Gibt es überzeugende Daten zur Wirksamkeit der Homöopathie?
Welche
Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?
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Bei welchen Erkrankungen werden homöopathische Mittel
am häufigsten eingesetzt?
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Hilft Homöopathie bei Schlafstörungen?
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Lässt sich eine Infektanfälligkeit mit
homöopathischen Arzneimitteln bessern?
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Sind Homöopathika zur Behandlung von
Hauterkrankungen wirksam?
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Wirken homöopathische Mittel gegen Depression?
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Lindern homöopathische Mittel Kopfschmerzen?
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Wirken homöopathische
Arzneimittel bei Tinnitus?
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Kommt es unter der Anwendung
von homöopathischen Mitteln häufig zu Nebenwirkungen?
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Hintergrund
Der Begriff "Homöopathie"
entstammt der griechischen Sprache und wird vielfach mit "ähnliches Leiden" übersetzt. Das
bedeutet, dass in der Homöopathie
eine Erkrankung mit einer kleinen Menge eines Naturstoffs behandelt wird, die beim
gesunden Menschen, in höherer Dosis verabreicht, zu ähnlichen Symptomen führt,
wie sie für diese Erkrankung charakteristisch sind.
Die Homöopathie wird
von Teilen der wissenschaftlichen Medizin auch als wirkungslose
Behandlungsmethode angesehen.
Homöopathische
Arzneimittel unterliegen wie alle anderen Medikamente dem Arzneimittelgesetz
(AMG). Gleichzeitig zählt die Homöopathie zu den besonderen Therapierichtungen.
Da homöopathische Mittel besonders bei chronischen Beschwerden ganz individuell
ausgewählt werden, kann ein und dasselbe Mittel bei verschiedenen Beschwerden
eingesetzt werden. Die Mittel der Homöopathie brauchen ihre Wirksamkeit nicht
in Studien nachweisen. Homöopathika dürfen dann auch keine Anwendungsgebiete
auf der Packung angeben. Zudem liegt Ihnen oft keine Gebrauchsinformation bei.
Anwendungsgebiete
Besonders
häufig werden homöopathische Arzneimittel bei chronischen Erkrankungen eingesetzt:
bei Frauen Kopfschmerzen und Migräne; bei Männern allergischer Schnupfen und
Bluthochdruck; bei Kindern Neurodermitis und Infektanfälligkeit (25).
Auch
die Fibromyalgie und psychische Erkrankungen wie Depressionen und
Angststörungen werden häufig homöopathisch behandelt.
Bei
Patienten-Befragungen wurde über ein gutes Ansprechen homöopathischer Methoden
bei den Diagnosen Migräne / Kopfschmerzen, chronischer Schnupfen,
Rückenschmerzen, Neurodermitis, Regelschmerzen und Schuppenflechte berichtet (25,
26).
Erstattungsfähigkeit von Homöopathika durch die
Krankenkassen
Die gesetzliche
Krankenversicherung erstattet zum Teil auch homöopathische Präparate. Grundsätzlich
sind Homöopathika (nicht-verschreibungspflichtig
und verschreibungspflichtig) für Kinder unter 12 Jahren unter Beachtung des
Wirtschaftlichkeitsgebots durch den Arzt verordnungsfähig.
Bekanntlich
sind nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel von der Erstattung durch die
gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen. Es gibt jedoch Ausnahmen, die auch
für nicht-verschreibungspflichtige Homöopathika gelten. Für die in der
OTC-Ausnahmeliste aufgeführten Anwendungsgebiete kann der Arzt bei
schwerwiegenden Erkrankungen auch Arzneimittel der Homöopathie verordnen,
sofern die Anwendung dieser Arzneimittel für diese Indikationsgebiete als
Therapiestandard gilt.
Wirkmechanismus
Ein pharmakologischer
Wirkmechanismus für homöopathische Arzneimittel ist bis heute nicht bekannt.
