Naturheilmittel zur unterstützenden Behandlung bei Diabetes mellitus - Teil 1 Mikronährstoffe


Welche Mikronährstoffe haben einen positiven Einfluss auf die Blutzuckerkontrolle bei Diabetes mellitus?


Teil 1

Mikronährstoffe Coenzym Q10, Resveratrol, L-Carnitin, Gelée Royale, Beta-Carotin




Coenzym Q10

Coenzym Q10 ist eine körpereigene Substanz, die zudem über die Nahrung aufgenommen wird. Als Bestandteil der Atmungskette ist Coenzym Q10 essenziell z.B. für die Energiebereitstellung in den Mitochondrien (den „Kraftwerken“ der Zelle).

Für Coenzym Q10 sind in der Literatur eine Reihe positiver Einflüsse auf den Diabetes beschrieben:

• Coenzym Q10 verbessert, ergänzend zur medikamentösen antidiabetischen Therapie gegeben, die Blutzuckerkontrolle, u.a. über eine Erhöhung der Insulin-Sekretion (Mezawa M 2012). 

• Q10 reduziert bei Typ-1-Diabetikern die HbA1c-Konzentration und vermindert eine Hyperglykämie. (Dzugkoev 2012).



In einer neueren, Placebo-kontrollierten Studie an 52 Patienten aus dem Iran wurden die Auswirkungen von Coenzym Q10 auf die Blutzuckerkontrolle, den oxidativen Stress und die Höhe der Adiponectin-Spiegel bei Personen mit Typ-2-Diabetes untersucht.

Die Studienteilnehmer erhielten 100 mg Coenzym Q10 oder Placebo zweimal täglich für 8 Wochen. Ergebnisse: Parameter des oxidativen Stresses zeigten Vorteile zugunsten der Coenzym Q10-Gruppe, der Unterschied zur Placebo-Gruppe war jedoch nicht statistisch signifikant. Bei den entscheidenden Parametern der Blutzuckerkontrolle, dem Nüchternblutzucker, dem HbA1c und den Adiponectin-Spiegeln zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen (Moazen 2015).

In einer Metaanalyse wurde zusammenfassend geprüft, welchen Einfluss Coenzym Q10 auf die Blutzuckerkontrolle bei Patienten mit Diabetes mellitus hat. Auf der Basis von 7 Studien mit zusammen 356 Patienten kommen die Autoren zu dem Schluss, dass durch die Behandlung mit CoQ10 keine positiven Auswirkungen auf die Blutzuckerkontrolle, das Lipidprofil oder den Blutdruck bei Patienten mit Diabetes erreicht werden können. Es fanden sich allerdings Hinweise auf eine Reduktion der Triglyceridspiegel. Die Autoren gaben zu bedenken, dass die wahrscheinlich optimale Dosierung von Q10 noch nicht identifiziert ist (Suksomboon 2015).
Fazit: Entgegen früheren Untersuchungen zur Wirkung von Coenzym Q10 beim Diabetes kommen neuere kontrollierte Studien zu dem Ergebnis, dass Coenzym Q10 keine relevante Wirkung auf die Blutzuckerkontrolle besitzt.


Resveratrol

Resveratrol ist ein pflanzliches Polyphenol, dem viele vorteilhafte Auswirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben werden. Resveratrol besitzt neben seiner Wirkung als Antioxidans, entzündungshemmende und anti-proliferative Wirkungen. Es wird zudem vermutet, dass die Aufnahme von Resveratrol durch den Rotweinkonsum hinter dem so genannten Französischen Paradox steht, der geringeren Inzidenz von Herzkreislauferkrankungen in der französischen Bevölkerung trotz relativ hohen Alkoholkonsums.

Resveratrol (3,4,5-Trihydroxystilben) wurde bisher in mindestens 72 Pflanzenarten gefunden und ist weit verbreitet in Lebensmitteln und Getränken wie Maulbeeren, Erdnüssen, Trauben und Rotwein. Resveratrol kann entweder als Polyphenol oder Stilben klassifiziert werden und wird von Pflanzen gebildet, um sich gegen Schäden durch ultraviolette Strahlen oder Infektionen (Insekten, Bakterien und Pilzen) zu schützen.

Ersten klinischen Studien zufolge verbessert Resveratrol bei übergewichtigen Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes oder gestörter Glukosetoleranz die Insulinempfindlichkeit, postprandiale Blutzuckerwerte, die mitochondriale Funktion und Entzündungen (Brasnyó 2011, Crandall 2012, Timmers 2011).

