Curcumin zur Behandlung der Arthrose

Curcumin zur Verminderung von Schmerzen bei Arthrose


Folgende Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet:
  • Welche Wirkungen hat Curcumin bei der Arthrose?
  • Ist die Wirksamkeit bei der Arthrose des Kniegelenks durch wissenschaftliche Studien belegt?
  • Führt Curcumin zu einer Schmerzreduktion?
  • Welche Dosierung wird für die Arthrose-Behandlung empfohlen?
  • Welche Behandlungsdauer wird empfohlen?
  • Wie lange muss mindestens behandelt werden, bevor der Patient eine Wirkung verspürt?
  • Welche Nebenwirkungen können unter der Behandlung mit Curcumin auftreten?
  • Ist die Anwendung von Curcumin-Präparaten mit verbesserter Bioverfügbarkeit sinnvoll?


Auf dem Punkt gebracht:

Patienten mit Arthrose zeigten nach der Einnahme von Curcumin eine Verbesserung der Schmerzen, der Gelenkfunktion und der Lebensqualität. Sie berichteten auch über eine verminderte Anwendung von Analgetika unter der Behandlung mit Curcumin.



INFOBOX – Curcumin bei Arthrose
Wirkung
·       Entzündungshemmende Wirkung
·       Schmerzlindernde Wirkung
·       Verbesserung der Gelenkfunktion
Dosierung
·       Curcuma Extrakte: 1.000 bis 1.500 mg pro Tag
·       Curcumin: ca. 1000 mg pro Tag
·       Theracurmin®: 180 mg täglich
·       Meriva®: 500 bis 1000 mg täglich
Präparate
·       Arzneimittel: keine Zulassung als Arzneimittel
·       Nahrungsergänzungsmittel:
o   Theracurmin®
o   Meriva®
o   Curcumin + Piperin (Exvital®, Vitabay®, EcoGaia®, Curcumin Arktis BioPharma, Curcuma Piperin forte)
Nebenwirkungen
·       leichte Übelkeit und Durchfall
·       stimuliert die Magensäure-Produktion



Curcuma longa (Kurkuma) wird traditionell in asiatischen Ländern als pflanzliches Heilmittel verwendet, da ihm antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen zugeschrieben werden. Zudem könnte es bei Krebs wirksam sein (Hewlings 2017). 

Kurkuma ist wesentlicher Bestandteil von Curry-Mischungen. Curcumin ist der farbgebende Bestandteil der Curcuma-Pflanze.

Curcumin, auch Diferuloylmethan genannt, ist das wichtigste natürliche Polyphenol, das im Rhizom (Wurzelgeflecht) von Curcuma longa und in andere Curcuma-Arten vorkommt.


Arthrose

Arthrose oder Osteoarthritis ist eine degenerative Erkrankung des Gelenks, die mit zunehmendem Lebensalter immer mehr Menschen betrifft. Der Arthrose liegen entzündliche Veränderungen zugrunde, die zum Verlust von Knorpelzellen beitragen und letztlich zu einer verminderten Knorpelschicht an den betroffenen Gelenken führen. Verbindungen mit entzündungshemmender Wirkung sind potentielle Behandlungsoptionen für die Arthrose. Curcumin aus Curcuma-Arten ist eine solche entzündungshemmende Verbindung.


Die folgende Übersicht fasst die Ergebnisse klinischer Studien zur Wirkung von Curcumin auf die Arthrose zusammen. Bisher wurde eine Vielzahl klinischer Studien durchgeführt, um die Wirksamkeit von Curcumin bei Patienten mit Arthrose zu prüfen. In diesen Studien wurden Extrakte von Curcuma-Arten, Curcuminoide und neuere Zubereitungen aus Curcumin mit erhöhter Bioverfügbarkeit untersucht.


Wir wirkt Curcumin bei der Arthrose?

Die Mehrzahl der in Studien beobachteten Wirkungen lassen sich über die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften von Curcumin erklären.

Curcumin besitzt ein erhebliches Potential, um das Fortschreiten einer Arthrose zu verhindern oder zumindest zu verzögern. 

