Carnitin im Ausdauersport – Wirksam oder unwirksam?

 

Carnitin im Ausdauersport – wirksam oder unwirksam?



Ist eine Leistungssteigerung bei Ausdauersportlern durch die Einnahme von Carnitin möglich?


Welche Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?

  • Stimuliert Carnitin die Fettverbrennung?
  • Wie wirkt L-Carnitin?
  • Gibt es einen Carnitinmangel?
  • Welche Dosierungen von L-Carnitin werden empfohlen?
  • Wie wahrscheinlich ist eine Leistungssteigerung in Ausdauersportarten unter der Einnahme von Carnitin?
  • Ist die Wirksamkeit von Carnitin bei Ausdauersportlern, wie Läufern oder Radfahrern durch überzeugende Studiendaten belegt?
  • Welche Nebenwirkungen sind unter der Einnahme von Carnitin möglich?


Rationale für die Anwendung von Carnitin bei Leistungssportlern zur Verbesserung des Fettstoffwechsels


Der Anteil der Fettverbrennung an der Energiebereitstellung unter körperlicher Belastung steigt mit sinkendem Auslastungsgrad, d.h. bei Belastungen mit etwa 50 % der maximalen Leistungsfähigkeit (VO2max) ist der Anteil der Fettverbrennung deutlich größer als unter höherer Auslastung (z.B. 80 % der VO2max). Damit die Fettsäuren optimal zur Energiebereitstellung beitragen können, muss sichergestellt sein, dass alle Stoffwechselschritte bis zur Bildung von ATP optimal ablaufen. Einer dieser Schritte stellt der Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien dar. Langkettige Fettsäuren können nur gebunden an L-Carnitin durch die Mitochondrien-Membranen transportiert werden. Der carnitinabhängige Fettsäuretransport erfolge bereits bei physiologischen Carnitin-Konzentrationen mit Maximalgeschwindigkeit. Eine Umsatzsteigerung durch zusätzliche Carnitingaben ist daher sehr unwahrscheinlich.

Anders ist die Situation bei Vorliegen eines Carnitinmangels, hier kann die Supplementierung von Carnitin den Fettsäureabbau normalisieren und damit den Fettstoffwechsel insgesamt optimieren.

Eine Optimierung des Fettstoffwechsels ist aber nicht gleichzusetzen mit einer Leistungssteigerung. Denn bei Maximalbelastungen ist der Anteil der Fettverbrennung an der gesamten Energiebereitstellung sehr gering. Eine Ausnahme stellen Marathonläufe, lange Radrennen und Langdistanz-Triathlon-Wettkämpfe dar. Hier kommt der Fettverbrennung auch während des Wettkampfes ein besonderer Stellenwert zu.

Es wird zudem postuliert, dass die zusätzliche Gabe von Carnitin bei einem Ausdauertraining mit niedriger Belastungsintensität als „Fatburner“ die Fettverbrennung stimuliert und damit einer Reduktion des Körperfettanteils ermöglicht.
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Studien zur Wirksamkeit von Carnitin zur Leistungssteigerung im Ausdauersport

In einer doppelblinden Crossover-Studie wurde an trainierten Marathonläufern geprüft, ob die Gabe von Carnitin direkt vor und während des Marathons einen leistungssteigernden Effekt aufweist (1).

Die Ergebnisse zusammenfassend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die akute Gabe von L-Carnitin keinen Einfluss auf den Energiestoffwechsel während des Marathonlaufs habe. Zudem werde die körperliche Leistungsfähigkeit und damit die Marathonzeit durch eine Carnitinaufnahme nicht verbessert. Auch eine Beschleunigung der Regeneration nach dem Wettkampf konnte durch eine Carnitingabe nicht belegt werden (1).

Eine weitere Übersichtsarbeit kommt zu dem Schluss, dass L-Carnitin keinen signifikanten Effekt auf die sportliche Leistungsfähigkeit habe (3).

Im Gegensatz zu den Befunden beim Menschen scheint es, dass nach L-Carnitin Supplementierung bei Tieren eine Erhöhung des Muskel-Carnitingehalts erreicht werden kann. Beispielsweise zeigte sich, dass die tägliche Carnitingabe über 4 Wochen den Carnitingehalt des Soleusmuskels bei trainierten Ratten um 50 % erhöht und beim Schwimmtest die Zeit bis zur Erschöpfung um 30 % verlängert (2).

Eine mögliche Erklärung für die Diskrepanz in den Ergebnissen aus tierexperimentellen Studien und kontrollierten Untersuchungen am Menschen lieferte Stephens und Mitarbeiter in einer 2007 veröffentlichten Übersichtsarbeit zur Regulation der Carnitinaufnahme (6).

In der Mehrzahl der einschlägigen Studien bei gesunden Personen konnte bis heute nicht nachgewiesen werden, dass die orale oder intravenöse L-Carnitin Gabe den Gehalt von Carnitin in der Skelettmuskulatur erhöht (6). Zum Beispiel zeigte weder die orale Gabe von L-Carnitin täglich bis zu 3 Monaten noch intravenös infundiertes L-Carnitin einen Effekt auf den Carnitingehalt des Muskels insgesamt. Auch die tägliche Einnahme von 2 - 5 g L-Carnitin jeweils vor einer Trainingseinheit für bis zu 3 Monaten hatte keine Auswirkung auf das Anstrengungsempfinden, die maximale sportliche Leistungsfähigkeit (VO2 max), den respiratorischen Quotienten oder den Glykogengehalt am Ende der Belastung (6). 

