Glucosamin zur Behandlung der Kniegelenksarthrose - wirksam oder unwirksam?

 

Verhindert Glucosamin den Knorpelabbau?

Wirkt Glucosamin bei Gelenkschmerzen?



Hintergrund

Glucosamin ist eine körpereigene Substanz und ein normaler Bestandteil des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit. Chemisch gesehen ist Glucosamin ein Aminozucker, der für die pharmazeutische Industrie aus Chitin gewonnen wird.

Angewendet wird Glucosamin insbesondere zur Linderung von Symptomen leichter bis mittelschwerer Arthrose des Kniegelenks.

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Studien zur Wirksamkeit von Glucosamin

Eine Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit von Glucosamin aus dem Jahre 2009 analysierte die Ergebnisse von insgesamt 45 Studien zur Behandlung der Kniegelenksarthrose (1). Diese sehr umfassende und detaillierte Analyse bescheinigt Glucosamin nur eine mäßige Wirkung auf den Schmerz und die Kniegelenksfunktion. Die Gelenkspaltverschmälerung als Zeichen einer fortschreitenden Gelenkzerstörung konnte durch die Behandlung mit Glucosaminsulfat (Therapiedauer mind. 12 Monate) reduziert werden. Das Ausmaß der Minderung der Gelenkspaltverschmälerung wird als eher gering bewertet, so dass die klinische Relevanz dieses Befundes fraglich bleibt.

In diesem systematischen Review wird darauf hingewiesen, dass ein Unterschied zwischen Glucosaminsulfat und Glucosaminhydrochlorid (HCL) in der Wirksamkeit zu bestehen scheint (1).

Ein weiterer Parameter, der über die Langzeitwirkung von Glucosamin Auskunft gibt, ist die Rate an Kniegelenksoperationen (Arthroplastie), die in der Regel als minimal-invasive arthroskopische Eingriffe durchgeführt werden. Hier zeigte sich, dass nur unter Glucosaminsulfat, nicht jedoch unter Glucosamin-HCL, sowohl die Gelenkspaltverschmälerung gebremst, als auch die Häufigkeit von Kniegelenkseingriffen in den Folgejahren im Vergleich zu Placebo signifikant reduziert werden konnte.

In einer großangelegten Studie (1583 Patienten, 6 Monate Therapiedauer) unter täglich 1500 mg Glucosamin-HCL zeigte sich keine bessere Wirkung auf die Schmerzsymptomatik als unter Placebo (GAIT-Studie) (2, 3). Auch in der Follow-up-Studie über 24 Monate mit 662 Patienten war Glucosamin-HCL Placebo nicht überlegen bezogen auf den Schmerz und die Kniegelenksfunktion (WOMAC-Score) (4). Anzumerken bleibt, dass auch das NSAR Celecoxib in dieser Untersuchung keinen signifikant besseren Effekt als Placebo aufwies. Das Fortschreiten der Arthrose (Gelenkspaltverschmälerung) konnte nach 24 Monaten Behandlung mit Glucosamin-HCL im Vergleich zu Placebo nicht gebremst werden (4).

Obwohl nur Glucosaminsulfat eine positive Wirkung auf den Erhalt der Gelenkstruktur zu haben scheint, sollte darauf hingewiesen werden, dass die Verbesserung der Gelenkfunktion nur gering ausgeprägt war, so dass die klinische Relevanz dieser Veränderung derzeit nicht abschießend bewertet werden kann.

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Dosierung

Das in Deutschland als Arzneimittel zugelassene Dona® 750/1500 mg enthält als Wirkstoff Glucosaminsulfat. Als wirksame Tagesdosis werden 1500 mg Glucosaminsulfat angesehen.

Zum Wirkmechanismus liegen plausible Daten vor. In einer tierexperimentellen Untersuchung (6) konnte der Nachweis erbracht werden, dass Glucosamin verschiedene Biomarker des Gelenkknorpelabbaus hemmt und Marker für die Neusynthese von Kollagen stimuliert.

Auch Daten zur Bioverfügbarkeit von Glucosamin nach oraler Aufnahme liegen vor (7, 8). Das heißt, der Wirkstoff wird in ausreichender Menge aus dem Darm resorbiert. Möglicherweise ist die in Studien dokumentierte geringere Wirksamkeit von Glucosamin-HCl im Vergleich zu Glucosaminsulfat durch eine geringere Bioverfügbarkeit im Gelenk zu erklären (8).

