Wirkt Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerzen?
Welche Fragen
werden in diesem Beitrag beantwortet?
- Welche pflanzlichen Arzneimittel mit Pfefferminzöl sind für die Therapie von Spannungskopfschmerzen zugelassen?
- Ist eine Behandlung von Kopfschmerzen bei Kindern mit Pfefferminzöl möglich?
- Wie wirkt Pfefferminzöl beim Spannungskopfschmerz?
- Ist die Wirksamkeit von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen durch überzeugende Studiendaten belegt?
- Welche Nebenwirkungen sind unter der Anwendung von Pfefferminzöl möglich?
- Gibt es Vergleichsuntersuchungen von Pfefferminzöl und Paracetamol bei der Behandlung von Kopfschmerzen?
Hintergrund
Zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen beim
Erwachsenen wird die lokale Anwendung von zehnprozentiger Pfefferminzöllösung
als gut verträgliche Alternative zu systemischen Schmerzmitteln empfohlen.
Die Blätter der verschiedenen Sorten
der Pfefferminze (Mentha piperita, Lamiaceae)
sind das Ausgangsmaterial für eine Reihe von Arzneimitteln. Pfefferminzöl (Oleum menthae piperitae) stammt aus den
oberirdischen Teilen der Pfefferminze und wird durch Wasserdampfdestillation
gewonnen. Hauptbestandteile sind Menthol, Menthon, Menthylacetat und 1,8-Cineol.
Pfefferminzöl wird durch
Wasserdampfdestillation von Pfefferminze
gewonnen. Wichtigstes Herkunftsland der Pfefferminze sind die USA.
In Deutschland ist ein Pfefferminzöl-Präparat als
Arzneimittel zur Behandlung von Kopfschmerzen vom Spannungstyp zugelassen:
- Euminz® zur Anwendung auf der Haut, 10 ml Lösung enthalten 0,81 g (10 % m/m) Oleum menthae piperitae in wässrig-ethanolischer Lösung.
Anwendungsgebiet
Zur äußerlichen Anwendung bei leichten und
mittelschweren Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Wichtig ist der Hinweis, dass
anhaltende, unklare oder neu auftretende Beschwerden der ärztlichen Abklärung
bedürfen.
Wirkmechanismus
Ergebnisse aus In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen
mit Pfefferminzöl und dessen Hauptbestandteil Menthol sprechen für eine
spasmolytische, analgetische und sekretolytische Wirkung.
Die schmerzlindernde Wirkung von lokal
aufgetragenem Pfefferminzöl beruht auf der Wirkung von Menthol. Menthol erregt
Kältesensoren in der Haut, wobei es durch die Hemmung spannungsabhängiger Calciumkanäle zu einem lang anhaltenden
Kältegefühl kommt. Diese über schnell leitende Nervenfasern ausgelösten
Kältereize aus der Peripherie führen im Rückenmark zu einer Blockade der durch
überwiegend langsam leitende Nervenfasern übermittelten Schmerzsignale.
Daneben besitzt Pfefferminzöl einen relaxierenden
Einfluss auf die glatte Muskulatur. Pfefferminzöl führt im Stirn- und
Schläfenbereich aufgetragen zu einer signifikanten Abnahme der EMG-Oberflächenaktivität des Musculus Temporales und
zu einer Steigerung des Blutflusses in den Hautkapillaren.
Studien zur Wirksamkeit von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen
Es liegen nur wenige kontrollierte Studien zur
Anwendung von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen vor (1, 2, 3).
So konnte in zwei randomisierten,
Placebo-kontrollierten Doppelblindstudien bei Erwachsenen mit Kopfschmerzen vom
Spannungstyp dokumentiert werden, dass die Wirksamkeit einer lokal auf die Stirn
aufgetragenen zehnprozentigen ethanolischen Pfefferminzöllösung (Euminz®) vergleichbar war mit
Standardtherapien wie Paracetamol (1x 1000 mg) oder Acetylsalicylsäure (1x 1000
mg). Auch beim Zeitpunkt des Wirkungseintritts wurden keine relevanten
Unterschiede zu den Standard-Schmerzmitteln beobachtet (2).
In einer dieser Untersuchungen an 105
Kopfschmerz-Patienten zeigte sich, dass Pfefferminzöl bei lokaler Applikation
auf die schmerzhaften Areale der Stirn und der Schläfen zu einer im Vergleich
zur Placebo-Behandlung signifikanten Abnahme der Kopfschmerzen führte.
