Ginseng: Update zur Wirksamkeit – Möglichkeiten und Grenzen der Therapie mit Ginseng


Ginseng und seine vielfältigen Wirkungen



Hintergrund

Obwohl sich die asiatische Medizin schon seit tausenden von Jahren mit Ginseng beschäftigt, hat die Verwendung von Ginseng als pflanzliches Medikament für eine Vielzahl von Erkrankungen erst in den letzten Jahren weltweit deutlich zugenommen.

Ginseng gehört zur Gattung Panax, die aufgrund ihrer unterschiedlichen geographischen Herkunft in nordamerikanischen Ginseng (Panax quinquefolius) und asiatischen Ginseng (Panax Ginseng) unterteilt wird. Beide Sorten besitzen eine Fülle von pharmakologischen Eigenschaften, die auf den Gehalt verschiedener Ginsenoside zurückgeführt werden können.

In Deutschland werden Extrakte der Ginsengwurzel (Panax Ginseng) vor allem zur allgemeinen Stärkung und in der Rekonvaleszenz bei Alterserscheinungen oder zur Stärkung körpereigener Abwehrkräfte empfohlen. Von den Herstellern wird Ginseng als Mittel beworben, das die Konzentrationsfähigkeit ebenso wie die seelische und körperliche Belastbarkeit verbessern soll.

In Deutschland sind zahlreiche pflanzliche Arzneimittel mit einer empfohlenen täglichen Dosierung für Ginsengwurzel-Trockenextrakt von 300 bis 500 mg zugelassen (z.B. Orgaplasma®, Ardey-aktiv®)(35).


Anwendungsgebiete

Ginseng als Arzneimittel ist zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz zugelassen (35).


Untersuchungen zur Wirksamkeit

Besonders für die oben genannten Anwendungsgebiete der Arzneimittel gibt es in der wissenschaftlichen Literatur nur unzureichend Belege.

Bereits 1999 wurde in einer systematischen Übersicht von 16 randomisierten, doppelblinden Studien geprüft, ob es wissenschaftliche Belege für eine Wirksamkeit von Ginseng in den beschriebenen Anwendungsgebieten gibt. Anhand der Datenlage ließ sich nicht nachweisen, dass Ginseng die körperliche oder geistige Leistungskraft insbesondere bei älteren Personen klinisch relevant verbessert (27).


Mögliche weitere Anwendungsgebiete von Ginseng

Nach Einschätzung von Experten hat Ginseng dennoch das Potenzial zur unterstützenden Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen. Intensiv diskutiert wurde in den vergangenen Jahren die Anwendung von Ginseng zur Vorbeugung von Spätschäden beim Diabetes mellitus, zur Behandlung von Herzkreislauf-Erkrankungen, zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und zur Behandlung von chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen. Darüber hinaus liegen Hinweise für eine Anti-Tumor-Wirkung vor. Auch die Behandlung der erektilen Dysfunktion mit Ginseng wurde in Studien geprüft.


Wirkmechanismus

Viele der positiven Wirkungen von Ginseng werden auf die gut dokumentierten antioxidativen Eigenschaften des Wirkstoffkomplexes zurückgeführt. Weitere Bestätigungen für eine antioxidative Wirkung von Ginseng stammen aus zwei Placebo-kontrollierten Doppelblindstudien an gesunden Probanden, bei denen nach 4 bzw. 8 Wochen Behandlung mit rotem Ginseng (2 bis 6 g täglich) eine erhöhte antioxidative Enzymaktivität mit Zunahme des Glutathion-Gehaltes und eine verringerte LDL-Oxidation gemessen wurden (9, 10). Auch die in-vitro nachgewiesene entzündungshemmende Wirkung von Ginseng steht in einem engen Zusammenhang mit den antioxidativen Eigenschaften (30).

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass Panax Ginseng relevante antioxidative Eigenschaft ab einer Tagesdosierung von 2 g aufweist. Es verstärkt die antioxidativen Abwehrmechanismen bei gesunden Personen und kann nach Einschätzung der Autoren daher zur Verwendung als potenzielles Antioxidans empfohlen werden.

