Dunkle Schokolade und Bluthochdruck
Hintergrund
Hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Etwa 50 % der Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit und 37 % der Herz-Kreislauf-Todesfälle in der westlichen Bevölkerung werden dem Bluthochdruck zugeschrieben. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass Kakao-reiche Produkte das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankung reduzieren.
Kakaobohnen sind die Samen des Kakaobaumes (Theobroma cacao L.). Kakao ist der getrocknete Anteil aus den Samen. Kakao ist ein häufiger Bestandteil zahlreicher Lebensmittel, insbesondere von Schokolade. Dunkle Schokolade oder Bitterschokolade besteht zu mindestens 70 % aus Kakaomasse. Dunkle Schokolade ist wie kein anderes Lebensmittel reich an Polyphenolen, insbesondere Flavonoiden.
Die Erforschung gesundheitlicher Auswirkungen von Kakao und Schokolade hat während des letzten Jahrzehnts deutlich an Bedeutung gewonnen. Insbesondere die Auswirkungen des Schokoladenkonsums auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit standen dabei im Mittelpunkt. Obwohl Menschen sich Schokolade als ein Lebensmittel in der Regel nur gelegentlich gönnen, haben selbst diese geringen Mengen Einfluss auf die Gesundheit. Mehrere experimentelle Studien belegen, dass dunkle Schokolade, bereits in Mengen von mehreren Gramm pro Tag, die endotheliale Funktion und Thrombozytenfunktion verbessert und den Blutdruck senkt.
Bei der Bewertung des gesundheitlichen Nutzens von dunkler Schokolade muss dessen Kalorien- und Zuckergehalt und damit dessen Beitrag zur gesamten Ernährung berücksichtigt werden.
Wirkmechanismus
Ernährungsphysiologisch enthält Kakao zahlreiche biologisch aktive Substanzen, denen gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden: Flavonoide (Epicatechin und oligomere Procyanidine), Theobromin und Magnesium (2). Flavonoide weisen antihypertensive, entzündungshemmende und antithrombotische Effekte auf, die alle zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen können.Für Flavonoide aus Kakao konnte beispielsweise gezeigt werden, dass sie die Bildung des endothelialen Stickstoffmonoxids fördern und damit über eine Gefäßerweiterung zur Blutdrucksenkung beitragen (2).
Zusammenhang zwischen Schokoladenkonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen - epidemiologische Studien
In einer deutschen Kohortenstudie an 19.375 Erwachsenen gelang der Nachweis, dass bereits der tägliche Konsum von 6 g Schokolade pro Tag mit einem deutlich verminderten Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt verbunden war (- 39 %). Ein wesentlicher Teil dieses positiven Effektes ist wahrscheinlich auf eine Blutdrucksenkung zurückzuführen (1).Jüngste Daten deuten darauf hin, dass eine höhere durchschnittliche Aufnahme von Schokolade (7,5 gegenüber 1,7 g pro Tag, davon 24 % als dunkle Schokolade) mit einem niedrigeren Blutdruck und mit einem um 10 % verminderten Schlaganfall-Risiko einhergeht (1). Bei Patienten mit einem vorangegangenem Myokardinfarkt zeigte sich, dass, zweimal pro Woche Schokolade essen im Vergleich zu nie Schokolade essen mit einer 66%igen Abnahme der kardialen Sterblichkeit in den folgenden 8 Jahren verbunden war (3).
Eine große schwedische Untersuchung konnte diese Befunde im Wesentlichen bestätigen (5). In dieser Untersuchung wurden der Schokoladenkonsum und das Auftreten von Schlaganfällen bei 37.103 Erwachsenen über einen Zeitraum von 10 Jahren nachverfolgt. Als Ergebnis zeigte sich, dass bei Personen, die pro Woche im Mittel 62,9 g Schokolade verzerrten sich seltener ein Schlaganfall ereignete als in der Gruppe, die vollständig auf Schokolade verzichtete (-17 %). Eine nachfolgende Metaanalyse über 5 Studien kam zu ähnlichen Ergebnissen (19 % geringeres Schlaganfallrisiko bei Personen mit dem höchsten Schokoladenkonsum) (5).
