Vitamin E – Welche gesundheitlichen Wirkungen von Vitamin E sind belegt?

 

Daten zur Wirksamkeit von Vitamin E bei unterschiedlichen Erkrankungen

Vitamin E zählt zu den häufig zusätzlich eingenommenen Vitaminen. Die gesundheitliche Bedeutung einer zusätzlichen Vitamin-E-Einnahme ist weiterhin umstritten.
Dieser Beitrag fast die jüngsten Studienergebnisse zur Wirkung von Vitamin E bei Lebererkankungen, Diabetes mellitus, Arthrose und zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Augenerkrankungen, Demenz und Krebs zusammen. Auch zum Stellenwert von Vitamin E im Sport liegen neuere Studiendaten vor.



Lebererkrankungen - Hat Vitamin E eine Wirkung auf erhöhte Leberenzyme?

Das Antioxidans Vitamin E wir u.a. zur unterstützenden Behandlung von chronischen Lebererkrankungen eingesetzt. Das Ziel einer Metaanalyse war es, die Wirkung von Vitamin E zur Senkung der Alanin-Aminotransferase (ALT) und Aspartat-Aminotransferase (AST)-Spiegel bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD), nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH) und chronischer Hepatitis C (CHC) zu bewerten (7) (AST wurde früher als GOT und ALT als GPT bezeichnet). Insgesamt erfüllten acht Untersuchungen die Einschlusskriterien, von denen sich zwei Studien auf NAFLD, vier Studien auf NASH und drei Studien auf CHC bezogen.

Ergebnisse: Bei Patienten mit einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung wurde eine durchschnittliche Reduktion der ALT-Spiegel (GPT) von 12,19 U/l und für AST (GOT) um 6,84 U/l dokumentiert. Bei Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber-Hepatitis (Steatohepatitis) lag die Abnahme für ALT bei durchschnittlich 4,54 U/l und für AST bei 3,55 U/l. Weniger ausgeprägt war die mittlere Reduktion der Transaminasen bei Patienten mit chronischer Hepatitis C: 0,61 U/l für ALT and 0,68 U/l für AST.

Fazit: Die derzeit vorliegenden Erkenntnisse unterstützen die Annahme, dass Vitamin E die Aminotransferase-Spiegel bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung, mit Fettleber-Hepatitis und chronischer Hepatitis C optimieren kann. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die klinische Relevanz dieser zum Teil geringfügigen Veränderungen zu bewerten (7).


Welchen Einfluss hat Vitamin E auf die Sterblichkeit?

In einer kürzlich veröffentlichten Metaanalyse wurde geprüft, ob die Einnahme von Vitamin E die Gesamtsterblichkeit günstig beeinflusst. In die Bewertung flossen die Ergebnisse aus insgesamt 33 Studien ein (8).
Ergebnis: Es konnte kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitamin E allein oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen und der Sterblichkeit dokumentiert werden. Weder Vitamin E allein noch Vitamin E in Kombination mit anderen Wirkstoffen führt den Daten zufolge zu einer Verminderung der Sterblichkeit (8).
Eine weitere, viel diskutierte Metanalyse kommt hingegen zu dem Schluss, dass seine Hochdosis-Vitamin-E-Supplementation die Sterblichkeit sogar erhöht (mehr als 15 mg Vitamin E täglich) (2). 

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Vitamin E im Sport - Kann Vitamin E Muskelschäden vorbeugen?

Tocopherole (üblicherweise als "Vitamin E" bezeichnet) wurden bisher häufig in ihrer Wirkung als Antioxidantien im Sport untersucht. Allerdings sind die Untersuchungen sehr heterogen, was zu widersprüchlichen Ergebnissen führte. Das Ziel einer Metaanalyse war es, die bisher publizierten Studien zur Auswirkungen einer Vitamin-E-Supplementation auf die Trainingsleistung und den oxidativem Stress zu bewerten (12). Insgesamt konnten zwanzig relevante Studien identifiziert werden. Die hohe Variabilität im Studiendesign führte letztlich zu einer Auswahl von sechs relevanten Studien. Marker der Lipidperoxidation (Malondialdehyd) und von Muskelschäden (Kreatinkinase) waren die am häufigsten untersuchten Messgrößen. Ergebnisse: Die Metaanalyse zeigte, dass die Vitamin-E-Anwendung nicht zu einem signifikanten Schutz vor Belastungs-induzierter Lipidperoxidation oder vor Muskelschäden führt. Die niedrige Anreicherung von Vitamin E im Muskelgewebe wird als mögliche Ursache für die fehlende Schutzwirkung diskutiert (12).


