Mehr als starkes Schwitzen: Hyperhidrose
Übermäßiges Schwitzen kann zu einer Krankheit werden. In diesem Fall spricht man von Hyperhidrose. Bei dieser Störung produziert der Körper unabhängig von den Temperaturen in Räumen oder im Freien unkontrollierbar viel Schweiß. Gleichgültig, ob es warm oder kalt ist, unabhängig von der Tages- oder Jahreszeit berichten die Betroffenen über ein unverhältnismäßig starkes Schwitzen. Die Leidtragenden sind stetig auf Suche nach Möglichkeiten, das Schwitzen zu reduzieren.
Hyperhidrose ist ein relativ häufiges Problem, das ca. 2 % bis 3 % der Bevölkerung betrifft. Betroffene berichten beispielsweise über lokalisiertes Schwitzen an Händen, Füßen, Gesicht oder Unterarmen. Aber auch ein mehr generalisiertes Schwitzen an mehreren Stellen des Körpers kommt vor. In jedem Fall beklagen Menschen mit Hyperhidrose immer eine erhebliche Verminderung ihrer Lebensqualität.
Lokal begrenzt tritt die Hyperhidrose zu ca. 60 % an den Handflächen oder Fußsohlen, zu 40 % in den Achselhöhlen und zu etwa 10 % am Kopf (bevorzugt an der Stirn) auf.
Aber Vorsicht, nicht jede gesteigerte Schweißproduktion ist eine Hyperhidrose. Eine ausgeprägte Schweißneigung kann verschiedene Ursachen haben.
Mögliche Gründe für ein generalisiertes übermäßiges Schwitzen sind z.B. eine hormonell bedingte Hyperhidrose, z. B. in Folge von Wechseljahres-Beschwerden, eine Schilddrüsenüberfunktion oder unerwünschte Arzneimittelwirkungen (z.B. durch, Antidepressiva). Auch ein wiederkehrende Unterzuckerung (Hypoglykämie) oder ein deutliches Übergewicht können zu einem übermäßigen Schwitzen führen.
Zu den Arzneimitteln die als Nebenwirkung zu einer vermehrten Schweißproduktion führen können, zählen u.a.: Kortisonpräparate, Schilddrüsenmittel, Parasympathikomimetika (Wirkstoffe, die u.a. bei Glaukom, bei Muskelschwäche, Darmproblemen, Mundtrockenheit und bei Demenzerkrankungen eingesetzt werden).
Aber auch Antidepressiva (trizyklische Antidepressiva, selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer), starke Schmerzmittel (Opioide), einige Parkinsonmittel (Dopaminagonisten: COMT-Hemmer, Levodopa mit Carbidopa), einige Neuroleptika (Medikamente gegen Psychosen und Erregungszustände) und bestimmte Kalziumantagonisten (Mittel gegen Bluthochdruck) können zu übermäßigen Schwitzen führen.
Link: Liste von Arzneimitteln, die als Nebenwirkung ein übermäßiges Schwitzen verursachen können
Wann wird die Diagnose „Hyperhidrose“ gestellt?
Formal ist die Hyperhidrose als die Produktion von 100 mg Schweiß innerhalb von fünf Minuten in einer Achselhöhle definiert. Diese Definition ist für die Praxis aber wenig hilfreich.Für die Diagnose einer primären Hyperhidrose sollten folgende Kriterien erfüllt sein: Nachweis eines seit mindestens 6 Monaten anhaltenden fokalen sichtbaren Schwitzens ohne sekundäre Ursachen. Darüber hinaus müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein: beidseitige und symmetrische Hyperhidrose, Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens, Beginn der Symptome vor dem 25. Lebensjahr, mindestens eine Episode pro Woche, Familien-Anamnese der Krankheit und besonders wichtig: das Fehlen von Symptomen während des Schlafs (11). Weitere Voraussetzung für die Diagnose ist der Ausschluss von Medikamenten, die eine Hyperhidrose verursachen können, einschließlich Anticholinergika, selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, trizyklische Antidepressiva, Arzneimittel zur Behandlung eines Glaukoms, Blasenstimulanzien und Opioide.
