Migräne - Naturheilmittel zur Behandlung von chronischen Kopfschmerzen

 

Wie wirksam sind Naturheilmittel bei Migräne?

Mehr als 50 Prozent der Erwachsenen litten in den zurückliegenden 12 Monaten unter allgemeinen Kopfschmerzen. Wird speziell nach der Häufigkeit von Spannungskopfschmerzen oder Migräne gefragt, so gaben 15 Prozent der Befragten an unter Migräne zu leiden, bei 60 Prozent der Befragten standen Spannungskopfschmerzen im Mittelpunkt (35).

Während viele Patienten ein positives Ansprechen auf die konventionelle medizinische Behandlung von chronischen Kopfschmerzen zeigen, gibt es eine nicht unerhebliche Zahl von Patienten, bei denen keine zufriedenstellende Linderung der Beschwerden und oftmals keine dauerhafte Wirkung erreicht werden können. Patienten, die sich nicht ausreichend behandelt fühlen oder Nebenwirkungen erfahren, suchen nach ergänzenden und / oder alternativen Behandlungsverfahren chronischer Kopfschmerzen.


Migräne vorbeugen – Welche Naturheilmittel vermindern die Häufigkeit von Migräne-Attacken?

Im folgenden Beitrag wird die aktuelle Studienlage zur Wirksamkeit von pflanzlichen Wirkstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen zur vorbeugenden Behandlung der Migräne dargestellt und bewertet.


Riboflavin (Vitamin B2)
• Magnesium
• Mutterkraut
• Petasites (Pestwurz)
• Coenzym Q10
• Lavendelöl
• Alpha-Liponsäure
• Omega-3-Fettsäuren

• Melatonin


Migräne ist eine der häufigsten Kopfschmerzformen. Von einer Migräne sind in Deutschland fast 18 Millionen Menschen betroffen. Die Prävalenz der Migräne liegt zwischen 10 und 15 % (24, 38). Bei Schulkindern wird die Migräne-Prävalenz mit 7,7 % angegeben (1). Kopfschmerzen insgesamt sind bei Schülern deutlich häufiger: So klagen 58,4 % aller Schulkinder mindestens einmal im Monat über Kopfschmerzen (1). 


Eine medikamentöse Prophylaxe der Migräne ist angezeigt bei besonderem Leidensdruck und Einschränkung der Lebensqualität. Als zusätzliche Kriterien werden 3 und mehr Migräneattacken pro Monat genannt, aber auch Migräneattacken, die regelmäßig länger als 72 Stunden anhalten.

Naturheilmittel können als Ergänzung zur medikamentösen Therapie mit z.B. Topiramat, Onabotulinumtoxin A, Valproinsäure und Propranolol eingesetzt werden (2, 30, 36). In weniger schweren Fällen können Naturheilmittel wie z.B. Pestwurz, Mutterkraut, Magnesium und Vitamin B2 (Riboflavin) auch alternativ zu chemisch definierten Arzneimitteln zur Vorbeugung der Migräne angewandt werden (12, 15, 16, 30, 33).

Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2012 hat verschiedene nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen zur Vorbeugung von Migräne bewertet (18). Als in ihrer Wirksamkeit gut belegte Maßnahmen gelten demnach ein Ausdauertraining, verschiedene Formen von Entspannungsübungen und auch die Behandlung mit Petasites-Extrakten, Coenzym Q10 und Riboflavin (Vitamin B2).

Auch eine weitere Literaturanalyse der kanadischen Kopfschmerzgesellschaft (Canadian Headache Society) aus dem gleichen Jahr kommt zu dem Ergebnis, dass sich insgesamt 11 Wirkstoffe zur Vorbeugung von Migräne-Anfällen eignen (28). Neben den chemisch definierten Arzneimitteln wie Metoprolol, Propranolol, Candesartan und Amitryptylin erhielten auch pflanzliche Zubereitungen wie Petasites-Extrakte, Mineralstoffe (Magnesium) und Vitamine (Riboflavin) eine positive Empfehlung (28).
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Vitamin B2 (Riboflavin)

Zahlreiche Studien deuten auf eine relevante Verminderung der Migräne-Häufigkeit unter der Behandlung mit Riboflavin (Vitamin B2) hin (4, 7, 32). Placebo-kontrollierte Untersuchungen zur Wirksamkeit bei Erwachsenen und Kindern kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen (13, 32). Wichtige Voraussetzung für eine optimale Wirkung der vorbeugenden Einnahme von Riboflavin scheint die langfristige Behandlung mit einer ausreichend hohen Dosierung (tgl. 200 mg Riboflavin). Seine volle Wirkung entfaltet Riboflavin erst nach mehrmonatiger Einnahme. Aufgrund seiner guten Verträglichkeit ist Riboflavin eine sinnvolle Ergänzung zur medikamentösen Migräneprophylaxe z.B. mit Betablockern (u.a. Propranolol, 30).

