Thymian bei Husten, Erkältung und Bronchitis – Wirksam oder unwirksam?

 

Lindern Thymian-Zubereitungen die Beschwerden bei Erkältungskrankheiten mit Husten?

Wirkt Thymian krampflösend und auswurffördernd?


Welche weiteren Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?

  • Bei welchen Erkrankungen werden Thymian-Zubereitungen angewendet?
  • Sind Thymian-Präparate als Tropfen oder Saft zum Einnehmen wirksam?
  • Wie wirkt Thymian?
  • Ist die Wirksamkeit von Thymian bei Erkältungskrankheiten durch überzeugende Studiendaten belegt?
  • Welche Nebenwirkungen sind unter der Einnahme von Thymian-Extrakten möglich?


Hintergrund

Thymianpräparate werden hauptsächlich als Hustenmittel – wegen der auswurffördernden und krampflösenden Eigenschaften eingesetzt.

Der echte Thymian (Thymus vulgaris) ist ein bis 50 Zentimeter hoher und stark verästelter Strauch. Thymus vulgaris gehört mit weiteren weltweit ca. 220 Thymianarten zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Ursprünglich stammt der Echte Thymian aus dem westlichen europäischen Mittelmeerraum, wird aber heute auch in Deutschland angebaut. Für medizinische Zwecke werden die Blüten und Blätter vor allem des Echten Thymians verwandt.
Echter Thymian wurde 2006 zur Arzneipflanze des Jahres gewählt (9).


Anwendungsgebiete

Thymianzubereitungen werden insbesondere bei Bronchitis, Erkältungskrankheiten und bei Reizhusten angewandt.

In der Volksheilkunde findet Thymian auch bei Entzündungen im Mundbereich und Magen-Darm-Beschwerden (Völlegefühl, Blähungen) Anwendung.

Als Arzneimittel besitzen Thymiankraut-Extrakte zum einen eine Zulassung zur Besserung der Beschwerden bei Erkältungskrankheiten und zum anderen das Anwendungsgebiet: „Besserung der Beschwerden bei akuten entzündlichen Bronchialerkrankungen und akuten Entzündungen der Atemwege mit der Begleiterscheinung Husten mit zähflüssigem Schleim“.

Thymian wird als Arzneimittel in Form von Kapseln, Tropfen, Säften oder Pastillen angeboten (u.a. Soledum® Hustentropfen, Bronchipret® Thymian Pastillen, Thymian-ratiopharm® Hustensaft). Die weitverbreitetste Anwendung ist jedoch die Zubereitung als Hustentee gegen Erkältungskrankheiten.

Zudem ist ist Thymian in Arzneimitteln häufig Bestandteil von Kombinationspräparaten (z.B.: Bronchipret®, Bronchicum® Kapseln).

Äußerlich wird Thymian zur Durchblutungsförderung und aufgrund der antibakteriellen Eigenschaften auch als Mittel zum Gurgeln bei Entzündungen in Mund und Rachen verabreicht.



Wirkmechanismus

Extrakte aus Thymiankraut lindern den Hustenreiz und beschleunigen den Abtransport des Schleims. Thymian wirkt krampflösend, auswurffördernd, entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral (4).
Die Hauptinhaltsstoffe des Thymians sind ätherische Öle, Gerbstoffe und Flavonoide.

Das ätherische Öl des Thymians mit der Hauptkomponente Thymol besitzt eine antimikrobielle Wirkung gegen häufige Erreger von Atemwegsinfektionen. In-vitro-Untersuchungen mit den ätherischen Ölen des Thymians weisen auf antimikrobielle Wirkungen gegen ein breites Spektrum von grampositiven und gramnegativen Bakterien, Hefen und Pilzen hin. Ob diese In-vitro-Untersuchungen auf den Menschen zu übertragen sind, ist derzeit noch umstritten.

Neben den ätherischen Ölen (Thymol, Carvacrol) sind wahrscheinlich auch Gerbstoffe, Flavonoide und Triterpene wirksam. Sie wirken krampflösend auf die Bronchien und fördern den Hustenauswurf. Außerdem gibt es Hinweise für eine entzündungshemmende Wirkung (8). Wie In-vitro-Experimente zeigen, können die Wirkstoffe des Thymians zu den Cyclooxygenase-Inhibitoren gezählt werden. Sie sind zudem in der Lage, freie Radikale abzufangen (6).

Es liegen erste Hinweise vor, dass ätherische Öle wie das Thymol gleichzeitig angewendet mit Antibiotika einen synergistischen Effekt auf bakterielle Infektionen haben können (11).