Behandlungsmöglichkeiten
Antitransspirantien
Ein Teil der Wirkung von Deodoranten im Rahmen der Körperpflege geht auf die Hemmung der Schweißproduktion zurück. Die Wirksamkeit von Deos zur Verminderung der Schweißproduktion ist u.a. abhängig von der Konzentration der Antitranspirantien. Das sind Stoffe, die lokal aufgetragen werden und durch Verschließen der Drüsenausführungsgänge die Schweißbildung unterdrücken. Die bekannteste Substanz ist Aluminiumchlorid.Üblicherweise enthalten Deos Aluminiumchlorid in Konzentrationen zwischen 3 und 7 Prozent. Es gibt auch Präparate mit höherer Wirkstoffkonzentration:
• DryEM Antitranspirant, 20%
• AHC forte, 30 %
• MEDISAN Plus, 20 %
• SweatStop Aloe Vera Forte plus RollOn, 20 %
• KaSa Deo, 20 %
Höherprozentige Aluminiumchlorid-Lösungen können auch in einer Apotheke individuell hergestellt werden (Rezeptur).
Ein Nachteil dieser Substanz ist, dass sie hautreizend wirkt und nach dem Auftragen häufig Brennen und Juckreiz auftritt. Einen guten Kompromiss stellt eine 20-prozentige Lösung dar.
Antitranspirantien werden seit Jahrzehnten eingesetzt. Sie wirken bei normaler Schweißproduktion nahezu in allen Fällen innerhalb kurzer Zeit. Sie sind in der Regel medizinisch erprobt und werden von Fachleuten und Hautärzten als eine der ersten und wirkungsvollsten Möglichkeiten selbst gegen extremes Schwitzen empfohlen.
Untersuchungen belegen, dass die lokalisierte Behandlung mit Antitranspirantien bei der Verringerung des Schwitzens besonders in der Achselhöhle, den Händen und den Füßen wirksam ist. Dabei kann eine ca. 50-prozentige Reduktion der Schweißmenge erreicht werden.
Studien zur Wirksamkeit von Aluminiumchlorid als Antitranspirants
Viele Betroffene erreichen gute Ergebnisse unter der Behandlung mit Aluminiumchlorid (4, 9, 12).Eine Fallberichtssammlung von Scholes et al., bei der 65 Patienten mit einer 20%igen, topischen Aluminiumchlorid-Hexahydrat-Lösung jeweils zur Nacht für eine Woche behandelt wurden (anschließende Weiterbehandlung nur nach Bedarf), zeigte, dass die Patienten eine umfassende Besserung des axillären Schwitzens erreichen konnten. Nach der ersten Behandlungsphase applizierten die meisten Patienten die Substanz nur noch alle 7-21 Tage, was gut mit der Haut-Erneuerungsrate korreliert (18).
In einer Studie mit 691 Patienten, die mit einer Lösung aus Aluminiumchlorid behandelt wurden, erreichten 82 % gute Ergebnisse, entweder mit vollständiger Rückbildung der Symptome oder einem Ausmaß an Schwitzen, das nach der ersten Behandlung als normal wahrgenommen wurde. In einer Langzeit-Nachuntersuchung dieser Patienten stieg der Zufriedenheitsgrad auf 87 % bei Patienten unter der Erhaltungstherapie mit Aluminiumchlorid (10).
Verträglichkeit von Aluminiumchlorid
Hautreizungen sind ein häufiges, einschränkendes unerwünschtes Ereignis unter der Behandlung mit Aluminiumchlorid-Hexahydrat. Die Reizung tritt auf, wenn die Verbindung auf feuchte Haut aufgetragen wird, was die Bildung einer schwachen Säure ermöglicht. In einer Studie berichteten 36 % aller Patienten über eine mäßige Reizung und 14 % berichteten über schwere Reizungen.Die Anwendung von Aluminiumchlorid-Hexahydrat auf eine vollständig trockene Haut kann das Risiko einer Hautreizung erheblich vermindern.
Um sicherzustellen, dass die Haut trocken ist, haben einige Kliniker empfohlen, die Achselhöhlen vor der Anwendung von Aluminiumchlorid-haltigen Lösungen nicht zu waschen oder die Achselhöhlen mit einem Föhn mit der Einstellung „kalt“ zu trocknen. Alternativ kann das Aluminiumchlorid auch nur nachts angewendet und am Morgen entfernt werden (21).
Die nachfolgenden Behandlungsansätze beziehen sich auf verschreibungspflichtige Arzneimittel oder Verfahren, die von einem Facharzt verordnet werden müssen.