Als wesentlicher Grund für den fehlenden Anstieg im Carnitingehalt des Muskels beim Menschen unter der Carnitingabe wird zum einen die schlechte Bioverfügbarkeit von oral verabreichtem L-Carnitin (< 20 % für eine 2 - 6 g Dosis) diskutiert, zum anderen zeigt die fehlende Wirkung einer intravenösen L-Carnitingabe auf den Muskel-Carnitingehalt, dass wahrscheinlich der Carnitin-Transport in den Muskel der begrenzende Faktor bei gesunden Menschen darstellt (5, 6).

Stephens und Mitarbeiter diskutieren in ihrer Übersichtsarbeit einen Weg den Carnitin-Transport in den Muskel zu verbessern, der es möglich erscheinen lässt, den Carnitingehalt in der Muskulatur auch beim Menschen zu erhöhen und damit die Voraussetzung für eine optimierte Fettverbrennung zu schaffen (6). Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass hohe Insulinspiegel im Blut die Carnitinaufnahme in die Muskulatur verbessern. Erst Untersuchungen deuten darauf hin, dass die gleichzeitige Verabreichung einer Glukoselösung zusammen mit Carnitin zu einer verbesserten Carnitinaufnahme in den Muskel führt (5, 6).

Im Einklang mit der Hypothese, dass die Verfügbarkeit von freiem Carnitin im Muskel das Ausmaß der Fettoxidation während eines hochintensiven Trainings begrenzt, kann davon ausgegangen werden, dass eine Zunahme des Carnitin-Angebotes im Muskel die üblicherweise mit steigender Belastungsintensität zu beobachtende Abnahme der Fettverbrennung voll kompensiert und letztlich die Glykogenreserven schont.

Es ist erwähnenswert, dass trainierte Sportler während des Trainings eine höhere Kapazität der Fettsäure-Verbrennung haben und die Muskulatur insgesamt einen höheren Carnitingehalt im Vergleich zu untrainierten Kontrollpersonen aufweist. Weiterhin zeigen In-vitro-Untersuchungen, dass eine Zunahme des Muskel-Carnitingehaltes den Eintritt von muskulärer Ermüdung deutlich hinauszögert (6).


Dosierung

  • Biocarn: 1 g L-Carnitin (3,3 ml Lösung = 1 Messbecher) pro Tag (7).
  • L-CARN® Trinklösung: Erwachsene erhalten durchschnittlich 3 g Levocarnitin pro Tag auf 3 Einzelgaben verteilt (8).


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Unter der Einnahme von L-Carnitin wurden gelegentlich Übelkeit und Erbrechen beobachtet. In sehr seltenen Fällen kann nach längerer Anwendung in hoher Dosierung ein fischähnlicher Körpergeruch auftreten (7).


 

 

Fazit

Im menschlichen Organismus übernimmt L-Carnitin eine zentrale Rolle bei Energiegewinnung aus dem Abbau langkettiger Fettsäuren.

Die Nahrungsergänzung mit Carnitin wird angepriesen als eine Möglichkeit, die Aufnahme und die Oxidation von Fettsäuren in den Mitochondrien zu erhöhen. Allerdings zeigte sich in Untersuchungen an Sportlern, dass die Muskel-Carnitinspiegel nach oraler Gabe von Carnitin nicht zunahmen. Dementsprechend konnte in der Mehrzahl der kontrollierten Studien keine Wirkung von Carnitin im Sinne einer Verbesserung der Fettverbrennung nachgewiesen werden. Auch eine erhöhte absolute Leistungsfähigkeit, gemessen an der VO2max oder eine verlängerte Ausdauerleistungsfähigkeit konnten nicht dokumentiert werden (4). Auf Basis dieser Ergebnisse muss davon ausgegangen werden, dass eine Carnitin-Supplementation bei Sportlern zur Leistungsverbesserung nicht wirksam ist.


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Literatur


1. Colombani P, Wenk C, Kunz I, Krähenbühl S, Kuhnt M, Arnold M, Frey-Rindova P, Frey W, Langhans W. Effects of L-carnitine supplementation on physical performance and energy metabolism of endurance-trained athletes: a double-blind crossover field study. Eur J Appl Physiol Occup Physiol. 1996;73(5):434-9.

2. Bacurau RF, Navarro F, Bassit RA, Meneguello MO, Santos RV, Almeida AL, Costa Rosa LF. Does exercise training interfere with the effects of L-carnitine supplementation? Nutrition. 2003 Apr;19(4):337-41.

3. Pekala J, Patkowska-Sokoła B, Bodkowski R, Jamroz D, Nowakowski P, Librowski T. L-carnitine--metabolic functions and meaning in humans life. Curr Drug Metab. 2011 Sep;12(7):667-78.

4. Spriet LL, Perry CG, Talanian JL. Legal pre-event nutritional supplements to assist energy metabolism. Essays in biochemistry. Essays Biochem. 2008;44:27-43.

5. Gonzalez JT, Stevenson EJ. New perspectives on nutritional interventions to augment lipid utilisation during exercise. Br J Nutr. 2012 Feb;107(3):339-49.

6. Stephens FB, Constantin-Teodosiu D, Greenhaff PL. New insights concerning the role of carnitine in the regulation of fuel metabolism in skeletal muscle. J Physiol. 2007 Jun 1;581(Pt 2):431-44. Review.