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Übersichtsarbeiten zur Wirksamkeit von Ginseng

Eine systematische Literatur-Analyse aus dem Jahre 2011 zielte darauf ab, die verfügbare Evidenz aus randomisierten klinischen Studien zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit von Ginseng zu bewerten (17).

Insgesamt wurden 57 randomisierte klinische Studien in die Analyse einbezogen. Die wichtigsten in den Studien untersuchten Indikationen bezogen sich auf Störungen des Glukosestoffwechsels (Diabetes), die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit, sexuelle Dysfunktion, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen und zerebrovaskuläre Erkrankungen (Funktionsstörungen des Gehirns im Zusammenhang mit Krankheiten der Blutgefäße).

Im Ergebnis fanden sich deutliche Hinweise für positive Wirkungen von Ginseng auf den Glukosestoffwechsel und bei Lungenerkrankungen. Hingegen zeigte sich, dass Ginseng zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit nicht wirksam war. Bei den übrigen untersuchten Anwendungsgebieten ergaben sich erste Hinweise auf eine Wirksamkeit, es fanden sich aber zum Teil auch widersprüchliche Studienergebnisse (17).


Einfluss von Ginseng auf Gedächtnisleistungen

In einer Metaanalyse der Cochrane Collaboration (18) wurde die Wirksamkeit von Ginseng auf die geistige Leistungsfähigkeit bei ansonsten gesunden Personen untersucht. In dieser Analyse wurden neun Doppelblind-Studien berücksichtigt. Im Ergebnis konnten die Forscher Ginseng für einzelne Aspekte der kognitiven Funktion eine positive Wirkung bescheinigen. Auch seien das Verhalten und die Lebensqualität durch eine Ginseng-Gabe positiv beeinflusst worden. Trotzdem kommen die Autoren zu dem Schluss, dass sich die Wirksamkeit von Ginseng in Bezug auf die Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit unzureichend darstelle. Es gäbe einen Mangel an überzeugenden Daten, die eine Verbesserung kognitiver Fähigkeiten bei gesunden Personen unter der Einnahme von Ginseng nahelegen. Darüber hinaus fehlen qualitativ hochwertige Studiendaten zur Wirksamkeit von Ginseng bei Patienten mit Demenz-Erkrankungen.


Wirkung von Ginseng auf die Gedächtnisleistungen bei Schizophrenie

Patienten mit Schizophrenie weisen häufig deutliche Defizite bei bestimmten Gedächtnisleistungen auf. Insbesondere das Arbeitsgedächtnis ist betroffen. In einer 4-wöchigen Studie konnte unter Ginseng im Vergleich zu Placebo eine signifikante Verbesserung im visuellen Arbeitsgedächtnis nachgewiesen werden. Auch erkrankungsspezifische Beschwerden, wie extrapyramidale Symptome besserten sich unter der Ginseng-Einnahme (3)


Ginseng zur unterstützenden Behandlung bei Morbus Alzheimer

In einer Analyse der publizierten Literatur zur Wirksamkeit von Ginseng bei der Alzheimer-Krankheit konnten nur zwei Untersuchungen identifiziert werden (19). Ihre Ergebnisse dokumentieren zwar eine signifikante Wirkung zugunsten von Ginseng auf zwei anerkannte Messparameter (Mini-Mental-Status und Alzheimer Disease Assessment Scale), von den Autoren der Studie wurde jedoch kritisch angemerkt, dass beide Untersuchungen mit schwerwiegenden methodischen Mängeln behaftet waren (19, 30).


Vorbeugung vor Erkältungskrankheiten

In einer Übersichtsarbeit einer kanadischen Arbeitsgruppe wurde die bisher veröffentlichte Literatur zur Prävention von Erkältungskrankheiten mit Ginseng bewertet (32). In dieser Analyse wurden Daten aus insgesamt 5 Studien mit zusammen 747 Patienten berücksichtigt. Als wesentliches Ergebnis zeigte sich, dass Ginseng im Vergleich zu Placebo die Zahl der Erkältungsepisoden im Durchschnitt um 25 Prozent reduzierte. Die vorbeugende Einnahme von Ginseng über einen Zeitraum von 8 bis 16 Wochen verkürzte zudem die Erkältungsdauer. Der Schweregrad der Erkältung wurde hingegen durch die Ginseng-Behandlung nicht beeinflusst (32). Eine weitere Untersuchung konnte diese Ergebnisse im Grundsatz bestätigen. Den Daten zufolge konnte das Auftreten von akuten Atemwegserkrankungen unter Ginseng im Vergleich zu Placebo signifikant reduziert werden. Auch die Symptome der Atemwegsinfektionen waren unter Ginseng weniger stark ausgeprägt (33).