Glykopyrronium
Lokal wirkende Glykopyrronium-Creme (2%) ist ein Behandlungsansatz, von dem angenommen wird, dass er die Hyperhidrose durch seine anticholinerge Wirkung über eine kompetitive Bindung an Muscarin-Rezeptoren bessert.Mehrere Fallberichte dokumentieren eine Wirksamkeit bei der Hyperhidrose am Gesicht. Auch in kleineren, randomisierten Studien wurde die Wirksamkeit bewertet. Eine Studie an 25 Patienten mit Gesichts-Hyperhidrose zeigte, dass 96 % teilweise oder vollständig mit den Ergebnissen zufrieden waren.
Eine weitere Untersuchung an 39 Patienten mit Gesichts-Hyperhidrose bestätigt diese Ergebnisse mit einer Verringerung der Schweißproduktion auf der Stirn um 25 % etwa 90 min nach der Anwendung, allerdings ohne signifikante Verbesserung des „Hyperhidrosis Disease Severity Scale“. Weniger überzeugend sind die Ergebnisse bei axillärer Hyperhidrose. Eine unkontrollierte Studie an 35 Patienten mit axillärer Hyperhidrose, bei denen eine Aluminiumchlorid-Therapie versagt hatte, konnte keinen überzeugenden Nutzen durch die Glykopyrronium-Anwendung (Cetomacrogol Creme) nachweisen (14). Glycopyrronium-Creme wird den Untersuchungen zufolge zweimal täglich lokal angewendet.
Ein Einzelfallbericht zur Wirkung on Glykopyrrolat (Glykopyrronium) bestätigt die Verminderung der Schweißrate unter einer Low-dose-Therapie mit diesem Anticholinergikum (16). Behandelt wurde ein 17-jähriger männlicher High-School-Athlet mit übermäßigem Schwitzen. Bei ihm wurde die höchste in der Literatur beschriebene Schweißrate gemessen (4,4 – 5,8 l/Std.), die seine Teilnahme am Sport wesentlich beeinträchtigte. Bei diesem Patienten mit Hyperhidrose und einer Kontrollperson konnte durch eine orale 2 mg Dosis Glykopyrrolat 2 Stunden vor dem Training in einer warmen Umgebung die Schweißrate ohne Erhöhung der maximalen Körperkerntemperatur deutlich verringert werden (Patient: -2,4 l/Std., Kontrollperson: -0,6 l/Std.).
Iontophorese
Bei der sogenannten Leitungswasser-Iontophorese fließt schwacher Gleitstrom in einem Wasserbad über Hände oder Füße in den Körper. Diese Methode wird besonders bei Schweißhänden und -füßen eingesetzt.Der genaue Wirkmechanismus ist unklar, aber es gibt mehrere Hypothesen, einschließlich der Hemmung der sympathischen Nervenübertragung, der Ionenablagerung, die den Schweißdrüsenabfluss behindern, und lokale Veränderungen des pH-Wertes, die die Schweißdrüsenfunktion hemmen. Die anfängliche Behandlung mit 8 Sitzungen über einen Zeitraum von 28 Tagen zeigte eine 81%ige Reduktion der Schweißrate. Zur Aufrechterhaltung der Wirkung war eine regelmäßige Weiterbehandlung (Erhaltungstherapie) notwendig (13, 20). Auch die kombinierte Behandlung mit Glykopyrronium und Iontophorese hat sich als wirksam erwiesen (1).
Allerdings ist die klinische Erfahrung, dass viele Patienten die Iontophorese als zeitaufwändig und zum Teil ineffizient empfinden. Weiterhin ist die Anwendung in Körperbereichen, die nicht die Hände und Füße betreffen, mit praktischen Schwierigkeiten verbunden.
Botulinumtoxin
Bei Nicht-Ansprechen auf Antitranspirantien oder die medikamentöse Standardtherapie kann das Nervengift Botulinumtoxin A unter betroffene Hautstellen gespritzt werden. Es unterbindet die Ausschüttung des Nervenbotenstoffs Acetylcholin und lähmt somit die Schweißdrüsen.Der klinische Effekt ist nur temporär, die Anwendung muss daher in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Die Wirkdauer liegt zwischen sieben und zwölf Monaten für die axilläre Hyperhidrose und vier bis sechs Monaten für die Hyperhidrose der Hände. Für eine lokalisierte Gesichts-Hyperhidrose konnte ein gutes Ansprechen dokumentiert werden. Durch die Schwächung der Muskulatur kann der Gesichtsausdruck beeinträchtigt werden.
