Ist Curcumin zur unterstützenden Behandlung in der Krebstherapie geeignet?
Welche Krebserkrankungen sprechen auf eine Behandlung mit Curcumin an?
Wirkungen von Curcumin bei Tumorerkrankungen
Verschiedene Übersichtsarbeiten bestätigen das
therapeutische Potenzial von Curcumin zur Behandlung von Krebserkrankungen (1, 4).
Auch zur Prävention von Tumorerkrankungen liegen vielversprechende
Studienergebnisse vor (13).
Hautkrebs
In-vitro-Untersuchungen belegen eine Wachstumshemmung
von Curcumin auf Melanom-Zellen. Curcumin hemmt nicht nur dosisabhängig bei
drei verschienden Tumor-Zelllinien das Wachstum, sondern induziert gleichzeitig deren Zelltod (11).
Hirntumor
Möglicherweise wirkt Curcumin bei der Behandlung
des Medulloblastoms, ein Hirntumor im Kindesalter, der bisher nur unzureichend
auf die konventionelle Chemotherapie anspricht. Die Ergebnisse von
In-vitro-Untersuchungen scheinen vielversprechend (7). Die aktuelle Forschung
konzentriert sich darauf Responder anhand von Biomarkern zu identifizieren,
denn nicht alle Medulloblastome sprechen gleichermaßen auf die Behandlung mit
Curcumin an. Curcumin überwindet gut die Bluthirnschranke und wirkt spezifisch
auf die Tumorzellen und hat daher nur geringe Nebenwirkungen. Derzeit laufen
die ersten klinischen Studien zum Wirksamkeitsnachweis bei Kindern.
Kolonkarzinom
Die zusätzliche Gabe von Curcumin zur
Standard-Chemotherapie mit 5-Fluorouracil in der Behandlung des
chemoresistenten Kolonkarzinoms könnte das Therapieergebnis verbessern, darauf
deuten Ergebnisse von In-vitro-Untersuchungen hin (14).
Mammakarzinom, Prostatakarzinom:
Verminderung der
Metastasierung durch Curcumin
Weitere In-vitro-Untersuchungen belegen, dass
Curcumin die Metastasen-Bildung bei Prostata- und Brustkrebs hemmen kann.
Das Prostatakarzinom zählt wie auch das
Mammakarzinom zu den Tumorarten, die mit einer Entzündungsreaktion assoziiert
sind. Studiendaten dokumentieren, dass Curcumin die Synthese bestimmter
Entzündungsmediatoren gezielt hemmt. In Versuchen an Mäusen mit Prostata- und
Mammakarzinomen führte Curcumin über diesen Effekt zu einer verminderten
Bildung von Metastasen (10).
Neuere In-vivo-Untersuchungen attestieren dem
Curcumin einen positiven Effekt sowohl in der Frühphase als auch im fortgeschrittenen
Stadium der Karzinogenese beim Mammakarzinom. Die Untersuchungen belegen, dass
Curcumin das Wachstum von Brustkrebs-Zelllinien dosisabhängig hemmt (15).
Resistenzminderung durch Curcumin
Möglicherweise erhält Curcumin einen besonderen
Stellenwert zur unterstützenden Behandlung bei der Chemotherapie von
Tumorerkrankungen. Studien zufolge vermindert Curcumin die Resistenz
verschiedener Krebszellen (u.a. Mammakarzinom) und macht sie damit
empfindlicher für eine Behandlung, z.B. mit dem Chemotherapeutikum Cisplatin.
In Tests war Curcumin nicht nur in der Lage, resistente Tumorzellen zu
reaktivieren, sondern auch den Verbrauch an Cisplatin bei normal empfindlichen
Tumorzellen deutlich zu vermindern. Als Kombinationspartner für
Chemotherapeutika könnte Curcumin nicht nur die Ansprechrate verbessern,
sondern möglicherweise auch die Nebenwirkungshäufigkeit vermindern.
Curcumin zur Verninderung der Nebenwirkungsrate einer Krebstherapie
Eine
Untersuchung mit einer gut bioverfügbaren Formulierung von Curcumin (Meriva®)
erbrachte erste Hinweise, dass Curcumin die Nebenwirkungsrate einer
Chemotherapie bzw. einer Strahlentherapie bei der Behandlung von
Krebserkrankungen vermindert (16).
Auch
Patientinnen, die zur Behandlung von Brustkrebs eine Strahlentherapie erhalten,
profitieren möglicherweise von einer gleichzeitigen Einnahme von Curcumin. Die
dreimal tägliche Gabe von zusammen 6 g Curcumin reduziert einer
Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie zufolge den Schweregrad einer
Strahlendermatitis signifikant im Vergleich zur Placebo-Einnahme (17).
Curcumin zur adjuvanten Chemotherapie
In Ergänzung zur konventionellen Chemotherapie mit
Gemcitabin wurde Curcumin in einer Dosierung von bis zu 8 g täglich untersucht.
Bei einem Teil der Krebs-Patienten musste die Curcumin-Behandlung aufgrund von
Nebenwirkungen in Form von Darmproblemen vorzeitig beendet bzw. die Dosis
deutlich reduziert werden. Die eher mäßige Ansprechrate wurde von den Autoren
auf die geringe systemische Verfügbarkeit von oral angewendetem Curcumin
zurückgeführt (3).
Eine weitere Forschergruppe wendete bei 21
Patienten mit einem Pankreaskarzinom ebenfalls eine tägliche Dosis von 8 g
Curcumin an. Kein Patient in dieser Untersuchung beendete die Studie aufgrund
einer Unverträglichkeit vorzeitig. Unter dieser Dosierung wurden messbare
Plasma-Curcumin-Spiegel nachgewiesen (6).
