Spurenelemente für die Gesundheit - Stellenwert von Molybdän

 

Gibt es einen Molybdänmangel in Deutschland?

Welche Bedeutung hat die Molybdänversorgung für andere chronische Erkrankungen?

Wie hoch ist die Molybdänzufuhr über die Ernährung?



Hintergrund

Molybdän gilt als ein essenzielles Spurenelement für den Menschen. Im Körper kommt es nur in sehr geringen Mengen vor, ist aber an einigen wichtigen biologischen Prozessen beteiligt. Molybdän ist Bestandteil einer Reihe von Enzymen. Bei gesunden Menschen konnte bisher kein Molybdänmangel nachgewiesen werden.


Funktion von Molybdän beim Menschen

Molybdän wird vom Menschen nur in Form Molybdat (MoO42−) aufgenommen. Dieses wird als Cofaktor in verschiedene Enzyme eingebaut. Molybdän ist u.a. wirksamer Bestandteil der Enzyme Xanthinoxidase, Aldehydoxidase und Sulfitoxidase Die Xanthinoxidase spielt bei der Bildung der Harnsäure aus Purinbasen eine Rolle. Die Aldehydoxidase hingegen wirkt beim Abbau der Katecholamine. Über das Enzym Sulfitoxidase ist Molybdän auch am Stoffwechsel schwefelhaltiger Aminosäuren beteiligt. Wahrscheinlich ist Molybdän zudem ein notwendiger Cofaktor für die Bindung von Eisen an das Transportprotein Transferrin.


Körperbestand

Die höchsten Molybdänkonzentrationen wurden in der Leber und der Niere nachgewiesen. Die Gesamtmenge an Molybdän, die im Körper eines durchschnittlichen Erwachsenen gespeichert ist, liegt etwa bei 2,3 Milligramm (2). 

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Molybdänaufnahme

Molybdän wird im Darm über einen passiven Transport aufgenommen. Die Bioverfügbarkeit von Molybdän aus der Nahrung wird mit 76 bis 83 % angegeben (2).
Der Molybdän-Körperstatus wird über die Nieren-Ausscheidung reguliert.
Die Molybdän-Plasmakonzentration spiegelt im Wesentlichen die langfristige Molybdänaufnahme über die Ernährung wider. Die Molybdän-Ausscheidung über den Urin scheint am ehesten ein Maß für die aktuelle Versorgungssituation zu sein (2).


Empfohlene Zufuhr von Molybdän

Für den täglichen Bedarf an Molybdän in den verschiedenen Altersgruppen gibt es bisher nur Schätzwerte. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung benötigten Kinder von 4 bis 7 Jahren 30 bis 75 μg Molybdän pro Tag, bei Jugendlichen und Erwachsenen liegt der geschätzte Bedarf bei 50 bis 100 μg pro Tag (1).
Um den tatsächlichen Molybdänbedarf beim Menschen zu ermitteln, fehlen verlässliche Daten, daher hat auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit einen Adequate-Intake-Wert (AI) definiert. Dieser liegt für Männer und Frauen bei 65 μg pro Tag. Für Schwangere und Stillende beträgt die als angemessen angesehene Zufuhr ebenfalls 65 μg Molybdän pro Tag. Für Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren wird ein AI-Wert von 20 μg und für die Altersgruppe der 7- bis 10-jährigen werden 30 μg Molybdän täglich aufgeführt.
Als „Adequate Intake" ist die experimentell ermittelte tägliche Zufuhrmenge eines Nahrungsbestandteils definiert, die ausreicht, um den Bedarf einer Versuchsgruppe zu decken.
Die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Afssa) betrachtet eine Molybdänzufuhr in der Größenordnung von 25 μg als den minimalen Bedarf und hält 30 bis 50 μg Molybdän täglich für eine angemessene Zufuhr (2).


Obergrenzen für eine langfristige Zufuhr von Molybdän

Der „Tolerable Upper Intake Level“ (kurz UL) bezeichnet die maximale langfristige Gesamtzufuhr eines Nährstoffes, die bei gesunden Personen zu keinen negativen Effekten auf die Gesundheit führt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat in einem wissenschaftlichen Gutachten einen Grenzwert von 0,6 mg Molybdän pro Tag für Erwachsene definiert (2).


Wie hoch ist die durchschnittliche Molybdänaufnahme beim Menschen?