  • Curcumin weist eine entzündungshemmende Wirkung auf.
  • In-vitro-Untersuchungen konnten eine Hemmung der Lipoxygenase und Cyclooxygenase (COX) nachweisen (Kuptniratsaikul 2014).
  • Curcumin ist zudem in der Lage, die Genexpression von Matrix-Metalloproteinasen zu hemmen. Bei Matrix-Metalloproteinasen handelt es sich um destruktive Enzyme, die die Knorpelstruktur auflösen können.
  • Darüber hinaus kann Curcumin entzündliche Signalmoleküle (verschiedene Zytokine, u.a. IL-1β) blockieren, die schmerzhafte Gelenkentzündungen unterhalten. 
  • In-vivo-Studien belegen, dass Curcumin die IL-1β-induzierte Degeneration von Knorpel verlangsamt, indem es die normale Produktion von Knorpelproteinen wiederherstellt (Hewlings 2017).
Diese in vielen Untersuchungen bestätigten Wirkungen lassen es möglich erscheinen, dass Curcumin die konventionelle Behandlung der Arthrose sinnvoll ergänzt.


Welche weiteren Wirkungen von Curcumin sind bisher bekannt?

Die bisherigen Forschungsergebnisse legen nahe, dass Curcumin bei der Behandlung von 
  • entzündlichen Erkrankungen, 
  • metabolischem Syndrom, 
  • Arthritis, 
  • Angstzuständen und 
  • Hyperlipidämie
helfen könnte. Möglicherweise kann es auch bei der Behandlung von durch körperliche Anstrengung hervorgerufenen Entzündungen und Muskelkater helfen und so die Regeneration und nachfolgende Leistung bei aktiven Menschen verbessern (Hewlings 2017).

Die schlechte Bioverfügbarkeit von Curcumin ist jedoch ein entscheidendes Hindernis, um die in vitro nachgewiesenen positiven Wirkungen bei der Arthrose klinisch nutzen zu können. Bei oraler Verabreichung werden nur geringe Mengen Curcumin resorbiert.


Studien zur Wirksamkeit von Curcumin bei Arthrose

In einer Übersichtsarbeit wurden die bisher veröffentlichten Untersuchungen zusammengefasst und kritisch bewertet (Chin 2016). Insgesamt wurden 15 relevante klinische Studien zu den Wirkungen einer Curcumin-Supplementation auf Patienten mit Arthrose in die Analyse eingeschlossen. 

Unter den 13 randomisierten kontrollierten Studien verglichen fünf die Wirksamkeit von Curcumin mit Placebo, vier mit NSAR (Ibuprofen, Celecoxib und Diclofenac); zwei mit der nach Einschätzung der Ärzte besten verfügbaren Behandlung, eine mit Chondroitin und eine weitere verglich Curcumin mit Glucosamin und Placebo. Die in der Behandlung verwendeten Curcumin-Zubereitungen waren Extrakte aus Curcuma domestica und Curcuma longa oder auch in Kombination mit einem Boswellia-serrata-Extrakt (Weihrauch). Auch die Kombination von Curcumin mit Piperin (zur Verbesserung der Resorption von Curcumin) und besondere Curcumin-Formulierungen mit verbesserter Bioverfügbarkeit wurden untersucht.

Die Dosierung von Curcumin reichte von 180 mg bis 2.000 mg täglich. Die Behandlungsdauer lag zwischen 4 Wochen und 8 Monaten.

Als Endpunkte zur Beurteilung der Wirksamkeit wurde Standard-Scores und -Parameter der Arthrose erfasst (Western Ontario und McMaster Universitäten Arthritis Index (WOMAC), Karnofsky Index, visuelle Analogskala, Mobilitätstest und verschiedene Parameter zur körperlichen Belastbarkeit.