Eine französische Arbeitsgruppe hat in einer
Dosis-Eskalationsstudie geprüft, welche maximale Dosis von Curcumin zusätzlich
zur Chemotherapie mit Docetaxes von Patientinnen mit Brustkrebs vertragen wird.
Die maximal tolerable Dosis von Curcumin zusammen mit Docetaxes wurde mit 8 g
pro Tag ermittelt. Bei dieser Dosis zeigte ein wesentlicher Teil der
Patientinnen toxische Nebenwirkungen. Die Autoren der Studie empfehlen daher eine
maximale Dosis von 6 g Curcumin täglich über 7 Tage in Kombination mit Docetaxes
zur Behandlung des Mammakarzinoms (9).
Tumorprävention
Darmkrebs
Die schlechte orale Bioverfügbarkeit von Curcumin
führte zu der Annahme, dass Darmerkrankungen, insbesondere Tumorerkrankungen im
Dickdarm von dem im Darm verbleibenden Curcumin profitieren könnten.
Untersuchungen zur Prävention einer kolorektalen Neoplasie mit Curcumin
bestätigten dann auch eine verminderte Bildung von Präkanzerosen
(Tumorvorstufen) unter der täglichen Einnahme von 4 g Curcumin. Diese Wirkung
sei nach Einschätzung der Forscher aber im Wesentlichen durch die systemische
Wirkung nach Resorption von Curcumin und nicht durch den lokalen Effekt bedingt
(2).
Behandlung von Darmpolypen mit Curcumin
Bei der familiären adenomatösen Polyposis bildet
sich im Dickdarm eine große Zahl von Polypen. Es besteht ein hohes Risiko für
die Entwicklung von Darmkrebs. In einer Studie wurde geprüft, ob die Einnahme
von Curcumin und Quercetin die Ausbildung dieser Polypen hemmen kann (12). Nach
einer Behandlung über 9 Monate zeigte sich eine Rückbildung der im
Verdauungstrakt verbliebenen Polypen um etwa 60 Prozent. Auch die Größe der
Wucherungen konnte mit Hilfe beider Wirkstoffe um die Hälfte verringert werden
(12). Im Gegensatz zu der konventionellen Therapie mit Zytostatika wurden bei
dieser Behandlung nur geringausgeprägte Nebenwirkungen beobachtet.
Verträglichkeit von Curcumin in der Krebstherapie
In einer Phase-I-Studie wurde an Tumor-Patienten die
Bioverfügbarkeit einer besonderen Curcumin-Formulierung (Theracurmin®) bei wiederholter Gabe unterschiedlicher
Dosierungen geprüft. Eine Dosierung von bis zu 400 mg Curcumin zusätzlich zu
einer Gemcitabin-basierten Chemotherapie wurde ohne unerwartete Nebenwirkungen
toleriert (18).
Bioverfügbarkeit von Curcumin
Eine Erklärung für die Tatsache, dass sich bisher
nur wenige der vielversprechenden In-vitro-Wirkungen von Curcumin in klinischen
Untersuchungen beim Menschen bestätigen ließen, kann in der geringen oralen Bioverfügbarkeit
von Curcumin begründet liegen. Bei Menschen fand man selbst nach der Einnahme
von 12 Gramm Curcumin in Kapselform nur geringe Mengen der Wirkstoffe im Blut.
Eine japanische Forschergruppe hat eine
Curcumin-Formulierung (Theracurmin®) mit hoher Bioverfügbarkeit
entwickelt. Erste pharmakokinetische Untersuchungen am Menschen konnten nach
Einnahme der auf einer Nanopartikel-Technologie basierenden Formulierung
27-fach höhere Plasmaspiegel nachweisen als nach Einnahme von konventionellem
Curcumin-Pulver (8). Eine weitere Untersuchung (5) bestätigt die
Dosisabhängigkeit der Blutspiegel, bei einer Anwendung von 150 bzw. 210 mg
Curcumin (als Theracurmin®). Als mögliche Nebenwirkung wurde über
einen leichtgradigen Durchfall berichtet.
Fazit
Aus den bisher vorliegenden klinischen
Studiendaten lassen sich keine gesicherten Aussagen zur Wirksamkeit von
Curcumin bei Krebserkrankungen ableiten. Es liegen vielversprechende Daten zur
Vorbeugung von Tumorerkrankungen durch die Anwendung von Curcumin vor. Krebs-Erkrankungen,
bei denen entzündliche Prozesse eine Rolle spielen, scheinen unabhängig von der
Anti-Tumor-Wirkung von Curcumin von einer Behandlung zu profitieren. Zahlreiche
tierexperimentelle und in-vitro Studien
geben Hinweise, dass Curcumin zukünftig zur adjuvanten Chemotherapie sinnvoll
eingesetzt werden könnte. Weitere klinische Untersuchungen sind notwendig, um
das therapeutische Potenzial von Curcumin bei Tumorerkrankungen besser
einschätzen zu können. Zu den Tumorerkrankungen, die möglicherweise von einer
ergänzenden Therapie mit Curcumin profitieren könnten, zählen das
Mammakarzinom, der Prostatakrebs, das Melanom und das Medulloblastom. Die
relativ schlechte orale Bioverfügbarkeit von Curcumin schränkt die klinische
Anwendung derzeit noch ein. Formulierungen mit erhöhter Bioverfügbarkeit werden
gegenwärtig auch bei
Krebserkrankungen geprüft.
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