Link: Weitere Details zur Wirksamkeit von Vitamin B2 zur Migräneprophylaxe


Magnesium

Untersuchungen belegen, dass ein Magnesiummangel bei Migräne-Patienten viel häufiger als bei gesunden Kontrollen auftritt (17).

Es liegen Hinweise vor, dass die orale Magnesiumgabe die Häufigkeit von Migräne-Attacken und den Bedarf an Schmerzmitteln vermindern kann (22). Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studien zur Magnesium-Gabe bei Migräne-Patienten haben unterschiedliche, zum Teil widersprüchliche Ergebnisse erbracht (6, 22, 37). Eine mögliche Erklärung für diese inkonsistenten Ergebnisse könnte darin liegen, dass sowohl Patienten mit Magnesiummangel als auch Patienten mit ausreichendem Magnesiumstatus in diese Studien eingeschlossen wurden.

Die bisher veröffentlichten Studiendaten zur Wirksamkeit von Magnesium bei der Prophylaxe von Migräne-Anfällen sprechen für eine mögliche Verminderung der Häufigkeit und Schwere von Migräne-Attacken durch eine längerfristige (>12 Wochen), ausreichend hoch dosierte Einnahme von Magnesium (tgl. 500 - 600 mg). Für Patienten mit einem Magnesiummangel kann diese Behandlung sehr effektiv sein.
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Link: Weitere Informationen zur Wirkung von Magnesium bei chronischen Kopfschmerzen


Mutterkraut

Kontrollierten Studien zufolge kann die langfristige vorbeugende Einnahme von Mutterkrautextrakt in ausreichender Dosierung die Häufigkeit von Migräne-Anfällen vermindern (9, 23).
Dass die Wirksamkeit von Mutterkraut (Tanacetum parthenium) entscheidend von der Dosis abhängig ist und auch wesentlich vom Schweregrad der Migräne beeinflusst wird, darauf deuten die Ergebnisse einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie hin (23). Im Ergebnis zeigte sich, dass nur Patienten mit mindestens 4 Migräneanfällen pro Monat von der Mutterkraut-Anwendung profitierten. Zudem war nur die dreimal tägliche Anwendung von jeweils 6,25 mg eines Spezial-Extraktes aus Mutterkraut wirksam. Die Wirksamkeit dieses Extraktes (MIG -99) wurde in einer weiteren Studie bestätigt (9).

Die Studiendaten legen nahe, dass eine Verminderung der Migränehäufigkeit nicht mit allen angebotenen Mutterkraut-Zubereitungen im gleichen Maße erreicht werden kann. Voraussetzung für ein Therapieansprechen ist demnach neben einer ausreichenden Behandlungsdauer von mindestens 12 Wochen die Anwendung eines Mutterkraut-Extraktes mit nachgewiesener Wirksamkeit.

Mutterkraut in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden


Eine Kombination aus Mutterkraut und Ingwer (LipiGesic) erwies sich in einer Placebo-kontrollierten Studie bei Patienten mit chronischer Migräne als wirksam (5). Im Gegensatz zu der sonst üblichen langfristigen vorbeugenden Einnahme wurde in dieser Untersuchung die Kombination aus Mutterkraut und Ingwer beim Auftreten erster Anzeichen der Migräne eingenommen und führte dazu, dass 2 Stunden nach Einnahme der Medikation signifikant mehr Personen vollständig schmerzfrei waren bzw. deutlich reduzierte Kopfschmerzen aufwiesen als nach der Placebo-Einnahme (5).