Kombinierte Wirkung von Curcumin und Boswellia (Weihrauch)

Ein Kombinationsextrakt aus Curcuma longa und Boswellia serrata wurde in einer der ersten Arthrose-Studie zu Curcumin untersucht. In einer doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Studie erhielten 30 Patienten mit Kniegelenksarthrose die Kombination aus Curcuma und Boswellia für 3 Monate verschrieben. 
  • Ergebnisse: Am Ende der Studie zeigte die Behandlungsgruppe signifikante Verbesserungen bei der schmerzfreien Gehstrecke, dem Grad der Schmerzen vor und nach der passiven und aktiven Bewegung und dem Grad des Kniegelenkergusses im Vergleich zu Placebo (Badria 2002).


Wirkung von Curcuma-longa-Extrakt

Auch der Curcuma-longa-Extrakt allein erwies sich als eine wirksame Behandlung bei der Arthrose/Osteoarthritis. In einer Untersuchung von Patienten mit radiologisch gesicherter Arthrose Grad 2-3 wurde 1.000 mg Curcuma-longa-Extrakt (n = 29) mit 1.500 mg Glucosamin (n = 28), der Kombination aus beiden (n = 24) oder Placebo (n = 29) über einen Zeitraum von 42 Tagen verglichen. 
  • Ergebnisse: Der Curcuma-longa-Extrakt allein war wirksamer bei der Verbesserung aller WOMAC-Subskalen und dem Gesamtscore, beim klinischen Gesamteindruck von Veränderungen mit Bezug auf die Gelenkempfindlichkeit, Krepitation, Erguss und Bewegungseinschränkung als die Kombination und die Placebogruppe. Die Anzahl der Patienten, die zusätzlich Paracetamol benötigten, war auch in der Gruppe, die Curcumin allein einnahm, am geringsten (Madhu 2013)


Curcumin im Vergleich zu Ibuprofen

In einer Untersuchung aus Thailand wurde die Wirksamkeit von Curcuma-domestica-Extrakt (2.000 mg pro Tag) im Vergleich zu Ibuprofen (800 mg pro Tag) über 6 Wochen bei 107 Patienten (Alter: 61,4 Jahre) mit radiologisch bestätigter Arthrose des Kniegelenks geprüft (Kuptniratsaikul 2009).
  • Im Ergebnis beobachteten die Forscher zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede in der Schmerzintensität und der Zeit, die für das Absolvieren einer festgelegten Gehstrecke oder für das Treppensteigen erforderlich war. Die Anzahl der Patienten, die unter Nebenwirkungen litten und der Grad der Zufriedenheit mit der Behandlung waren zwischen den beiden Gruppen ebenfalls nicht verschieden (Kuptniratsaikul 2009).

Es sollte jedoch beachtet werden, dass die verwendete Dosierung von Ibuprofen in dieser Studie nicht der empfohlenen Standarddosierung entsprach und daher der Vergleich möglicherweise als nicht gerecht angesehen werden könnte. Trotzdem deuten die Daten darauf hin, dass die Curcumin-Behandlung eine deutliche Reduktion oder sogar ein Verzicht auf Schmerzmittel bei der Behandlung der Kniegelenksarthrose ermöglichen könnte.


Um den Einwand der geringen Patientenzahl und der niedrigen Dosis von Ibuprofen zu begegnen, wurde von der gleichen Arbeitsgruppe eine weitere multizentrische Studie durchgeführt (Kuptniratsaikul 2014).

Insgesamt erhielten 185 Patienten mit Kniegelenksarthrose für 4 Wochen 1.500 mg Curcuma-domestica-Extrakt (Gesamtgehalt an Curcuminoiden zwischen 75% und 85%), während 160 Patienten täglich mit 1.200 mg Ibuprofen behandelt wurden. 

  • Ergebnisse: Beide Gruppen zeigten am Ende der Behandlung ähnliche Verbesserungen der WOMAC-Subskalen und der Gesamtpunktzahl. Das Auftreten von Nebenwirkungen wie Dyspepsie, Bauchschmerzen oder Übelkeit, die globale Beurteilung durch die Patienten unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen (Kuptniratsaikul 2014).

Dies war die bisher größte Curcumin-Studie bei Patienten mit Kniegelenksarthrose. Darin gelang der Nachweis, dass Curcumin trotz einer relativ kurzen Behandlungsdauer der Standardtherapie mit Ibuprofen nicht unterlegen war.


