Wirkt Agnus castus bei Brustschmerzen und Dysmenorrhö?
Profitieren Frauen mit Wechseljahresbeschwerden von einer Behandlung mit Mönchspfeffer?
Welche weiteren Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?
- Bei welchen Erkrankungen werden Mönchspfeffer-Extrakte angewendet?
- Welche Dosierungen von Mönchspfeffer-Extrakten werden empfohlen?
- Wie wirkt Mönchspfeffer?
- Ist die Wirksamkeit von Mönchspfeffer durch überzeugende Studiendaten belegt?
- Welche Nebenwirkungen sind unter der Einnahme von Mönchspfeffer-Extrakten möglich?
Hintergrund
Der Mönchspfeffer wird in der Naturheilkunde beim Prämenstruellen Syndrom, bei Zyklusstörungen und Wechseljahresbeschwerden eingesetzt.Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) ist eine Pflanzenart der Gattung Vitex aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Die Anwendungsgebiete für Arzneipflanzen wurden bereits vor Jahren von der Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes in einer Monographie festgelegt. Für Vitex agnus-castus (Keuschlammfrüchte-Trockenextrakt) werden in der Monographie Regeltempoanomalien (Zyklusstörungen), prämenstruelle Beschwerden und Mastodynie (Brustschmerzen) genannt.
Mönchspfeffer-Extrakte (Keuschlammfrüchte-Extrakte) sind in Deutschland auch als Arzneimittel zugelassen (u.a. Agnus castus STADA®, MÖNCHSPFEFFER-ratiopharm®, Agnucaston®, Strotan®, Agnolyt® MADAUS). Als Anwendungsgebiet gelten: Rhythmusstörungen der Regelblutung (Regeltempoanomalien), Spannungs- und Schwellungsgefühl in den Brüsten (Mastodynie), monatlich wiederkehrende Beschwerden vor Eintritt der Regelblutung (prämenstruelle Beschwerden).
Mönchspfeffer zur Behandlung des Prämenstruellen Syndroms
Das Prämenstruelle Syndrom
Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) ist als eine Kombination aus psychologischen und körperlichen Beschwerden definiert. Zu den häufigen psychischen Symptomen zählen Reizbarkeit, Aggression, innere Anspannung, Angst und Depression. Hinzu kommen die körperlichen Beschwerden Kopfschmerzen, Flüssigkeitsansammlungen, überempfindliche Brüste, ein Gefühl der Aufgedunsenheit und Gewichtszunahme. Symptome eines PMS sind der Mehrzahl aller Frauen aus eigener Erfahrung bekannt und führen bei etwa einem Drittel zu regelmäßig wiederkehrenden Beschwerden. Bei knapp 5 % der Frauen sind die Symptome des Prämenstruellen Syndroms so ausgeprägt, dass sie die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen.Prämenstruelle Beschwerden treten in der zweiten Zyklushälfte auf und verschwinden in der Regel mit dem Einsetzen der Blutung. Besonders häufig sind Frauen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr betroffen.
Die Ursachen des Prämenstruellen Syndroms sind bisher nicht eindeutig geklärt. Als Ursache werden hormonelle Schwankungen und ein Ungleichgewicht bestimmter Neurotransmitter diskutiert.
Wirkmechanismus von Mönchspfeffer
Als wirksame Inhaltsstoffe enthalten die Früchte von Vitex-agnus-castus das Flavon Casticin als Leitsubstanz sowie Aucubin und Agnusid, die zu den Iridoidglycosiden gezählt werden. Der Wirkmechanismus von Mönchspfeffer ist noch nicht eindeutig geklärt.Studien zur Wirksamkeit
Extrakte aus Mönchspfefferfrüchten (Keuschlammfrüchte-Trockenextrakte) erwiesen sich in verschiedenen prospektiven, randomisierten, Placebo-kontrollierten klinischen Studien als wirksam.In einer Placebo-kontrollierten Studie an 178 Frauen mit einem PMS wurde die Wirksamkeit der zweimal täglichen Gabe von Mönchspfeffer-Extrakt (standardisiert auf 20 mg Casticin pro Tablette) über einen Zeitraum von drei Monaten untersucht (6). Im Ergebnis zeigte sich eine signifikante Verbesserung typischer Symptome wie Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Kopfschmerzen und Überempfindlichkeit der Brüste. Hingegen blieben das Gefühl von Aufgedunsenheit und weitere Symptome unverändert. Die Ansprechrate lag bei 52 % unter der Gabe von Mönchspfeffer-Extrakt gegenüber 24 % unter Placebo. Die vorliegende Studie belegt nach Einschätzung der Autoren, dass Mönchspfeffer-Extrakt eine gut wirksame und verträgliche Therapie darstelle.
