Welche Erkrankungen sprechen auf eine Coenzym-Q10-Behandlung an?
Wirkt Coenzym Q10?
Hintergrund
Coenzym Q10 ist eine körpereigene Substanz. Sie wird zum Teil über die Nahrung aufgenommen, aber auch vom Körper selbst produziert.Als Bestandteil der Atmungskette ist Coenzym Q10 essenziell z.B. für die Energiebereitstellung in den Mitochondrien. Hohe Q10-Konzentrationen finden sich in Organen mit einem hohen Energiebedarf wie Herz, Leber oder Lunge.
Alternative Bezeichnungen für Coenzym Q10 sind: Vitamin Q10, CoQ10, Q10, Ubiquinon, Mitoquinone, Neuquinone.
Coenzym Q10 wird in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel angeboten und ist Bestandteil vieler Kosmetika.
Link: Das Wesentliche zusammengefasst – Coenzym Q10 kurz und bündig
Coenzym Q10 und seine Funktion im menschlichen Körper
Chemisch betrachtet, zählt das Coenzym Q10 zu den Ubichinonen (Ubichinon-10). Die Beteiligung des Q10 an der Energiegewinnung (Glykolyse) unterstreicht die zentrale Bedeutung für den Energiestoffwechsel. Unabhängig von dieser Funktion wirkt Coenzym Q10 als Antioxidans. Es kann freie Radikale neutralisieren und zählt zu den wichtigsten Antioxidantien im menschlichen Körper. Darüber hinaus ist Q10 essentiell für die Funktion von Zellmembranen. Der Körperbestand des Q10 wird auf etwa 0,5 bis 2 g geschätzt. Der Organismus produziert Coenzym Q10 in der Regel in ausreichender Menge. Die tägliche Nahrung liefert zudem täglich 5 bis 10 mg Coenzym Q10. In der Nahrung ist Q10 besonders reichhaltig in Fleisch, Fisch (Sardinen, Makrelen), Nüssen (z. B. Pistazien), Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Sesamsamen, Sonnenblumenkernen und Pflanzenölen enthalten.Bei welchen Erkrankungen wird Coenzym Q10 angewendet?
Als begleitende Therapiemaßnahme in Ergänzung zur Standardtherapie wird Coenzym Q10 u.a. bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Migräne, Morbus Parkinson, Diabetes mellitus, Fibromyalgie, Demenz, Chronischen Erschöpfungssyndrom, Atherosklerose und Koronarer Herzkrankheit angewendet.Gibt es einen Coenzym-Q10-Mangel beim Menschen?
Bei einigen Erkrankungen scheint es sekundär zu einem Coenzym-Q10-Mangel zu kommen, doch ein klares Mangelsyndrom ist nicht bekannt. Ein medikamentös bedingter Q10-Mangel kann sich infolge einer Behandlung mit Statinen (Wirkstoffe zur Senkung des Cholesterinspiegels im Blut) einstellen. Beispielsweise wurde über eine Erniedrigung von Q10-Spiegeln unter einer Behandlung mit Simvastatin und Lovastatin in der Literatur berichtet (9, 25, 37). Ein dauerhafter Q10-Mangel kommt selten vor. Er soll insbesondere bei Patienten mit Myopathien (Muskelerkrankungen) auftreten. In einzelnen Untersuchungen wurden niedrige Q10-Gewebespiegel bei Menschen mit Herzerkrankungen und Krebs beschrieben (42). Aufgrund dieser Befunde haben Forscher begonnen zu untersuchen, ob CoQ10 nützlich sein könnte bei der unterstützenden Behandlung von Krebs. Patienten mit Morbus Parkinson weisen einer Untersuchung zufolge auffällig häufiger einen Coenzym-Q10-Mangel auf (24). Während in einer Kontrollgruppe gleichen Alters etwa 8 bis 9 % eine unzureichende Q10-Versorgung aufwiesen, lag bei Parkinson-Patienten der Anteil mit einem Q10-Mangel bei 32 bis 36 %. Es liegen Hinweise vor, dass die Coenzym-Q10-Gewebespiegel mit zunehmendem Lebensalter absinken. Derzeit ist noch unklar, ob und wie sich der Coenzym Q10 Körperbestand ändert, wenn Menschen krank werden.Eine Untersuchung von Patienten auf einer Intensivstation bestätigt, dass ein CoQ10-Mangel wesentlich Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen kann. Kritisch kranke Patienten, insbesondere im höheren Lebensalter, wiesen signifikant geringere CoQ10-Spiegel auf als Kontrollpersonen (53).