Diese Daten deuten darauf hin, dass für Patienten mit Arthrose Curcumin eine Alternative zu NSAR (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) darstellen könnte, vor allem dann, wenn in der Vergangenheit unter NSAR Nebenwirkungen aufgetreten sind. Dieses Vorgehen wird durch die Ergebnisse einer Pilotstudie gestützt, die zeigten, dass eine Dosis von 2 g Curcumin bei Personen mit akutem Schmerz, aber ohne Arthrose-Diagnose eine analgetische Wirkung hatte. Bei dieser Curcumin-Dosis war die schmerzlindernde Wirkung stärker als diejenige, die mit 500 mg Paracetamol erreicht werden konnte (Francesco 2013). Für eine niedrigere Dosis Curcumin (1,5 g) konnte hingegen nur eine vorübergehende und unzureichende Schmerzabnahme dokumentiert werden konnte, was auf suboptimale therapeutische Plasmakonzentrationen hinweist.


Schmerzlindernde Wirkung

Die analgetische Wirkung einer 2g-Dosis von Curcumin erreichte ca. 2 Stunden nach der Verabreichung ihr Maximum, ähnlich wie sie für Paracetamol beobachteten wird. Im Vergleich zu Paracetamol oder Curcumin war das NSAR hingegen schneller wirksam, die stärkste Schmerzlinderung wurde etwa eine Stunde nach der Verabreichung beobachtet, jedoch verbunden mit dem häufigeren Auftreten von gastrointestinalen Symptomen. Dies unterstützt die Verwendung von 2 g Curcumin (höher als für die Entzündung benötigte Dosis) zur Linderung von Schmerzen als eine mögliche Alternative zu NSAR (Francesco 2013).


Bioverfügbarkeit von Curcumin

Die Bioverfügbarkeit von Curcumin ist sehr gering. Eine Tierstudie zeigte, dass eine einmalige orale Dosis von Curcumin mit 500 mg/kg zu einer maximalen Serumkonzentration von 0,06 μg/ml nach 41 Minuten führte, was einer oralen Bioverfügbarkeit von nur 1 % entsprach.
Es gibt verschiedene Versuche, die Bioverfügbarkeit von Curcumin zu verbessern, einschließlich der Formulierung von Curcumin in Liposomen oder Lipid-Nanopartikeln. Eine mit Phosphatidylcholin formulierte Verbindung von Curcumin (Meriva®) zeigte beispielsweise eine fünfmal höhere Bioverfügbarkeit und steht mittlerweile als Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung. Die Wirksamkeit von Meriva® wurde in mehreren Studien bei Patienten mit Arthrose getestet (Belcaro 2010, Belcaro 2014)


Curcumin mit verbesserter Bioverfügbarkeit (Meriva®)

In einer Pilotstudie wurden Patienten mit radiologisch gesicherter, beidseitiger Arthrose des Kniegelenks und leichten bis mäßigen Schmerzen mit 1.000 mg Meriva®-Tabletten (n = 50; Alter: 44,4 Jahre) über 3 Monate behandelt. Die Kontrollgruppe erhielt eine Standardtherapie der Arthrose.
  • Ergebnisse: Signifikante Verbesserungen beim WOMAC-Score über alle Subskalen (u.a. Schmerz, Steifheit, körperliche Funktion) und beim Laufbandtest konnten in der Curcumin-Gruppe, nicht jedoch in der Kontrollgruppe beobachtet werden (Belcaro 2010). Ähnliche Verbesserungen konnten in der Follow-up-Studie mit einer insgesamt 8-monatiger Behandlung nachgewiesen werden (Belcaro 2010).

In der aktuellsten Studie zu diesem Curcumin-Präparat mit verbesserter Bioverfügbarkeit wurde die Wirksamkeit von täglich 500 mg Meriva® plus 500 mg Glucosamin (n = 63) mit 400 mg Chondroitin plus 415 mg Glucosamin (n = 61) über 4 Monate verglichen (Belcaro 2014). 
  • Ergebnisse: Die Curcumin-Gruppe zeigte in allen Subskalen von WOMAC und Karnofsky Index eine deutlichere Verbesserung als die Vergleichsgruppe. Eine Verbesserung der maximalen schmerzfreien Gehstrecke in der Curcumin-Gruppe konnte bereits einem Monat nach Behandlungsbeginn dokumentiert werden. Der Gebrauch an zusätzlicher Schmerzmedikation war ebenfalls in der Curcumin-Gruppe geringer (Belcaro 2014).