Die Homöopathie
basiert auf der Grundannahme des von Hahnemann formulierten
Ähnlichkeitsprinzips: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ (similia
similibus curentur). Folglich sollte ein Mittel so ausgewählt werden, dass es
an Gesunden ähnliche Symptome hervorruft, wie die, an denen der
Kranke leidet.
Kritiker der Homöopathie merken an, dass bis heute kein formaler,
reproduzierbarer Nachweis existiert, noch eine akzeptable
naturwissenschaftliche Begründung für eine Wirksamkeit homöopathischer
Arzneimittel, die über den Placebo-Effekt hinausgeht, vorliegt.
Studien zur Wirksamkeit
Metaanalysen zur Wirksamkeit der
Homöopathie allgemein
Ziel
dieser Metaanalyse aus dem Jahre 2010 war es, die Belege für oder gegen eine
Wirksamkeit von homöopathischen Mitteln zu bewerten (7). Die Cochrane
Daten-Sammlung wird allgemein als die zuverlässigste Quelle evidenz-basierter
Bewertungen angesehen. Es wurden alle Übersichtsarbeiten zur Behandlung
folgender Erkrankungen mit homöopathischen Mitteln bewertet: Krebs, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom
(ADHS), Asthma, Demenz und Grippe.
Ergebnis und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse
der
derzeit verfügbaren Cochrane Reviews
zur Wirksamkeit der Homöopathie zeigen, dass
homöopathische
Arzneimittel keine Effekte jenseits der
Placebo-Gabe
haben
(7).
Zu einer nachhaltigen Diskussion über die Wirksamkeit der Homöopathie
hat eine Metaanalyse von Shang und Mitarbeitern geführt, die bereits 2005 in
der renommierten Fachzeitschrift The Lancet erschienen war.
Die Forschergruppe hatte insgesamt 110 Studien in Bezug auf den
Behandlungserfolg homöopathischer Methoden bei verschiedenen Erkrankungen
analysiert. Im Ergebnis zeigte sich, dass die homöopathischen Methoden der
Placebo-Behandlung nicht überlegen waren, was zu der Schlussfolgerung führte,
die, Homöopathie beruhe einzig auf dem Placebo-Effekt (22).
Wirkung homöopathischer Arzneimittel
bei einzelnen Erkrankungen
Ekzem, Neurodermitis
In
einer Übersichtsarbeit wurden alle publizierten kontrollierten Studien zur
Wirksamkeit der Homöopathie bei Patienten mit Ekzemen analysiert (6). Insgesamt
erfüllten drei Studien die Einschlusskriterien. Alle Studien wiesen methodische
Schwächen auf. In keiner der geprüften Studien konnte eine Wirksamkeit der
Homöopathie nachgewiesen werden.
In
einer kürzlich publizierten Übersichtsarbeit zur Atopischen Dermatitis /
Neurodermitis kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit von alternativen
Therapien, wie der Homöopathie nicht erwiesen sei (32).
In einer
kleinen Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie aus Deutschland wurde die
Wirksamkeit der klassischen Homöopathie bei der Behandlung von 24 Patienten mit
Neurodermitis / Atopischen Dermatitis untersucht (33). Alle Patienten der
Homöopathie-Gruppe erhielten eine individualisierte homöopathische Behandlung.
Aufgrund fehlender Wirksamkeit beendeten 10 Patienten die Studie vorzeitig. Im
Ergebnis zeigten sich keine signifikanten Vorteile der homöopathischen Therapie
im Vergleich zur Placebo-Behandlung (33).
Im
Unterschied zu den Studienergebnissen bei Erwachsenen konnte in einer
Untersuchung bei Kindern mit atopischer Dermatitis beim Vergleich mit der
konventionellen Behandlung eine ähnlich gute Wirksamkeit dokumentiert werden
(34).