In zwei weiteren Placebo-kontrollierten Studien an 67 bzw. 208 chinesischen Frauen gelang der Nachweis, dass Vitex agnus-castus innerhalb von drei Monaten die Mehrzahl der typischen PMS-Beschwerden im Vergleich zu Placebo signifikant vermindert, mit Ausnahme der krampfartigen Schmerzen, die typischerweise vor und während der Menstruation auftreten. Die Autoren hoben hervor, dass besonders Schlafstörungen und die Einlagerung von Wasser gut auf die Behandlung mit Mönchspfeffer ansprechen (7, 9).
Dass auch perimenopausale (Phase der Wechseljahre) Frauen von einer Behandlung mit Mönchspfeffer profitieren, konnte in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie über 16 Wochen gezeigt werden. Eine Kombinationsbehandlung aus Johanniskraut und Mönchspfeffer führte zu einer signifikanten Besserung von PMS-ähnlichen Beschwerden (8).
In einer im Jahre 2011 erschienenen Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit von pflanzlichen Wirkstoffen in der Behandlung des Prämenstruellen Syndroms wurden insgesamt 4 Studien zu Mönchspfeffer-Extrakten mit zusammen etwa 500 Frauen ausgewertet (10). Als Ergebnis kamen die Autoren zu dem Schluss, dass Vitex agnus-castus bei der Behandlung prämenstrueller Beschwerden konsistent wirksamer sei als die Placebogabe (10).
Ergänzt werden diese Daten durch zwei weitere kürzlich veröffentlichte Placebo-kontrollierte Untersuchungen (13, 14) In diesen Studien wurde erneut die Wirksamkeit zur Behandlung der Symptome eines Prämenstruellen Syndroms bestätigt. Hervorzuheben ist eine Studie zur Dosis-Wirkungsbeziehung von Mönchspfeffer-Extrakt. Im Ergebnis dieser Untersuchung zeigte sich, dass eine tägliche Dosis von 20 mg Mönchspfeffer-Extrakt Ze 440 die optimale Tagesdosis darstellt. Diese Dosis war bei der Symptomminderung sowohl der Placebo-Gabe als auch der 8 mg-Gabe signifikant überlegen (13).
Der in dieser Untersuchung zur Anwendung kommende Extrakt (Ze 440) unterscheidet sich von denen in Deutschland eingesetzten Extrakten (Österreich: Agnucaston® forte-Filmtabletten; Schweiz: PreMens®). Die empfohlene Dosierung für den Extrakt Ze 440 liegt bei 20 mg, einmal täglich.
Diese insgesamt positiven Daten zur Wirksamkeit von Mönchspfeffer wurden in einer jüngst publizierten Übersichtsarbeit einer australischen Arbeitsgruppe zusammengefasst (15). Die Autoren resümieren entsprechend, dass Mönchspfeffer-Extrakt als eine wirksame und gut verträgliche Behandlung zur Verminderung von Symptomen eines Prämenstruellen Syndroms angesehen werden kann.
Allgemeine Dosierungsempfehlungen
Für die in Deutschland zugelassenen Arzneimittel wird eine Dosierung von einmal täglich 1 Filmtablette (4 mg Mönchspfeffer-Trockenextrakt) empfohlen (11, 12).Mönchspfeffer zur Behandlung der Dysmenorrhö
Dysmenorrhö
Unter Dysmenorrhö versteht man ziehende, krampfartige Schmerzen im Unterbauch, die kurz vor und während der Menstruation auftreten. Die Intensität ist in der Regel zu Blutungsbeginn am stärksten und lässt gewöhnlich in den folgenden Stunden nach. Zum Teil klagen Frauen auch über Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Kreislaufschwäche, Ödeme, Durchfall, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Kopfschmerzen.Da krampfartige Schmerzen im Unterbauch auf die verschiedensten Ursachen zurückgeführt werden können, ist immer zuerst eine fachärztliche Abklärung der Beschwerden notwendig. Eine Selbstmedikation ist nur bei primärer Dysmenorrhö angezeigt. Bei dieser Form sind die Menstruationsblutungen von der Menarche an schmerzhaft und verlaufen jeden Monat nach etwa dem gleichen Muster, ohne dass ein pathologischer Befund vorliegt. Von einer primären Dysmenorrhö sind vor allem junge Frauen betroffen.