Trotzdem bleibt weiterhin umstritten, ob eine Supplementierung überhaupt notwendig ist (42).
Dosierung von Coenzym Q10
Coenzym Q10 kommt in Dosierungen von 50 bis 400 mg zur Anwendung. In der Mehrzahl der Untersuchungen zur Wirksamkeit von Q10 wurde eine Dosierung zwischen 100 und 300 mg angewendet. Die noch als sicher geltende Obergrenze für die tägliche Aufnahme wird mit 1200 mg Q10 angegeben (42).Wirkmechanismus von Coenzym Q10
Als Antioxidans soll es die Schädlichkeit der reichlich in den Mitochondrien anfallenden Sauerstoffradikale begrenzen. Möglicherweise kommt dem Coenzym Q10 aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften auch eine besondere Rolle in der Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Morbus Huntington und Morbus Parkinson zu. Studien zufolge können Sauerstoffradikale für den Untergang von Hirnzellen zumindest mitverantwortlich gemacht werden. Oxidativer Stress spielt bei vielen degenerativen Erkrankungen eine wesentliche Rolle. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass die antioxidative Wirkung von Coenzym Q10 bei zahlreichen Erkrankungen unterstützend wirksam sein könnte. Für die Annahme, dass ein Coenzym-Q10-Mangel für viele der alterstypischen Ausfallerscheinungen verantwortlich sei, fehlen allerdings bisher wissenschaftliche Belege.Studien zur Wirksamkeit
Für die meisten beanspruchten Indikationen fehlen überzeugende Belege aus kontrollierten klinischen Studien zur Wirksamkeit einer Coenzym-Q10-Supplementation. Für einige Anwendungsgebiete liegen zumindest erste Hinweise für eine klinisch relevante Wirkung vor. Hierzu zählen insbesondere die blutdrucksenkende Wirkung von Coenzym Q10 und die positiven Effekte auf die diabetische Stoffwechsellage. Zudem scheint Coenzym Q10 wirksam bei der Verringerung von Migräne-Attacken zu sein. In der neueren Literatur werden eine Reihe von Erkrankungen und Funktionsstörungen genannt, bei denen sich eine ergänzende Therapiemaßnahme mit Coenzym Q10 als hilfreich erweisen könnte.Diabetes mellitus
Coenzym Q10 verbessert zusätzlich zur konventionellen Therapie des Diabetes die Blutzuckerkontrolle und verbessert die Insulin-Sekretion (23). Q10 reduziert bei Typ-1-Diabetikern die HBA1c-Konzentration und vermindert eine Hyperglykämie. Es reduziert die Lipidperoxidation und wirkt positiv auf das antioxidative System (8). Neben einer Reduktion der HBA1c-Konzentration konnte unter Coenzym-Q10-Einnahme eine geringe Abnahme sowohl beim systolischen als auch beim diastolischen Blutdruck dokumentiert werden (20). Diese positiven Effekte auf den Diabetes mellitus seien den Autoren zufolge nicht auf die antioxidative Wirkung von Coenzym Q10 zurückzuführen.Migräne Kopfschmerz
In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 42 Migräne-Patienten über drei Monate konnte unter der täglichen Einnahme von 3 x 100 mg Coenzym Q10 eine im Vergleich zu Placebo signifikante Abnahme der Häufigkeit von Migräne-Anfällen beobachtet werden. Bei 47,6 % der Migräne-Patienten konnte eine über 50%ige Abnahme der Migräne-Attacken dokumentiert werden (31). In einer weiteren Placebo-kontrollierten Studie zeigte sich hingegen für eine Coenzym-Q10-Supplementation mit 100 mg täglich keine wesentliche Überlegenheit gegenüber einer Kontrollgruppe. In beiden Gruppen wurde eine signifikante Abnahme der Häufigkeit und der Dauer von Migräne-Attacken beobachtet, wobei die Wirkung unter Q10 zeitlich früher einsetzte (34). Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2012 hat verschiedene nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen zur Vorbeugung von Migräne bewertet (22). Als in ihrer Wirksamkeit gut belegte Maßnahmen gelten demnach ein Ausdauertraining, verschiedene Formen von Entspannungsübungen und auch die Behandlung mit Coenzym Q10. Verschiedene Fachgesellschaften empfehlen derzeit die Anwendung von Coenzym Q10 zur Vorbeugung von Migräne-Kopfschmerzen (13, 28).Koronare Herzkrankheit (KHK) / Atherosklerose
Eine unzureichende Versorgung mit Coenzym Q10 scheint einen Einfluss auf die Entwicklung einer Koronaren Herzerkrankung zu haben. Bei KHK-Patienten fanden sich signifikant niedrigere Q10-Plasmaspiegel. Umgekehrt zeigte sich, dass ein hoher Q10-Plasmaspiegel möglicherweise das Risiko an einer KHK zu erkranken, deutlich vermindert (18). Coenzym Q10 in Verbindung mit Knoblauch zeigt einen positiven Effekt auf die endotheliale Funktion, es verbessert die vaskuläre Elastizität und könnte damit in der Prävention von atherosklerotischen Veränderungen eine wichtige Rolle spielen (17). Diese Ergebnisse wurden durch eine Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie an 65 Personen bestätigt. In dieser Studie über ein Jahr konnte im Vergleich zur Placebo-Gabe unter Q10-Supplementation eine signifikante Verminderung der Progression der Atherosklerose der Herzkranzgefäße dokumentiert werden (41). In einer weiteren Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 56 Patienten mit einer ischämisch bedingten linksventrikulären Dysfunktion des Herzens konnte durch eine tägliche Einnahme von 300 mg Coenzym Q10 ein positiver Effekt auf die endotheliale Funktion erreicht werden, vermittelt wahrscheinlich durch eine verbesserte Mitochondrien-Funktion (7).Herzinsuffizienz
Für Coenzym Q10, (Ubichinon) wird vermutet, dass es den funktionalen Status bei (kongestiver) Herzinsuffizienz verbessern kann. Die bisher durchgeführten Studien zur Wirkung von Coenzym Q10 auf die Herzinsuffizienz haben uneinheitliche Ergebnisse erbracht. Eine kürzlich publizierte Metaanalyse hat die Ergebnisse aller bisherigen Studien analysiert und die Wirksamkeit von Coenzym Q10 erneut bewertet (44). Insbesondere wurde geprüft, ob sich objektive funktionelle Parameter der Herzleistung unter der Coenzym Q10-Supplementation verbessert hatten. Ergebnis: Unter der Einnahme von Coenzym Q10 kam es zu einer signifikanten, wenn auch geringgradigen Zunahme der Auswurffraktion des Herzens (Ejektionsfraktion +3,67 %). Diese Wirkung wurde mit einer durchschnittlichen Tagesdosis von weniger als 100 mg Coenzym Q10 über einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen erreicht. Anzumerken bleibt, dass diese Wirkung bei Patienten mit weniger stark ausgeprägter Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium I + II) erreicht wurde (44). Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass Patienten mit einer leichten Form der chronischen Herzinsuffizienz von einer Supplementierung mit Coenzym Q10 profitieren könnten.