Ginseng und Diabetes

Ginseng wurde in Studien bei Diabetes-Patienten mit zwei unterschiedlichen Zielsetzungen angewandt: Zum einen wurde geprüft, ob sich Blutzucker- und Insulin-Spiegel unter einer begleitenden Behandlung mit Ginseng günstig beeinflussen ließen und zum anderen wurde untersucht, ob sich langfristige Folgeschäden der Zuckerkrankheit an den Augen, am Herzen und an den Nieren durch eine Ginseng-Gabe verhindern ließen.


Wirkung von Ginseng beim Diabetes mellitus

Für Amerikanischen Ginseng konnte in experimentellen Untersuchungen ein positiver Effekt auf die diabetische Stoffwechsellage nachgewiesen werden. Untersuchungen zufolge ist Ginseng wirksam bei der Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes, wahrscheinlich über eine Erhöhung postprandialer Insulinspiegel und eine verminderte glykämische Reaktion (13).

Eine Metaanalyse zur Wirksamkeit von Ginseng beim Diabetes mellitus Typ II hat die Ergebnisse von vier kontrollierten Studien in Bezug auf verschiedene Parameter des Glukosestoffwechsels ausgewertet (11). Im Ergebnis zeigte sich keine signifikante Wirkung von Ginseng auf die Nüchtern-Glukosespiegel, die Plasma-Insulinspiegel oder das HbA1c.

Eine weitere klinische Untersuchung stellt ebenfalls die Wirksamkeit von Ginseng bei Diabetes infrage (16). Den Ergebnissen zufolge verbessert Ginseng (8 g täglich für 30 Tage) nicht die β-Zellfunktion oder die Insulin-Sensitivität bei übergewichtigen / adipösen Patienten mit gestörter Glukosetoleranz oder neu diagnostiziertem Diabetes. Verantwortlich für das Fehlen einer therapeutischen Wirkung könnte den Autoren zufolge die schlechte systemische Bioverfügbarkeit von Ginseng sein (16).

Insgesamt sind die Ergebnisse zur Wirkung von Ginseng auf den Stoffwechsel beim Diabetes widersprüchlich. Es fehlen weiterhin überzeugende Daten zur Wirksamkeit von Ginseng beim Diabetes mellitus Typ II (11).

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Ginseng zur Vorbeugung vor Spätschäden des Diabetes mellitus

Möglicherweise kann Ginseng die Spätschäden an Organen infolge unzureichender Blutzuckerkontrolle vermindern. Erste tierexperimentelle Untersuchungen geben einen Hinweis, dass die durch den Diabetes induzierten Schäden an den Augen (Retinopathie) und am Herzen (Kardiomyopathie) durch Ginseng vermindert werden könnten (21). Als mögliche Wirkmechanismen werden die Hemmung von oxidativem Stress und eine antihyperglykämische (blutzuckersenkende) Wirkung durch Ginseng diskutiert. Die gleiche Arbeitsgruppe veröffentlichte weitere Daten, wonach Ginseng möglicherweise auch die durch den Diabetes ausgelösten Spätschäden an der Niere (z.B. Albuminurie) verhindern könnte (22). Die Autoren schlussfolgerten, dass nordamerikanischer Ginseng einen vorbeugenden Effekt auf die Entwicklung einer diabetischen Nephropathie haben könnte. Weitere Arbeitsgruppen konnten diese Wirkung von Ginseng bestätigen (23).


Ginseng zur unterstützenden Therapie bei Tumorerkrankungen

Mehrere präklinische und klinische Studien geben Hinweise auf ein mögliches Antitumor-Potenzial von Panax Ginseng. Die Antitumor-Wirkung von Ginseng wird hauptsächlich auf die Gegenwart von Saponinen, die als Ginsenoside bekannt sind, zurückgeführt (24).

