Wirkt Chrom beim Diabetes mellitus?
Hintergrund
Chrom ist ein essentielles Spurenelement mit einer Vielzahl von
Wirkungen im Körper. Insbesondere für den Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel
hat Chrom eine wichtige Bedeutung. Es gilt als belegt, dass ein Mangel an Chrom
zu einer Insulin-Resistenz und einem Diabetes führen kann. Ein
ernährungsbedingter Chrommangel gilt in Deutschland allerdings als sehr
unwahrscheinlich.
Ob dem Spurenelement Chrom ein besonderer Stellenwert bei der Behandlungdes Diabetes mellitus zukommt, ist nach wie vor umstritten.
Studien zur Wirksamkeit
In einer Metaanalyse wurden 41 Studien zu dieser Fragestellung bewertet
(1). Dabei wurde die Wirkung verschiedener Chrom-Formulierungen in Dosierungen
von 200 bis 1000 µg täglich über einen Zeitraum von 2 bis 26 Wochen untersucht.
Ergebnisse: Chrom-Picolinat
verminderte z.B. den HbA1c-Spiegel um durchschnittlich 0,6 Prozent
und den Nüchtern-Blutzuckerspiegel um im Mittel 1 mmol/L. Von den Autoren
dieser Metaanalyse wurde kritisch angemerkt, dass mehr als die Hälfte der
begutachteten Studien methodisch eine schlechte Qualität aufwiesen. Zudem war
die Chromversorgung über die Ernährung, die entscheidenden Einfluss auf das
Therapieergebnis haben kann, bei den Studienteilnehmern sehr unterschiedlich
gewesen.
In einer weiteren, großen Studie an 447 Patienten wurden täglich 600 µg
Chrom gemeinsam mit 2 mg Biotin verabreicht (2). Für Biotin ist aus tierexperimentellen
Studien bekannt, dass es die Chromaufnahme im Darm verbessert. In dieser Studie
an Diabetes-Patienten konnte nach einer Behandlungsdauer von 3 Monaten eine
signifikante Abnahme des HbA1c-Spiegels von 8,60 auf 8,06 Prozent (p=0,03) dokumentiert
werden. Bemerkenswert war die deutliche Abnahme des HbA1c in einer
Subgruppe von Patienten mit sehr hohen Ausgangswerten für das HbA1c
(> 10 Prozent). Bei diesen Patienten reduzierte die Chrom-Gabe das HbA1c
um 1,76 Prozent (2).
Eine im Jahr 2010 erschienene Übersichtsarbeit (3) kommt hingegen zu dem
Schluss, dass eine Chrom-Supplementation zur Verbesserung der
Glukosestoffwechsellage nur bei Patienten mit einem nachgewiesenen Chrommangel
begründet sei. Die Studienlage zur Wirksamkeit von Chrom beim Diabetes sei nicht
einheitlich. Es gäbe neben positiven Studienergebnissen auch Studien, die keine
Wirkung einer Chromgabe beim Diabetes zeigten. Trotz einer nicht einheitlichen
Datenlage wiesen die Autoren darauf hin, dass möglicherweise Patienten mit einem
Typ-2-Diabetes und deutlich erhöhten Nüchtern-Blutzucker- und HbA1c-Spiegeln
von einer Chrom-Supplementation profitieren könnten.
Fazit
Auf Basis der bisherigen Untersuchungen sei eine allgemeine Empfehlung für eine Chrom-Supplementation beim Diabetes mellitus nicht gerechtfertigt. Bei Diabetes-Patienten mit einem ernährungsbedingten Chrom-Mangel erhält die Chrom-Supplementation jedoch einen wichtigen Stellenwert. Als ergänzende Behandlung zur medikamentösen Therapie könnte Chrom in diesen Fällen die Stoffwechselsituation bei einzelnen Diabetes-Patienten verbessern.
Literatur:
1. Nahas R,
Moher M. Complementary and alternative medicine for the treatment of type 2
diabetes.
Can Fam Physician. 2009 Jun;55(6):591-6.
Can Fam Physician. 2009 Jun;55(6):591-6.
2. Albarracin
CA, Fuqua BC, Evans JL, Goldfine ID. Chromium picolinate and biotin combination
improves glucose metabolism in treated, uncontrolled overweight to obese
patients with type 2 diabetes.
Diabetes Metab Res Rev. 2008 Jan-Feb;24(1):41-51.
3. Wang ZQ,
Cefalu WT. Current concepts about chromium supplementation in type 2 diabetes
and insulin resistance.
Curr Diab Rep. 2010 Apr;10(2):145-51. Review.
Curr Diab Rep. 2010 Apr;10(2):145-51. Review.
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