Studien zur Wirksamkeit
In der wissenschaftlichen Literatur finden sich nur wenige Daten zur Wirksamkeit oder zu Nebenwirkungen von Mönchspfeffer bei der Behandlung der Dysmenorrhö.In einigen Studien zur Wirkung von Vitex agnus-castus beim Prämenstruellen Syndrom wurden auch Symptome einer Dysmenorrhö mit untersucht (7). Während die übrigen Symptome gut auf die Behandlung mit Mönchspfeffer ansprachen, besserten sich die typischen krampfartigen Beschwerden einer Dysmenorrhö nicht signifikant. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich daher auf Basis der Studiendaten keine Anwendungsempfehlung zur Behandlung der Dysmenorrhö mit Mönchspfeffer-Extrakt ableiten.
Mönchspfeffer zur Behandlung der Mastalgie/Mastodynie (prämenstruelle Brustschmerzen)
Hintergrund
Eine besondere Anwendung von Mönchspfeffer beim Prämenstruellen Syndrom ist die zyklische Mastalgie, die auch als prämenstruelle Brustschmerzen bezeichnet werden. Etwa 50 % bis 80 % der Frauen sind irgendwann im Laufe ihres Lebens von einer Mastalgie betroffen, aber nur bei sehr wenigen ist die Mastalgie ein Symptom von Brustkrebs. Eine chronische oder rezidivierende Mastalgie kann zu einer schweren Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen führen, zumal es einen Mangel an zuverlässigen Behandlungsoptionen gibt. Psychische Erkrankungen wie Depression, Hilflosigkeit und Verlust des Selbstwertgefühls bei Patientinnen mit Mastalgie sind gut dokumentiert.Wirkmechanismus
Extrakte aus der getrockneten Frucht des Mönchspfeffers (Vitex agnus-castus) enthalten dopaminerge Substanzen, die die hypophysäre Prolaktinsekretion hemmen. Die prämenstruelle Mastodynie wird u.a. durch Prolaktin in ihrer Entstehung gefördert, sodass viele Patientinnen, die unter Stresssituationen vermehrt Prolaktin ausschütten, diese Brustschmerzen entwickeln. In zahlreichen Untersuchungen finden sich Hinweise, dass Vitex agnus-castus bei der Behandlung einer zyklisch auftretenden Mastalgie wirksam sein könnte, indem es die Freisetzung von überschüssigem Prolaktin durch die Blockade von Dopamin-2-Rezeptoren in der Hypophyse hemmt (11, 12).Studien zur Wirksamkeit
In einer weiteren Übersichtsarbeit zu Vitex agnus-castus wurden die klinischen Daten zur Behandlung der Mastodynie/Mastalgie bewertet. Nach Analyse der Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Vitex agnus-castus kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Mönchspfeffer als ein wirksames Phytotherapeutikum zur Behandlung des prämenstruellen Brustschmerzes angesehen werden könne (1).In einer großen, offenen Studie an 1634 Frauen mit zyklischer Mastalgie als Teil des prämenstruellen Syndroms konnte gezeigt werden, dass nach 3 Monaten 81 % der Patientinnen das Ergebnis der Behandlung bezogen auf die Beschwerden der Mastalgie als sehr gut bewerteten (2).
In einer prospektiven, multizentrischen Studie von Patientinnen mit prämenstruellen Brustschmerzen wurden 43 Frauen täglich für drei aufeinander folgende Menstruationszyklen mit Mönchspfeffer behandelt. Bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes verminderten sich die Beschwerden der Mastalgie signifikant, wobei eine geringe Besserung auch drei Monate nach Ende der Behandlung noch nachweisbar blieb. Im Einzelnen bewerteten 38 Frauen die Wirksamkeit von moderat bis sehr gut und 5 Frauen stellten keine Wirkung fest (3).
In einer randomisierten Placebo-kontrollierten Studie konnte bei 97 Frauen mit zyklischer Mastalgie nach ein oder zwei Behandlungszyklen unter Mönchspfeffer-Extrakt eine sehr ausgeprägte Abnahme der Schmerzen im Vergleich zu Placebo dokumentiert werden (4). Auch die Dauer der Schmerzen konnte in der Mönchspfeffer-Gruppe im Vergleich zu Placebo vermindert werden. Unter Mönchspfeffer hatte die Hälfte der Frauen zu keiner Zeit während des Menstruationszykluses starke Schmerzen.