7. Fachinformation Biocarn, Stand Juni 2010

8. Fachinformation L-CARN® Trinklösung, Stand Januar 2012


Ist Carnitin wirksam zur Behandlung von Übergewicht?

 

L-Carnitin zur Stimulation des Fettstoffwechsels – wirksam oder unwirksam?

 

Welche Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?

  • Stimuliert Carnitin die Fettverbrennung?
  • Führt die Einnahme von Carnitin zu einer Abnahme des Körperfettanteils?
  • Wie wirkt L-Carnitin?
  • Wirkt Carnitin als „Fatburner“?
  • Wie wahrscheinlich ist eine Gewichtsreduktion unter der Einnahme von Carnitin?
  • Ist die Wirksamkeit von Carnitin durch überzeugende Studiendaten belegt?
  • Welche Nebenwirkungen sind unter der Einnahme von Carnitin möglich?


Rationale für die Anwendung von Carnitin zur Gewichtsreduktion

Vorrausetzung für eine Reduktion des Körpergewichts ist eine negative Energiebilanz, also ein Energieverbrauch (z.B. durch körperliche Aktivität), der höher liegt als die Energiezufuhr (über die Ernährung).

Carnitin führt nicht zu einem erhöhten Energieumsatz und kann daher auf diesem Wege auch nicht zu einer Gewichtsabnahme beitragen. In Phasen einer negativen Energiebilanz werden vom Körper Energiereserven, vor allem in Form von Fett zur Energiebildung genutzt. Damit die Fettsäuren aus dem Fettdepot optimal zur Energiebildung beitragen können, muss sichergestellt sein, dass alle Stoffwechselschritte bis zur Bildung von ATP optimal ablaufen. Einer dieser Schritte stellt der Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien, den so genannten Kraftwerken der Zelle, dar.

Langkettige Fettsäuren können nur gebunden an L-Carnitin durch die Mitochondrien-Membranen transportiert werden. Der carnitinabhängige Fettsäuretransport erfolgt bereits bei physiologischen Carnitin-Konzentrationen mit Maximalgeschwindigkeit. Eine Umsatzsteigerung durch zusätzliche Carnitingaben sei daher auszuschließen. Anders ist die Situation bei Vorliegen eines Carnitinmangels, hier kann die Supplementierung von Carnitin den gestörten Fettsäureabbau normalisieren.

Es wurde zudem postuliert, dass die zusätzliche Gabe von Carnitin bei einem Ausdauertraining mit niedriger Belastungsintensität als „Fatburner“ die Fettverbrennung stimuliert und damit eine Reduktion des Körperfettanteils ermöglicht.
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Wirksamkeit von Carnitin zur Reduktion des Körperfettanteils

Bisher wurden keine klinischen Daten veröffentlicht, die einen Nutzen von L-Carnitin bei Übergewicht belegen. Die bisher vorliegenden Untersuchungen liefern keine Hinweise auf eine Wirksamkeit zur Behandlung der Adipositas.

In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie wurde an 36 übergewichtigen Frauen geprüft, wie sich die tägliche Gabe von 2 g L-Carnitin zusätzlich zu einem Ausdauertraining (Walking 30 Min, 4x pro Woche, 60 bis 70 % VO2max) im Vergleich zu einem alleinigen Ausdauertraining auf das Körpergewicht auswirkt (2). Am Ende der 8-wöchigen Studie wurde kein signifikanter Unterschied in Bezug auf das Körpergewicht zwischen den beiden Gruppen beobachtet. In keiner der beiden Gruppen konnte eine signifikante Reduktion des Körpergewichts dokumentiert werden (2).

In tierexperimentellen Untersuchungen wurden ähnliche Ergebnisse beobachtet. Bei Ratten zeigte sich kein positiver Effekt einer regelmäßigen Carnitin-Zufuhr in Bezug auf das Körpergewicht, wenn körperliches Training zur Gewichtsreduktion eingesetzt wurde (4, 5).

Aber auch unter einer Kalorien-reduzierten Diät hatte die Gabe von L-Carnitin keinen zusätzlichen Effekt auf die Höhe der Gewichtsabnahme (3).

Es liegen hingegen Hinweise vor, dass unter bestimmten Voraussetzungen L-Carnitin den Anteil der Fettverbrennung an der Energiebereitstellung erhöhen kann. Im Jahre 2002 zeigte sich in einer Untersuchung aus Deutschland, dass L-Carnitin den Abbau von langkettigen Fettsäuren bei gesunden Erwachsenen ohne L-Carnitinmangel steigern kann (1). Dazu wurde der Kohlenstoff in den Fettsäuren radioaktiv markiert und anschließend deren Stoffwechselweg verfolgt. Die Wissenschaftler beobachteten einen signifikanten Anstieg an markiertem CO2 in der Ausatmungsluft nach Carnitingabe, was auf eine Steigerung der Fettverbrennung bei gesunden Erwachsenen hindeutet (1).

Bisher fehlen allerdings in Fachzeitschriften publizierte Studien, die diese Ergebnisse bestätigen. Insbesondere fehlen kontrollierte Untersuchungen, in denen die Auswirkung einer L-Carnitin-Behandlung auf das Körpergewicht unter einer Kalorien-reduzierten Diät geprüft wurde.

Aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen Basis von Werbeaussagen wie „Carnitin kurbelt die Fettverbrennung an und vermindert das Körpergewicht“ gibt es auch weitere kritische Stimmen zur Wirksamkeit von L-Carnitin:

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat die Bewerbung von Carnitin als „Fatburner“ wie folgt kommentiert:
Eine zusätzliche Carnitin-Aufnahme in Tablettenform kann weder den Carnitingehalt in den Muskelzellen noch die Geschwindigkeit der Fettverbrennung steigern. Sie hat auch keinen Einfluss auf den Fettanteil des Körpers während einer Diät. Überflüssiges Carnitin wird mit dem Urin ausgeschieden. Carnitin ist als Schlankheitsmittel genauso unwirksam wie zur Leistungssteigerung, zur Herzstärkung, zur Potenzsteigerung oder als Antikrebsmittel.“


Dosierung

Zur Behandlung eines Carnitinmangels werden folgende Dosierungen empfohlen:


  • Biocarn: 1 g L-Carnitin (3,3 ml Lösung = 1 Messbecher) pro Tag (6).
  • L-CARN® Trinklösung: Erwachsene erhalten durchschnittlich 3 g Levocarnitin pro Tag auf 3 Einzelgaben verteilt.


Verträglichkeit

Unter der Einnahme von L-Carnitin wurden gelegentlich Übelkeit und Erbrechen beobachtet. In sehr seltenen Fällen kann nach längerer Anwendung in hoher Dosierung ein fischähnlicher Körpergeruch auftreten (6).


Fazit

Im menschlichen Organismus übernimmt L-Carnitin eine zentrale Rolle bei Energiegewinnung aus dem Abbau langkettiger Fettsäuren.

Es liegen keine Hinweise aus kontrollierten Untersuchungen vor, dass Carnitin als „Fatburner“ die Fettverbrennung stimuliert und damit zu einer verstärkten Abnahme von Körperfett führt. Bisher sind zudem keine Studien veröffentlicht, die eine Wirksamkeit von Carnitin bei der Behandlung der Adipositas belegen.


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Literatur


1. Peter Billigmann, Stefan Siebrecht: Physiologie des L-Carnitins und seine Bedeutung für Sportler. 2004, ISBN 978-3899937527 (Seite 63 in der Google Buchsuche).

2. Villani RG, Gannon J, Self M, Rich PA. L-Carnitine supplementation combined with aerobic training does not promote weight loss in moderately obese women. Int J Sport Nutr Exerc Metab. 2000 Jun;10(2):199-207.

3. Brandsch C, Eder K. Effect of L-carnitine on weight loss and body composition of rats fed a hypocaloric diet. Ann Nutr Metab. 2002;46(5):205-10.

4. Melton SA, Keenan MJ, Stanciu CE, Hegsted M, Zablah-Pimentel EM, O'Neil CE, Gaynor P, Schaffhauser A, Owen K, Prisby RD, LaMotte LL, Fernandez JM. L-carnitine supplementation does not promote weight loss in ovariectomized rats despite endurance exercise. Int J Vitam Nutr Res. 2005 Mar;75(2):156-60.

5. Navarro F, Bicudo Pereira Costa-Rosa LF, Pereira Bacurau RF. Carnitine supplementation fails to maximize fat mass loss induced by endurance training in rats.
Ann Nutr Metab. 2004;48(2):90-4.

6. Fachinformation Biocarn, Stand Juni 2010



Eukalyptus bei Husten, Erkältung und Sinusitis – Wirksam oder unwirksam?

 
Lindern Zubereitungen aus Eukalyptusöl die Beschwerden bei Nasennebenhöhlenentzündung?


Wirkt Eukalyptusöl bei Bronchitis und chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen?



Welche Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?

  • Bei welchen Erkrankungen wird Eukalyptusöl angewendet?
  • Welche Dosierungen von Eukalyptusöl werden empfohlen?
  • Wie wirkt Eukalyptusöl / Cineol?
  • Ist die Wirksamkeit von Eukalyptusöl durch überzeugende Studiendaten belegt?
  • Welche Nebenwirkungen sind unter der Einnahme von Eukalyptusöl möglich?


Hintergrund

Eukalyptusöl findet Anwendung bei der Behandlung von entzündlichen Atemwegserkrankungen wie der Bronchitis, aber auch bei Erkältungskrankheiten. Eine weitere Anwendung bezieht sich die Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Der Wirkstoff Cineol wird darüber hinaus zur unterstützenden Behandlung der COPD und beim Asthma bronchiale angewendet.

Hauptbestandteil des Eukalyptusöls ist 1,8-Cineol. Zu den weiteren Inhaltsstoffen zählen u.a. Limonen (0,5 %) und a-Pinen (2,6 %). Da handelsübliche Eukalyptusöle ca. 70 bis 90 % Cineol enthalten, gilt Cineol als der wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoff des Eukalyptusöls.

Zubereitungen aus Eukalyptusöl sind als nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel zugelassen. Zum einen als Monotherapie (z.B. Aspecton® Eukaps, enthält ausschließlich Eukalyptusöl), zum anderen als Bestandteil von Kombinations-Arzneimitteln (z.B. Gelomyrtol® forte). 1,8-Cineol (Eucalyptol) ist eine aus Eukalyptus- oder Teebaumblättern gewonnene Reinsubstanz. Sie wird in Form von Soledum® Kapseln angeboten.


Anwendungsgebiete

Aspecton® Eukaps: Erkältungskrankheiten der Atemwege mit zähflüssigem Schleim.

Soledum® Kapseln forte: zur Behandlung der Symptome bei Bronchitis und Erkältungskrankheiten der Atemwege. Zur Zusatzbehandlung bei chronischen und entzündlichen Erkrankungen der Atemwege (z. B. der Nasennebenhöhlen) (8).