Vitamin E und Diabetes - Verbessert Vitamin E die Blutzuckerkontrolle?

Hintergrund: Beobachtungsstudien haben gezeigt, dass höhere Vitamin-E-Serumkonzentrationen bzw. eine erhöhte Vitamin E-Aufnahme mit positiven Auswirkungen auf die Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes mellitus assoziiert sind. Ob Vitamin E eine direkte Wirkung auf die Blutzuckerkontrolle ausübt, bleibt auf Basis dieser Daten jedoch unklar. In einer Metaanalyse aus randomisierten kontrollierten Studien mit Vitamin E wurde geprüft, welche Auswirkungen Vitamin E auf HbA1c, Nüchtern-Glukose und Nüchtern-Insulin hat (13). Vierzehn randomisierten kontrollierten Studien mit Einzeldaten von über 714 Probanden wurden in dieser Metaanalyse berücksichtigt.

Ergebnisse: Eine Vitamin-E-Supplementation führte den Daten zufolge nicht zu einer verbesserten Blutzuckerkontrolle: Ein statistisch signifikanter Effekt von Vitamin E auf HbA1c, Nüchtern-Glukose und Nüchtern-Insulin konnte nicht nachgewiesen werden. Bei Personen mit niedrigen Vitamin-E-Ausgangswerten konnte in einer Subgruppenanalyse eine signifikante Abnahme von HbA1c und Nüchtern-Insulin im Vergleich zur Kontrollgruppe beobachtet werden. Abschließend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass derzeit keine ausreichenden Belege für eine mögliche positive Wirkung von Vitamin E auf die Blutzuckerkontrolle bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ-2 existieren (13).
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Ist eine Vorbeugung von Darmkrebs mit Antioxidantien möglich?

Eine jüngst veröffentlichte Metaanalyse fand keine Belege für eine schützende Wirkung der untersuchten Antioxidantien (u.a. Vitamin E) bei der Prävention von Darmkrebs. Auch die Krebssterblichkeit insgesamt wurde den Daten zufolge durch eine Anwendung von Antioxidantien nicht beeinflusst (10).


Kann Vitamin E einem Schlaganfall vorbeugen?

Eine Metaanalyse aus 13 randomisierten kontrollierten Studien hat die Frage geprüft, ob durch eine zusätzliche Vitamin-E-Einnahme das Risiko für einen zukünftigen Schlaganfall vermindert werden kann (1). Auf der Datenbasis von 166.282 Patienten kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Vitamin E keinen positiven Einfluss auf das Schlaganfall-Ereignis hat. Für keine der sehr unterschiedlichen Formen eines Schlaganfalls konnte ein günstiger Effekt dokumentiert werden. Weder eine tägliche Dosierung von weniger 300 IE. Vitamin E, noch eine Gabe von mehr als 300 IE. zeigte einen Effekt. Auch konnte kein Unterschied in der Wirkung von synthetischen und natürlichen Vitamin E beobachtet werden. Ebenfalls keinen Unterschied in der Wirkung von Vitamin E fanden die Forscher zwischen gesunden Probanden und Patienten, die bereits Risikofaktoren für einen Schlaganfall aufwiesen.

Fazit: Bisherige Studien zeigen keine statistisch signifikanten oder klinisch relevanten Wirkungen von Vitamin E bei der Vorbeugung eines Schlaganfalls (1).


Ist eine Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Vitamin E möglich?

Eine systematische Analyse epidemiologischer Studien zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Vitaminen kommt zu dem Ergebnis, dass Vitamin E zur Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen nicht wirksam ist (5).


Vitamin E bei Alzheimer-Demenz und leichter kognitiver Beeinträchtigung

Vitamin E ist ein Nahrungsbestandteil, der als Antioxidans zum Abfangen toxischer freier Radikale beiträgt. Hinweise darauf, dass freie Radikale wesentlich an den pathologischen Prozessen beteiligt sind, die zur kognitiven Beeinträchtigung und letztlich zur Alzheimer-Krankheit fortschreiten, hat zu einem Interesse an der Verwendung von Vitamin E zur Behandlung der leichten kognitiven Beeinträchtigung (MCI = mild cognitive impairment) und der Alzheimer-Demenz (AD) geführt.

