnitus mit dem
Ginkgo-biloba-Extrakt EGb 761 dar. Sofern sich die ersten positiven Daten zur
Wirksamkeit bestätigen lassen, kann der Ginkgo-Extrakt als eine wirksame
Behandlungsoption bei Tinnitus angesehen werden.
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