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Verminderung UV-induzierter Netzhautschäden
Coenzym Q10 könnte als Bestandteil von Augentropfen die Retina vor UV-induzierten Schäden (Apoptosis) schützen (21).Verminderung von Belastungs-induzierten oxidativen Stress
In einer tierexperimentellen Untersuchung gelang der Nachweis, dass Q10 den durch ein erschöpfendes Training induzierten oxidativen Stress vermindert und der Lipidperoxidation und DNA-Schäden am Herzen vorbeugt (26). In einer doppelblinden Crossover-Studie an gesunden Erwachsenen wurde geprüft, ob eine 8-wöchige Supplementation mit täglich 100 mg Coenzym Q10 den durch eine erschöpfende Ausdauerbelastung bedingten oxidativen Stress vermindern kann. Im Ergebnis zeigte sich ein positiver Einfluss von Q10 auf verschiedene Parameter der oxidativen Belastung, insbesondere eine reduzierte Lipidperoxidation (12). Eine weitere kontrollierte Studie an 23 Probanden konnte diese Ergebnisse nicht bestätigen: Unter der täglichen Einnahme von 90 mg Q10 konnte kein Unterschied in Bezug auf den oxidativen Stress unter körperlicher Belastung zwischen den Gruppen beobachtet werden (27). Auch unter einer höheren Dosierung von Coenzym Q10 (300 mg täglich) konnte in einer Placebo-kontrollierten Crossover-Studie an 15 Probanden kein positiver Effekt auf einen durch körperliche Belastung induzierten oxidativen Stress gefunden werden (1).Bluthochdruck / Hypertonie
Die zusätzliche Gabe von Coenzym Q10 bei Bluthochdruck-Patienten wirkt sich günstig auf den systolischen und diastolischen Blutdruck aus (29). Mehrere kleinere klinische Studien konnten einen blutdrucksenkenden Effekt einer Supplementation mit Coenzym Q10 bei Patienten mit essentieller Hypertonie nachweisen (39). Bei Patienten mit niedrigen Q10-Spiegeln konnte nach einer 12-wöchigen Behandlung mit täglich 100 mg Q10 zusätzlich zur normalen blutdrucksenkenden Therapie eine signifikante Abnahme des systolischen Blutdrucks dokumentiert werden (von 169 auf 148 mmHg). Der diastolische Blutdruck veränderte sich hingegen nicht statistisch signifikant (38). In einer kürzlich publizierten Placebo-kontrollierten Crossover-Studie über 12 Wochen an 30 Patienten wurde die Wirkung von 2x täglich 100 mg Coenzym Q10 ergänzend zur konventionellen antihypertensiven Behandlung auf den 24-Stunden-Blutdruck untersucht. Im Ergebnis zeigte sich kein signifikanter Unterschied von Q10 im Vergleich zur Placebo-Gabe (40).Das könnte Sie interessieren:
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Multiple Sklerose
Als wichtiger Wirkmechanismus wird immer wieder auf Reduktion von oxidativem Stress durch eine CoQ10-Behandlung verwiesen. Erkrankungen, bei denen der oxidative Stress eine wichtige Rolle spielt, profitieren daher wahrscheinlich am ehesten von einer Behandlung. Beispielsweise konnte in einer Studie an 24 Patienten mit Multipler Sklerose der Nachweis erbracht werden, dass sich durch eine tägliche Einnahme von 500 mg CoQ10 der oxidative Stress signifikant vermindern lässt, was sich langfristig positiv auf die Progression der Erkrankung auswirken könnte (52).Amyotrophische Lateralsklerose (ALS)
In einer Placebo-kontrollierten Studie an 185 Patienten mit Amyotrophischer Lateralsklerose wurde die Wirksamkeit einer Hochdosis von Coenzym Q10 über 9 Monate untersucht. Den Autoren zufolge zeigte Coenzym Q10 eine unzureichende Wirksamkeit und war insgesamt nicht wirksamer als Placebo (16).Demenz