Ziel einer Übersichtsarbeit war es, die Wirksamkeit von Vitamin E zur Behandlung der Alzheimer-Erkrankung und zur Verhinderung der Progression von leichten kognitiven Beeinträchtigungen zur manifesten Demenz zu bewerten (4).
Nur drei Studien erfüllten die Einschlusskriterien: zwei bei Patienten mit Alzheimer Erkrankung und eine bei Personen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen.
Das primäre Ziel der MCI-Studie war es, die Wirkung von Vitamin E (2000 IU / Tag) auf die Zeit bis zur Progression von leichten kognitiven Beeinträchtigungen zur manifesten Alzheimer-Demenz zu untersuchen. Insgesamt 214 der 769 Teilnehmer zeigten eine Progression zu einer Demenz, von denen 212 als mögliche oder wahrscheinliche Alzheimer-Erkrankung klassifiziert wurden. Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Wahrscheinlichkeit der Progression zur Alzheimer-Erkrankung zwischen der Vitamin-E-Gruppe und der Placebo-Gruppe

Schlussfolgerungen der Autoren: Es liegen keine überzeugende Hinweise vor, dass Vitamin E von Nutzen ist bei der Behandlung der Alzheimer-Erkrankung oder der leichten kognitiven Beeinträchtigung (4).


Vitamin E zur Behandlung der Arthrose

Der Stellenwert von Vitamin E in der Behandlung Arthrose (Osteoarthritis) wurden in einer Übersichtsarbeit bewertet. Auf der Grundlage der Analyse von 16 klinischen Studien kommen die Autoren zu dem Schluss, dass weder für Vitamin E allein noch für die Kombination mit anderen antioxidativ wirkenden Vitaminen eine Empfehlung zur Behandlung der Arthrose ausgesprochen werden könne (11). Eine kürzlich veröffentlichte Übersichtsarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass eine regelmäßige Vitamin-E-Einnahme das Fortschreiten einer Arthrose nicht bremsen kann (6).


Augenerkrankung - Ist die Vorbeugung oder Behandlung der Macular-Degeneration mit Vitamin E möglich?

Beobachtungsstudien liefern Hinweise, dass eine Ernährung reich an antioxidativ wirkenden Vitaminen (Beta-Caroten, Vitamin C und E) und Mineralstoffen (Selen und Zink) die Entwicklung einer altersbedingten Macular-Degeneration günstig beeinflussen. 

In einer Cochrane-Übersichtsarbeit wurden die bisher veröffentlichten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit von Vitaminen und Mineralstoffen bei Macular-Degeneration analysiert (3). Es sollte die Frage beantwortet werden, ob durch die zusätzlich Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen der Entwicklung einer altersabhängigen Macular-Degeneration vorgebeugt werden kann. Es wurden die Daten aus 4 randomisierten kontrollierten Studien mit zusammen 62.520 Personen analysiert. 

Ergebnisse: Die Auswertung ergab, dass Personen die entsprechende Vitamine und Mineralstoffe supplementierten kein geringes Risiko hatten, eine Macular-Degeneration zu entwickeln. Auch der weitere Krankheitsverlauf einer bereits fortgeschrittenen Form der Macular-Degeneration konnte den Daten zufolge durch die Supplemente nicht positiv beeinflusst werden. Eine gesonderte Analyse mit Bezug zur Wirkung von Vitamin E, bestätigte, dass auch die alleinige Vitamin-E-Gabe keine präventive Wirkung hatte (3).


Augenerkrankung (2) - Ist eine Vorbeugung von Katarakt (Grüner Star) mit Vitamin E möglich?

Neun Studien mit 117.272 Personen im Alter von 35 Jahren oder älter wurden in dieser Analyse berücksichtigt (9). Die verwendeten Dosierungen der antioxidativ wirkenden Vitamine lagen oberhalb der empfohlenen Tagesdosis.
Ergebnis: Die Wirksamkeit von antioxidativen Vitaminen (Beta-Carotin, Vitamin C oder Vitamin E) zur Verringerung des Risikos von Katarakt, der Progression des Katarakts oder der Verlangsamung des Verlustes an Sehschärfe konnte nicht belegt werden.