Gelomyrtol® forte: zur sekretolytischen Therapie und Erleichterung des Abhustens bei akuter und chronischer Bronchitis. Zur sekretolytischen Therapie bei Sinusitis (7).


Wirkmechanismus

Eukalyptusöl zählt zur Gruppe der ätherischen Öle, die insbesondere als Expektoranzien bei Atemwegserkrankungen eingesetzt werden. Sie wirken im Wesentlichen sekretolytisch durch Verflüssigung des Bronchialschleims und sekretomotorisch, indem sie die Tätigkeit der Zilien steigern und damit zum erleichterten Abtransport des Sekrets beitragen (7, 8).

Verschiedene Wirkungen des Cineol, die tierexperimentell oder durch In-vitro-Untersuchungen gut dokumentiert sind, konnten bisher nicht durch Untersuchungen am Menschen bestätigt werden. Hierzu zählen die Entzündungshemmung, die antitussive (hustenstillende) Wirkung und die antimikrobielle Wirkung.

Einen möglichen Erklärungsansatz für die Wirkung von Cineol bei entzündlichen Atemwegserkrankungen liefert eine Untersuchung von Jürgens und Mitarbeitern (6): Die Arbeitsgruppe berichtet über eine signifikante Hemmung von 1,8-Cineol auf die Sekretion der proinflammatorischen Cytokine Interleukin-1-beta und Tumor-Necrose-Factor-alpha aus humanen Monozyten in vitro. Darüber hinaus wird den Wirkstoffen aus dem Eukalyptusöl eine antioxidative Wirkung zugeschrieben, die ebenfalls einen günstigen Effekt auf entzündliche Prozesse haben kann.


Studien zur Wirksamkeit

Insgesamt liegen nur wenige kontrollierte klinische Untersuchungen zur Wirksamkeit von Eukalyptusöl bzw. Cineol vor.


Cineol zur unterstützenden Therapie der COPD

In einer Studie aus Deutschland nahmen 242 Patienten mit mittelgradiger bis schwerer COPD zusätzlich zu ihrer bisherigen Medikation (Betamimetika, Kortikosteroide, Theophyllin) sechs Monate lang dreimal täglich 200 mg Cineol oder Placebo ein (1). Primärer Endpunkt war ein Score, der aus der Summe aller Exazerbationen, ihrem Schweregrad und ihrer Dauer gebildet wurde.

Ergebnis: In der mit Cineol behandelten Patientengruppe nahmen nach sechs Monaten Therapie Häufigkeit, Dauer und Schwere der Exazerbation im Vergleich zur Placebogruppe signifikant ab. Die Exazerbationsrate lag bei 28 % unter Cineol gegenüber 46 % unter Placebo. Signifikant besserte sich im Vergleich zu Placebo die Atemnot in Ruhe und am Morgen, nicht aber unter Belastung.

Lungenfunktionsparameter wie das FEV1 unterschieden sich am Ende der Studie nicht signifikant zwischen den Gruppen. Nach Einschätzung der Studien-Autoren belegen die signifikante Reduktion der Exazerbationsrate und die Besserung der Beschwerden den Nutzen der antientzündlich wirksamen Begleittherapie von Cineol bei Patienten mit stabiler COPD (1).

In einer weiteren randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie wurden Ambroxol (Sekretolytikum) und Cineol im Crossover-Vergleich in ihren Auswirkungen auf die Lungenfunktion untersucht (5). 29 Patienten mit chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen wurden für jeweils 1 Woche zusätzlich zur Basistherapie mit Ambroxol (3 x 30 mg/Tag) oder Cineol (3 x 200 mg/Tag) behandelt.

Die Ergebnisse zeigen eine Verbesserung der Lungenfunktion unter Therapie mit Sekretolytika bei konstanter Begleitmedikation. Dabei zeigten sich konsistent Vorteile von Cineol gegenüber Ambroxol, wenngleich die Unterschiede nicht das Signifikanzniveau erreichten. Diese teilweise auch klinisch erkennbaren Unterschiede können durch die Begleitmedikation nicht erklärt werden und weisen auf einen von der Sekretolyse unabhängigen Wirkmechanismus beim Cineol im Sinne einer Bronchospasmolyse oder Entzündungshemmung hin (5).


Cineol zur unterstützenden Therapie beim Asthma bronchiale

In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 32 Patienten mit einem schwergradigen Asthma bronchiale, wurde geprüft, ob eine Begleitbehandlung mit täglich 3x 200 mg Cineol eine entzündungshemmende Wirkung aufweist und zu einer Reduktion der Einnahme systemischer Kortikosteroide beitragen kann (4).

Ergebnisse: Nach 3 Monaten Behandlung zeigte sich in der Cineol-Gruppe eine Abnahme des Steroidverbrauchs um 36 %, während der Steroidverbrauch in der Placebo-Gruppe im Vergleich zum Ausgangswert nur um 7 % reduziert werden konnte. Nach Einschätzung der Autoren bestätigen diese Ergebnisse die zusätzliche entzündungshemmende Wirkung von Cineol (Eukalyptusöl) bei chronisch-entzündlichen Atemwegserkrankungen wie dem Asthma bronchiale (4).