Dass auch Patienten mit einem manifesten Diabetes mellitus Typ 2 von einer Behandlung mit Resveratrol profitieren, darauf deuten weitere Untersuchungen hin. In einer offenen Vergleichsstudie wurde an 62 Typ-2-Diabetikern die tägliche Einnahme von 250 mg Resveratrol ergänzend zu einer Diabetes-Standardtherapie im Vergleich zur Standardbehandlung ohne Resveratrol über einen Zeitraum von 3 Monaten untersucht (Bhatt 2012). Wesentliches Ergebnis war eine signifikante Verbesserung beim HbA1c und eine Reduktion des systolischen Blutdrucks in der Resveratrol-Gruppe. Hingegen wurden beim Körpergewicht und beim LDL-Cholesterin keine signifikanten Veränderungen beobachtet. Die Studienautoren schlussfolgern entsprechend, dass Resveratrol möglicherweise zur unterstützenden Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 geeignet sein könnte (Bhatt 2012).

In eine akutellen Metaanalyse wurden neun randomisierte, kontrollierte Studien mit 283 Teilnehmern eingeschlossen (Zhu 2017). Die Ergebnisse dokumentieren, dass Resveratrol die Nüchtern-Blutzuckerspiegel und die Insulinspiegel signifikant vermindert. Resveratrol reduzierte auch die Insulinresistenz (HOMA-IR), den systolischen Blutdrucks und den diastolischen Blutdruck bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Die Veränderungen beim HbA1c, LDL- und HDL-Cholesterin waren eher gering ausgeprägt. Eine Subgruppenanalyse, in der die Resveratrol-Dosierung von weniger als 100 mg pro Tag mit der Dosierung mehr als 100 mg/Tag verglichen wurden, ergab einen signifikanten Unterschied bei den Nüchtern-Blutzuckerspiegeln zugunsten der höheren Dosierung.
Zusammenfassend liefert diese Metaanalyse Hinweise darauf, dass eine Supplementierung von Resveratrol die Stoffwechselsituation beim Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 positiv beeinflussen kann (Zhu 2017).


L-Carnitin

Carnitin, (L-Carnitin), ist eine natürlich vorkommende, körpereigene Verbindung, die aus den Aminosäuren Lysin und Methionin gebildet wird. Carnitin spielt eine wichtige Rolle im Energie- und Fettsäurestoffwechsel.

Verschiedene Untersuchungen konnten nachweisen, dass die Aufnahme des über die Nahrung zugeführten L-Carnitins nur bei unphysiologisch hohen Insulinkonzentrationen im Blut erfolgt. Es ist daher naheliegend, dass insbesondere Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2 von der Carnitin-Gabe profitieren können, da bei ihnen regelhaft erhöhte Insulinspiegel auftreten.

Eine Analyse der wissenschaftlichen Literatur bestätigt, dass sich die Mehrzahl der positiven Studienergebnisse zur Wirksamkeit von L-Carnitin sich auf die Behandlung von Typ-2-Diabetikern bezieht.

Es liegen Hinweise vor, dass Diabetes-Patienten erniedrigte Carnitinspiegel im Blut aufweisen. In einer Untersuchung an diabetischen Patienten mit Komplikationen lag die mittlere Serum-Konzentration an freiem L-Carnitin fast 25 % niedriger als bei Diabetes-Patienten ohne Komplikationen. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse schlussfolgern die Autoren, dass eine Carnitin-Supplementierung bei diabetischen Patienten, insbesondere bei Patienten mit Komplikationen, sinnvoll sein könnte (Poorabbas 2007).

Schon in früheren Untersuchungen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 konnte gezeigt werden, dass L-Carnitin als Infusion gegeben, die Insulinsensitivität bei Diabetes-Patienten verbessert (Mingrone 1999). Bei gesunden Personen konnte zudem eine verbesserte Insulin-vermittelte Glukoseaufnahme dokumentiert werden.

Ferrannini und Mitarbeitern (Ferrannini 1988) konnten nachweisen, dass eine L-Carnitin-Infusion bei gesunden Probanden zu einer Zunahme der Ganzkörper-Glukoseverwertung um 17 % führt.

