Hat grüner Tee einen positiven Einfluss auf den Blutdruck und die Cholesterinwerte?
Kann die regelmäßige Aufnahme von Grüntee einem Diabetes vorbeugen?Hintergrund
Grüner Tee wird aus den Blättern der Pflanze Camellia sinensis Theaceae hergestellt. Grünem Tee werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Gegenstand aktueller Forschung sind die krebsvorbeugenden Wirkungen eines regelmäßigen Teekonsums. Auch zu den antidiabetischen Eigenschaften von Grüntee liegen umfangreiche Studiendaten vor. Darüber hinaus werden mögliche positive Effekte bei der Vorbeugung bzw. Behandlung von Übergewicht diskutiert. Verschiedene Untersuchungen weisen zudem darauf hin, dass Inhaltsstoffe des Grüntees in ausreichend hoher Dosierung einen günstigen Effekt auf den Blutdruck und die Cholesterinspiegel haben.
Inhaltsstoffe - Wirkmechanismus
Zu den wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffen von grünem Tee zählen neben dem Koffein die Catechine. Viele der positiven Wirkungen des grünen Tees sind auf die Aktivität von Epigallocatechin-Gallat (EGCG), einem Hauptbestandteil der Catechine, zurückzuführen.
Vermindert grüner Tee das Risiko an einem Diabetes mellitus zu erkranken? Wirkt Grüntee günstig auf Blutzuckerparameter?
In einer Cochrane-Metaanalyse wurde geprüft, ob sich der regelmäßige Konsum von grünem Tee positiv auf verschiedene Parameter des Glukosestoffwechsels bei Personen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 auswirkt (10). In diese Analyse flossen Daten von sieben kontrollierten klinischen Studien mit zusammen 510 Patienten ein. Zu den untersuchten Parametern zählten der Nüchtern-Blutzuckerspiegel, das HBA1c, der Nüchtern-Insulinspiegel, der HOMA-Index zur Bestimmung einer Insulinresistenz und der orale Glukosetoleranztest. Ergebnisse: Den Daten zufolge führt der Konsum von grünen Tee oder Grüntee-Extrakt im Vergleich zur Kontrollgruppe zu keiner Verbesserung der untersuchten Parameter des Glukosestoffwechsels (10). Auf Basis der bisherigen Datenlage kann der regelmäßige Konsum von grünem Tee nicht wesentlich zur Vorbeugung eines manifesten Diabetes mellitus Typ 2 beitragen.
In einer weiteren, deutlich größeren Metaanalyse aus zusammen 17 Studien gelang der Nachweis, dass der regelmäßige Grüntee-Konsum zu einer signifikanten Abnahme sowohl beim Nüchtern-Blutzucker als auch beim HbA1c führte (8). Allerdings ist fraglich, ob dieser geringen Verminderung beim Blutzucker und HbA1c überhaupt eine klinische Relevanz zukommt. Die unter Grüntee-Konsum beobachtete Verminderung des HbA1c von 0,3 % ist im Vergleich zur durchschnittlichen Abnahme des HbA1c von 1,5 % unter der Standardtherapie mit Metformin als sehr gering einzuordnen. Auch die durchschnittliche Senkung der Nüchtern-Blutzuckerspiegel lag bei weniger als 2 mg/d unter Grüntee im Vergleich zur Kontrollgruppe (8). Den Ergebnissen zufolge scheint grüner Tee geeignet im Rahmen Ernährungsumstellung / Lebensstilintervention einen günstigen Einfluss auf Glukosestoffwechsel zu nehmen.
Grüner Tee zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Einfluss auf den Blutdruck
In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 56 übergewichtigen Personen mit Bluthochdruck wurde geprüft, ob die Gabe von Grüntee-Extrakt die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig beeinflusst (2). Ergebnisse: Nach 3 Monaten der Supplementation von Grüntee-Extrakt (379 mg pro Kapsel) zeigte sich eine Verringerung sowohl des systolischen als auch des diastolischen Blutdrucks im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Zudem konnte eine erhebliche Abnahme der Nüchtern-Glukose- und -Insulinspiegel sowie der Insulinresistenz dokumentiert werden. Auch die Serumspiegel von Entzündungsparametern wie C-reaktives Protein und TNFα und waren signifikant niedriger. Im Vergleich zu Placebogruppe hatte sich der gesamte antioxidative Status in der Grüntee-Extrakt-Gruppe signifikant verbessert. Zudem trug die Grüntee-Supplementation dazu bei, dass sich die LDL-Cholesterin- und Triglyceridspiegel signifikant verminderten. Die Autoren der Studie schlussfolgerten dementsprechend, dass die tägliche Supplementierung mit 379 mg Grüntee-Extrakt zahlreiche Risikofaktoren günstig beeinflusst, u.a. den Blutdruck, die Insulinresistenz, Entzündungsparameter, den oxidativer Stress und das Lipidprofil bei Patienten mit Adipositas-assoziierten Bluthochdruck (2).
