Ginseng: Update zur Wirksamkeit – Möglichkeiten und Grenzen der Therapie mit Ginseng


Ginseng und seine vielfältigen Wirkungen



Hintergrund

Obwohl sich die asiatische Medizin schon seit tausenden von Jahren mit Ginseng beschäftigt, hat die Verwendung von Ginseng als pflanzliches Medikament für eine Vielzahl von Erkrankungen erst in den letzten Jahren weltweit deutlich zugenommen.

Ginseng gehört zur Gattung Panax, die aufgrund ihrer unterschiedlichen geographischen Herkunft in nordamerikanischen Ginseng (Panax quinquefolius) und asiatischen Ginseng (Panax Ginseng) unterteilt wird. Beide Sorten besitzen eine Fülle von pharmakologischen Eigenschaften, die auf den Gehalt verschiedener Ginsenoside zurückgeführt werden können.

In Deutschland werden Extrakte der Ginsengwurzel (Panax Ginseng) vor allem zur allgemeinen Stärkung und in der Rekonvaleszenz bei Alterserscheinungen oder zur Stärkung körpereigener Abwehrkräfte empfohlen. Von den Herstellern wird Ginseng als Mittel beworben, das die Konzentrationsfähigkeit ebenso wie die seelische und körperliche Belastbarkeit verbessern soll.

In Deutschland sind zahlreiche pflanzliche Arzneimittel mit einer empfohlenen täglichen Dosierung für Ginsengwurzel-Trockenextrakt von 300 bis 500 mg zugelassen (z.B. Orgaplasma®, Ardey-aktiv®)(35).


Anwendungsgebiete

Ginseng als Arzneimittel ist zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz zugelassen (35).


Untersuchungen zur Wirksamkeit

Besonders für die oben genannten Anwendungsgebiete der Arzneimittel gibt es in der wissenschaftlichen Literatur nur unzureichend Belege.

Bereits 1999 wurde in einer systematischen Übersicht von 16 randomisierten, doppelblinden Studien geprüft, ob es wissenschaftliche Belege für eine Wirksamkeit von Ginseng in den beschriebenen Anwendungsgebieten gibt. Anhand der Datenlage ließ sich nicht nachweisen, dass Ginseng die körperliche oder geistige Leistungskraft insbesondere bei älteren Personen klinisch relevant verbessert (27).


Mögliche weitere Anwendungsgebiete von Ginseng

Nach Einschätzung von Experten hat Ginseng dennoch das Potenzial zur unterstützenden Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen. Intensiv diskutiert wurde in den vergangenen Jahren die Anwendung von Ginseng zur Vorbeugung von Spätschäden beim Diabetes mellitus, zur Behandlung von Herzkreislauf-Erkrankungen, zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und zur Behandlung von chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen. Darüber hinaus liegen Hinweise für eine Anti-Tumor-Wirkung vor. Auch die Behandlung der erektilen Dysfunktion mit Ginseng wurde in Studien geprüft.


Wirkmechanismus

Viele der positiven Wirkungen von Ginseng werden auf die gut dokumentierten antioxidativen Eigenschaften des Wirkstoffkomplexes zurückgeführt. Weitere Bestätigungen für eine antioxidative Wirkung von Ginseng stammen aus zwei Placebo-kontrollierten Doppelblindstudien an gesunden Probanden, bei denen nach 4 bzw. 8 Wochen Behandlung mit rotem Ginseng (2 bis 6 g täglich) eine erhöhte antioxidative Enzymaktivität mit Zunahme des Glutathion-Gehaltes und eine verringerte LDL-Oxidation gemessen wurden (9, 10). Auch die in-vitro nachgewiesene entzündungshemmende Wirkung von Ginseng steht in einem engen Zusammenhang mit den antioxidativen Eigenschaften (30).

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass Panax Ginseng relevante antioxidative Eigenschaft ab einer Tagesdosierung von 2 g aufweist. Es verstärkt die antioxidativen Abwehrmechanismen bei gesunden Personen und kann nach Einschätzung der Autoren daher zur Verwendung als potenzielles Antioxidans empfohlen werden.

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Übersichtsarbeiten zur Wirksamkeit von Ginseng

Eine systematische Literatur-Analyse aus dem Jahre 2011 zielte darauf ab, die verfügbare Evidenz aus randomisierten klinischen Studien zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit von Ginseng zu bewerten (17).

