Kann die regelmäßige Zufuhr von Mineralstoffen das Schlaganfallrisiko vermindern?
Die Zahl der Menschen, die in Deutschland jedes Jahr aufgrund eines akuten Schlaganfalls in einem Krankenhaus stationär behandelt werden, lag zuletzt bei 243.000 Patienten (2010). Das mittlere Alter der betroffenen Patienten wurde mit 73 Jahren angegeben. Die Krankenhaus-Aufenthaltsdauer dieser Patienten betrug 2010 im Durchschnitt 11 Tage. Der Anteil der Schlaganfallpatienten, die im erstbehandelnden Krankenhaus starben, lag 2010 bei 9,5 Prozent (17).Es sind zahlreiche Maßnahmen bekannt, die das Risiko von Schlaganfällen allgemein vermindern können. In diesem Beitrag wird insbesondere der Einfluss von Mineralstoffen diskutiert, die sich positiv oder negativ auf das Risiko eines Schlaganfalls auswirken können.
Kalium
Der positive Einfluss einer ausreichend hohen Zufuhr von Kalium zur Verbeugung eines Schlaganfalls gilt als überzeugend belegt. In einer Metaanalyse wurden insgesamt 10 Studien mit zusammen 268.276 Teilnehmern und 8.695 Fällen eines Schlaganfalls analysiert. Dabei wurde eine inverse Beziehung zwischen der Höhe der Kaliumaufnahme über die Ernährung und dem Risiko eines Schlaganfalls beobachtet. Jede Erhöhung der täglichen Kaliumaufnahme um 1000 mg verminderte das Schlaganfall-Risiko um 11 Prozent. Bestimmte Formen eines Schlaganfalls, nämlich der ischämische Insult und intrazerebrale Blutungen, ereigneten sich signifikant seltener unter einer hohen täglichen Kaliumzufuhr (9). In einer weiteren Untersuchung wurde die Beobachtung gemacht, dass Frauen mit Bluthochdruck ihr Schlaganfallsrisiko durch eine hohe tägliche Kaliumaufnahme günstig beeinflussen können (14).
Magnesium
Auch eine ausreichend hohe tägliche Magnesium-Zufuhr kann das Risiko eines Schlagfalls signifikant vermindern. Das ist das Ergebnis einer Metaanalyse von insgesamt 7 Studien mit 241.378 Teilnehmern, bei denen sich zusammen 6.477 Schlaganfälle ereigneten. Für die Magnesiumaufnahme konnte eine inverse Beziehung zum Apoplex-Risiko dokumentiert werden. Je höher die tägliche Magnesiumaufnahme, desto niedriger das Risiko zukünftig einen Schlaganfall zu erleiden. Jede Zunahme der täglichen Magnesiumaufnahme um 100 mg führt den Daten zufolge zu einer Abnahme des Schlaganfallrisikos um 8 Prozent. Insbesondere der ischämische Insult trat unter einer guten Magnesiumversorgung seltener auf (8). Auch für die Magnesiumaufnahme gilt, dass Patientinnen mit einer gleichzeitig vorliegenden Bluthochdruckerkrankung besonders von einer guten Magnesiumversorgung profitieren (14).
Da das Schlaganfallrisiko wesentlich von der Höhe des
Blutdrucks beeinflusst wird, vermindern alle Maßnahmen, die zur Senkung
erhöhter Blutdruckwerte beitragen das Schlaganfallrisiko. Die bisherigen
Ergebnisse zusammenfassend, kann davon ausgegangen werden, dass eine
ausreichend hoch dosierte Magnesiumgabe ergänzend zur antihypertensiven
Standardtherapie einen relevanten blutdrucksenkenden Effekt hat (18). Es liegen
deutliche Hinweise vor, dass ein Magnesiummangel zu einem unzureichenden
Ansprechen von blutdrucksenkenden Medikamenten führen kann.
Calcium
Von einer erhöhten Calciumaufnahme zur Vorbeugung eines Schlaganfalls profitieren einer weiteren Metaanalyse zufolge im Wesentlichen Personen mit einer niedrigen Calciumaufnahme. Grundlage für diese Beobachtung war eine Metaanalyse aus 11 Studien, in denen der Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Auftreten von insgesamt 9.095 Schlaganfällen analysiert wurde. Bei Personen, die täglich weniger als 700 mg Calcium über die Ernährung aufnahmen, führte jede Erhöhung der täglichen Calcium-Zufuhr um 300 mg zu einer Risikoabnahme um 18 Prozent. Hingegen profitierten Personen mit einer ausreichenden täglichen Calciumzufuhr nicht von einer weiteren Erhöhung zur Vorbeugung eines Schlaganfalls (7).
Fazit
Um langfristig über die Ernährung Einfluss auf das
Schlaganfallsrisiko zu nehmen, empfiehlt es sich, die tägliche Kalium- und
Magnesiumaufnahme zu erhöhen. Besonders Bluthochdruck-Patienten mit einer zu
geringen Magnesiumzufuhr über die Ernährung könnten von einer
Magnesium-Supplementation in Ergänzung zur medikamentösen Standardtherapie
profitieren. Von einer zusätzlichen
Calciumaufnahme profitieren den Daten zufolge ausschließlich Personen mit
niedriger Calciumzufuhr. Dazu zählen insbesondere Menschen, die wenig
Milchprodukt, z.B. aufgrund einer Laktoseintoleranz, zu sich nehmen.
Weitere Informationen zum Thema Schlaganfall:
Schlaganfalls-Prophylaxe - Stellenwert der Ernährung
Magnesium und Blutdruck - Hat Magnesium eine blutdrucksenkende Wirkung?
Literatur
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