Den Einfluss von Ginseng auf die mit einer Krebstherapie verbundene chronische Müdigkeit wurde einer großen Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 364 Patienten über einen Zeitraum von 8 Wochen untersucht. Unter der täglichen Dosis von 2 g Ginseng-Extrakt konnte am Ende der Behandlungsperiode eine signifikante Abnahme der chronischen Müdigkeit, gemessen anhand des MFSI-SF-Scores (Multidimensional Fatigue Symptom Inventory-Short Form), dokumentiert werden. Unterschiede in der Verträglichkeit der Krebstherapie zwischen der Ginseng- und der Placebo-Gruppe wurden nicht beobachtet. Diese Untersuchung bestätigt erste Daten, nach denen Ginseng einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität von Krebs-Patienten haben könnte (29).


Ginseng zur Behandlung der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD)

Erste Untersuchungen zur Anwendung von Ginseng bei der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) sprechen für einen möglichen positiven Einfluss von Ginseng auf die Lungenfunktion. In drei Untersuchungen zeigte sich unter Ginseng ein signifikanter Anstieg des FEV1 im Vergleich zur Placebogruppe (25).


Ginseng zur Behandlung der erektilen Dysfunktion

Eine weitere Literaturübersicht bewertete die aktuelle Evidenz zur Behandlung der erektilen Dysfunktion. In diese Analyse wurden insgesamt sieben randomisierte, kontrollierte Studien zu Ginseng eingeschlossen (26).

Zusammengenommen deuten die kontrollierten Studien auf eine mögliche Wirksamkeit von Ginseng bei der Behandlung der erektilen Dysfunktion hin. Subgruppenanalysen zeigten zudem positive Effekte von Ginseng auf die psychogenen Aspekte der erektilen Dysfunktion. Allerdings seien die Zahl der in die Analyse einbezogenen Studien und deren methodische Qualität zu gering, um endgültige Schlüsse zu ziehen. Die Durchführung weiterer qualitativ hochwertiger Studien in der Indikation erektile Dysfunktion wird daher empfohlen (26).


Einfluss von Ginseng auf Wechseljahresbeschwerden

Ob Patientinnen mit klimakterischen Beschwerden von einer Behandlung mit Ginseng profitieren, wurde in einer Placebo-kontrollierten Studie an 72 postmenopausalen Frauen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren geprüft (12). Die Patientinnen erhielten über 12 Wochen täglich 3 g roten Ginseng (standardisiert auf 60 mg Ginsenoside pro Tag) oder Placebo. Als Wirksamkeitsparameter wurden der Kupperman-Index und ein Menopause-Beschwerde-Score verwendet. Zudem wurden im Studienverlauf kardiovaskuläre Risikofaktoren, wie der Cholesterinspiegel analysiert. Ergebnisse: Der Kupperman-Index und auch der Menopause-Beschwerde-Score besserten sich signifikant unter der Ginseng-Behandlung im Vergleich zur Placebo-Gabe. Auch konnte eine signifikante Abnahme des Gesamt-Cholesterins und des LDL-Cholesterins dokumentiert werden (12).

Hingegen kommt eine nachfolgende Metaanalyse, in der 4 kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Ginseng bei Wechseljahresbeschwerden berücksichtigt wurden, zu einer eher kritischen Einschätzung. Aufgrund der wenig einheitlichen Studienlage mit positiven wie auch negativen Ergebnissen, wollten die Autoren keine Behandlungsempfehlung für Ginseng in dieser Indikation aussprechen, sondern empfehlen die Durchführung von weiteren qualitativ hochwertigen Studien (31).


Wirkung von Ginseng auf die Herzfunktion

Experimentelle Untersuchungen zeigen eine Reihe von positiven Eigenschaften von Ginseng beim Schutz des Herzens, wobei Ginseng und Ginsenoside insbesondere ischämie-bedinge Schäden vermeiden helfen. Neuere Befunde deuten darauf hin, dass Ginseng die Herzmuskel-Hypertrophie dämpft und auch Remodelling-Prozesse und die Entwicklung einer Herzinsuffizienz günstig beeinflussen (7). Allerdings ist die klinische Evidenz zur Wirksamkeit von Ginseng auch bei Herzerkrankungen nicht überzeugend, vor allem wegen des Mangels an kontrollierten klinischen Studien mit überzeugendem Studiendesign.