Relevante Unterschiede in der Wirksamkeit von Paracetamol und
Pfefferminzöl-Lösung konnten nicht beobachtet werden (2).
Eine zweite veröffentlichte Untersuchung an
insgesamt 44 Patienten im Vergleich zum Schmerzmittel ASS bestätigte die
bisherigen Ergebnisse zu Pfefferminzöl. Auch hier führte die lokale Applikation
auf Stirn und Schläfen zu einer im Vergleich zur Placebo-Behandlung
signifikanten Minderung der Kopfschmerzen. Erwähnenswert ist der Anteil der
Patienten, die über eine klinisch bedeutsame Besserung ihrer Kopfschmerzen
berichteten. Diese Responderrate lag unter Pfefferminzöl bei 56,2 % der
Patienten im Vergleich zu 30,5 % unter Placebo. Unter der Paracetamol-Gabe lag
die Responderrate bei 54,3 % und unter der kombinierten Anwendung von
Pfefferminzöl und Paracetamol bei 66,7 %.
Hervorzuheben bleibt noch der Zeitpunkt des
Wirkungseintritts: Bereits nach 15 Min. zeigt sich bei den Behandlungen mit
Pfefferminzöl und Paracetamol ein signifikanter Rückgang der Schmerzintensität
im Vergleich zur Placebogruppe (1, 2, 3).
Es liegen zudem Daten vor, die eine Wirksamkeit
von Pfefferminzöl bei Kindern mit Spannungskopfschmerzen nahelegen. In einer
offenen, nicht Placebo-kontrollierten Untersuchung wurde die Wirksamkeit und
Verträglichkeit von Pfefferminzöl bei Kindern mit Kopfschmerzen im Alter von 4
bis 14 Jahren untersucht. Bei insgesamt 62 Kindern mit gesicherter Diagnose wurde
immer dann, wenn eine Kopfschmerzepisode auftrat, die Pfefferminzöl-Lösung auf
Stirn und Schläfen aufgetragen.
Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die Wirkung bei
78 % der Kopfschmerzanfälle von den Kindern bzw. deren Eltern als gut oder sehr
gut eingestuft wurde. Die Behandlung erwies sich als gut verträglich.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) erweiterte auf
Basis dieser Daten die Zulassung zur Anwendung bei mittelschweren
Spannungskopfschmerzen auf Kinder ab sechs Jahren (4).
Dosierung
Pfefferminzöl (Euminz®)
sollte bei Erwachsenen und Kindern ab 6 Jahren mit Hilfe eines Applikators
gleichmäßig auf Stirn und Schläfen aufgetragen werden. Bei Bedarf kann das
Auftragen mehrmals im Abstand von jeweils 15 Minuten wiederholt werden (4).
Verträglichkeit
Nach dem Auftragen der Pfefferminzöl-Lösung wurden
als Nebenwirkungen ein leichtes Brennen oder Jucken der Stirnhaut berichtet.
Bei Säuglingen und Kleinkindern soll Pfefferminzöl
nicht angewendet werden, da asthmaähnliche Zustände auftreten können (4).
Fazit
In zwei klinischen Studien zeigte eine auf Stirn und Schläfen aufgetragene Pfefferminzöl-Lösung eine vergleichbar gute schmerzlindernde Wirkung bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp wie herkömmliche Schmerzmittel. Den bisherigen Untersuchungen zufolge ist Pfefferminzöl ein verträgliches Mittel zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen.
Außer den drei oben zitierten Untersuchungen der
gleichen Arbeitsgruppe wurden keine weiteren kontrollierten Studien zur
Wirksamkeit von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen veröffentlicht. Es sind daher weitere
methodisch überzeugende Studien an größeren Patientenkollektiven notwendig, um
die Wirksamkeit von Pfefferminzöl für diese Anwendung zu bestätigen.
Literatur
1. Gobel H, Schmidt G, Soyka
D. Effect
of peppermint and eucalyptus oil preparations on neurophysiological and
experimental algesimetric headache parameters. Cephalalgia.
1994;14:228–34.
2.
Gobel H, Fresenius J, Heinze A, Dworschak M, Soyka
D. Effectiveness of oleum menthae piperitae and paracetamol in
therapy of headache of the tension type. Nervenarzt.
1996;67:672–81.
3.
Kligler B,
Chaudhary S.
Peppermint oil. Am Fam
Physician. 2007 Apr 1;75(7):1027-30.
4. Fachinformation Euminz®, Stand
Januar 2011
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