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Schlafstörung, Schlaflosigkeit
Auch zur Behandlung von Schlafstörungen mit homöopathischen
Mitteln liegt eine Übersichtsarbeit vor, in der insgesamt vier
Placebo-kontrollierte Studien analysiert wurden. Die vorliegenden Studien zur
Anwendung von homöopathischen Mitteln bei der Behandlung von Schlaflosigkeit
zeigen keinen signifikanten Vorteil für die homöopathische Anwendung im
Vergleich zur Kontrollgruppe. Die zugrundeliegenden kontrollierten Studien
waren von methodisch schlechter Qualität und zudem von der Zahl der behandelten
Patienten zu klein, um eindeutige Ergebnisse abzuleiten. Nach Einschätzung der
Autoren sind weitere gut geplante Studien notwendig, um eindeutig positive oder
negative Schlussfolgerungen ziehen zu können (3).
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Fibromyalgie, Stress und Chronisches
Erschöpfungssyndrom
Eine weitere Übersichtsarbeit zur Wirkung homöopathischer Arzneimittel
auf Erkrankungen, denen häufig psychische Störungen zugrunde liegen, konnte
eine Wirksamkeit bei Patienten mit Fibromyalgie und chronischem
Erschöpfungssyndrom nachweisen (4, 5). Homöopathische Anwendungen zur
Stressverminderung waren den Daten zufolge nicht wirksam (4).
Eine deutsche Arbeitsgruppe kommt hingegen in ihren kürzlich
veröffentlichten Therapieempfehlungen zur Behandlung der Fibromyalgie zu der
Einschätzung, dass homöopathische Methoden nicht wirksam wären (10).
Infektanfälligkeit, Grippe bzw.
Influenza
Studien zur
Anwendung von z.B. Oscillococcinum bei der Behandlung einer Influenza konnten
eine Verkürzung der Krankheitsdauer nachweisen (23). Trotzdem liegen nach
Einschätzung der Autoren dieser Studie noch unzureichend Daten vor, um eine
allgemeine Empfehlung zur Behandlung der Influenza mit homöopathischen Mitteln
aussprechen zu können (23). Den Daten zufolge scheint eine Vorbeugung eines
grippalen Infektes durch eine homöopathische Behandlung nicht möglich.
Der Autor einer
kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit von Oscillococcinum spricht
sich basierend auf neueren Studiendaten und auch aufgrund der guten
Verträglichkeit für eine Anwendung von Oscillococcinum bei grippeähnlicher
Symptomatik aus (11).
Tinnitus
Zur homöopathischen Behandlung von Tinnitus liegen nur wenige
kontrollierte Studien vor. Beispielsweise konnte in einer
Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 28 Patienten keine signifikante
Besserung der Tinnitus-Symptome im Vergleich zu Placebo nachgewiesen werden (31).
Asthma, Demenz,
Angststörungen, Migräne und Depression
Wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit der Homöopathie liegen
für zahlreiche weitere Erkrankungen vor. Für häufige Beschwerden wie
Kopfschmerzen und Migräne liegen systematische Übersichtsarbeiten vor (15, 21).
Doch wie bei vielen anderen Anwendungen auch, kommen die Autoren nach der
Analyse der Daten zu der Feststellung, dass die bisher durchgeführten Studien
methodisch unzureichend seien und dass auf Basis der bisher vorliegenden
Studien kein abschließendes Urteil zur Wirksamkeit möglich sei (15, 21).
Bestimmte Krankheitsbilder wurden hingegen bisher noch gar nicht oder nicht ausreichend im Rahmen von
kontrollierten klinischen Studien untersucht. Dieses ist zutreffend für die
Anwendung bei chronischem Asthma (13), bei Depression (18) und bei der Demenz
(12). Für viele Indikationen gibt es einzelne Studien mit deutlichen Hinweisen
für eine Wirksamkeit der Homöopathie, dem stehen aber methodisch gut geplante
Studien gegenüber, in denen keine Wirkung der Homöopathika nachgewiesen werden
konnte (z.B. Angststörungen, (18) und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom
(9)).
