Naturheilmittel zur unterstützenden Behandlung bei Diabetes mellitus – Teil 3 Vitamine


Haben Vitamine einen positiven Einfluss auf die Blutzuckerspiegel bei Diabetes mellitus?

 

Teil 3

 

Vitamine



Vitamin D

In einer Fall-Kontroll-Studie wurden 1.195 Patienten mit Typ-2-Diabetes, 121 Prädiabetiker und 209 gesunde Kontrollen untersucht. Patienten mit Diabetes mellitus hatten niedrigere Serum-Vitamin-D-Spiegel im Vergleich zu Prädiabetikern und gesunden Kontrollpersonen. Darüber hinaus war ein Vitamin-D-Mangel bei Typ-2-Diabetikern mit einer verminderten Insulinproduktion verbunden (Esteghamati 2015).
Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass Personen mit einem Prädiabetes und Patienten mit manifestem Diabetes einen Vitamin-D-Mangel vermeiden sollten, um die Blutzuckerkontrolle nicht weiter zu verschlechtern.


In einer Metaanalyse wurde geprüft, ob sich eine gute Vitamin-D-Versorgung positiv auf die Stoffwechselsituation bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 auswirkt. Sechs Studien mit zusammen 328 Patienten wurden in die Auswertung eingeschlossen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Vitamin-D-Gabe zu einer signifikanten Senkung des HbA1c beitragen kann. Allerdings konnten in den Untersuchungen keine Wirkung auf die Nüchtern-Blutzuckerspiegel oder die Insulin-Resistenz (HOMA-IR) beobachtet werden. Als mögliche Nebenwirkung einer langfristigen Vitamin-D-Einnahme wurde über das Auftreten von Hypercalciämie berichtet. Die Studienautoren schlussfolgern, dass es zwar Hinweise für einen positiven Effekt von Vitamin D bei Diabetes gäbe, die bisher vorliegende Evidenz aber unzureichend sei, um allgemeine Empfehlungen auszusprechen (Gao 2013).

Aktuelle Übersichtsarbeiten haben erneut geprüft, ob eine Vitamin-D-Supplementierung den Glukosestoffwechsel bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes verbessern kann.
Neunundzwanzig Studien (3324 Teilnehmer) wurden in die systematische Übersicht einbezogen. Ergebnis: Es gab eine leichte Reduktion vom HbA1c im Vergleich zu Placebo nach Vitamin-D-Supplementierung, aber keine Wirkung auf die Nüchtern-Blutzuckerspiegel In Studien, in denen die Patienten einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen (n = 7), konnte eine stärkere Abnahme beim HbA1c beobachtet werden (Lee 2017). 

Eine weitere Metaanalyse zur Bedeutung von Vitamin D bei Diabetes mellitus aus dem Jahre 2017 umfasste 24 kontrollierte Studien (1.528 Personen mit Diabetes mellitus Typ 2) und kommt zu einem leicht abweichenden Ergebnis: Die Metaanalyse zeigte eine signifikante Reduktion von HbA1c, Nüchtern-Blutzucker und Insulinresistenz nach Vitamin-D-Supplementierung mit signifikanter Erhöhung der Serum-25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel (Gesamtzunahme 42 nmol/L) (Mirhosseini 2017).

Fazit: Aus der nicht einheitlichen Datenlage zur Vitamin-D-Supplementierung lässt sich ableiten, dass eine deutliche Verbesserung des Vitamin-D-Status notwendig erscheint, um einen positiven Einfluss auf die Blutzuckerkontrolle zu erzielen. Möglicherweise profitieren nur Personen mit Typ-2-Diabetes und einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung von einer Vitamin-D-Supplementation. 

Vitamin C / Vitamin E

Oxidativer Stress spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Diabetes mellitus sowie bei der Entwicklung vaskulärer und neurologischer Komplikationen der Erkrankung (AI-Nimer 2012). Es war daher naheliegend, dass eine Supplementation der antioxidativ wirkenden Vitamine C + E sich günstig auf die Erkrankung auswirken könnte.
Ein hoher Anteil an Vitamin-C-Mangel (d.h. weniger als 11,0 μmol/l) wurde sowohl bei Prädiabetes- als auch Typ-2-Diabetes-Patienten beobachtet (Wilson 2017).

Während in einzelnen Studien ein direkter positiver Effekt von Vitamin C und Vitamin E auf die Stoffwechselsituation beim Diabetes mellitus nachgewiesen werden konnte, zeigten nachfolgende Studien widersprüchliche Ergebnisse in Bezug auf die verschiedenen Parameter der Blutzuckerkontrolle. 