Studien zur Blutdrucksenkung
Mehrere Metaanalysen hatten bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass kakaoreiche Lebensmittel den Blutdruck senken können. In einer kürzlich erschienen Metaanalyse wurden die Daten aus 20 Studien mit 856 Teilnehmern analysiert (Ried 2012). Bei den überwiegend gesunden Teilnehmern konnte eine statistisch signifikante blutdrucksenkende Wirkung von Kakao-Produkten im Vergleich zu Kontrollgruppen nachgewiesen werden. Die Studien hatten mit 2 bis18 Wochen eine relativ kurze Dauer. Die Blutdrucksenkung fiel im Durchschnitt gering aus (systolisch: -2,8 mmHg; diastolisch -2,2 mmHg). Bemerkenswert war, dass der blutdrucksenkende Effekt in der Mehrzahl der Studien bereits nach 14 Tagen nachweisbar war.Weitere Analysen kommen zu dem Ergebnis, dass auch Patienten mit einem Bluthochdruck von einem erhöhten Konsum dunkler Schokolade profitieren könnten. Bei Patienten mit Hypertonie konnte eine signifikante Abnahme des systolischen (-5.0 mmHg) und diastolischen Blutdrucks (-2.7 mmHg) dokumentiert werden (4, 6).
Offene Fragen
Bisher unbeantwortet ist die Frage, ob der blutdrucksenkende Effekt von dunkler Schokolade auch langfristig, d.h. über Monate, erhalten bleibt. Sehr wahrscheinlich sind schon relativ geringe Mengen dunkle Schokolade (< 10 g Tag) für positive Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem ausreichend. Unklar ist gegenwärtig, ob größere Mengen überhaupt einen zusätzlichen Effekt auf den Blutdruck aufweisen.Fazit
Dunkle Schokolade kann schon in relativ geringen Mengen den Blutdruck senken. Dieser gut belegte blutdrucksenkende Effekt von dunkler Schokolade könnte wesentlich zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Bei dem regelmäßigen Genuss dunkler Schokolade gilt es abzuwägen zwischen dem positiven Einfluss auf den Blutdruck und der relativ hohen Fett- und Kalorienzufuhr. Die Zufuhr von dunkler Schokolade kann nicht die notwendige medikamentöse Behandlung einer Hypertonie ersetzen.Naturstoffe mit blutdrucksenkender Wirkung:
Granatapfel - Granatapfelsaft zur Blutdrucksenkung
Magnesium und Blutdruck - Hat Magnesium eine blutdrucksenkende Wirkung?
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Literatur
1. Buijsse B, Weikert C, Drogan D, Bergmann M, Boeing H. Chocolate consumption in relation to blood pressure and risk of cardiovascular disease in German adults. Eur Heart J. 2010 Jul;31(13):1616-23.
2. Ellam S, Williamson G. Cocoa and human health. Annu Rev Nutr. 2013;33:105-28.
3. Janszky I, Mukamal KJ, Ljung R, Ahnve S, Ahlbom A, Hallqvist J. Chocolate consumption and mortality following a first acute myocardial infarction: the Stockholm Heart Epidemiology Program. J Intern Med. 2009 Sep;266(3):248-57.
4. Ried K, Sullivan TR, Fakler P, Frank OR, Stocks NP.Effect of cocoa on blood pressure. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Aug 15;8:CD008893.
5. Walters MR, Williamson C, Lunn K, Munteanu A. Chocolate consumption and risk of stroke: A prospective cohort of men and meta-analysis. Neurology. 2013 Mar 19;80(12):1173-4.
6. Zomer E, Owen A, Magliano DJ, Liew D, Reid CM. The effectiveness and cost effectiveness of dark chocolate consumption as prevention therapy in people at high risk of cardiovascular disease: best case scenario analysis using a Markov model. BMJ. 2012 May 30;344:e3657.