Wirkung von Eukalyptusöl bei Sinusitis

Die akute Stirn- und Nebenhöhlenentzündung ist eine typische Folgeerscheinung viraler Infekte der oberen Atemwege. Die entzündliche Anschwellung der Schleimhäute und die Bildung großer Mengen von zähem Sekret führen zur Verschleimung der Atemwege und zu dem typischen Druckkopfschmerz. Das Sekret ist ein guter Nährboden für Bakterien. Bakterielle Superinfektionen der Nebenhöhlen können die Folge sein und erfordern zumeist den Einsatz von Antibiotika. Dies kann möglicherweise durch eine frühzeitige Behandlung mit ätherischen Ölen wie Eukalyptusöl verhindert werden.


Studien zur Wirksamkeit von Cineol bei Sinusitis

In einer Vergleichsstudie an Patienten mit akuter, nicht eitriger Nasennebenhöhlenentzündung wurden 150 Patienten über sieben Tage entweder mit Cineol (3x tgl. 200 mg, Soledum®) oder mit Sinupret® (3x tgl. 1 Tabl., Kombinations-Arzneimittel aus Eisenkraut, Enzianwurzel, Gartensauerampferkraut, Holunderblüten und Schlüsselblumenblüten) behandelt (2). Geprüft wurde die Auswirkung der Behandlung auf die Sinusitis-Symptome, darunter Druckkopfschmerz, Allgemeinbefinden, verstopfte Nase, Nasenlaufen, Menge und Viskosität des Nasensekrets sowie Fieber.

Ergebnisse: Unter der Cineol-Behandlung kam es zu einer Besserung der Symptomatik um 43,5 % am vierten Tag und um 71,4 % am siebten Tag. Auch in der Vergleichsgruppe verbesserten sich die Beschwerden signifikant gegenüber dem Ausgangswert: nach vier Tagen um 23,5 % und nach sieben Tagen um 52,3 %.
Die Entleerung des Sekrets aus den Nebenhöhlen unter Cineol konnte auch sonografisch nachgewiesen werden. So ging die Verlegung der Atemwege in der Cineolgruppe innerhalb von sieben Behandlungstagen um 93,3 % zurück.
Die Verträglichkeit beider Medikamente erwies sich als gut: In beiden Gruppen wurde nur vereinzelt über milde Magen-Darm-Beschwerden und über Kopfschmerzen berichtet.
Diese Studienergebnisse bei einer akuten Sinusitis deuten auf ein wirksames Abschwellen der Schleimhäute sowie dem Abtransport von zähem Sekret unter Cineol hin (2). Da diese Untersuchung keinen Placebo-Arm enthielt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die beobachtete Rückbildung der Symptome die Folge eines natürlich ablaufenden Heilungsprozesses war.


Wirksamkeit von Eukalyptusöl bei chronischer Bronchitis

In einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 246 ambulanten Patienten mit chronischer Bronchitis wurde geprüft, ob eine begleitende Therapie mit Gelomyrtol® forte (3x 300 mg tgl., Kombinationspräparat mit Eukalyptusöl als einen wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoff) die Häufigkeit von infektbedingten Exazerbationen über einen Behandlungszeitraum von 6 Monaten in einem klinisch relevanten Maße vermindern kann (3).

Ergebnisse: Die Behandlung führte dazu, dass der typische Exazerbationsgipfel in den Wintermonaten in der Gelomyrtol®-Gruppe seltener auftrat. Signifikant mehr Patienten der Gelomyrtol®-Gruppe (72 %) blieben im Vergleich zur Placebogruppe (53 %) ohne akute Exazerbation der chronischen Bronchitis. Auch der Antibiotika-Verbrauch war unter der Eukalyptus-Medikation verringert. Das Allgemeinbefinden der Patienten war ebenfalls signifikant besser unter der Verum-Behandlung (3).


Dosierung

Aspecton® Eukaps 200 mg: Erwachsene und Heranwachsende ab 12 Jahren nehmen 2 - 3x tgl. 1 Kapsel ein.

Soledum® Kapseln forte: Erwachsene und Heranwachsende ab 12 Jahren nehmen 3x tgl. 1 Kapsel ein. In besonders hartnäckigen Fällen 4x tgl. 1 Kapsel (8).

Gelomyrtol® forte: Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahren nehmen bei akuten entzündlichen Krankheitsbildern 3- bis 5-mal tgl. 2 Kapseln ein (7).


Verträglichkeit

Gelegentlich kann es zu Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Durchfall) kommen. Selten wurden Überempfindlichkeitsreaktionen (Gesichtsödem, Juckreiz, Atemnot, Husten) sowie Schluckbeschwerden beschrieben (7, 8).

Eukalyptusöl darf nicht angewendet werden bei Keuchhusten und Pseudokrupp (8). Bei Kindern unter 12 Jahren liegen keine ausreichenden Untersuchungen vor (mit Ausnahme von Gelomyrtol® forte).


Fazit

Eukalyptusöl-Zubereitungen (Cineol, Soledum®; Gelomyrtol®, Aspecton®) werden in Deutschland häufig zur Therapie der akuten Sinusitis eingesetzt. Eine Wirksamkeit konnte bisher nur in wenigen klinischen Studien dokumentiert werden. Insgesamt zeigte sich in den Untersuchungen eine signifikante Verbesserung der Leitsymptome einer Nasennebenhöhlenentzündung.

Möglicherweise erhält Eukalyptusöl aufgrund seiner entzündungshemmenden bzw. antioxidativen Wirkung zukünftig einen Stellenwert als Begleitmedikation bei Patienten mit chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen. Zum Wirksamkeitsnachweis sind jedoch weitere klinische Studien notwendig. Zuverlässige Aussagen über Nutzen und Risiken von Cineol bei COPD und Asthma lassen sich auf Basis der derzeitigen Datenlage nicht treffen.


