Ernährungsgewohnheiten mit Einfluss auf das Risiko eines Schlaganfalls:
Welchen Einfluss hat ein hoher Eiweißanteil in der Ernährung, eine hohe Ballaststoffaufnahme oder häufiges Kaffeetrinken auf das Schlaganfallsrisiko?
Wie wirkt sich eine hohe Zufuhr von Kochsalz, Cholesterin oder ein häufiger Fleischverzehr auf das Risiko eines Schlaganfalls aus?
Die Zahl der Menschen, die in Deutschland jedes Jahr aufgrund eines akuten Schlaganfalls in einem Krankenhaus stationär behandelt werden, lag zuletzt bei 243.000 Patienten (2010). Das mittlere Alter der betroffenen Patienten wurde mit 73 Jahren angegeben. Die Krankenhaus-Aufenthaltsdauer dieser Patienten betrug 2010 im Durchschnitt 11 Tage. Der Anteil der Schlaganfallpatienten, die im erstbehandelnden Krankenhaus starben, lag 2010 bei 9,5 Prozent (17).
Es sind zahlreiche Maßnahmen bekannt, die das Risiko von Schlaganfällen allgemein vermindern können. In diesem Beitrag werden insbesondere Ernährungsfaktoren diskutiert, die sich positiv oder negativ auf das Risiko eines Schlaganfalls auswirken können.
Ballaststoffe
Zwischen der Höhe der täglichen Ballaststoffaufnahme und dem Risiko eines Schlaganfalls gibt es eine inverse Beziehung. Je höher die Ballaststoffzufuhr, desto geringer das Schlaganfallrisiko. Dieses Ergebnis geht zurück auf eine Metaanalyse, in der 8920 Schlaganfälle bei 312.864 Personen analysiert wurden. Beim Vergleich der Schlaganfallshäufigkeit zwischen den Personen mit der höchsten und der niedrigsten Ballaststoffaufnahme zeigte sich ein um 13 Prozent niedrigeres Risiko in der Gruppe mit der täglich höchsten Ballaststoffzufuhr. In dieser Untersuchung wurde auch eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Höhe der Ballaststoffaufnahme und dem Risiko eines Schlaganfalls beobachtet. Mit jeder zusätzlichen Aufnahme von 10 g Ballaststoffen pro Tag kann eine 12-prozentige Abnahme des Schlaganfallrisikos erwartet werden (3).
Fleischkonsum
Aus epidemiologischen Untersuchungen war schon länger bekannt, dass der Verzehr von rotem Fleisch, aber auch von zubereitetem Fleisch, langfristig gesundheitliche Gefahren mit sich bringt. Eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse bestätigte nun den Zusammenhang zwischen einem hohen Fleischverzehr und dem Risiko einen Schlaganfall zu erleiden. Ausgewertet wurden in dieser Metaanalyse die Ergebnisse von 5 Studien mit zusammen 239.251 Teilnehmern. Ergebnis: Pro 100 g zusätzlichen täglichen Fleischverzehr erhöhte sich das Schlaganfallrisiko um 10 Prozent. Besonders deutlich war der Zusammenhang zwischen Fleischverzehr und dem Risiko eines ischämischen Insults (4).
Cholesterin
Zur Fragestellung, ob eine hohe Cholesterinaufnahme das Schlaganfallrisiko beeinflusst, wurden in Schweden 34.640 Personen über etwas mehr als 10 Jahren nachbeobachtet. In dieser Zeit ereigneten sich 1.680 Schlaganfälle. Auffälliger Befund war, dass Personen mit der höchsten im Vergleich zur niedrigsten täglichen Cholesterinzufuhr ein um 20 Prozent erhöhtes Schlaganfallsrisiko aufwiesen. Während diese Untersuchung zudem den schützenden Effekt einer hohen Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren bestätigte, fanden die Forscher keinen Zusammenhang zwischen der Fettzufuhr insgesamt oder dem Anteil von ungesättigten Fettsäuren in der Ernährung und dem Risiko einen Schlaganfall zu erleiden (12)
Eiweiß, Protein
Dass auch die Höhe der täglichen Eiweißaufnahme einen wesentlichen Einfluss auf das Risiko von Schlaganfällen haben kann, darauf deuten die Ergebnisse einer großen Studie aus Schweden hin. Den Daten zufolge hat eine hohe tägliche Eiweißaufnahme einen schützenden Effekt. Je höher die tägliche Proteinzufuhr, desto seltener ereigneten sich in der Folgezeit Schlaganfälle. In der Gruppe mit der höchsten Eiweißaufnahme im Vergleich zur Gruppe mit der niedrigsten Aufnahme war das relative Risiko eines Insults um 26 Prozent verringert. Diese Risikominderung war gültig für die Aufnahme von tierischen Proteinen (-29 Prozent), nicht aber für Proteine aus pflanzlichen Quellen. Besonders ausgeprägt war die Risikominderung einer hohen Eiweißzufuhr bei Frauen mit einem bekannten Bluthochdruck. Patientinnen mit Hypertonie und hoher täglicher Eiweißaufnahme hatten demnach ein um 44 Prozent geringeres Schlaganfallsrisiko (13).