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Ginseng zur unterstützenden Therapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Ginseng werden eine Reihe von positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System zugeschrieben. Verschiedene tierexperimentelle und In-vitro-Untersuchungen sprechen dafür, dass Ginseng kardioprotektive (herzschützende) und antihypertensive (blutdrucksenkende) Wirkungen aufweist. Auch eine Verminderung der myokardialen Hypertrophie und der Herzinsuffizienz wurden beschrieben (7).

Allerdings sind die Daten zur klinischen Wirksamkeit bisher nicht überzeugend. Wesentlicher Grund ist ein Mangel an methodisch überzeugenden klinischen Studien.


Wirkung von Ginseng bei Koronarer Herzkrankheit / Ischämischer Herzkrankheit

Möglicherweise besitzt Ginseng ein therapeutisches Potenzial zur Behandlung einer koronaren Herzkrankheit. In China existieren umfangreiche Erfahrungen mit Ginseng bei der Behandlung von Angina-Pectoris-Symptomen. Vor diesem Hintergrund wurde eine Metaanalyse bisher veröffentlichter Studien zur Fragestellung durchgeführt, ob Ginseng eine vergleichbare Wirkung wie eine Standard-Medikation (Nitrate) bei Angina-pectoris-Symptomen hat (5). Ergebnis: Trotz der methodisch nicht immer überzeugenden Studien kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Ginseng bei der Behandlung von Angina-Pectoris-Symptomen eine vergleichbar gute Wirkung zeige wie Nitrate. Auch diese Ergebnisse bedürfen einer Bestätigung durch größere, randomisierte, kontrollierte Studien mit längerer Beobachtungsdauer (5).


Chronisches Erschöpfungssyndrom / Chronic fatigue syndrome (CFS)

In einer Untersuchung von Patienten mit der Diagnose Chronisches Erschöpfungssyndrom konnte keine Wirksamkeit von Ginseng nachgewiesen werden (1).

Auch auf die allgemeine Müdigkeit bei Patienten mit Multipler Sklerose scheint Ginseng keinen positiven Einfluss zu haben (8).


Ginseng im Leistungssport - Vorbeugung von belastungsabhängigen Muskelschäden

Es liegen erste Hinweise vor, dass eine hohe Dosierung von Ginseng (20 g täglich über 7 Tage) zu einer deutlichen Verminderung von belastungsinduzierten Muskelschäden bei Langstreckenläufern führt (6). Die ausgeprägte Muskelschädigung, die sich nach ungewohnter körperlicher Belastung (in der Studie: Bergauflaufen) durch einen Anstieg der Plasma-Creatinkinase-Spiegel (CK) zeigt, konnte durch eine Supplementation mit Ginseng im Vergleich zur Placebo-Gabe signifikant vermindert werden.

In einer weiteren Untersuchung an Sportlern konnte nachgewiesen werden, dass die Supplementierung von 200 mg Panax Ginseng direkt vor einer Belastung keinen Einfluss auf die Ausdauer-Leistungsfähigkeit von hitzeadaptierten Läufern bei hohen Außentemperaturen hat (14).


Wirkung von Ginseng auf die Schlafqualität

Der Einfluss von Ginseng auf die Schlafqualität wurde bei 15 gesunden Personen über einen Zeitraum von 7 Tagen untersucht. Unter einer täglichen Dosis von dreimal 1,5 g rotem Ginseng konnte durch einen Vorher-Nachher-Vergleich im Schlaflabor eine verbesserte Schlafqualität dokumentiert werden (28).


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Verträglichkeit von Ginseng

Unter der Anwendung von Ginseng wurden Nebenwirkungen wie Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit und Verstopfung beobachtet (34). Mit Ausnahme von Blutdruckveränderungen sind bisher keine ernsthaften unerwünschten Nebenwirkungen bekannt geworden.