Dass antioxidative Wirkstoffe einen wichtigen Stellenwert bei der Vorbeugung einer Demenz haben, wurde durch eine kürzlich publizierte Studie einer deutschen Arbeitsgruppe bestätigt. Demnach haben antioxidative Vitamine wie Vitamin E und Vitamin C einen Stellenwert in der Vorbeugung der Alzheimer-Erkrankung. Auch scheint das Fortschreiten einer Demenz von Vitamin-C- und Beta-Carotin-Status beeinflusst zu werden. Hingegen fanden die Forscher keinen Zusammenhang zwischen dem Coenzym-Q10-Status und dem Fortschreiten einer Demenz (36).Depression
Möglicherweise wird das Risiko für die Entwicklung einer Depression auch von der Versorgung mit antioxidativen Substanzen beeinflusst. Es besteht Studien zufolge ein Zusammenhang zwischen niedrigen Blutspiegeln von Vitamin E, Coenzym Q10 und Zink und dem Auftreten von Depressionen (32).Hautschutz
Aufgrund seiner antioxidativen Wirkung kommt Q10 möglicherweise als Bestandteil von Cremes und Salben ein besonderer Stellenwert zu. Untersuchungen zufolge schützt Coenzym Q10 die Keratinozyten in der Haut vor UVA-bedingten Schäden (43), möglicherweise durch eine Erhöhung der Glutathion-Aktivität (14).Chronisches Erschöpfungssyndrom
Bei Patienten mit einem chronischen Erschöpfungssyndrom kann CoQ10 die Müdigkeit reduzieren und die Belastbarkeit erhöhen. (51).Unterstützende Behandlung bei Krebserkrankungen
Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass Coenzym Q10 die Organtoxizität einer Chemotherapie im Rahmen der Tumorbehandlung vermindern könnte. In einer tierexperimentellen Untersuchung konnte durch eine Q10-Gabe die Nephrotoxizität von Cyclosporin A vermindert werden (15). Auch einer durch Doxorubicin verursachten Kardiotoxizität kann möglicherweise durch eine Q10-Behandlung vorgebeugt werden, ohne die antineoplastische Wirkung des Doxorubicins zu vermindern (11). Klinische und präklinische Studien deuten darauf hin, dass Q10 das Herz vor den durch die Chemotherapie mit Anthrazyklin verursachten toxischen Schäden schützen könnte (42). Möglicherweise ist Coenzym Q10 geeignet, die durch die Chemotherapie bedingte chronische Müdigkeit zu vermindern (42).Fibromyalgie
Im Vergleich zu Kontrollpersonen zeigte sich bei Patienten mit einer Fibromyalgie ein erhöhter oxidativer Stress mit erniedrigten Q10-Gewebespiegeln. Es fand sich zudem ein deutlicher Zusammenhang zwischen oxidativen Stress und der Ausprägung von Kopfschmerzen. Die Behandlung der Fibromyalgie-Patienten mit Coenzym Q10 führte zu einer Normalisierung der biochemischen Parameter und einer signifikanten Besserung der Kopfschmerzen (5, 6).Einer japanischen Untersuchung zufolge weisen Patienten mit einem Fibromyalgie-Syndrom Störungen im Cholesterinstoffwechsel auf, die gut auf eine 12-wöchtige Behandlung mit täglich 100 mg CoQ10 ansprechen. Zudem verbesserte die CoQ10-Gabe die chronische Müdigkeit bei Patienten mit Fibromyalgie (48).
Morbus Parkinson
Die amerikanische Parkinson Study Group fand vor Jahren Hinweise auf eine Verlangsamung der Krankheitsprogression unter einer hoch dosierten Therapie mit Coenzym Q10 (33). Die Studie wies jedoch deutliche methodische Mängel auf. Die regelmäßige Einnahme von Coenzym Q10 verbessert nicht die Symptomatik von Parkinson-Patienten. Zu diesem Ergebnis kommt eine deutsche Forschergruppe. Sie untersuchten die Wirkung von Coenzym Q10 in einer randomisierten kontrollierten Studie an 131 Personen mit gesichertem Morbus Parkinson. Die Probanden erhielten entweder 3x täglich 100 mg Nanoquinon (entsprechend 1200 mg Coenzym Q10) oder Placebo. Obwohl die Q10-Blutspiegel im Studienverlauf anstiegen, kam es zu keiner Besserung der Alltagsaktivitäten und der motorischen Fähigkeiten bei den Patienten (35). Ein Cochrane Metaanalyse (19) kommt nach Auswertung von insgesamt 4 Studien mit 452 Parkinson-Patienten zu dem Schluss, dass sich unter einer täglichen Behandlung von 1200 mg Coenzym Q10 über eine Dauer von 16 Monaten insbesondere die Alltagsaktivitäten positiv beeinflussen ließen.