Die Bioverfügbarkeit der wahrscheinlich wirksamen ätherischen Öle aus Thymian gilt als nachgewiesen (5).


Wirkung von Thymian bei Bronchitis

Durch die Ausscheidung der Wirkstoffe über die Alveolen der Lunge erfolgt eine konzentrierte Wirkung am Erkrankungsort. Hier kommt dann besonders die antimikrobielle Wirkung des Thymols zum Tragen.


Wirkung von Thymian bei Husten

Durch das Lutschen von zum Beispiel Thymian-Pastillen wird reflektorisch eine vermehrte Speichelsekretion und ein häufigerer Schluckreflex ausgelöst, so dass sich ein anbahnender Hustenstoß leichter willkürlich unterdrücken lässt (4).

Krampfartige Hustenanfälle werden somit abgemildert. Die auswurffördernde Wirkung von Thymiankraut beruht vermutlich auf einer Aktivierung der Flimmertätigkeit des Bronchialepithels (4). Die hustenstillende Wirkung von Thymian-Zubereitungen wird wahrscheinlich über den Geruchssinn vermittelt. Darauf deutet die Abnahme von Husten nach Applikation von Thymol über die Nase hin (12).



Studien zur Wirksamkeit

Trotz häufiger Anwendung von Thymian-Zubereitungen bei Husten und Bronchitis ist die Datenlage zur Wirksamkeit sehr lückenhaft. Zu Thymian als Mono-Therapeutikum liegen keine kontrollierten klinischen Studien vor.
Zur Anwendung von Thymian als Teil einer Kombinationstherapie liegen hingegen einige wenige kontrollierte Studien vor, insbesondere zur Anwendung bei der akuten Bronchitis.

In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit dem Arzneimittel Bronchicum®-Tropfen konnte die Wirksamkeit dieses Präparates im Vergleich zu Placebo bei 150 Patienten mit akuter Bronchitis nachgewiesen werden (Dosierung: 5x tgl. 30 Trp. = 5 ml). Die Kombination aus Thymianfluidextrakt und Primelwurzeltinktur war in dieser Studie in allen geprüften Bronchitis-Parametern (Husten, Sputum, Rasselgeräusch, Brustschmerz beim Husten, Dyspnoe) der Placebo-Behandlung signifikant überlegen (3).

In einer weiteren Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie wurde die Wirksamkeit von Thymian-Extrakt in Kombination mit einem Efeublätter-Extrakt (Bronchipret® Saft, 3x tgl. 5,4 ml) bei 361 Patienten mit einer akuten Bronchitis und Husten untersucht (2). Im Ergebnis zeigte sich, dass die Thymian-Kombination nach 7 bis 9 Tagen Behandlung zu einer Abnahme des Hustens um 68,7 Prozent verglichen mit einer Verminderung um 47,6 Prozent unter Placebo führte. Auch konnte eine Besserung der Beschwerden um die Hälfte im Vergleich zum Ausgangsbefund gut zwei Tage früher unter der Thymian-Kombination als unter der Placebogabe beobachtet werden. Fazit: Die Rückbildung des Symptoms Husten war den Ergebnissen zufolge unter der Thymian-Kombination nicht nur stärker ausgeprägt, sondern auch schneller als unter der Placebo-Einnahme (2).

Von der gleichen Arbeitsgruppe (Kemmerich und Mitarbeiter) wurde in einer weiteren Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie die Wirksamkeit von Thymian-Extrakt in Kombination mit einem Primelwurzeln-Extrakt (Bronchipret® TP) bei 361 Patienten mit einer akuten Bronchitis und Husten untersucht (7). Im Ergebnis zeigte sich wiederum, dass die Thymian-Kombination nach 7 bis 9 Tagen Behandlung zu einer stärkeren Abnahme des Hustens (67,1 % vs. 51,3 %) als die Placebo-Gabe führte. Auch berichteten die Patienten im Durchschnitt über eine um etwa zwei Tage früher eintretende Rückbildung des Symptoms Husten (7).

Eine nicht-verblindete Untersuchung bestätigte in einem großen Kollektiv von 1234 Patienten die Verträglichkeit von Thymian-Fluidextrakt (Bronchipret®-Saft) auch in der Altersgruppe von 2- bis 17-jährigen Kindern und Jugendlichen mit einer akuten Bronchitis (1).


Dosierung

Je nach Art der Zubereitungsform und Droge-Extrakt-Verhältnis unterscheiden sich die empfohlenen Tagesdosen von Thymian deutlich: Für Thymianfluid-Extrakte (1: 2 - 2,5) werden als eine wirksame Dosierung die tägliche Gabe von etwa 2,12 g Thymianfluidextrakt verteilt auf mindestens 3 Einzelgaben genannt. In der E-Monographie Thymus vulgaris werden hingegen 1-3 mal täglich 1-2 g Fluidextrakt genannt.