Kochsalzaufnahme, Salzzufuhr
Der bereits bekannte Zusammenhang zwischen der täglichen Kochsalzzufuhr und dem Schlaganfallrisiko wurde durch eine kürzlich publizierte Metaanalyse von 12 Studien mit 225.693 Teilnehmern erneut bestätigt. Mit steigender täglicher Kochsalzaufnahme erhöht sich das Risiko eines Schlaganfalls. Um insgesamt 34 Prozent erhöht ist demnach das Schlaganfallsrisiko bei Personen mit einer hohen täglichen Kochsalzzufuhr (15).
Kaffee
Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kaffee und dem Auftreten von Schlaganfällen hatten in der Vergangenheit zu keinen eindeutigen Ergebnissen geführt. Eine neuere Metaanalyse kommt hingegen zu klaren Empfehlungen. Die Ergebnisse von 11 prospektiven Studien zur Auswirkung des Kaffeekonsums flossen in eine Metaanalyse zum Schlaganfallrisiko ein. Wesentliches Ergebnis war, dass ein moderater Kaffeegenuss die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Schlaganfällen verringert. Im Vergleich zu Nicht-Kaffeetrinkern ging der regelmäßige Kaffeegenuss von 2 Tassen mit einem um 14 Prozent verringertem Schlaganfallrisiko einher. Das Trinken von täglich 3 bis 4 Tassen Kaffee verminderte das Risiko um 17 Prozent. Bei Vieltrinkern war die Risikominderung nicht mehr so deutlich ausgeprägt: Der tägliche Konsum von 8 Tassen Kaffee reduzierte demnach das Risiko eines Schlaganfalls nur noch um 7 Prozent (11).
Fazit
Durch eine langfristige Ernährungsumstellung lässt sich
wesentlich Einfluss auf das Schlaganfallrisiko nehmen. Eine ballaststoffreiche,
kochsalzreduzierte und eiweißreiche Ernährung kann sich demnach positiv
auswirken. Unterstützend wirken eine cholesterinbewusste Ernährung mit nur
einem geringem Fleischanteil. Ein regelmäßiges Kaffeetrinken wirkt zudem
risikomindernd.
Weitere Informationen zum Thema:
Literatur
2. Brøndum-Jacobsen P, Nordestgaard BG, Schnohr P, Benn M. 25-hydroxyvitamin D and symptomatic ischemic stroke: an original study and meta-analysis. Ann Neurol. 2013 Jan;73(1):38-47.
3. Chen GC, Lv DB, Pang Z, Dong JY, Liu QF. Dietary fiber intake and stroke risk: a meta-analysis of prospective cohort studies. Eur J Clin Nutr. 2013 Jan;67(1):96-100.
4. Chen GC, Lv DB, Pang Z, Liu QF. Red and processed meat consumption and risk of stroke: a meta-analysis of prospective cohort studies. Eur J Clin Nutr. 2013 Jan;67(1):91-5.
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11. Larsson SC, Orsini N. Coffee consumption and risk of stroke: a dose-response meta-analysis of prospective studies. Am J Epidemiol. 2011 Nov 1;174(9):993-1001.
12. Larsson SC, Virtamo J, Wolk A. Dietary fats and dietary cholesterol and risk of stroke in women. Atherosclerosis. 2012 Mar;221(1):282-6.
13. Larsson SC, Virtamo J, Wolk A. Dietary protein intake and risk of stroke in women. Atherosclerosis. 2012 Sep;224(1):247-51.
14. Larsson SC, Virtamo J, Wolk A. Potassium, calcium, and magnesium intakes and risk of stroke in women. Am J Epidemiol. 2011 Jul 1;174(1):35-43.
15. Li XY, Cai XL, Bian PD, Hu LR. High salt intake and stroke: meta-analysis of the epidemiologic evidence. CNS Neurosci Ther. 2012 Aug;18(8):691-701.
16. Ye Y, Li J, Yuan Z. Effect of antioxidant vitamin supplementation on cardiovascular outcomes: a meta-analysis of randomized controlled trials. PLoS One. 2013;8(2):e56803.
17. Nimptsch U, Mansky T: Trends in acute inpatient stroke care in Germany—an observational study using administrative hospital data from 2005–2010. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(51−52): 885−92.