Curcumin mit verbesserter Bioverfügbarkeit (Theracurmin®)

Theracurmin® ist eine Curcumin-Formulierung, bei denen der Wirkstoff in extrem kleinen Teilchen dispergiert ist. Pharmakokinetische Studien zeigen eine etwa 27-mal höhere AUC als bei konventionellen Curcumin-Pulver und belegen damit eine verbesserte Bioverfügbarkeit.

In einer Studie von Nakagawa et al. erhielten 50 Patienten mit Kniegelenksarthrose Grad 2-3 entweder 180 mg Theracurmin oder Placebo täglich über 8 Wochen.
Ergebnisse: Die Knieschmerzen waren bei den für 8 Wochen mit Theracurmin behandelten Patienten signifikant geringer unter Placebo-Behandlung. Diese Wirkung beschränkt sich allerdings auf Personen, die anfänglich mindestens ein mittleres Schmerzniveau aufwiesen. Bei leichten Schmerzen konnte in dieser Studie kein Vorteil für die Curcumin-Behandlung beobachtet werden. Weiterhin zeigten sich in der Tendenz Vorteile für Curcumin in Bezug auf die Steifigkeit in den Knien, bei allgemeinen Aktivitäten und dem Gesundheitszustand insgesamt. Darüber hinaus senkte Theracurmin die Notwendigkeit einer zusätzlichen Schmerzmittelanwendung (Celecoxib) im Vergleich zu Placebo signifikant. 

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Curcumin (Theracurmin) die Schmerzen und Beschwerden der Kniearthrose verringern und den Allgemeinzustand verbessern kann (Nakagawa 2014).


Curcumin mit verbesserter Bioverfügbarkeit (Curcumin + Piperin)

Piperin ist ein natürlicher Inhaltsstoff von schwarzem Pfeffer. Piperin besitzt die Eigenschaft die Bioverfügbarkeit unterschiedlicher Wirkstoffe deutlich zu erhöhten.
Die gleichzeitige Verabreichung von Piperin und Curcumin erhöhte die Bioverfügbarkeit von Curcumin. Beim Menschen erhöht sich bei gleichzeitiger Verabreichung von 2.000 mg Curcumin und 20 mg Piperin die Bioverfügbarkeit von Curcumin um 200 %. Bedenkt man, dass die normale Bioverfügbarkeit von Curcumin nur bei ca. 1 % beträgt, so relativiert sich die Zunahme um 200 %.

Die Auswirkungen der gleichzeitigen Verabreichung von Piperin und Curcumin auf Arthrose-Patienten wurden in mehreren Studien untersucht. In einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie wurden 40 Patienten mit leichter bis mittelschwerer primärer Arthrose und Schmerzen bei aktiver Bewegung eingeschlossen. Sie erhielten entweder 1.500 mg Curcumin plus 15 mg Piperin (n = 19) oder Placebo (n=21), täglich für 6 Wochen.
  • Ergebnisse: Die Behandlung mit Curcumin + Piperin war mit einer signifikanten Vorteilen beim WOMAC-Gesamtscore und bei der Schmerzreduktion im Vergleich zu Placebo verbunden. Nur die Gelenksteifigkeit besserte sich nicht innerhalb von 6 Wochen unter Curcumin (Panahi 2014).