Bei Arzneimittel, die Thymiankraut-Trockenextrakt enthalten, wird eine tägliche Aufnahme von 378 mg bis 672 mg empfohlen (4).


Verträglichkeit

Allgemein wurde die Verträglichkeit von Thymian in klinischen Studien als gut bewertet. Gelegentlich kann es unter der inneren Anwendung von Thymian-Zubereitungen zu Magen-Darm-Beschwerden wie Krämpfen, Übelkeit oder Erbrechen kommen (10).
Sehr selten können als Nebenwirkungen Überempfindlichkeitsreaktionen wie z.B. Luftnot, Hautausschläge oder Nesselsucht auftreten.


Fazit

Thymian-Zubereitungen werden insbesondere zur Behandlung der akuten Bronchitis mit begleitendem Husten und bei Erkältungskrankheiten angewandt.

Es liegen nur wenige kontrollierte Untersuchungen zur Wirksamkeit von Thymian-Zubereitungen als Tropfen oder Saft bei Patienten mit akuter Bronchitis und produktivem Husten vor. Wesentliches Ergebnis ist eine Verkürzung und Verminderung der Stärke des Hustens im Vergleich zur Placebogabe.

Vermutlich hilfreich, jedoch ebenfalls nicht ausreichend evidenzbasiert ist die Inhalation ätherischer Öle aus Thymian oder Efeu bei Patienten mit akuter Bronchitis oder Erkältungskrankheiten.

Die bisher veröffentlichten Daten zusammenfassend, lindern Thymian-Zubereitungen wirksam den mit einer akuten Entzündung der Atemwege einhergehenden Husten.



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Literatur


1. Marzian O. Treatment of acute bronchitis in children and adolescents. Non-interventional postmarketing surveillance study confirms the benefit and safety of a syrup made of extracts from thyme and ivy leaves. MMW Fortschr Med. 2007 Jun 28;149(27-28 Suppl):69-74.

2. Kemmerich B, Eberhardt R, Stammer H. Efficacy and tolerability of a fluid extract combination of thyme herb and ivy leaves and matched placebo in adults suffering from acute bronchitis with productive cough. A prospective, double-blind, placebo-controlled clinical trial. Arzneimittelforschung. 2006;56(9):652-60.

3. Gruenwald J, Graubaum HJ, Busch R. Efficacy and tolerability of a fixed combination of thyme and primrose root in patients with acute bronchitis. A double-blind, randomized, placebo-controlled clinical trial. Arzneimittelforschung. 2005;55(11):669-76.

4. Fachinformation: Bronchipret® Thymian Pastillen, Stand 2012

5. Kohlert C, Schindler G, März RW, Abel G, Brinkhaus B, Derendorf H, Gräfe EU, Veit M. Systemic availability and pharmacokinetics of thymol in humans. J Clin Pharmacol. 2002 Jul;42(7):731-7.

6. Hotta M, Nakata R, Katsukawa M, Hori K, Takahashi S, Inoue H. Carvacrol, a component of thyme oil, activates PPARalpha and gamma and suppresses COX-2 expression. J Lipid Res. 2010 Jan;51(1):132-9.

7. Kemmerich B. Evaluation of efficacy and tolerability of a fixed combination of dry extracts of thyme herb and primrose root in adults suffering from acute bronchitis with productive cough. A prospective, double-blind, placebo-controlled multicentre clinical trial. Arzneimittelforschung. 2007;57(9):607-15.

8. Fachini-Queiroz FC, Kummer R. et al. Effects of Thymol and Carvacrol, Constituents of Thymus vulgaris L. Essential Oil, on the Inflammatory Response. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, Volume 2012, Article ID 657026.

9. Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 1/2006, Der Würzburger Studienkreis "Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" hat den Echten Thymian (Thymus vulgaris) zur Arzneipflanze des Jahres 2006 gekürt.

10. Fachinformation Soledum® Hustensaft, Stand April 2012

11. Langeveld WT, Veldhuizen EJ, Burt SA. Synergy between essential oil components and antibiotics: a review. Crit Rev Microbiol. 2013 Feb 28. [Epub ahead of print]

12. Gavliakova S, Biringerova Z, Buday T, Brozmanova M, Calkovsky V, Poliacek I, Plevkova J. Antitussive effects of nasal thymol challenges in healthy volunteers. Respir Physiol Neurobiol. 2013 Jun 1;187(1):104-7.