In einer Open-Label-Studie mit 41 Patienten mit fokaler Hyperhidrose, berichteten alle Patienten über eine Verbesserung der Lebensqualität (5). Die Anwendung von Botulinumtoxin wird durch die relativ hohen Kosten und die Akzeptanz einer Vielzahl von Injektionen begrenzt.
In einer doppelblinden, randomisierten kontrollierten Studie erhielten Patienten mit axillärer Hyperhidrose entweder Botulinumtoxin Typ A (BTX-A) 50 IU oder Placebo als Injektion. Von den 207 Patienten, die BTX-A-Injektionen erhielten, wiesen 4 Wochen nach der Behandlung 96,1% mindestens ein 50%ige Reduktion des axillären Schwitzens auf (gravimetrische Messung). Die mittlere Dauer zwischen den Injektionen betrug 30,6 Wochen (15).
Oxybutynin
Oxybutynin zählt zur Wirkstoffgruppe der Anticholinergika und wird bisher insbesondere zur Behandlung der überaktiven Blase eingesetzt. Dieses Arzneimittel wird oral angewendet, ist aber bisher noch nicht zur Behandlung der Hyperhidrose zugelassen. Als cholinerger Antagonist vermindert Oxybutynin nicht nur die Harnfrequenz, sondern verringert auch die Drüsen-Sekretion und kann so einen trockenen Mund verursachen und den Schweißfluss reduzieren.In einer prospektiven Placebo-kontrollierten Studie wurden 50 Patienten mit generalisierter Hyperhidrose randomisiert, entweder mit Oxybutynin (2,5 mg, einmal täglich bis 5 mg, zweimal täglich) oder Placebo für 6 Wochen behandelt (22).
Ergebnisse: Die Hyperhidrose an den Händen und im Achselbereich verbesserte sich bei über 70 % der Patienten, von denen 47,8% eine deutliche Verbesserung berichteten. Die meisten Patienten (65,2%) erlebten eine Verbesserung in ihrer Lebensqualität. Unter den Nebenwirkungen wurden am häufigsten über einen trockenen Mund berichtet (47,8%).
In einer weiteren randomisierten, kontrollierten Studie wurde Oxybutynin mit Placebo bei 62 Erwachsenen mit lokalisierter oder generalisierter Hyperhidrose verglichen (19).
Die Patienten, die mit Oxybutynin behandelt wurden, erhielten anfangs 2,5 mg pro Tag und erhöhten die Dosis schrittweise über 8 Tage bis zu einer maximalen Dosis von 7,5 mg pro Tag. Die Wirksamkeit wurde anhand eines Beschwerde-Scores (Hyperhidrosis Disease Severity Scale (HDSS)) gemessen.
Ergebnisse: 60 Prozent der Patienten in der Oxybutynin-Gruppe berichteten über eine relevante Verbesserung ihrer Beschwerden (HDSS-Anstieg mindestens 1 Punkt) im Vergleich zu 27 % in der Placebo-Gruppe.
Auch in dieser Untersuchung waren die häufigsten Nebenwirkungen ein trockener Mund bei 43 % der Oxybutynin-Patienten und ein verschwommenes Sehen bei 13 %.
In einer weiteren Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie wurde die Wirksamkeit von Oxybutynin als Gel (10 %) geprüft (3). Bei 61 Patienten mit einer Hyperhidrose im Achselbereich wurde die zweimal tägliche Anwendung über 30 Tage geprüft. Wesentliches Ergebnis war eine signifikante Verbesserung beim Hyperhidrosis-Disease-Severity-Score (HDSS) und der Lebensqualität. 74 Prozent der Behandelten berichteten über eine mittlere bis hohe Zufriedenheit mit der Gel-Anwendung. Das Oxybutynin-Gel ist in den USA, aber nicht in Deutschland als Arzneimittel zugelassen.
Zusammenfassend sprechen die bisher veröffentlichten Daten zu niedrig-dosiertem Oxybutynin in Tablettenform und die Anwendung als Gel für eine gute Wirksamkeit zur Verbesserung der Symptome und der Lebensqualität bei Patienten mit primärer Hyperhidrose.
Weitere zukünftige Behandlungsansätze, deren Wirksamkeit noch unzureichend belegt ist oder gegenwärtig geprüft wird:
Auch aus der Medizintechnik kommen weitere Verfahren zur Behandlung der Hyperhidrose: Weit fortgeschritten ist die Entwicklung bei der Laser- und Ultraschall-Therapie.