In einer Placebo-kontrollierten Studie an 170 Personen mit Typ-2-Diabetes wurde die Wirkung einer 3-monatigen Supplementation von Vitamin C, Vitamin E, der Kombination aus beiden oder Placebo geprüft. Die verwendeten Dosierungen lagen bei täglich 266 mg Vitamin C und/oder 300 IU Vitamin E. Im Ergebnis zeigten sich eine Verminderung der Blutdruckwerte, eine Abnahme der Blutzuckerspiegel und eine Zunahme der Glutathion-Peroxidase-Aktivität (GSH) als Hinweis für eine verbesserte antioxidative Kapazität (Rafighi 2013). 

Eine Metaanalyse aus dem Jahre 2011 von 14 Studien kam zu dem Ergebnis, dass die antioxidative Supplementierung die Blutzucker- oder Insulinspiegel nicht beeinflusst; der HbA1c-Spiegel wurde hingegen durch die Supplementierung von Antioxidanzien signifikant reduziert (Akbar 2011)

Neuere Metaanalysen kommen zu dem Ergebnis, dass beide Vitamine keinen relevanten Einfluss auf die Blutzuckerkontrolle aufweisen. 

Vierzehn randomisierte kontrollierte Studien mit individuellen Daten zu 714 Probanden wurden in einer weiteren Metaanalyse zusammengefasst. Eine Vitamin-E-Supplementierung führte demnach nicht zu einer signifikanten Verbesserung bei der Blutzuckerkontrolle, es konnte keine signifikante Abnahme beim HbA1c, dem Nüchtern-Blutzucker oder dem Nüchtern-Insulin gemessen werden. Bei Personen mit einem niedrigen Vitamin-E-Ausgangswert konnte in einer Subgruppenanalyse eine signifikante Reduktion von HbA1c und Nüchtern-Insulin im Vergleich zu Kontrollen nachgewiesen werden. Die Subgruppenanalysen zeigten auch, dass die Ergebnisse möglicherweise durch die Höhe der Vitamin-E-Dosierung, beeinflusst wurden. 

Zusammenfassend gibt es derzeit keine ausreichenden Belege für eine positive Wirkung der Vitamin E-Supplementierung auf das HbA1c, den Nüchtern-Blutzucker oder die Insulinkonzentrationen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (Xu 2014).

Eine Metaanalyse zur Wirkung von Vitamin C (Ascorbinsäure) beim Diabetes mellitus hat die Ergebnisse von 5 randomisiert kontrollierten Studien zusammengefasst. Demnach führt eine Einmalgabe von Vitamin C zu einer Verminderung der Nüchtern-Blutzuckerspiegel. Vitamin C hatte hingegen keinen signifikanten Effekt auf das HbA1c (Tabatabaei-Malazy 2014). 

In Bezug auf die Insulinresistenz kommt eine weitere Metaanalyse zu der Einschätzung, dass weder die alleinige Einnahme von Vitamin C oder Vitamin E noch deren Kombination mit anderen Antioxidantien die Insulinresistenz bei Diabetes verbessert (Khodaeian 2015).

Fazit: Die Studienlage zur Wirksamkeit von Vitamin C und Vitamin E zur unterstützenden Behandlung bei Diabetes mellitus Typ 2 ist nicht einheitlich. Möglicherweise profitieren Patienten mit einem unzureichenden Vitamin-C- oder Vitamin-E-Status von einer Supplementation in Bezug auf die Blutzuckerkontrolle. 

Vitamin K

Vitamin K tritt in zwei unterschiedlichen Formen auf: Phyllochinon (Vitamin K1) und Menachinon (Vitamin K2).
Vitamin K ist bekannt für seine Funktion in der Blutgerinnung. Darüber hinaus berichteten mehrere Untersuchungen über die positive Rolle der Vitamin-K-Supplementierung bei der Verbesserung der Insulinsensitivität und der Glukosetoleranz. Auch über eine Verminderung von Insulinresistenz und einer Abnahme des Risikos für Typ-2-Diabetes wurde berichtet (Yoshida 2008, Manna 2016).

Beispielsweise zeigen die Ergebnisse einer Studie, dass eine Vitamin-K1-Supplementierung für 4 Wochen die Insulinresistenz bei prämenopausalen und prädiabetischen Frauen zwar nicht beeinflusste, aber positive Auswirkungen auf den oralen Glukosetoleranztest und die Insulinsensitivität hatte (Rasekhi 2015).

Da aus einem Vitamin-K-Mangel eine verschlechterte Blutzuckerkontrolle und eine verminderte Knochenqualität resultieren können, scheint es wichtig einen Vitamin-K-Mangel bei Typ-2-Diabetes auszuschließen.

Vitamin B12

Die periphere Neuropathie ist eine primäre Komplikation des Typ-2-Diabetes mellitus und eine direkte Manifestation eines Vitamin-B12-Mangels. Etwa 30 % der Diabetes-Patienten weisen einen Vitamin-B12-Mangel auf (Khan 2017). Es gibt immer wieder Hinweise darauf, dass die Langzeitanwendung von Metformin mit einem niedrigen Vitamin-B12-Spiegel assoziiert ist. Daher besteht bei Patienten mit langfristiger Metformin-Therapie ein hohes Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel und eine periphere Neuropathie. Ein regelmäßiges Screening auf eine periphere Neuropathie wird für Patienten unter Metformin empfohlen, auch wenn die Vitamin B12-Spiegel normal erscheinen (Ahmed 2017, Gupta 2017).