Es liegen nur wenige Untersuchungen zur Molybdänaufnahme beim Menschen vor. Eine ausgeglichene Molybdän-Balance wurde bei Männern unter einer täglichen Zufuhr von 22 μg Molybdän gemessen. Basierend auf einer Ernährungsanalyse in verschiedenen europäischen Ländern wurde eine Molybdänzufuhr zwischen 58 und 157 μg pro Tag ermittelt (2). Eine Ernährungsanalyse in vier ostdeutschen Regionen dokumentierte eine Molybdänzufuhr von 58 μg pro Tag, während in Schweden über eine tägliche Aufnahme von 157 μg berichtet wurde. Eine Untersuchung an Kindern im Alter zwischen 3 und 17 Jahren aus Frankreich konnte eine durchschnittliche Molybdänaufnahme von 74,9 μg nachweisen (2).
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Molybdängehalt in Lebensmitteln

Molybdän ist in Spuren in fast allen Lebensmitteln nachweisbar. Leguminosen (Hülsenfrüchte), wie z.B. Erbsen, Linsen und Bohnen enthalten relativ viel Molybdän. Auch Getreide und Getreideprodukte sowie Nüsse gehören zu den molybdänreichen Nahrungsmitteln. Darüber hinaus enthalten Innereien (Leber und Niere) relativ hohe Konzentrationen an Molybdän. Nach einem Bericht der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit liefern den mengenmäßig wichtigsten Beitrag zur Molybdänaufnahme über die Ernährung Müsli und Getreideprodukte, insbesondere Brot (2). Der Molybdängehalt des Trinkwassers liegt in der Regel unter 10 μg pro Liter. Der Molybdängehalt von Pflanzen ist extrem unterschiedlich und wird ganz wesentlich vom Molybdängehalt des Bodens auf dem die Pflanzen wachsen beeinflusst.


Wechselwirkungen von Molybdän

Bisher sind keine wesentlichen Wechselwirkungen mit anderen Nahrungsbestandteilen bekannt geworden. Von Wolfram ist bekannt, dass es die Molybdänaufnahme hemmt, dies hat aber keine Relevanz für den Menschen. Der Verdacht, dass eine hohe Molybdänzufuhr die Kupferaufnahme hemmt und damit sekundär zu einem Kupfermangel führt, hat sich beim Menschen nicht bestätigt (2).


Molybdänmangel

Ein Molybdänmangel ist bei normaler Ernährung extrem selten. In Bilanzuntersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass auch bei einer täglichen Aufnahme von nur 22 Mikrogramm Molybdän keine klinisch feststellbaren Mangelsymptome auftreten. Bisher wurde ein Molybdänmangel nur nach langfristiger molybdänfreier parenteraler Ernährung beobachtet. Dieser Einzelfall betraf einen an Morbus Crohn erkrankten Patienten. Als Symptome wurden über Kopfschmerzen, Tachykardie, Nachtblindheit und Erbrechen berichtet. Auch in Tierversuchen mit Molybdänmangel konnten trotz beträchtlicher Abnahme der Enzymaktivitäten keine klaren Mangelsymptome beobachtet werden (2). Zum Nachweis eines Molybdänmangels gibt es derzeit keinen allgemein akzeptierten Biomarker.
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Gibt es ein Zuviel an Molybdän?



Molybdänüberschuss

Sehr selten kann es zu einer deutlich erhöhten Aufnahme von Molybdän kommen (10–15 Milligramm statt Mikrogramm (!) pro Tag). Dies kann bedingt sein durch molybdänreiche Böden. Infolgedessen wurden gichtähnliche Symptome, Gelenkschmerzen und Lebervergrößerungen beobachtet.
Bei Hämodialyse-Patienten lagen in einer Studie an 128 Patienten die Plasma-Molybdän-Konzentrationen im Durchschnitt signifikant höher als bei Kontrollpersonen. Die Relevanz dieser Befunde ist derzeit noch unklar (3).


Chronische Erkrankungen, die durch Molybdän beeinflusst werden könnten

Zurzeit gibt es keine Hinweise, dass eine erhöhte Molybdänzufuhr oder ein Molybdänmangel einen klinisch relevanten Einfluss auf andere Erkrankungen ausübt.


Fazit

Der geschätzte Bedarf von täglich 50 bis 100 μg Molybdän für Erwachsene scheint ausreichend, um einen Mangel bei den meisten Menschen zu verhindern. Auch wenn die Molybdänaufnahme über die Ernährung in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ gering ausfällt, lassen die bisherigen Untersuchungen zur Molybdänversorgung darauf schließen, dass ein Molybdänmangel bei ansonsten gesunden Personen nicht auftritt. Die tägliche Aufnahmemenge von Molybdän, die wahrscheinlich optimal die Gesundheit fördert, ist bisher nicht bekannt.
Nach einer Untersuchung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit gibt es keine Hinweise auf vorteilhafte Effekte einer zusätzlichen Molybdänaufnahme bei gesunden Personen.


Weitere Beiträge zur Wirkung von Spurenelementen: 


     

    Literatur / Quellennachweis

    1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“; Hrsg: DGE, ÖGE, SGE, SVE; 1. Auflage, 4., korrigierter Nachdruck 2012, Neuer Umschau Buchverlag.
    2. European Food Safety Authority; Scientific Opinion on Dietary Reference Values for molybdenum. EFSA Journal 2013;11(8):3333.
    3. Tonelli M, Wiebe N, Hemmelgarn B, Klarenbach S, Field C, Manns B, Thadhani R, Gill J; Alberta Kidney Disease Network. Trace elements in hemodialysis patients: a systematic review and meta-analysis. BMC Med. 2009 May 19;7:25. 

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