Mögliche Nebenwirkungen von Curcumin

In mehreren Studien an gesunden Probanden wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von Curcumin untersucht. Trotz der insgesamt guten Verträglichkeit wurden in den Studien einige Nebenwirkungen berichtet. 
  • Sieben Probanden, die in einer Dosis-Wirkungs-Studie 500 bis 12.000 mg erhielten und 72 Stunden lang nachbeobachtet wurden, berichteten über Durchfall, Kopfschmerzen, Hautausschlag und gelb-gefärbten Stuhl. 
  • In einer anderen Studie wurde bei einigen Probanden, die 0,4 bis 3,6 g Curcumin pro Tag erhielten, Übelkeit und Durchfall sowie einen Anstieg der Serum-Konzentration verschiedener Enzyme (alkalischer Phosphatase, Laktatdehydrogenase) beobachtet (Lao 2006, Sharma 2004).
  • In einer weiteren Untersuchung wurde über hartnäckige Bauchschmerzen unter einer sehr hohen Curcumin-Dosis (8 g/Tag) berichtet (Gupta 2013).
  • Curcumin kann Spurenelemente komplexieren, z.B. Eisen und Zink, und könnte somit deren intestinale Resorption reduzieren (Chin 2014). 
  • Kurkuma kann zudem die Magensäure-Produktion stimulieren.
Achtung: Patienten, die blutverdünnende Medikamente wie Warfarin einnehmen, sollten die Einnahme von größeren Mengen von Kurkuma vermeiden.


Dosierung und Behandlungsdauer von Curcumin bei Arthrose

  • Eine Metaanalyse aus 8 Studien zur Wirkung von Curcumin bei Arthrose empfiehlt eine Behandlungsdauer von 8 bis 12 Wochen mit einer täglichen Dosis von ca. 1.000 mg Curcumin pro Tag (Daily 2016). 
  • Eine Dosierung von 1.500 mg Curcuma-Extrakt pro Tag über einen Zeitraum von 4 Wochen zeigte ebenfalls gute Ergebnisse (Kuptniratsaikul 2014). 
  • Steht die Schmerzlinderung im Vordergrund, werden Dosierungen von 2.000 mg täglich empfohlen (Francesco 2013). 
  • Curcumin-Formulierungen mit verbesserter Bioverfügbarkeit werden in abweichender Dosierung angewendet (Theracurmin®: 180 mg täglich über 8 Wochen, Meriva: täglich 500 bis 1000 mg über 12 bis 16 Wochen).


Fazit

Insgesamt zeigten die umfangreichen klinischen Studien zur Wirkung von Curcumin bei Patienten mit Arthrose, dass Curcumin Schmerzen lindern und die Funktionalität verbessern kann. Diese Effekte könnten bereits innerhalb von 4 Wochen Behandlung erreicht werden. Die Wirkungen von Curcumin waren vergleichbar mit schmerz- und entzündungshemmenden Wirkstoffen, wie NSAR (z.B. Ibuprofen) und Glucosamin. Übereinstimmendes Ergebnis vieler Studien zur Kniegelenksarthrose war der signifikant verringerte Bedarf an zusätzlicher Schmerzmedikation unter der Behandlung mit Curcumin. 
Diese Effekte können im Wesentlichen auf die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften von Curcumin zurückgeführt werden. 
Bei der Behandlung der Arthrose sollten Curcumin-Zubereitungen mit verbesserter Bioverfügbarkeit (z.B. Theracurmin®, Meriva® oder die Kombination aus Curcumin+Piperin) bevorzugt eingesetzt werden.

Ausblick


Curcumin bei anderen Erkrankungen – woran wird gegenwärtig geforscht?

Einige vielversprechende Wirkungen wurden bei Patienten mit verschiedenen entzündlichen Erkrankungen beobachtet, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthritis, Uveitis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Reizdarm, Pankreatitis, Ulcus pepticum, Ulcus ventriculi, oraler Lichen planus, Vitiligo, Psoriasis, akutes Koronarsyndrom, Atherosklerose, Diabetes, diabetische Nephropathie, diabetische Mikroangiopathie, Lupusnephritis, β-Thalassämie, biliäre Dyskinesie, Dejerine-Sottas-Krankheit, Cholezystitis chronische bakterielle Prostatitis und Krebs. Curcumin scheint zudem einen protektiven Effekt vor Lebererkrankungen, chronischer Arsenexposition und Alkoholintoxikation zu haben.



Weitere Beiträge zur Behandlung der Arthrose und zur Wirkung von Curcumin


 

Literatur

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