In einer weiteren Metanalyse wurde geprüft, ob die regelmäßige Zufuhr von grünen Tee das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermindern kann (4). Als Ergebnis der Auswertung von 7 Studien zeigte sich unter Grüntee-Aufnahme eine signifikante Reduktion beim Gesamtcholesterin (0,62 mmol/l) und eine Abnahme des Blutdrucks (mittlerer Blutdruck: - 3,18 mmHg). Die Ergebnisse zusammenfassend deuten die Daten auf einen positiven Einfluss von grünen Tee auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Grüner Tee zur Senkung der Cholesterinspiegel
Eine Metaanalyse konnte die Befunde zur Cholesterinsenkung durch Grüntee bestätigen (7). Der cholesterinsenkende Effekt wird auf den Gehalt an Catechinen zurückgeführt. Der regelmäßige Genuss von grünen Tee ist mit einer statistisch signifikanten Reduktion der Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegel assoziiert, hingegen wurde kein signifikanter Effekt von grünen Tee auf das HDL-Cholesterin und Triglycerid-Spiegel beobachtet (7).
Grüner Tee zur Gewichtsreduktion
Zubereitungen aus grünem Tee werden zur Unterstützung der Gewichtsabnahme und Stabilisierung des Körpergewichts verwendet. Catechine und Koffein, beides Bestandteile von grünem Tee, spielen vermutlich eine Rolle bei der Erhöhung des Energieumsatzes, der wiederum zu einem Gewichtsverlust beitragen kann. Eine Reihe von randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) wurde mit dem Ziel durchgeführt, die Rolle von grünem Tee bei der Gewichtsabnahme zu bewerten. Eine Metaanalyse hat diese Ergebnisse zusammengefasst (5). Grüntee-Zubereitungen scheinen eine geringe, statistisch nicht signifikante Gewichtsabnahme bei übergewichtigen oder adipösen Erwachsenen zu induzieren. Diesem minimalen Gewichtsverlust kommt wahrscheinlich keine klinische Relevanz zu. Auch bei der Aufrechterhaltung einer Gewichtsabnahme im Anschluss an eine Diät konnte für Grüntee in Studien keine signifikante Wirkung nachgewiesen werden (5).
Grüntee zur Vorbeugung von Krebserkrankungen
Bisherige Untersuchungen deuten darauf hin, dass ein regelmäßiger Grüntee-Konsum das Risiko für Tumorerkrankungen vermindern könnte (6).
In Bezug auf die Entwicklung eines Magenkarzinoms deuten epidemiologische Untersuchungen darauf hin, dass ein protektiver Effekt nur mit einer relativ hohen Zufuhr (mehr als 5 Tassen täglich) erreicht werden kann. Eine Metaanalyse aus 18 Beobachtungsstudien dokumentiert eine Risiko-Abnahme für das Auftreten eines Magenkarzinoms unter Grüntee von ca. 14 Prozent (6).
Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2009 zur Fragestellung, ob Grüntee zur Prävention von Krebserkrankungen betragen könnte, kommt zu widersprüchlichen Ergebnissen (9). Für einzelne Tumorerkrankungen gäbe es Hinweise für eine Verlangsamung der Tumorprogression. Aussagen über die notwendige Anwendungsdauer und Dosierung von grünem Tee zur Krebsvorbeugung waren aus den vorliegenden Studiendaten nicht abzuleiten (9).
Auch die Ergebnisse aus nachfolgenden Studien, in denen Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von grünem Tee und dem Risiko von Krebserkrankungen im Magen-Darm-Trakt untersucht wurden, waren höchst widersprüchlich (1). Es liegen Hinweise vor, dass grüner Tee die Häufigkeit von Leberkrebs reduzieren könnte. Die Ergebnisse zum Einfluss von Grüntee auf Speiseröhren-, Magen-, Dickdarm-, Enddarm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs war ebenfalls widersprüchlich. Bei Prostatakrebs hingegen weisen Studien in guter methodischer Qualität auf ein vermindertes Risiko bei Männern hin, die Grüntee in größeren Mengen oder als Grüntee-Extrakt zugeführt hatten (1).
