Chia - Haben Chia-Samen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit?



• Welche Wirkungen von Chia-Samen sind belegt?

• Wie wirksam sind Chia-Samen zur Blutdrucksenkung?

• Vermindert die regelmäßige Einnahme von Chia-Samen
  das Körpergewicht?

• Welche Wirkung haben Chia-Samen auf den Blutzucker
  und die Cholesterinspiegel?



Chia


Chia (Salvia hispanica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Salbei. Chia gilt wie Amarant, Buchweizen und Quinoa als Pseudogetreide, das heißt, es kann ähnlich wie Getreide verwendet werden.
Die Verwendung von Chia-Samen in der Ernährung hat seinen Ursprung in Ländern wie Guatemala, Mexiko und Kolumbien. In der Ernährung der einheimischen Azteken wurden sie, integriert in einer Reihe von Lebensmitteln, als eine Energiequelle verwendet.


Inhaltsstoffe

Der Lipidgehalt in Chia-Samen variiert zwischen 25 % und 40 %, wobei Alpha-Linolensäure (Omega-3) etwa 60 % und Linolsäure (Omega-6) gut 20 % der Gesamtlipide ausmachen. Wenn das Öl aus der Chiasamen extrahiert wurde, verbleibt, ist eine signifikante Menge an Ballaststoffen (33.9 g / 100 g) und Proteinen (17 g / 100 g). Von den Ballaststoffen besteht der größte Anteil aus unlöslichen Ballaststoffen, die eine Rolle bei der Sättigung und der normalen Darmfunktion spielen. Chia-Samen sind reich an Magnesium und phenolischen Verbindungen (hauptsächlich Quercetin und Kaempferol), Chiasamen besitzen eine hohe antioxidative Kapazität. Der relative hohe Calcium- und Kaliumgehalt könnte sich günstig auf die Blutdruckkontrolle auswirken (De Souza et al. 2015).

Chia-Samen enthalten die essenzielle, mehrfach ungesättigte Fettsäure Alpha-Linolensäure. Alpha-Linolensäure zählt zu den Omega-3-Fettsäuren, diese stammen im Wesentlichen aus zwei Quellen: Pflanzen und Fisch. Pflanzliche Öle aus Walnüssen, Leinsamen, Raps und Chia-Samen enthalten Linolensäure, die eine metabolische Vorstufe der sehr-langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) ist. Das heißt, im menschlichen Körper muss die Alpha-Linolensäure erst in die noch wirksameren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) umgewandelt werden.


Nährwertangaben Chia-Samen



Zusammensetzung Chia-Samen (pro 100 Gramm)
Energie (kcal)
486


Fett (g)
31
Kohlenhydrate (g)
42
Protein (g)
17


Ballaststoffe (g)
34 


Mineralstoffe (mg)

Natrium
16
Kalium
407
Calcium
631
Magnesium
335
Phosphor
860
Eisen
7,7
Zink
4,6


Vitamine

Vitamin C (mg)
1,6
Thiamin (mg)
0,62
Riboflavin (mg)
0,17
Niacin (mg)
8,83
Vitamin B12 (μg)
0
Vitamin A (IE)
54
Vitamin E (mg)
0,5

Quelle: Bechthold, A.: Chiasamen. Ernährungs Umschau 3/2015, Ernährungslehre und Praxis, S. 9-12


Welche Wirkungen von Chia-Samen sind belegt?

Chia-Samen werden mit verschiedenen Gesundheitsversprechen beworben. In der Werbung werden Chia-Samen Eigenschaften zugeschrieben, die entweder bisher nicht durch klinische Untersuchungen am Menschen belegt sind oder die unspezifisch für Chia-Samen sind, d.h. auch durch andere Nahrungsmittel erreicht werden können.