Neben dem gestörten Glukosestoffwechsel findet sich beim Diabetes häufig auch eine Störung im Fettstoffwechsel mit einer Erhöhung der Triglycerid- und Cholesterin-Konzentration im Blut. Zahlreiche Untersuchungen bei Patienten mit einem Diabetes mellitus geben Hinweise, dass sich die zusätzliche tägliche Gabe von L-Carnitin insbesondere günstig auf Parameter des Fettstoffwechsels auswirkt.

Die ersten Untersuchungen zur oralen Anwendung von L-Carnitin bei Diabetes mellitus Typ 2 sprechen für eine Wirksamkeit dieser Applikationsform. In einer dieser Untersuchungen wurde geprüft, welchen Einfluss die dreimal tägliche Einnahme von L-Carnitin auf die Nüchtern-Blutzuckerspiegel und das Lipid-Profil bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 hat. Nach 12 Wochen Therapie konnte eine Abnahme der Blutzuckerspiegel von 143 auf 130 mg/dl dokumentiert werden. Im Gegensatz zu anderen Studien zeigten sich allerdings keine signifikanten Veränderungen beim Gesamt-Cholesterin, beim HbA1c oder der Lipoprotein-(a)-Konzentration (Rahbar 2005).

In einer systematischen Übersichtsarbeit wurden die Stoffwechseleffekte von L-Carnitin bei Diabetes mellitus Typ 2 untersucht. Die Analyse umfasste 4 Studien mit 284 Patienten. Dabei zeigte sich, dass oral eingenommenes L-Carnitin die Nüchtern-Blutzuckerspiegel, das Gesamtcholesterin und das LDL-Cholesterin vermindert. Die Veränderungen bei den Triglyceriden, und beim HbA1c waren nicht signifikant (Vidal-Casariego 2013).

Fazit: Die bisher publizierten Daten sprechen für eine Wirksamkeit der oralen Supplementation mit täglich 2 bis 3 g L-Carnitin als unterstützende Maßnahme zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle. Eine Behandlungsdauer von mindestens 8 Wochen scheint notwendig.


Gelée Royale

Gelée Royale wird auch als Bienenköniginnen-Futtersaft bezeichnet. Gelée Royale werden gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Es gibt Hinweise, dass Gelée Royale antioxidative Eigenschaften besitzt und oxidativen Stress und die Blutzuckerkontrolle bei Diabetikern verbessern kann.
Die Ergebnisse einer ersten Untersuchung zur Wirkung von Gelée Royale auf den Glukosestoffwechsel lassen es möglich erscheinen, dass Patienten mit einem Diabetes oder Prä-Diabetes von der Gelee-Royale-Anwendung profitieren könnten (Münstedt 2009). In einer Studie einer deutschen Arbeitsgruppe wurde die Wirkung einer Einmalgabe von 20 g Gelée Royale auf den Glukosestoffwechsel von 20 gesunden Erwachsenen untersucht. Als Ergebnis konnte ein signifikant verringerter Anstieg der Blutglukose nach einem Glukosetoleranztest (OGTT) dokumentiert werden (Münstedt 2009).

In einer Placebo-kontrollierten Studie wurde die Wirksamkeit von Gelée Royale bei diabetischen Frauen geprüft. Gelée Royale wurde in einer Dosierung von 1000 mg täglich über 8 Wochen verabreicht. Erbebnisse: Unter Gelée Royale konnte im Vergleich zu Placebo eine Abnahme beim Nüchternblutzucker (149 vs 163 mg/dl) und eine signifikante Reduktion des HbA1c (7,05% vs. 8,67%) sowie eine signifikante Zunahme der Insulinkonzentration dokumentiert werden (Pourmoradian 2014).


Carotinoide (Beta-Carotin)

Carotinoide zählen zur Gruppe der natürlichen Antioxidantien, die in vielen Gemüsen, Nahrungsmitteln und anderen natürlichen Quellen vorkommen. Bis heute wurde über eine Vielzahl biologischer Wirkungen von Carotinoiden berichtet, insbesondere über Schutzwirkungen gegenüber Diabetes mellitus, Krebs, neurodegenerativen und kardiovaskulären Erkrankungen. Jüngste Studien schreiben Carotinoiden eine Rolle bei der Behandlung von Diabetes zu. Carotinoide sollen insbesondere die Insulinsensitivität erhöhen. Sie könnten auch in der Lage sein, den Körper vor den langfristigen Folgen des Diabetes, einschließlich Nephropathie und Schäden an den Augen, zu schützen (Roohbakhsh 2017).