In einer weiteren Literaturübersicht im Deutschen Ärzteblatt (2011) wurden die Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre zusammengetragen. Dabei kamen die Autoren zu keiner wesentlich anderen Einschätzung zur Wirksamkeit von Glucosamin bei Knorpelschäden als in vorausgehenden Metaanalysen (9):

Glucosamin, ein Bestandteil der Knorpelmatrix, wirkt oral gering antiphlogistisch. Unabhängige, Placebo-kontrollierte Studien fanden keine, andere Studien symptomatische Effekte. Zwei randomisierte, kontrollierte Studien wiesen eine geringe, signifikante Verringerung der Gelenkspaltverschmälerung am Knie-, aber nicht am Hüftgelenk nach. Die GAIT-Multicenter-Studie fand weder eine Verringerung der Gelenkspaltverschmälerung noch eine klinische Verbesserung der Schmerzen und Gelenkfunktion nach zwei Jahren bei Gonarthrose (9).“

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Sicherheit und Verträglichkeit

Die bei der Behandlung mit Glucosamin am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen sind Übelkeit, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Verstopfung und Durchfall. Insgesamt gilt Glucosamin als gut verträglich.

Bei Patienten, die gleichzeitig Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung einnehmen (Cumarin-Antikoagulantien), sollte die Blutgerinnung überwacht werden.


Diskussion

In kürzlich publizierten Übersichtsarbeiten wurde die Wirksamkeit von Glucosamin bei der Gelenkarthrose zunehmend infrage gestellt (10, 11, 12). Es wurde angemerkt, dass die derzeit empfohlene Tagesdosierung (1500 mg) in vielen Fällen nicht zu wirksamen Gewebespiegeln führt (11). Auch gibt es immer wieder Hinweise, dass nicht alle Glucosamin-Formulierungen gleich wirksam sind. Bisherige Studienergebnisse sprechen für einen günstigeren Effekt von Glucosamin-Sulfat im Vergleich zum Glucosamin-Hydrochlorid. Darüber hinaus scheint nicht für alle Nahrungsergänzungsmittel eine gleichbleibend hohe Qualität gewährleistet.


Fazit

Auf Basis der bisherigen Datenlage kann Glucosamin als Glucosaminsulfat zur Behandlung der Kniegelenksarthrose nur mit Einschränkung empfohlen werden. Voraussetzung ist eine Tagesdosis von mindestens 1500 mg über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten. Eine Abnahme der Schmerzsymptomatik und eine Verbesserung der Gelenkfunktion sind möglich. Das Fortschreiten der Arthrose kann durch die Behandlung mit Glucosaminsulfat wahrscheinlich nur geringfügig gebremst werden.

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Literatur:


1. Black C, Clar C, Henderson R, et al. The clinical effectiveness of glucosamine and chondroitin supplements in slowing or arresting progression of osteoarthritis of the knee: a systematic review and economic evaluation. Health Technol Assess. 2009 Nov;13(52):1-148. Review.

2. Clegg DO, Reda DJ, Harris CL, et al. Glucosamine, chondroitin sulfate, and the two in combination for painful knee osteoarthritis.N Engl J Med. 2006 Feb 23;354(8):795-808.

3. The NIH Glucosamine/Chondroitin Arthritis Intervention Trial (GAIT). National Center for Complimentary and Alternative Medicine. J Pain Palliat Care Pharmacother. 2008;22(1):39-43.

4. Sawitzke AD, Shi H, Finco MF, et al. The effect of glucosamine and/or chondroitin sulfate on the progression of knee osteoarthritis: a report from the glucosamine/chondroitin arthritis intervention trial. Arthritis Rheum. 2008 Oct;58(10):3183-91.

5. Sawitzke AD, Shi H, Finco MF, et al. Clinical efficacy and safety of glucosamine, chondroitin sulphate, their combination, celecoxib or placebo taken to treat osteoarthritis of the knee: 2-year results from GAIT. Ann Rheum Dis.; 2010 Aug;69(8):1459-64.

6. Naito K, Watari T, Furuhata A, et al. Evaluation of the effect of glucosamine on an experimental rat osteoarthritis model. Life Sci. 2010 Mar 27;86(13-14):538-43.

7. Jackson CG, Plaas AH, Sandy JD, et al. The human pharmacokinetics of oral ingestion of glucosamine and chondroitin sulfate taken separately or in combination. Osteoarthritis Cartilage. 2010 Mar;18(3):297-302.

8. Meulyzer M, Vachon P, Beaudry F, et al. Comparison of pharmacokinetics of glucosamine and synovial fluid levels following administration of glucosamine sulphate or glucosamine hydrochloride. Osteoarthritis Cartilage. 2008 Sep;16(9):973-9.

9. Madry H, Grün UW, Knutsen G: Cartilage repair and joint preservation: medical and surgical treatment options. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(40): 669–77.

10. Sherman AL, Ojeda-Correal G, Mena J. Use of glucosamine and chondroitin in persons with osteoarthritis. PM R. 2012 May;4(5 Suppl):S110-6.

11. Henrotin Y, Mobasheri A, Marty M. Is there any scientific evidence for the use of glucosamine in the management of human osteoarthritis? Arthritis Res Ther. 2012 Jan 30;14(1):201.

12. Miller KL, Clegg DO. Glucosamine and chondroitin sulfate. Rheum Dis Clin North Am. 2011 Feb;37(1):103-18.


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