Asthma bronchiale
In einer doppelblinden Placebo-kontrollierten Untersuchung von Asthmapatienten mit einer Hausstaubmilben-Allergie wurde eine homöopathische Zubereitung (C30) der Hausstaubmilbe im Vergleich zur Placebo-Gabe untersucht (40). Die 242 Patienten wurden randomisiert auf beide Therapiearme verteilt, erhielten zu drei Zeitpunkten die Medikation und wurden über 16 Wochen nachbeobachtet. Die Studie fand außerhalb der Pollensaison statt, die Studienmedikation wurde zusätzlich zur Standardtherapie verabreicht. Als Wirksamkeitsparameter wurden das FEV1, eine Bewertung zum Asthmaschweregrad, Peak-Flow-Messungen und Fragen zur Lebensqualität zugrunde gelegt.
Ergebnisse: Bei den meisten Ergebnissen gab es keine Unterschiede zwischen Placebo und der homöopathischen Immuntherapie.
Es gab einen signifikanten Anstieg vom Ausgangswert beim FEV1 (P = 0,006) und eine signifikante Abnahme beim Asthma-Symptomscore (p = 0,001) in beiden Gruppen. Auch Parameter, die über das Patiententagebuch erfasst wurden (Peak-Flow) besserten sich. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen wurden für keinen der beiden primären Zielparameter der Studie beobachtet. Die mittlere Zunahme beim FEV1 gegenüber dem Ausgangswert lag für die Placebo-Gabe mit 0,414 l / sec über der für die homöopathische Behandlung mit 0,136 l / sec. Ein ähnlicher Trend wurde bei der Zunahme der Lebensqualität beobachtet (0,117 für Placebo und 0,090 für die homöopathische Behandlung). Auch bei den sekundären Zielparametern gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen am Ende der Studie. Es gab zudem keine signifikante Veränderung im Einsatz der Bedarfmedikation in beiden Gruppen. Anzumerken bleibt, dass die Teilnehmer in der Homöopathie-Gruppe in den letzten vier Wochen der Studie weniger Bedarfsmedikation anwendeten als die Placebo-Gruppe. Die Daten zusammenfassend, schlussfolgern die Autoren, dass es keine Hinweise für einen Vorteil der homöopathischen Immuntherapie im Vergleich zu Placebo bei der Behandlung von Asthma gibt (40). Fazit: Die homöopathische Immuntherapie ist nicht wirksamer als Placebo bei der Behandlung von Patienten mit Asthma (40).
Erfahrungsberichten zufolge sei bei Patienten mit Asthma bronchiale, Arsenicum jodatum am effektivsten, gefolgt von Lachesis, Calcarea arsenicosa, Carbo vegetabilis und Silicea (41).
Verträglichkeit
Nicht in allen publizierten Studien wurden die Nebenwirkungen erfasst
bzw. ausgewertet. In der großen Mehrzahl der Studien mit dokumentierten
Nebenwirkungen wurde eine gute Verträglichkeit homöopathischer Mittel beobachtet
(2).
Allgemeingültige
Aussagen zur Wirksamkeit homöopathischer Mittel lassen sich aus den zahlreichen
Metaanalysen und Übersichtsarbeiten nicht ableiten. Werden die Kriterien der
evidenzbasierten Medizin angelegt, dann konnte nur bei einzelnen Erkrankungen
eine bessere Wirksamkeit im Vergleich zur Placebo-Behandlung nachgewiesen
werden. Positive Studienergebnisse werden u.a. für die Behandlung von grippalen
Infekten berichtet. Für die Mehrzahl der Anwendungen von homöopathischen
Mitteln konnte in kontrollierten Studien keine bessere Wirksamkeit als unter
der Placebogabe nachgewiesen werden. Sie gelten daher formal als unwirksam.
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