Weitere Informationen zur Vorbeugung und Behandlung von Schnupfen und Erkältung




Literatur


1. Worth H, Schacher C, Dethlefsen U. Concomitant therapy with Cineole (Eucalyptol) reduces exacerbations in COPD: a placebo-controlled double-blind trial. Respir Res. 2009 Jul 22;10:69

2. Kehrl W, Sonnemann U, Dethlefsen U. Therapy for acute nonpurulent rhinosinusitis with cineole: results of a double-blind, randomized, placebo-controlled trial. Laryngoscope 2004;114:738-742

3. Meister R, Wittig T, Beuscher N, de Mey C. Efficacy and tolerability of myrtol standardized in long-term treatment of chronic bronchitis. A double-blind, placebo-controlled study. Study Group Investigators. Arzneimittelforschung. 1999 Apr;49(4):351-8

4. Juergens UR, Dethlefsen U, Steinkamp G, Gillissen A, Repges R, Vetter H. Anti-inflammatory activity of 1.8-cineol (eucalyptol) in bronchial asthma: a double-blind placebo-controlled trial. Respir Med. 2003 Mar;97(3):250-6

5. Wittmann M., Petro W., Kaspar P., Repges R., Dethlefsen U. Zur Therapie chronisch obstruktiver Atemwegserkrankungen mit Sekretolytika, Doppelblinder, randomisierter Cross-over-Vergleich zwischen Cineol und Ambroxol. Atemwegs- und Lungenkrankheiten 1998;24(2): 67-74

6. Jürgens UR, Stöber M, Vetter H. Inhibition of cytokine production and arachidonic acid metabolism by eucalyptol (1.8-cineole) in human blood monocytes in vitro. Eur J Med Res 1998;3(11):508 – 510.

7. Fachinformation Gelomyrtol® forte, Stand Mail 2012

8. Fachinformation Soledum® Kapseln forte, August 2011
 

Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen – Wirksam oder unwirksam?


 

Wirkt Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerzen?

Welche Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?
  • Welche pflanzlichen Arzneimittel mit Pfefferminzöl sind für die Therapie von Spannungskopfschmerzen zugelassen?
  • Ist eine Behandlung von Kopfschmerzen bei Kindern mit Pfefferminzöl möglich?
  • Wie wirkt Pfefferminzöl beim Spannungskopfschmerz?
  • Ist die Wirksamkeit von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen durch überzeugende Studiendaten belegt?
  • Welche Nebenwirkungen sind unter der Anwendung von Pfefferminzöl möglich?
  • Gibt es Vergleichsuntersuchungen von Pfefferminzöl und Paracetamol bei der Behandlung von Kopfschmerzen?



Hintergrund 


Zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen beim Erwachsenen wird die lokale Anwendung von zehnprozentiger Pfefferminzöllösung als gut verträgliche Alternative zu systemischen Schmerzmitteln empfohlen.



Die Blätter der verschiedenen Sorten der Pfefferminze (Mentha piperita, Lamiaceae) sind das Ausgangsmaterial für eine Reihe von Arzneimitteln. Pfefferminzöl (Oleum menthae piperitae) stammt aus den oberirdischen Teilen der Pfefferminze und wird durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Hauptbestandteile sind Menthol, Menthon, Menthylacetat und 1,8-Cineol.

Pfefferminzöl wird durch Wasserdampfdestillation von Pfefferminze  gewonnen. Wichtigstes Herkunftsland der Pfefferminze sind die USA.



In Deutschland ist ein Pfefferminzöl-Präparat als Arzneimittel zur Behandlung von Kopfschmerzen vom Spannungstyp zugelassen:



  • Euminz® zur Anwendung auf der Haut, 10 ml Lösung enthalten 0,81 g (10 % m/m) Oleum menthae piperitae in wässrig-ethanolischer Lösung.



Anwendungsgebiet


Zur äußerlichen Anwendung bei leichten und mittelschweren Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Wichtig ist der Hinweis, dass anhaltende, unklare oder neu auftretende Beschwerden der ärztlichen Abklärung bedürfen.




Wirkmechanismus 


Ergebnisse aus In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen mit Pfefferminzöl und dessen Hauptbestandteil Menthol sprechen für eine spasmolytische, analgetische und sekretolytische Wirkung.

Die schmerzlindernde Wirkung von lokal aufgetragenem Pfefferminzöl beruht auf der Wirkung von Menthol. Menthol erregt Kältesensoren in der Haut, wobei es durch die Hemmung spannungsabhängiger Calciumkanäle zu einem lang anhaltenden Kältegefühl kommt. Diese über schnell leitende Nervenfasern ausgelösten Kältereize aus der Peripherie führen im Rückenmark zu einer Blockade der durch überwiegend langsam leitende Nervenfasern übermittelten Schmerzsignale.

Daneben besitzt Pfefferminzöl einen relaxierenden Einfluss auf die glatte Muskulatur. Pfefferminzöl führt im Stirn- und Schläfenbereich aufgetragen zu einer signifikanten Abnahme der EMG-Oberflächenaktivität des Musculus Temporales und zu einer Steigerung des Blutflusses in den Hautkapillaren.http://www.amazon.de/Ratgeber-Naturheilmittel-Welche-Wirkungen-belegt-ebook/dp/B00GF7TVD4/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1384675506&sr=8-2&keywords=Naturheilmittel+Wirksamkeit



Studien zur Wirksamkeit von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen


Es liegen nur wenige kontrollierte Studien zur Anwendung von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen vor (1, 2, 3). 