 

Quellennachweis, Literatur

1. Bayramoglu A, Bayramoglu G, Senturk H. Lycopene partially reverses symptoms of diabetes in rats with streptozotocin-induced diabetes. J Med Food. 2013 Feb;16(2):128-32. 2. Bhatt JK, Thomas S, Nanjan MJ. Resveratrol supplementation improves glycemic control in type 2 diabetes mellitus. Nutr Res. 2012 Jul;32(7):537-41. 3. Brasnyó P, Molnár GA, Mohás M, Markó L, et al. Resveratrol improves insulin sensitivity, reduces oxidative stress and activates the Akt pathway in type 2 diabetic patients. Br J Nutr 2011; 106: 383-9. 4. Crandall JP, Oram V, Trandafirescu G, Reid M, Kishore P, Hawkins M, Cohen HW, Barzilai N. Pilot study of resveratrol in older adults with impaired glucose tolerance. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2012 Dec;67(12):1307-12. 5. Ferrannini E, Buzzigoli G, Bevilacqua S, Boni C, Del Chiaro D, Oleggini M, Brandi L, Maccari F: Interaction of carnitine with insulin-stimulated glucose metabolism in humans. Am J Physiol 255: E946–E952, 1988. 6. Mingrone G, Greco AV, Capristo E, et al. L-carnitine improves glucose disposal in type 2 diabetic patients. J Am Coll Nutr 18: 77-82, 1999. 7. Moazen M, Mazloom Z, Ahmadi A, Dabbaghmanesh MH, Roosta S. Effect of coenzyme Q10 on glycaemic control, oxidative stress and adiponectin in type 2 diabetes. J Pak Med Assoc. 2015 Apr;65(4):404-8. 8. Münstedt K, Bargello M, Hauenschild A. Royal jelly reduces the serum glucose levels in healthy subjects. J Med Food. 2009 Oct;12(5):1170-2. 9. Poorabbas A, Fallah F, Bagdadchi J, Mahdavi R, Aliasgarzadeh A, Asadi Y, Koushavar H, Vahed Jabbari M. Determination of free L-carnitine levels in type II diabetic women with and without complications. Eur J Clin Nutr. 2007 Jul;61(7):892-5. 10. Pourmoradian S, Mahdavi R, Mobasseri M, Faramarzi E, Mobasseri M. Effects of royal jelly supplementation on glycemic control and oxidative stress factors in type 2 diabetic female: a randomized clinical trial. Chin J Integr Med. 2014 May;20(5):347-52. 11. Rahbar AR, Shakerhosseini R, Saadat N, Taleban F, Pordal A, Gollestan B. Effect of L-carnitine on plasma glycemic and lipidemic profile in patients with type II diabetes mellitus. Eur J Clin Nutr. 2005 Apr;59(4):592-6. 12. Roohbakhsh A, Karimi G, Iranshahi M. Carotenoids in the treatment of diabetes mellitus and its complications: A mechanistic review. Biomed Pharmacother. 2017 Jul;91:31-42. 13. Suksomboon N, Poolsup N, Juanak N. Effects of coenzyme Q10 supplementation on metabolic profile in diabetes: a systematic review and meta-analysis. J Clin Pharm Ther. 2015 Aug;40(4):413-8. 14. Timmers S, Konings E, Bilet L, Houtkooper RH, van de Weijer T, Goossens GH, Hoeks J, van der Krieken S, Ryu D, Kersten S, Moonen-Kornips E, Hesselink MK, Kunz I, Schrauwen-Hinderling VB, Blaak EE, Auwerx J, Schrauwen P. Calorie restriction-like effects of 30 days of resveratrol supplementation on energy metabolism and metabolic profile in obese humans. Cell Metab. 2011 Nov 2;14(5):612-22. 15. Vidal-Casariego A, Burgos-Peláez R, Martínez-Faedo C, Calvo-Gracia F, Valero-Zanuy MÁ, Luengo-Pérez LM, Cuerda-Compés C. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2013 Apr;121(4):234-8. 16. Zhu X, Wu C, Qiu S, Yuan X, Li L. Effects of resveratrol on glucose control and insulin sensitivity in subjects with type 2 diabetes: systematic review and meta-analysis. Nutr Metab (Lond). 2017 Sep 22;14:60. 

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