Insgesamt wurden 57 randomisierte klinische Studien in die Analyse einbezogen. Die wichtigsten in den Studien untersuchten Indikationen bezogen sich auf Störungen des Glukosestoffwechsels (Diabetes), die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit, sexuelle Dysfunktion, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen und zerebrovaskuläre Erkrankungen (Funktionsstörungen des Gehirns im Zusammenhang mit Krankheiten der Blutgefäße).

Im Ergebnis fanden sich deutliche Hinweise für positive Wirkungen von Ginseng auf den Glukosestoffwechsel und bei Lungenerkrankungen. Hingegen zeigte sich, dass Ginseng zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit nicht wirksam war. Bei den übrigen untersuchten Anwendungsgebieten ergaben sich erste Hinweise auf eine Wirksamkeit, es fanden sich aber zum Teil auch widersprüchliche Studienergebnisse (17).


Einfluss von Ginseng auf Gedächtnisleistungen

In einer Metaanalyse der Cochrane Collaboration (18) wurde die Wirksamkeit von Ginseng auf die geistige Leistungsfähigkeit bei ansonsten gesunden Personen untersucht. In dieser Analyse wurden neun Doppelblind-Studien berücksichtigt. Im Ergebnis konnten die Forscher Ginseng für einzelne Aspekte der kognitiven Funktion eine positive Wirkung bescheinigen. Auch seien das Verhalten und die Lebensqualität durch eine Ginseng-Gabe positiv beeinflusst worden. Trotzdem kommen die Autoren zu dem Schluss, dass sich die Wirksamkeit von Ginseng in Bezug auf die Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit unzureichend darstelle. Es gäbe einen Mangel an überzeugenden Daten, die eine Verbesserung kognitiver Fähigkeiten bei gesunden Personen unter der Einnahme von Ginseng nahelegen. Darüber hinaus fehlen qualitativ hochwertige Studiendaten zur Wirksamkeit von Ginseng bei Patienten mit Demenz-Erkrankungen.


Wirkung von Ginseng auf die Gedächtnisleistungen bei Schizophrenie

Patienten mit Schizophrenie weisen häufig deutliche Defizite bei bestimmten Gedächtnisleistungen auf. Insbesondere das Arbeitsgedächtnis ist betroffen. In einer 4-wöchigen Studie konnte unter Ginseng im Vergleich zu Placebo eine signifikante Verbesserung im visuellen Arbeitsgedächtnis nachgewiesen werden. Auch erkrankungsspezifische Beschwerden, wie extrapyramidale Symptome besserten sich unter der Ginseng-Einnahme (3)


Ginseng zur unterstützenden Behandlung bei Morbus Alzheimer

In einer Analyse der publizierten Literatur zur Wirksamkeit von Ginseng bei der Alzheimer-Krankheit konnten nur zwei Untersuchungen identifiziert werden (19). Ihre Ergebnisse dokumentieren zwar eine signifikante Wirkung zugunsten von Ginseng auf zwei anerkannte Messparameter (Mini-Mental-Status und Alzheimer Disease Assessment Scale), von den Autoren der Studie wurde jedoch kritisch angemerkt, dass beide Untersuchungen mit schwerwiegenden methodischen Mängeln behaftet waren (19, 30).


Vorbeugung vor Erkältungskrankheiten

In einer Übersichtsarbeit einer kanadischen Arbeitsgruppe wurde die bisher veröffentlichte Literatur zur Prävention von Erkältungskrankheiten mit Ginseng bewertet (32). In dieser Analyse wurden Daten aus insgesamt 5 Studien mit zusammen 747 Patienten berücksichtigt. Als wesentliches Ergebnis zeigte sich, dass Ginseng im Vergleich zu Placebo die Zahl der Erkältungsepisoden im Durchschnitt um 25 Prozent reduzierte. Die vorbeugende Einnahme von Ginseng über einen Zeitraum von 8 bis 16 Wochen verkürzte zudem die Erkältungsdauer. Der Schweregrad der Erkältung wurde hingegen durch die Ginseng-Behandlung nicht beeinflusst (32). Eine weitere Untersuchung konnte diese Ergebnisse im Grundsatz bestätigen. Den Daten zufolge konnte das Auftreten von akuten Atemwegserkrankungen unter Ginseng im Vergleich zu Placebo signifikant reduziert werden. Auch die Symptome der Atemwegsinfektionen waren unter Ginseng weniger stark ausgeprägt (33).


Ginseng und Diabetes

Ginseng wurde in Studien bei Diabetes-Patienten mit zwei unterschiedlichen Zielsetzungen angewandt: Zum einen wurde geprüft, ob sich Blutzucker- und Insulin-Spiegel unter einer begleitenden Behandlung mit Ginseng günstig beeinflussen ließen und zum anderen wurde untersucht, ob sich langfristige Folgeschäden der Zuckerkrankheit an den Augen, am Herzen und an den Nieren durch eine Ginseng-Gabe verhindern ließen.