Als mögliche Nebenwirkung einer Behandlung mit Panax Ginseng kann es zu einem Blutdruckanstieg kommen. Verschiedene Übersichtsarbeiten (4, 15) zu dieser Fragestellung kommen zu dem Schluss, dass die Ginseng-Einnahme in Einzelfällen zu einem relevanten Blutdruckanstieg führen kann.


Fazit

Mehre Untersuchungen bescheinigen Ginseng antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften.

Bisher liegen keine überzeugenden Daten für eine Wirksamkeit von Ginseng bei nachlassender Gedächtnisleistung im Alter vor. Möglicherweise werden einzelne Aspekte der Gedächtnisfunktion durch Ginseng positiv beeinflusst.

Eine Wirksamkeit bei der Behandlung von Morbus Alzheimer konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Zur Behandlung eines Typ-II-Diabetes liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. Insgesamt fehlen bisher eindeutige Belege für einen positiven Effekt von Ginseng auf die diabetische Stoffwechsellage. Hingegen scheint Ginseng beim Diabetes eine gewisse Schutzwirkung vor Spätschäden an Auge und Niere zu entfalten.

Erste Untersuchungen zur Anwendung von Ginseng bei chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen (COPD) sprechen für einen positiven Effekt auf die Lungenfunktion.

Darüber hinaus geben einzelne Untersuchungen Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit von Panax Ginseng bei Wechseljahresbeschwerden der Frau.

Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen sprechen weitere Studienergebnisse für eine Symptom-Linderung bei Angina-Pectoris-Beschwerden durch die zusätzliche Gabe von Ginseng. Verschiedene tierexperimentelle Studien und In-vitro-Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass Ginseng kardioprotektive Wirkungen haben könnte.

Möglicherweise werden die gesundheitlichen Vorteile einer Behandlung mit Ginseng durch einen potenziellen Blutdruckanstieg mehr als kompensiert. Eine regelmäßige Kontrolle der Blutdruckwerte unter der Einnahme von Ginseng wird daher empfohlen.



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Literatur


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4. Jalili J, Askeroglu U, Alleyne B, Guyuron B. Herbal products that may contribute to hypertension. Plast Reconstr Surg. 2013 Jan;131(1):168-73.

5. Jia Y, Zhang S, Huang F, Leung SW. Could ginseng-based medicines be better than nitrates in treating ischemic heart disease? A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Complement Ther Med. 2012 Jun;20(3):155-66.

6. Jung HL, Kwak HE, Kim SS, et al. Effects of Panax ginseng supplementation on muscle damage and inflammation after uphill treadmill running in humans. Am J Chin Med. 2011;39(3):441-50.

7. Karmazyn M, Moey M, Gan XT.Therapeutic potential of ginseng in the management of cardiovascular disorders. Drugs. 2011 Oct 22;71(15):1989-2008.

8. Kim E, Cameron M, et al. American ginseng does not improve fatigue in multiple sclerosis: a single center randomized double-blind placebo-controlled crossover pilot study. Mult Scler. 2011 Dec;17(12):1523-6.

9. Kim HG, Yoo SR, Park HJ, Lee NH, Shin JW, Sathyanath R, Cho JH, Son CG. Antioxidant effects of Panax ginseng C.A. Meyer in healthy subjects: a randomized, placebo-controlled clinical trial. Food Chem Toxicol. 2011 Sep;49(9):2229-35.

10. Kim JY, Park JY, Kang HJ, Kim OY, Lee JH. Beneficial effects of Korean red ginseng on lymphocyte DNA damage, antioxidant enzyme activity, and LDL oxidation in healthy participants: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Nutr J. 2012 Jul 17;11:47.

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14. Ping FW, Keong CC, Bandyopadhyay A. Effects of acute supplementation of Panax ginseng on endurance running in a hot & humid environment. Indian J Med Res. 2011 Jan;133:96-102.

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16. Reeds DN, Patterson BW, Okunade A, et al. Ginseng and ginsenoside Re do not improve β-cell function or insulin sensitivity in overweight and obese subjects with impaired glucose tolerance or diabetes. Diabetes Care. 2011 May;34(5):1071-6.