Es liegen auch Untersuchungen zum Vergleich der Wirksamkeit von Mönchspfeffer und Antidepressiva vor. In einer Untersuchung zur prämenstruellen Dysphorie (Dysphorie = schlecht gelaunt, unzufrieden, gereizt) wurde Mönchspfeffer mit einem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) verglichen (5). Dabei zeigte sich für 58 % der Patientinnen, die mit Mönchspfeffer behandelt wurden, insbesondere eine Verbesserung ihrer zyklischen Mastalgie. Unter dem SSRI Fluoxetin konnte bei 68 % der Patientinnen eine Verbesserung der psychischen Symptome beobachtet werden.
Ebenfalls in mehreren aufeinander folgenden Zyklen wurde Mönchspfeffer in einer Placebo-kontrollierten Studie mit 170 Frauen untersucht (6). Auch in dieser Untersuchung wurden Symptome zu prämenstruellen Brustschmerzen abgefragt. Der Anteil der Patientinnen, die positiv ansprachen (mindestens eine 50%ige Reduktion der Symptome), war signifikant größer in der Mönchspfeffer-Gruppe (52 %) verglichen mit der Placebo-Gruppe (24 %).
Mönchspfeffer zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden
Zur Wirksamkeit von Mönchspfeffer bei der Behandlung klimakterischer Beschwerden, wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind bisher keine überzeugenden Daten veröffentlicht worden (18). Eine Übersichtsarbeit einer deutschen Arbeitsgruppe kam dementsprechend auch zu dem Schluss, dass Mönchspfeffer bei der Linderung von Wechseljahresbeschwerden nicht wirksamer sei als Placebo (16). Auch die Kombinationsbehandlung aus Mönchspfeffer und Johanniskraut erwies sich in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie dem Scheinmedikament als nicht überlegen (17). Die bisherigen Daten zusammenfassend scheinen Frauen nicht von einer Behandlung der Wechseljahresbeschwerden mit Mönchspfeffer zu profitieren.Verträglichkeit
Die bisher in Studien dokumentierten Nebenwirkungen einer Behandlung mit Vitex agnus-castus wurden als leichtgradig und reversibel bewertet. Die Nebenwirkungen betrafen u.a. Magen-Darm-Beschwerden, Juckreiz und Kopfschmerzen (11, 12). Wechselwirkungen sind aufgrund des dopaminergen Wirkmechanismus denkbar, wurden aber bisher noch nicht in der Literatur berichtet.Fazit
Mönchspfeffer-Trockenextrakt (Vitex agnus-castus) kann als wirksame Therapieoption zur Linderung von Symptomen des Prämenstruellen Syndroms angewandt werden (15). Es liegen darüber hinaus überzeugende klinische Daten vor, dass Vitex agnus-castus wirksam ist in der Behandlung von prämenstruellen Brustschmerzen (Mastalgie). Bei Dysmenorrhö konnte eine ausreichende Wirksamkeit bisher nicht belegt werden. Vitex agnus-castus gilt als gut verträglich.Literatur
1. Carmichael R. Can Vitex Agnus Castus be Used for the Treatment of Mastalgia? What is the Current Evidence? eCAM 2008;5(3)247–250.
2. Loch E, Selle H, Boblitz N. Treatment of premenstrual syndrome with a phytopharmaceutical formulation containing Vitex agnus castus. J Womens Health Gend Based Med 2000;9:315-320.
3. Berger D, Schaffner W, Schrader E, Meier B, Brattstrom A. Efficacy of Vitex agnus castus L. extract Ze 440 in patients with pre-menstrual syndrome. Arch Gynecol Obstet 2000;264:150-153.
4. Halaska M, Beles P, Gorkow C, Sieder C. Treatment of cyclical mastalgia with a solution containing a Vitex agnus castus extract: results of a placebo-controlled double-blind study. Breast 1999; 8:175-181.
5. Atmaca M, Kumru S, Tezcan E. Fluoxetine versus Vitex agnus castus extract in the treatment of premenstrual dysphoric disorder. Hum Psychopharmacol 2003;18:191-195.
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15. van Die MD, Burger HG, Teede HJ, Bone KM. Vitex agnus-castus extracts for female reproductive disorders: a systematic review of clinical trials. Planta Med. 2013 May;79(7):562-75.
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