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Infertilität - Einschränkung der Zeugungsfähigkeit des Mannes
Coenzym Q10 war signifikant wirksamer bei Männern mit ungeklärter Oligoasthenoteratozoospermie (geringe Anzahl und zu wenig bewegliche Spermien, fehlgebildete Spermien). In einer Placebo-kontrollierten Studie an 228 Männern über 26 Wochen führte die Einnahme von täglich 200 mg Coenzym Q10 zur Verbesserung der Spermiendichte, Spermien-Motilität und Morphologie der Spermien (30).Coenzym Q10 im Sport
Es wurde immer wieder vermutet, dass eine CoQ10-Supplementation die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern könnte. Untersuchungen zeigen hingegen, dass sich weder die Ausdauerleistungsfähigkeit noch die Trainingsanpassung durch eine CoQ10-Gabe verbessern lässt. Durch die antioxidativen Mechanismen profitieren hingegen vollständig untrainierte in ihrer Leistungsfähigkeit von einer begleitenden CoQ10-Einnahme (54).Coenzym Q10 zur Behandlung von Statin-induzierten Muskelschmerzen
Die Substanzklasse der Statine (Lovastatin, Simvastatin, Pravastatin, Atorvastatin) wird zur Senkung erhöhter Cholesterinspiegel im Blut eingesetzt. Statine hemmen durch Blockade des Enzyms HMG-CoA-Reduktase neben der Cholesterin-Synthese auch die Biosynthese von Ubichinon (Coenzym Q10). Es wurde daher vermutet, dass mit einer gleichzeitigen Coenzym-Q10-Einnahme einem unerwünschten Mangel vorgebeugt werden kann. Zahlreiche kontrollierte Studien belegen, dass es unter Statin-Gabe zu einer signifikanten Verschlechterung des Q10-Statuses kommt (25). Befürworter der Statin-Therapie halten dagegen, dass diese Nebenwirkung angesichts der deutlichen Senkung von kardiovaskulären Risiken unter der Behandlung mit Statinen klinisch nicht relevant sei. Dieser Zusammenhang wurde in einer großen Studie an 7924 Patienten unter Statin-Therapie überprüft. Dabei zeigte sich, dass Muskelsymptome unter gleichzeitiger Statin-Behandlung häufiger auftraten und darüber hinaus das Alltagsleben der Patienten stärker beeinträchtigten als bisher vermutet. Insbesondere unter körperlicher Belastung, wie z.B. beim sportlichen Training, kann es zu Muskelbeschwerden kommen (3). Insgesamt berichteten 10,5 Prozent der Patienten über Muskelbeschwerden, die zum Teil so intensiv waren, dass sie die Alltagsaktivitäten einschränkten und zur zusätzlichen Einnahme von Schmerzmitteln führten. Dass eine Q10-Supplementation bei fortbestehender Statin-Einnahme die Muskelschmerzen vermindert, konnte in einer kleineren Studie mit 32 Patienten nachgewiesen werden. Während in der Vergleichsgruppe die Muskelbeschwerden im Laufe der nächsten 30 Tage geringfügig zunahmen, konnte unter der Coenzym-Q10-Behandlung eine signifikante Verminderung der Muskelschmerzen dokumentiert werden (4). Hingegen konnte in einer weiteren Untersuchung bei Statin-induzierten Muskelschmerzen unter der Behandlung mit Q-10 keine bessere Wirksamkeit als unter der Placebo-Gabe dokumentiert werden (2).In einer neueren Untersuchung (Doppelblind-Studie) an 60 Patienten mit einer Statin-assoziierten Myopathie konnte unter einer dreimonatigen Supplementation mit CoQ10 + Selen eine signifikante Besserung der Symptome im Vergleich zur Placebogabe beobachtet werden (45). Im Einzelnen konnte eine Abnahme von Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Muskelsteifigkeit dokumentiert werden. Die zusätzliche Selengabe hatte keinen Einfluss auf die Symptomatik. Unter der Placebogabe änderten sich die Symptome nicht signifikant.