Aussagen wie „macht lange satt und spendet Kraft und Energie“ können auf den hohen Ballaststoffanteil (bis 34 %) und auf den insgesamt hohen Energiegehalt (486 kcal/100g) zurückgeführt werden.
Dass Chia-Samen zum Erhalt der Knorpelmasse beitragen und dadurch einen Gelenkschutz bieten, für diese Wirkung fehlen vollständig Belege aus kontrollierten Untersuchungen am Menschen.
Auch positive Einflüsse auf die Muskulatur, insbesondere am Herzen, sind bisher nicht durch klinische Studien belegt. Ebenso sind günstige Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt, wie z.B. Magenbeschwerden oder Sodbrennen bisher nicht unter kontrollierten Studienbedingungen nachgewiesen worden.
Auch ein positiver Einfluss auf die Ausdauerfähigkeit bei Sportlern ist weder aufgrund der Inhaltsstoffe zu erwarten noch durch Studiendaten belegt.


Körpergewicht

Die Annahme, dass der Verzehr von Chia-Samen zur Gewichtsreduktion beiträgt, hat sich in einer Untersuchung an 62 übergewichtigen Frauen, die über 10 Wochen ihre Ernährung um täglich 25 g Chia-Samen ergänzten, nicht bestätigt (Nieman 2012).


Blutzuckerspiegel

Hingegen liegen tierexperimentelle Daten vor, die darauf hindeuten, dass Chia als Teil einer Mahlzeit sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken könnte (Marineli 2015).
In den Studien von Vuksan et al. (2010) und Ho et al. (2013) wurden die Wirkung auf die postprandialen Blutzuckerspiegel untersucht. In diese Untersuchungen wurden nur wenige Probanden, 11 bzw. 13, eingeschlossen. Es wurden gemahlene oder ganze Chia-Samen verwendet. Beide Studien zeigten, dass Chiasamen den Blutzuckerspiegel senken.


Blutdruck

In einer Untersuchung an 26 Patienten mit Bluthochdruck fanden sich Hinweise für einen blutdrucksenkenden Effekt von Chia-Samen. Unter der täglichen Aufnahme von 35 g Chia-Samen über 12 Wochen konnte eine Verminderung des systolischen Blutdrucks im Vergleich zur Placebogruppe dokumentiert werden (Toscano 2014). Möglicherweise kann diese Wirkung von Chia-Samen auf dessen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren zurückgeführt werden. Für Omega-3-Fettsäuren konnten in einer Metaanalyse eine geringe Senkung systolischer Blutdruckwerte nachgewiesen werden (Miller 2014).

In einer Placebo-kontrollierten Studie über 12 Wochen an übergewichtigen, ansonsten aber gesunden Probanden wurde die Wirksamkeit von Chia-Samen bewertet. Die Studie von Nieman et al. (2009) hatte die bisher größte Stichprobe (76 Personen beiderlei Geschlechts), es wurden Personen aus verschiedenen Altersgruppen, Erwachsene und Senioren (20-70 Jahre), untersucht. Dabei wurden Chia-Samen in Wasser verdünnt eingenommen. In dieser Studie kam eine relativ große Menge an Chia-Samen (50 g täglich) zur Anwendung. Ergebnisse: Es gab keine signifikanten Unterschiede bei der Verringerung des Körpergewichts, der Plasma-Lipoprotein-Konzentrationen, des Blutdrucks oder bei den Entzündungsmarkern zwischen der Chia-Samen- und der Placebo-Gruppe.


Übersichtsarbeiten zur Wirksamkeit von Chia-Samen

Eine aktuelle Übersichtsarbeit zu den Wirkungen von Chia-Samen hat die Daten aus sieben Studien mit zusammen 200 Probanden ausgewertet (De Souza 2015). Fünf der Studien waren verblindet. Nur in einer Studie konnte ein relativ deutlicher Rückgang des systolischen Blutdrucks und eine Abnahme von Entzündungsmarkern dokumentiert werden. Allerdings zeigten sich in dieser Studie keine Veränderungen beim Körpergewicht, beim Lipidprofil oder beim Blutzucker.
In vier weiteren Studien konnte zwar ein signifikanter Anstieg von Alpha-Linolensäure und Eicosapentaensäure (EPA) im Blut nachgewiesen werden, jedoch wurden keine signifikanten Änderungen bei anderen Parametern beobachtet. In einer weiteren Untersuchung konnte eine Verminderung der postprandialen Blutzuckerspiegel dokumentiert werden.