Ultraschall-Therapie
Mit der Ultraschall-Technologie steht eine weitere wenig invasive Methode für die Behandlung von Hyperhidrose zur Verfügung. Mit der Technik des mikrofokussierten Ultraschalls können selektiv die Schweißdrüsen geschädigt werden.In einer randomisierten doppelblinden, Studie an 12 Patienten mit axillärer Hyperhidrose konnte mit dieser Technik bei 83 % aller Patienten eine mindestens 50-prozentige Reduktion der Schweißproduktion (gravimetrische Messung), erreicht werden. In dieser Studie zeigten die Patienten eine über 12 Monate anhaltende Wirkung (17). Eine weitere Studie mit der Ultraschall-Technologie (VASER) zeigte, dass die Mehrzahl der Patienten eine signifikante Reduktion der Schweißproduktion auch noch 6 Monate nach der Behandlung aufwiesen (6).
Clonidin
Ein Einzelfallbericht zur Wirkung von Clonidin, einem Medikament, das normalerweise zur Blutdrucksenkung eingesetzt wird, deutet darauf hin, dass zukünftig mit weiteren Therapieansätzen zu rechnen ist. Bei einem Patienten mit primärer Hyperhidrose und Hitzewallungen (ungewöhnlich bei Männern) konnten die Symptome effektiv mit Clonidin ohne relevante Nebenwirkungen gebessert werden. Weitere Untersuchungen an einem größeren Patientenkollektiv sind erforderlich, bevor Clonidin zur Behandlung der Hyperhidrose empfohlen werden kann (2).Beta-Blocker, Benzodiazepine
Beta-Blocker, insbesondere Propranolol und Benzodiazepine, haben sich bei der Hyperhidrose als hilfreich erwiesen, wenn eine Ängstlichkeit oder eine Angststörung der Auslöser für die Hyperhidrose ist (8).Salbeiextrakt / Salbei-Tee
Auch eine Behandlung der Hyperhidrose mit pflanzlichen Wirkstoffen ist möglich. Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA hat die überarbeitete Monografie „Salvia officinalis L., folium“ veröffentlicht (7). Darin ist auch die Anwendung von Zubereitungen aus Blättern des echten Salbeis als eine traditionelle Anwendung zur Reduktion von übermäßigem Schwitzen festgeschrieben.Die Anwendungsdauer von Salbei-Zubereitungen ist bei der Behandlung der Hyperhidrose auf maximal sechs Wochen begrenzt.
Salbei soll direkt die Schweißproduktion reduzieren. Klinische Studien, die die Vorteile von Salbei zur Schweißreduktion untersucht haben, fehlen bisher.
Fazit
Zur Behandlung von Hyperhidrose stehen eine Reihe topischer, oraler und injizierbarer Behandlungsoptionen zur Verfügung. Topische Antitranspirantien sind die First-Line-Therapie. Um Reizungen der Haut zu vermeiden, sollten Antitranspirantien am besten auf trockener Haut angewendet werden. Erst wenn unter dieser Behandlung keine ausreichende Verminderung der Schweißrate erreicht werden kann, sollten Medikamente und Verfahren wie Oxybutynin, Botulinumtoxin und Iontophorese zur Anwendung kommen. Oxybutynin hat sich als wirksames orales Medikament erwiesen, das die Lebensqualität bei Patienten mit Hyperhidrose verbessert. Eine häufige, unerwünschte Nebenwirkung von Oxybutynin ist ein trockener Mund, was die Verwendung des Medikaments einschränken kann. Die topischen Formulierungen von Anticholinergika, einschließlich Oxybutynin-Gel, dürften eine ähnliche Wirksamkeit mit weniger systemischen Nebenwirkungen haben. Botulinumtoxin hat sich auch als wirksam erwiesen, allerdings können die Kosten und die Beschwerden, die mit mehreren Injektionen verbunden sind, begrenzende Faktoren darstellen.Weiterführende Links:
Die Internationale Hyperhidrosis Society bietet eine Website:http://www.sweathelp.org,
die u.a. auch über Behandlungsmöglichkeiten informiert.
Literatur
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3. Artzi O, Loizides C, Zur E, Sprecher E.Topical Oxybutynin 10% Gel for the Treatment of Primary Focal Hyperhidrosis: A Randomized Double-blind Placebo-controlled Split Area Study. Acta Derm Venereol. 2017 Oct 2;97(9):1120-1124.
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