Weitere Beiträge zum Diabetes mellitus:

 

Literatur

1. Ahmed MA, Muntingh GL, Rheeder P. Perspectives on Peripheral Neuropathy as a Consequence of Metformin-Induced Vitamin B12 Deficiency in T2DM. Int J Endocrinol. 2017;2017:2452853.

2. Akbar S, Bellary S, Griffiths HR. Dietary antioxidant intervention in type 2 diabetes patients: a meta analysis. Br J Diabetes Vasc Dis. 2011;11:62-8.

3. Al-Nimer MS, Al-Ani FS, Ali FS. Role of nitrosative and oxidative stress in neuropathy in patients with type 2 diabetes mellitus. J Neurosci Rural Pract. 2012 Jan; 3(1):41-4.


4. Esteghamati A, Aryan Z, Esteghamati A, Nakhjavani M. Vitamin D deficiency is associated with insulin resistance in nondiabetics and reduced insulin production in type 2 diabetics. Horm Metab Res. 2015 Apr;47(4):273-9.

5. Gao W, Chen DW, Liu GJ, Ran XW.[Efficacy and safety of vitamin D for type 2 diabetes mellitus: a systematic review]. Zhonghua Yi Xue Za Zhi. 2013 May 14;93(18):1401-6.

6. Gupta K, Jain A, Rohatgi A. An observational study of vitamin B12 levels and peripheral neuropathy profile in patients of diabetes mellitus on metformin therapy. Diabetes Metab Syndr. 2017 Aug 25. pii: S1871-4021(17)30287-4.



7. Khan A, Shafiq I, Hassan Shah M. Prevalence of Vitamin B12 Deficiency in Patients with Type II Diabetes Mellitus on Metformin: A Study from Khyber Pakhtunkhwa. Cureus. 2017 Aug 18;9(8):e1577. 
8. Khodaeian M, Tabatabaei-Malazy O, Qorbani M, Farzadfar F, Amini P, Larijani B. Effect of vitamins C and E on insulin resistance in diabetes: a meta-analysis study. Eur J Clin Invest. 2015 Nov;45(11):1161-74.

9. Lee CJ, Iyer G, Liu Y, Kalyani RR, Bamba N, Ligon CB, Varma S, Mathioudakis N.The effect of vitamin D supplementation on glucose metabolism in type 2 diabetes mellitus: A systematic review and meta-analysis of intervention studies. J Diabetes Complications. 2017 Jul;31(7):1115-1126.

10. Manna P, Kalita J. Beneficial role of vitamin K supplementation on insulin sensitivity, glucose metabolism, and the reduced risk of type 2 diabetes: A review. Nutrition. 2016 Jul-Aug;32(7-8):732-9.

11. Mirhosseini N, Vatanparast H, Mazidi M, Kimball SM. The Effect of Improved Serum 25-Hydroxyvitamin D Status on Glycemic Control in Diabetic Patients: A Meta-Analysis. J Clin Endocrinol Metab. 2017 Sep 1;102(9):3097-3110.

12. Rafighi Z, Shiva A, Arab S, Mohd Yousof R. Association of dietary vitamin C and e intake and antioxidant enzymes in type 2 diabetes mellitus patients. Glob J Health Sci. 2013 Mar 20;5(3):183-7.

13. Rasekhi H, Karandish M, Jalali MT, Mohammad-Shahi M, Zarei M, Saki A, Shahbazian H. The effect of vitamin K1 supplementation on sensitivity and insulin resistance via osteocalcin in prediabetic women: a double-blind randomized controlled clinical trial. Eur J Clin Nutr. 2015 Aug;69(8):891-5.

14. Tabatabaei-Malazy O, Nikfar S, Larijani B, Abdollahi M. Influence of ascorbic acid supplementation on type 2 diabetes mellitus in observational and randomized controlled trials; a systematic review with meta-analysis. J Pharm Pharm Sci. 2014;17(4):554-82.

15. Wilson R, Willis J, Gearry R, Skidmore P, Fleming E, Frampton C, Carr A.mInadequate Vitamin C Status in Prediabetes and Type 2 Diabetes Mellitus: Associations with Glycaemic Control, Obesity, and Smoking. Nutrients. 2017 Sep 9;9(9). pii: E997

16. Xu R, Zhang S, Tao A, Chen G, Zhang M. Influence of vitamin E supplementation on glycaemic control: a meta-analysis of randomised controlled trials. PLoS One. 2014 Apr 16;9(4):e95008.

17. Yoshida M, Booth SL, Meigs JB. et al. Phylloquinone intake, insulin sensitivity, and glycemic status in men and women. Am J Clin Nutr. 2008;88:210–215