So konnte in zwei randomisierten, Placebo-kontrollierten Doppelblindstudien bei Erwachsenen mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp dokumentiert werden, dass die Wirksamkeit einer lokal auf die Stirn aufgetragenen zehnprozentigen ethanolischen Pfefferminzöllösung (Euminz®) vergleichbar war mit Standardtherapien wie Paracetamol (1x 1000 mg) oder Acetylsalicylsäure (1x 1000 mg). Auch beim Zeitpunkt des Wirkungseintritts wurden keine relevanten Unterschiede zu den Standard-Schmerzmitteln beobachtet (2).



In einer dieser Untersuchungen an 105 Kopfschmerz-Patienten zeigte sich, dass Pfefferminzöl bei lokaler Applikation auf die schmerzhaften Areale der Stirn und der Schläfen zu einer im Vergleich zur Placebo-Behandlung signifikanten Abnahme der Kopfschmerzen führte. Relevante Unterschiede in der Wirksamkeit von Paracetamol und Pfefferminzöl-Lösung konnten nicht beobachtet werden (2).



Eine zweite veröffentlichte Untersuchung an insgesamt 44 Patienten im Vergleich zum Schmerzmittel ASS bestätigte die bisherigen Ergebnisse zu Pfefferminzöl. Auch hier führte die lokale Applikation auf Stirn und Schläfen zu einer im Vergleich zur Placebo-Behandlung signifikanten Minderung der Kopfschmerzen. Erwähnenswert ist der Anteil der Patienten, die über eine klinisch bedeutsame Besserung ihrer Kopfschmerzen berichteten. Diese Responderrate lag unter Pfefferminzöl bei 56,2 % der Patienten im Vergleich zu 30,5 % unter Placebo. Unter der Paracetamol-Gabe lag die Responderrate bei 54,3 % und unter der kombinierten Anwendung von Pfefferminzöl und Paracetamol bei 66,7 %.

Hervorzuheben bleibt noch der Zeitpunkt des Wirkungseintritts: Bereits nach 15 Min. zeigt sich bei den Behandlungen mit Pfefferminzöl und Paracetamol ein signifikanter Rückgang der Schmerzintensität im Vergleich zur Placebogruppe (1, 2, 3).



Es liegen zudem Daten vor, die eine Wirksamkeit von Pfefferminzöl bei Kindern mit Spannungskopfschmerzen nahelegen. In einer offenen, nicht Placebo-kontrollierten Untersuchung wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pfefferminzöl bei Kindern mit Kopfschmerzen im Alter von 4 bis 14 Jahren untersucht. Bei insgesamt 62 Kindern mit gesicherter Diagnose wurde immer dann, wenn eine Kopfschmerzepisode auftrat, die Pfefferminzöl-Lösung auf Stirn und Schläfen aufgetragen.

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die Wirkung bei 78 % der Kopfschmerzanfälle von den Kindern bzw. deren Eltern als gut oder sehr gut eingestuft wurde. Die Behandlung erwies sich als gut verträglich.


Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erweiterte auf Basis dieser Daten die Zulassung zur Anwendung bei mittelschweren Spannungskopfschmerzen auf Kinder ab sechs Jahren (4).


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Dosierung


Pfefferminzöl (Euminz®) sollte bei Erwachsenen und Kindern ab 6 Jahren mit Hilfe eines Applikators gleichmäßig auf Stirn und Schläfen aufgetragen werden. Bei Bedarf kann das Auftragen mehrmals im Abstand von jeweils 15 Minuten wiederholt werden (4).




Verträglichkeit 


Nach dem Auftragen der Pfefferminzöl-Lösung wurden als Nebenwirkungen ein leichtes Brennen oder Jucken der Stirnhaut berichtet.

Bei Säuglingen und Kleinkindern soll Pfefferminzöl nicht angewendet werden, da asthmaähnliche Zustände auftreten können (4).




Fazit 

In zwei klinischen Studien zeigte eine auf Stirn und Schläfen aufgetragene Pfefferminzöl-Lösung  eine vergleichbar gute schmerzlindernde Wirkung bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp wie herkömmliche Schmerzmittel. Den bisherigen Untersuchungen zufolge ist Pfefferminzöl ein verträgliches Mittel zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen.



Außer den drei oben zitierten Untersuchungen der gleichen Arbeitsgruppe wurden keine weiteren kontrollierten Studien zur Wirksamkeit von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen veröffentlicht. Es sind daher weitere methodisch überzeugende Studien an größeren Patientenkollektiven notwendig, um die Wirksamkeit von Pfefferminzöl für diese Anwendung zu bestätigen.



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Literatur 



1.  Gobel  H, Schmidt  G, Soyka  D.  Effect of peppermint and eucalyptus oil preparations on neurophysiological and experimental algesimetric headache parameters. Cephalalgia.  1994;14:228–34.


2.  Gobel  H, Fresenius  J, Heinze  A, Dworschak  M, Soyka  D.  Effectiveness of oleum menthae piperitae and paracetamol in therapy of headache of the tension type.  Nervenarzt.  1996;67:672–81.


3.  Kligler B, Chaudhary S. Peppermint oil. Am Fam Physician. 2007 Apr 1;75(7):1027-30.


4.  Fachinformation Euminz®, Stand Januar 2011



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