Auch die kombinierte Gabe von Riboflavin (Vitamin B2), Magnesium und Mutterkraut wurde in einer kontrollierten Studie an 120 Migräne-Patienten über einen Zeitraum von 12 Wochen untersucht (15). Im Ergebnis zeigte sich, dass für die Kombination aus täglich 100 mg Mutterkraut, 300 mg Magnesium und 400 mg Riboflavin zwar bei 42 % der Patienten eine mindestens 50-prozentige Abnahme der Migräneanfälle dokumentiert werden konnte, dieser Unterschied aber keine Signifikanz im Vergleich zur Kontrollgruppe erreichte. Formal war damit die Kombinationsbehandlung zur Vorbeugung von Migräne-Anfällen nicht wirksamer als die Vergleichsgruppe, die nur 25 mg Riboflavin erhalten hatte (15).

Die tägliche Gabe von 150 mg Mutterkraut zusätzlich zu einer Akupunkturbehandlung erwies sich bei 69 Frauen mit Migräne-Kopfschmerzen als wirksamer in Bezug auf die Lebensqualität und einen Migräne-Score als die alleinige Akupunkturbehandlung (10).
Weitere Hinweise auf eine positive Wirkung von Mutterkraut in Kombination mit anderen Migräne-Behandlungen stammen aus unverblindeten, nicht-placebokontrollierten Untersuchungen. Dabei wurde z.B. für die kombinierte Behandlung mit 300 mg Mutterkraut und 300 mg Weidenrinde über 12 Wochen eine Abnahme der Migränehäufigkeit und -dauer dokumentiert (33). 

Link: Weitere Informationen zur Wirkung von Mutterkraut bei Migräne


Petasites (Pestwurz)

Mehrere Placebo-kontrollierte Studien belegen, dass der Petasites-Extrakt eine wirksame und gut verträgliche Option zur Migräne-Prophylaxe darstellt (12, 21). Extrakte aus Petasites (Pestwurz) verringern den Studien zufolge die Häufigkeit von Migräne-Attacken, die Anzahl der Tage mit Migräne und die typischen Symptome sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen (12, 21, 26).

Um ein optimales Therapieergebnis mit Petasites-Extrakten bei Erwachsenen mit chronischer Migräne zu erreichen, ist den Daten zufolge eine langfristige Behandlung über einen Zeitraum von mindestens 12 bis 16 Wochen mit einer ausreichend hohen Dosierung von 2x täglich 75 mg Petasites-Extrakt notwendig (12).

Eine im Jahr 2012 erschienene Übersichtsarbeit zweier amerikanischer Fachgesellschaften bescheinigt dem Petasites-Extrakt (Pestwurz) eine gute Wirksamkeit zur Vorbeugung von Migräne (11). In ihren Empfehlungen nimmt Petasites-Extrakt einen hohen Stellenwert ein: Es wird Migräne-Patienten als Mittel der 1. Wahl empfohlen, um die Häufigkeit und Schwere ihrer Schmerzattacken zu vermindern.

Studien zur Anwendung von Petasites-Extrakt im Kindesalter
Eine Untersuchung an Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 6 bis 17 Jahren bestätigte die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Petasites-Extrakt auch in dieser Altersgruppe. Nach einer 4-monatigen Behandlung in einer altersabhängigen Dosierung von täglich 50 bis 150 mg Petasites-Extrakt konnte bei 77 Prozent der Kinder die Anfallshäufigkeit um mindestens die Hälfte reduziert werden (26). Mehr als 90 % der Kinder und Jugendlichen fühlten sich nach 4 Monaten Behandlung wesentlich oder zumindest geringfügig besser. Nebenwirkungen wurden bei 7,4 % der Patienten dokumentiert. Am häufigsten wurde über ein Aufstoßen geklagt. http://www.amazon.de/Ratgeber-Naturheilmittel-Welche-Wirkungen-belegt-ebook/dp/B00GF7TVD4/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1389276543&sr=8-1&keywords=naturheilmittel+Ratgeber

Bestätigt wurden diese Ergebnisse zur Vorbeugung von Migräne im Kindesalter durch eine weitere Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie aus Deutschland (21). Bei 58 Grundschülern mit Migräne wurde über einen Zeitraum von 12 Wochen die Gabe von Pestwurz oder die Anwendung von Musik-Therapie mit einer Placebo-Behandlung verglichen. Ergebnis: Beide Behandlungen führten zu einer substanziellen Abnahme der Häufigkeit von Migräne-Attacken und waren im Follow-up der Placebo-Behandlung signifikant überlegen (21). 