Fazit: Es gibt keine ausreichenden Belege aus randomisiert-kontrollierten Studien, dass antioxidative Vitamine (Beta-Carotin, Vitamin C oder Vitamin E) das Fortschreiten der altersbedingten Katarakt-Entwicklung verhindern oder verlangsamen (9).


Zusammenfassung

Jüngst veröffentlichte Metaanalysen sprechen dafür, dass eine Vitamin-E-Supplementation über den Tagesbedarf hinaus zu keinen relevanten positiven gesundheitlichen Wirkungen führt. Empfehlungen für eine zusätzliche Vitamin-E-Einnahme zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Demenz oder zur unterstützenden Behandlung von Diabetes mellitus oder Arthrose lassen sich auf der Basis bisheriger Studienergebnisse nicht rechtfertigen.


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Literatur


1. Bin Q, Hu X, Cao Y, Gao F. The role of vitamin E (tocopherol) supplementation in the prevention of stroke. A meta-analysis of 13 randomised controlled trials. Thromb Haemost. 2011 Apr;105(4):579-85.
2. Bjelakovic G, Nikolova D, Gluud C. Meta-regression analyses, meta-analyses, and trial sequential analyses of the effects of supplementation with beta-carotene, vitamin A, and vitamin E singly or in different combinations on all-cause mortality: do we have evidence for lack of harm? PLoS One. 2013 Sep 6;8(9):e74558 (1).
3. Evans JR, Lawrenson JG. Antioxidant vitamin and mineral supplements for preventing age-related macular degeneration. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Jun 13;6:CD000253.
4. Farina N, Isaac MG, Clark AR, Rusted J, Tabet N. Vitamin E for Alzheimer's dementia and mild cognitive impairment. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Nov 14;11:CD002854 (8).
5. Fortmann SP, Burda BU, Senger CA, Lin JS, Whitlock EP. Vitamin and mineral supplements in the primary prevention of cardiovascular disease and cancer: An updated systematic evidence review for the U.S. Preventive Services Task Force. Ann Intern Med. 2013 Dec 17;159(12):824-34 (2).
6. Gallagher B, Tjoumakaris FP, Harwood MI, Good RP, Ciccotti MG, Freedman KB. Chondroprotection and the Prevention of Osteoarthritis Progression of the Knee: A Systematic Review of Treatment Agents. Am J Sports Med. 2014 May 27. pii: 0363546514533777. [Epub ahead of print]
7. Ji HF, Sun Y, Shen L. Effect of vitamin E supplementation on aminotransferase levels in patients with NAFLD, NASH, and CHC: Results from a meta-analysis. Nutrition. 2014 Sep;30(9):986-991 (3).
8. Jiang S, Pan Z, Li H, Li F, Song Y, Qiu Y. Meta-analysis: low-dose intake of vitamin e combined with other vitamins or minerals may decrease all-cause mortality. J Nutr Sci Vitaminol (Tokyo). 2014;60(3):194-205 (4).
9. Mathew MC, Ervin AM, Tao J, Davis RM. Antioxidant vitamin supplementation for preventing and slowing the progression of age-related cataract. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Jun 13;6:CD004567.
10. Pais R, Dumitraşcu DL. Do antioxidants prevent colorectal cancer? A meta-analysis. Rom J Intern Med. 2013 Jul-Dec;51(3-4):152-63 (5).
11. Rosenbaum CC, O'Mathúna DP, Chavez M, Shields K. Antioxidants and antiinflammatory dietary supplements for osteoarthritis and rheumatoid arthritis. Altern Ther Health Med. 2010 Mar-Apr;16(2):32-40.
12. Stepanyan V, Crowe M, Haleagrahara N, Bowden B. Effects of vitamin E supplementation on exercise-induced oxidative stress: a meta-analysis. Appl Physiol Nutr Metab. 2014 May 26:1-9. [Epub ahead of print] (6)
13. Xu R, Zhang S2, Tao A3, Chen G, Zhang M. Influence of vitamin E supplementation on glycaemic control: a meta-analysis of randomised controlled trials. PLoS One. 2014 Apr 16;9(4):e95008 (7). 


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