Die oben aufgeführten Ergebnisse müssen mit Vorsicht interpretiert werden. Ihre Verallgemeinerung bleibt fraglich, da die Mehrzahl der betrachteten Studien in Asien durchgeführt wurde (n = 47), wo eine ausgesprochen Tee-Trinkkultur vorherrscht. Den Daten zufolge wäre eine Grüntee-Zufuhr von 3 bis 5 Tassen pro Tag (bis zu 1200 ml / Tag), die mindestens 250 mg / Tag Catechine enthält, Voraussetzung, um mögliche positive Wirkungen zu erzielen. Trinken von grünem Tee scheint bei regelmäßigen und gewohnheitsmäßigen Gebrauch sicher zu sein (1).
Obwohl einige Studiendaten darauf hinweisen, dass grüner Tee zur Vorbeugung und Therapie des Lungenkarzinoms von Nutzen sein könnte, gibt es derzeit keine ausreichenden Belege, um grünen Tee zur Behandlung oder Vorbeugung bei Lungenkrebs zu empfehlen (3).
Weitere Forschergruppen konnten diese Schlussfolgerung bestätigen: Die bisherige Studienlage zur Frage einer möglichen Tumorprävention durch Grüntee sei widersprüchlich (1). Daher seien eindeutige Empfehlungen zum Konsum von grünem Tee zur Krebsprävention zu diesem Zeitpunkt nicht möglich.
Fazit
Den bisherigen Untersuchungen zufolge hat Grüntee einen gering ausgeprägten positiven Effekt auf Parameter des Glukosestoffwechsels. Eine Wirksamkeit bei der Behandlung eines manifesten Diabetes mellitus konnte nicht nachgewiesen werden. Bei Personen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Diabetes kann das Fortschreiten der Stoffwechselstörung durch Grüntee nicht wesentlich beeinflusst werden. Hingegen kann eine regelmäßige Zufuhr von Grüntee in ausreichenden Mengen zur Blutdrucksenkung und Reduktion der Cholesterinspiegel beitragen. Bei Personen mit Übergewicht führt Grüntee zu keiner wesentlichen Gewichtsabnahme. Die Datenlage zur Vorbeugung von Krebserkrankungen mit Grüntee ist widersprüchlich. Um das Risiko von Krebserkrankungen möglicherweise zu vermindern, scheint die regelmäßige Aufnahme ungewöhnlich großer Mengen von grünem Tee notwendig
Literatur / Quellenangaben:
1. Boehm K, Borrelli F, Ernst E, Habacher G, Hung SK, Milazzo S, Horneber M. Green tea (Camellia sinensis) for the prevention of cancer. Cochrane Database Syst Rev. 2009 Jul 8;(3):CD005004.2. Bogdanski P, Suliburska J, Szulinska M, Stepien M, Pupek-Musialik D, Jablecka A. Green tea extract reduces blood pressure, inflammatory biomarkers, and oxidative stress and improves parameters associated with insulin resistance in obese, hypertensive patients. Nutr Res. 2012 Jun;32(6):421-7.
3. Fritz H, Seely D, Kennedy DA, Fernandes R, Cooley K, Fergusson D. Green tea and lung cancer: a systematic review. Integr Cancer Ther. 2013 Jan;12(1):7-24.
4. Hartley L, Flowers N, Holmes J, Clarke A, Stranges S, Hooper L, Rees K. Green and black tea for the primary prevention of cardiovascular disease. Cochrane Database Syst Rev. 2013 Jun 18;6:CD009934.
5. Jurgens TM, Whelan AM, Killian L, Doucette S, Kirk S, Foy E. Green tea for weight loss and weight maintenance in overweight or obese adults. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Dec 12;12:CD008650.
6. Kang H, Rha SY, Oh KW, Nam CM. Green tea consumption and stomach cancer risk: a meta-analysis. Epidemiol Health. 2010 Apr 26;32:e2010001.
7. Kim A, Chiu A, Barone MK, Avino D, Wang F, Coleman CI, Phung OJ.Green tea catechins decrease total and low-density lipoprotein cholesterol: a systematic review and meta-analysis. J Am Diet Assoc. 2011 Nov;111(11):1720-9.
8. Liu K, Zhou R, Wang B, Chen K, Shi LY, Zhu JD, Mi MT. Effect of green tea on glucose control and insulin sensitivity: a meta-analysis of 17 randomized controlled trials. Am J Clin Nutr. 2013 Aug;98(2):340-8.
9. Sturgeon JL, Williams M, van Servellen G. Efficacy of green tea in the prevention of cancers. Nurs Health Sci. 2009 Dec;11(4):436-46.
10. Wang X, Tian J, Jiang J, Li L, Ying X, Tian H, Nie M. Effects of green tea or green tea extract on insulin sensitivity and glycaemic control in populations at risk of type 2 diabetes mellitus: a systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. J Hum Nutr Diet. 2013 Nov 8. doi: 10.1111/jhn.12181. [Epub ahead of print]