Eine weitere Untersuchung bestätigt diese Befunde. Bei 28 Patienten (mittleres Alter: 60,6 Jahre) mit unterschiedlicher Statin-Dosierung konnte ein positiver Effekt auf Muskelschmerzen und Muskelschwäche nach 6 Monaten CoQ10-Supplementation dokumentiert werden (47).
Unter einer Statin-Behandlung (z.B. Simvastatin) kann es insbesondere bei älteren Patienten zu einer Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit kommen. Das diese nachlassende Fitness möglicherweise auf einen CoQ10-Mangel zurückzuführen ist, dafür sprechen Daten einer Placebo-kontrollierten doppelblinden Crossover-Studie an 20 sportlich aktiven Personen, die eine stabile Dosierung eines Statins erhielten. Ergebnis: Unter einer 6-wöchigen Einnahme von täglich 200 mg CoQ10 verbesserte sich die muskuläre Leistungsfähigkeit im Vergleich zur Placebo-Einnahme (46).
Weitere Informationen zur Wirkung Coenzym Q10 auf Statin-assoziierte Muskelschmerzen:
Muskelschmerzen bei der Behandlung mit Cholesterinsenkern – Simvastatin, Fluvastatin, Pravastatin, Atorvastatin – Lassen sich diese Nebenwirkungen verhindern?
Unerwünschte Wirkungen von Coenzym Q10
Zu den dokumentierten Nebenwirkungen von Q10 gehören Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch, Hautausschlag, Schwindel, Lichtempfindlichkeit, Reizbarkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Sodbrennen.Coenzym Q10 erhöht möglicherweise das Risiko von Blutgerinnseln oder Blutungen, eine Wechselwirkung mit Warfarin (Vitamin-K-Antagonist) kann nicht ausgeschlossen werden.
Fazit
Aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften wird Coenzym Q10 bei einer Vielzahl von Erkrankungen als unterstützende Therapie eingesetzt. Obwohl aus kontrollierten Studien deutliche Hinweise für die positive Wirkung einer Supplementation mit Coenzym Q10 vorliegen, gilt für die meisten empfohlenen Anwendungsgebiete, dass die Wirksamkeit von Coenzym Q10 nicht eindeutig belegt ist. Widersprüchliche Studienergebnisse liegen z.B. zur blutdrucksenkenden Wirkung, zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung und zur Vorbeugung von Migräne-Kopfschmerzen vor. Überwiegend positive Ergebnisse zeigten sich bei der unterstützenden Behandlung des Diabetes mellitus, der Herzinsuffizienz und der Koronaren Herzkrankheit (KHK) mit Coenzym Q10. Aber auch hier fehlen größere Studien zur Bestätigung dieser Befunde. Erste Hinweise für eine positive Wirkung liegen bei der männlichen Infertilität und beim Fibromyalgie-Syndrom vor. Obwohl es zahlreiche Hinweise aus kontrollierten Studien über einen Zusammenhang zwischen Muskelschmerzen und Statin-Einnahme gibt, kann derzeit noch keine allgemeine Empfehlung für eine Supplementierung von Coenzym Q10 bei Patienten, die zur Cholesterinsenkung ein Statin erhalten, ausgesprochen werden. Dennoch ist beim Auftreten von Muskelschmerzen im Rahmen einer Statin-Behandlung eine Coenzym-Q10-Gabe gerechtfertigt.
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