Die meisten Studien mit positiven Ergebnissen basieren auf tierexperimentellen Untersuchungen, die nicht sicher auf dem Menschen übertragen werden können.


Dosierung

Die Menge an Chia-Samen, die in den verschiedenen Studien verwendet wurde, variierte zwischen 4 bis 50 g täglich. In einigen der Studien wurden gemahlene Chia-Samen und in anderen ganze Chia-Samen verwendet, entweder als Bestandteil von Brot oder sie wurden mit Wasser verdünnt eingenommen (De Souza et al. 2015).


Verträglichkeit

Chia-Samen wurde von der amerikanischen FDA als ungefährlich eingestuft. Die amerikanischen Empfehlungen zur Chia-Aufnahme liegen bei maximal 48 Gramm am Tag. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Chia-Samen für die Herstellung von Brot zugelassen. Nach einer Bewertung durch die EFSA gilt die maximale tägliche Aufnahme von 15 Gramm pro Tag als unbedenklich.

Kürzlich wurde in der Literatur der erste Fall einer durch Chia-Samen induzierten anaphylaktischen Reaktion beschrieben. Dabei entwickelte ein 54 Jahre alter Mann, der Chia-Samen mit dem Ziel einer Senkung der Cholesterinspiegel einnahm, einen Juckreiz im Mund und am dritten Tag einen generalisierten Hautausschlag (Urtikaria). Weiterhin kam es zu einem Angioödem im Gesicht, Atembeschwerden und Schwindel (Garcia 2015).
Bisher war in der Literatur nur über einzelne Fälle von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Pflanzen aus der Gattung der Salbei berichtet worden.


Fazit

Chia ist ein Samen reich an Nährstoffen wie Eiweiß, Omega-3-Fettsäuren (insbesondere Alpha-Linolensäure), Mineralstoffen, Ballaststoffen und Antioxidantien. Es wurden bereits erste Untersuchungen durchgeführt, um festzustellen, ob ein hoher Anteil von Chia-Samen in der Ernährung kardiovaskuläre Risikofaktoren vermindern kann. Die Wirksamkeit von Chia konnte in Studien bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden und die Ergebnisse der wenigen bisher vorliegenden Studien sind inkonsistent (De Souza et al. 2015).
Die meisten der Studien zeigen keine statistisch signifikanten Ergebnisse in Bezug auf die Verminderung des Körpergewichts oder der Blutfette. Möglicherweise wirkt sich die Einnahme von Chia-Samen günstig auf den Blutzuckerhaushalt aus. Die Belege für einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Chia-Samen und der Verminderung von kardiovaskulären Risikofaktoren sind nicht ausreichend. Zudem weisen die bisherigen Studien zahlreiche Limitationen auf. Weitere Forschung zur Wirksamkeit von Chia-Samen ist daher erforderlich.


Uptate 2017

Weitere Untersuchungen bestätigen, das Chia-Samen einen positiven Einfluss auf erhöhte Blutdruckwerte haben (Toscano 2014). Sowohl bei medikamentös behandeltem als auch bei noch unbehandeltem Bluthochdruck konnte unter Chia-Gabe eine Abnahme der Blutdruckwerte nachgewiesen werden.

Chia-Samen können zudem sinnvoll die konventionelle Behandlung von Übergewicht und Adipositas unterstützen (Vuksan, Jenkins 2017). Zum einen werden die Blutzuckerspitzen nach einer Mahlzeit unter Chia-Aufnahme reduziert, was insbesondere Patienten mit Prädiabetes und Diabetes zugutekommen könnte (Ho 2013, Vuksan 2017). Zum anderen scheint eine Anreicherung der Mahlzeiten mit Chia-Samen das Sättigungsgefühl zu erhöhen und die nachfolgende Kalorienaufnahme zu vermindern (Ayaz 2017).

Auch die günstigen Effekte auf den Fettstoffwechsel wurden bestätigt (u.a. Senkung von Cholesterin- und Triglyceridspiegel)(Tavares Toscano 2015).


Literatur / Quellennachweis


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