Wirkung von Ginseng beim Diabetes mellitus

Für Amerikanischen Ginseng konnte in experimentellen Untersuchungen ein positiver Effekt auf die diabetische Stoffwechsellage nachgewiesen werden. Untersuchungen zufolge ist Ginseng wirksam bei der Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes, wahrscheinlich über eine Erhöhung postprandialer Insulinspiegel und eine verminderte glykämische Reaktion (13).

Eine Metaanalyse zur Wirksamkeit von Ginseng beim Diabetes mellitus Typ II hat die Ergebnisse von vier kontrollierten Studien in Bezug auf verschiedene Parameter des Glukosestoffwechsels ausgewertet (11). Im Ergebnis zeigte sich keine signifikante Wirkung von Ginseng auf die Nüchtern-Glukosespiegel, die Plasma-Insulinspiegel oder das HbA1c.

Eine weitere klinische Untersuchung stellt ebenfalls die Wirksamkeit von Ginseng bei Diabetes infrage (16). Den Ergebnissen zufolge verbessert Ginseng (8 g täglich für 30 Tage) nicht die β-Zellfunktion oder die Insulin-Sensitivität bei übergewichtigen / adipösen Patienten mit gestörter Glukosetoleranz oder neu diagnostiziertem Diabetes. Verantwortlich für das Fehlen einer therapeutischen Wirkung könnte den Autoren zufolge die schlechte systemische Bioverfügbarkeit von Ginseng sein (16).

Insgesamt sind die Ergebnisse zur Wirkung von Ginseng auf den Stoffwechsel beim Diabetes widersprüchlich. Es fehlen weiterhin überzeugende Daten zur Wirksamkeit von Ginseng beim Diabetes mellitus Typ II (11).

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Ginseng zur Vorbeugung vor Spätschäden des Diabetes mellitus

Möglicherweise kann Ginseng die Spätschäden an Organen infolge unzureichender Blutzuckerkontrolle vermindern. Erste tierexperimentelle Untersuchungen geben einen Hinweis, dass die durch den Diabetes induzierten Schäden an den Augen (Retinopathie) und am Herzen (Kardiomyopathie) durch Ginseng vermindert werden könnten (21). Als mögliche Wirkmechanismen werden die Hemmung von oxidativem Stress und eine antihyperglykämische (blutzuckersenkende) Wirkung durch Ginseng diskutiert. Die gleiche Arbeitsgruppe veröffentlichte weitere Daten, wonach Ginseng möglicherweise auch die durch den Diabetes ausgelösten Spätschäden an der Niere (z.B. Albuminurie) verhindern könnte (22). Die Autoren schlussfolgerten, dass nordamerikanischer Ginseng einen vorbeugenden Effekt auf die Entwicklung einer diabetischen Nephropathie haben könnte. Weitere Arbeitsgruppen konnten diese Wirkung von Ginseng bestätigen (23).


Ginseng zur unterstützenden Therapie bei Tumorerkrankungen

Mehrere präklinische und klinische Studien geben Hinweise auf ein mögliches Antitumor-Potenzial von Panax Ginseng. Die Antitumor-Wirkung von Ginseng wird hauptsächlich auf die Gegenwart von Saponinen, die als Ginsenoside bekannt sind, zurückgeführt (24).

Den Einfluss von Ginseng auf die mit einer Krebstherapie verbundene chronische Müdigkeit wurde einer großen Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 364 Patienten über einen Zeitraum von 8 Wochen untersucht. Unter der täglichen Dosis von 2 g Ginseng-Extrakt konnte am Ende der Behandlungsperiode eine signifikante Abnahme der chronischen Müdigkeit, gemessen anhand des MFSI-SF-Scores (Multidimensional Fatigue Symptom Inventory-Short Form), dokumentiert werden. Unterschiede in der Verträglichkeit der Krebstherapie zwischen der Ginseng- und der Placebo-Gruppe wurden nicht beobachtet. Diese Untersuchung bestätigt erste Daten, nach denen Ginseng einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität von Krebs-Patienten haben könnte (29).


Ginseng zur Behandlung der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD)

Erste Untersuchungen zur Anwendung von Ginseng bei der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) sprechen für einen möglichen positiven Einfluss von Ginseng auf die Lungenfunktion. In drei Untersuchungen zeigte sich unter Ginseng ein signifikanter Anstieg des FEV1 im Vergleich zur Placebogruppe (25).