Coenzym Q10

In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 42 Migräne-Patienten über drei Monate konnte unter der täglichen Einnahme von 3 x 100 mg Coenzym Q10 eine im Vergleich zu Placebo signifikante Abnahme der Häufigkeit von Migräne-Anfällen beobachtet werden. Bei 47,6 % der Migräne-Patienten konnte eine über 50-prozentige Abnahme der Migräne-Attacken dokumentiert werden (29). Diese Ergebnisse konnten in einer weiteren Placebo-kontrollierten Studie an Kindern und Jugendlichen nicht bestätigt werden (34). Zwar kam es in beiden Gruppen zu einer relevanten Abnahme der Häufigkeit und der Dauer von Migräne-Attacken, eine signifikante Überlegenheit der Coenzym-Q10-Supplementation gegenüber der Kontrollgruppe konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Im Unterschied zur vorausgehenden Studie erhielten die Patienten Coenzym Q10 in einer geringeren Tagesdosierung (100 mg) als eine Ergänzung zur Standardtherapie (34).

Link: Weitere Informationen zur Wirkung von Coenzym Q10

 

Lavendelöl

Eine kürzlich veröffentlichte Placebo-kontrollierte Studie zur Wirksamkeit von inhaliertem Lavendelöl bei Migräne-Kopfschmerz liefert erste Hinweise auf einen schmerzlindernden Effekt. Die Kopfschmerz-Intensität war innerhalb von zwei Stunden signifikant geringer als unter der Placebo-Anwendung (31).


Alpha-Liponsäure

Erste Ergebnisse kontrollierter Studien weisen darauf hin, dass auch dem natürlichen Wirkstoff Alpha-Liponsäure ein Stellenwert bei der Prophylaxe von Migräne-Anfällen zukommt (2, 14). Die Ergebnisse einer Vergleichsstudie mit dem für die Migräne-Prophylaxe zugelassenen Arzneimittel Topiramat (Topamax®) sprechen für eine sinnvolle Kombination von Alpha-Liponsäure mit der konventionellen medikamentösen Therapie der chronischen Migräne. Im Ergebnis dieser Untersuchung zeigte sich, dass die zusätzliche tägliche Gabe von 300 mg Alpha-Liponsäure zu 50 mg Topiramat bei einem deutlich größeren Anteil von Patienten zu einer mindestens 50-prozentigen Abnahme der Migräne-Attacken im Vergleich zur alleinigen Anwendung von Topiramat führte (2).


Omega-3-Fettsäuren

Die regelmäßige Gabe von Omega-3-Fettsäuren erwies sich in einer großen Placebo-kontrollierten Studie als unwirksam zur Verminderung von Migräne-Attacken bei Patienten mit chronischer Migräne (27). Es liegen allerdings erste Hinweise vor, dass die Behandlung mit Omega-3-Fettsäuren zusätzlich zu einer medikamentösen Migräne-Prophylaxe mit Valproinsäure zu einer weiteren Abnahme der Schwere der Migräne-Attacken und einer reduzierten Anfallsfrequenz führen kann (36).

Melatonin

Ersten Untersuchungen zufolge kann die Einnahme von Melatonin zur Nacht das Auftreten einer episodischen Migräne vermindern (19, 20). Wenn Kopfschmerzen auftreten, sind die Schmerzen weniger stark ausgeprägt und die Attacken insgesamt kürzer. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Melatonin-Produktion bei Menschen mit Migräne verändert sein könnte (25). Möglicherweise wirkt Melatonin bei einer ausgewählten Gruppe von Migräne-Patienten mit einer Störung im Tag-Nacht-Rhythmus (20).

Forscher haben die Gabe von Melatonin bei Migräne-Patienten untersucht und festgestellt, dass die Behandlung sicher ist und nur wenige oder keine Nebenwirkungen verursacht (25). Insgesamt sind die Studienergebnisse zur Wirksamkeit von Melatonin aber widersprüchlich. In einer Placebo-kontrollierten Studie führte die Einnahme von 2 mg Melatonin über 8 Wochen zwar zu einer Abnahme der Anfallsfrequenz, war aber dabei nicht wirksamer als eine Placebo-Gabe (3).

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Literatur / Quellenangaben

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