Ginseng zur Behandlung der erektilen Dysfunktion

Eine weitere Literaturübersicht bewertete die aktuelle Evidenz zur Behandlung der erektilen Dysfunktion. In diese Analyse wurden insgesamt sieben randomisierte, kontrollierte Studien zu Ginseng eingeschlossen (26).

Zusammengenommen deuten die kontrollierten Studien auf eine mögliche Wirksamkeit von Ginseng bei der Behandlung der erektilen Dysfunktion hin. Subgruppenanalysen zeigten zudem positive Effekte von Ginseng auf die psychogenen Aspekte der erektilen Dysfunktion. Allerdings seien die Zahl der in die Analyse einbezogenen Studien und deren methodische Qualität zu gering, um endgültige Schlüsse zu ziehen. Die Durchführung weiterer qualitativ hochwertiger Studien in der Indikation erektile Dysfunktion wird daher empfohlen (26).


Einfluss von Ginseng auf Wechseljahresbeschwerden

Ob Patientinnen mit klimakterischen Beschwerden von einer Behandlung mit Ginseng profitieren, wurde in einer Placebo-kontrollierten Studie an 72 postmenopausalen Frauen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren geprüft (12). Die Patientinnen erhielten über 12 Wochen täglich 3 g roten Ginseng (standardisiert auf 60 mg Ginsenoside pro Tag) oder Placebo. Als Wirksamkeitsparameter wurden der Kupperman-Index und ein Menopause-Beschwerde-Score verwendet. Zudem wurden im Studienverlauf kardiovaskuläre Risikofaktoren, wie der Cholesterinspiegel analysiert. Ergebnisse: Der Kupperman-Index und auch der Menopause-Beschwerde-Score besserten sich signifikant unter der Ginseng-Behandlung im Vergleich zur Placebo-Gabe. Auch konnte eine signifikante Abnahme des Gesamt-Cholesterins und des LDL-Cholesterins dokumentiert werden (12).

Hingegen kommt eine nachfolgende Metaanalyse, in der 4 kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Ginseng bei Wechseljahresbeschwerden berücksichtigt wurden, zu einer eher kritischen Einschätzung. Aufgrund der wenig einheitlichen Studienlage mit positiven wie auch negativen Ergebnissen, wollten die Autoren keine Behandlungsempfehlung für Ginseng in dieser Indikation aussprechen, sondern empfehlen die Durchführung von weiteren qualitativ hochwertigen Studien (31).


Wirkung von Ginseng auf die Herzfunktion

Experimentelle Untersuchungen zeigen eine Reihe von positiven Eigenschaften von Ginseng beim Schutz des Herzens, wobei Ginseng und Ginsenoside insbesondere ischämie-bedinge Schäden vermeiden helfen. Neuere Befunde deuten darauf hin, dass Ginseng die Herzmuskel-Hypertrophie dämpft und auch Remodelling-Prozesse und die Entwicklung einer Herzinsuffizienz günstig beeinflussen (7). Allerdings ist die klinische Evidenz zur Wirksamkeit von Ginseng auch bei Herzerkrankungen nicht überzeugend, vor allem wegen des Mangels an kontrollierten klinischen Studien mit überzeugendem Studiendesign.

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Ginseng zur unterstützenden Therapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Ginseng werden eine Reihe von positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System zugeschrieben. Verschiedene tierexperimentelle und In-vitro-Untersuchungen sprechen dafür, dass Ginseng kardioprotektive (herzschützende) und antihypertensive (blutdrucksenkende) Wirkungen aufweist. Auch eine Verminderung der myokardialen Hypertrophie und der Herzinsuffizienz wurden beschrieben (7).

Allerdings sind die Daten zur klinischen Wirksamkeit bisher nicht überzeugend. Wesentlicher Grund ist ein Mangel an methodisch überzeugenden klinischen Studien.


Wirkung von Ginseng bei Koronarer Herzkrankheit / Ischämischer Herzkrankheit

Möglicherweise besitzt Ginseng ein therapeutisches Potenzial zur Behandlung einer koronaren Herzkrankheit. In China existieren umfangreiche Erfahrungen mit Ginseng bei der Behandlung von Angina-Pectoris-Symptomen. Vor diesem Hintergrund wurde eine Metaanalyse bisher veröffentlichter Studien zur Fragestellung durchgeführt, ob Ginseng eine vergleichbare Wirkung wie eine Standard-Medikation (Nitrate) bei Angina-pectoris-Symptomen hat (5). Ergebnis: Trotz der methodisch nicht immer überzeugenden Studien kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Ginseng bei der Behandlung von Angina-Pectoris-Symptomen eine vergleichbar gute Wirkung zeige wie Nitrate. Auch diese Ergebnisse bedürfen einer Bestätigung durch größere, randomisierte, kontrollierte Studien mit längerer Beobachtungsdauer (5).


Chronisches Erschöpfungssyndrom / Chronic fatigue syndrome (CFS)

In einer Untersuchung von Patienten mit der Diagnose Chronisches Erschöpfungssyndrom konnte keine Wirksamkeit von Ginseng nachgewiesen werden (1).

Auch auf die allgemeine Müdigkeit bei Patienten mit Multipler Sklerose scheint Ginseng keinen positiven Einfluss zu haben (8).


Ginseng im Leistungssport - Vorbeugung von belastungsabhängigen Muskelschäden

Es liegen erste Hinweise vor, dass eine hohe Dosierung von Ginseng (20 g täglich über 7 Tage) zu einer deutlichen Verminderung von belastungsinduzierten Muskelschäden bei Langstreckenläufern führt (6). Die ausgeprägte Muskelschädigung, die sich nach ungewohnter körperlicher Belastung (in der Studie: Bergauflaufen) durch einen Anstieg der Plasma-Creatinkinase-Spiegel (CK) zeigt, konnte durch eine Supplementation mit Ginseng im Vergleich zur Placebo-Gabe signifikant vermindert werden.

In einer weiteren Untersuchung an Sportlern konnte nachgewiesen werden, dass die Supplementierung von 200 mg Panax Ginseng direkt vor einer Belastung keinen Einfluss auf die Ausdauer-Leistungsfähigkeit von hitzeadaptierten Läufern bei hohen Außentemperaturen hat (14).


Wirkung von Ginseng auf die Schlafqualität

Der Einfluss von Ginseng auf die Schlafqualität wurde bei 15 gesunden Personen über einen Zeitraum von 7 Tagen untersucht. Unter einer täglichen Dosis von dreimal 1,5 g rotem Ginseng konnte durch einen Vorher-Nachher-Vergleich im Schlaflabor eine verbesserte Schlafqualität dokumentiert werden (28).


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Verträglichkeit von Ginseng

Unter der Anwendung von Ginseng wurden Nebenwirkungen wie Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit und Verstopfung beobachtet (34). Mit Ausnahme von Blutdruckveränderungen sind bisher keine ernsthaften unerwünschten Nebenwirkungen bekannt geworden.

Als mögliche Nebenwirkung einer Behandlung mit Panax Ginseng kann es zu einem Blutdruckanstieg kommen. Verschiedene Übersichtsarbeiten (4, 15) zu dieser Fragestellung kommen zu dem Schluss, dass die Ginseng-Einnahme in Einzelfällen zu einem relevanten Blutdruckanstieg führen kann.


Fazit

Mehre Untersuchungen bescheinigen Ginseng antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften.

Bisher liegen keine überzeugenden Daten für eine Wirksamkeit von Ginseng bei nachlassender Gedächtnisleistung im Alter vor. Möglicherweise werden einzelne Aspekte der Gedächtnisfunktion durch Ginseng positiv beeinflusst.

Eine Wirksamkeit bei der Behandlung von Morbus Alzheimer konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Zur Behandlung eines Typ-II-Diabetes liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. Insgesamt fehlen bisher eindeutige Belege für einen positiven Effekt von Ginseng auf die diabetische Stoffwechsellage. Hingegen scheint Ginseng beim Diabetes eine gewisse Schutzwirkung vor Spätschäden an Auge und Niere zu entfalten.

Erste Untersuchungen zur Anwendung von Ginseng bei chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen (COPD) sprechen für einen positiven Effekt auf die Lungenfunktion.

Darüber hinaus geben einzelne Untersuchungen Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit von Panax Ginseng bei Wechseljahresbeschwerden der Frau.

Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen sprechen weitere Studienergebnisse für eine Symptom-Linderung bei Angina-Pectoris-Beschwerden durch die zusätzliche Gabe von Ginseng. Verschiedene tierexperimentelle Studien und In-vitro-Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass Ginseng kardioprotektive Wirkungen haben könnte.

Möglicherweise werden die gesundheitlichen Vorteile einer Behandlung mit Ginseng durch einen potenziellen Blutdruckanstieg mehr als kompensiert. Eine regelmäßige Kontrolle der Blutdruckwerte unter der Einnahme von Ginseng wird daher empfohlen.



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Literatur


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