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34. Lee NH, Yoo SR, Kim HG, Cho JH, Son CG. Safety and tolerability of Panax ginseng root extract: a randomized, placebo-controlled, clinical trial in healthy Korean volunteers. J Altern Complement Med. 2012 Nov;18(11):1061-9.

35. Fachinformation zum Arzneimittel Ardey-aktiv, Stand September 2012




Einfluss von Knoblauch auf den Blutdruck und die Cholesterinwerte


Knoblauch bei Bluthochdruck und Hypercholesterinämie



Welche Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?

  • Wirkt Knoblauch bei Bluthochdruck?
  • Kann der regelmäßige Verzehr von Knoblauch erhöhte Cholesterinwerte senken?
  • Schützt Knoblauch vor Krebs?
  • Verbessert Knoblauch die Immunabwehr?
  • Vermindert Knoblauch die Häufigkeit von Erkältungskrankheiten?
  • Kann Knoblauch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen?


Hintergrund

Neben seiner Bedeutung als Küchengewürz wird Knoblauch auch aufgrund seiner gesundheitsfördernden Wirkung verwendet. In der wissenschaftlichen Literatur werden insbesondere die blutdrucksenkende und die cholesterinsenkende Wirkung durch den Verzehr von Knoblauch diskutiert. Zudem wird vermutet, dass eine regelmäßige Knoblauch-Aufnahme das Krebsrisiko vermindern könnte.

Die nachfolgenden Bewertungen zur Wirkung von Knoblauch bei erhöhten Cholesterinwerten, Bluthochdruck, Erkältungskrankheiten und bei der Vorbeugung von Krebskrankheiten basieren auf einer Literaturrecherche.


Wirkmechanismus

Jüngst publizierte Daten deuten darauf hin, dass eine regelmäßige Knoblauch-Aufnahme zu einer Verminderung des kardiovaskulären Risikos beiträgt. Experimentelle Daten sprechen für einen positiven Einfluss auf einen gestörten Stoffwechsel der Plasmalipide, auf oxidierte Low-Density-Lipoproteine (LDL), auf eine abnormale Blutplättchenaggregation und auf einen erhöhten Blutdruck (9). Zudem scheint Knoblauch durch Modulation von Cytokinen einen entzündungshemmenden Einfluss zu haben.

Zu den Knoblauch-Inhaltsstoffen, die wesentlich an den oben beschriebenen pharmakologischen Wirkungen beteiligt sind, zählen neben dem Allicin weitere schwefelhaltige Verbindungen, wie z.B. Diallylphthalat. Einige Verbindungen entstehen erst beim Erhitzen von Knoblauch und können anti-thrombotisch wirken, indem sie die Aggregation von Thrombozyten hemmen.


Knoblauch zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten

Aufgrund seiner anti-mikrobiellen und anti-viralen Eigenschaften könnte Knoblauch zur Behandlung von Erkältungskrankheiten geeignet sein. In einer Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration wurden die bisher veröffentlichten Studien zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten analysiert (1).

Nur eine Studie entsprach den methodischen Anforderungen. In dieser Untersuchung erhielten 146 Teilnehmer für 12 Wochen ein Knoblauch-Präparat (entsprechend einem Gehalt von 180 mg Allicin). Am Ende des Beobachtungszeitraums wurden in der Knoblauch-Gruppe signifikant weniger Erkältungskrankheiten gezählt als in der Placebo-Gruppe (24 vs. 65 Ereignisse). Die durchschnittliche Länge der einzelnen Erkältungsepisoden war nicht signifikant verschieden zwischen den Gruppen. Entsprechend wies die Knoblauch-Gruppe auch insgesamt weniger Erkrankungstage (111 vs. 366 Tage) als die Vergleichsgruppe auf (1).

Auf Basis der wenigen vorliegenden Daten ist eine abschießende Bewertung der Wirksamkeit von Knoblauch zur Prävention von Erkältungskrankheiten nicht möglich.

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Senkt Knoblauch die Cholesterinspiegel?

Eine Verminderung von Risikofaktoren einschließlich der Cholesterinspiegel zählt zu den wichtigsten Strategien zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die regelmäßige Einnahme von Knoblauch könnte diese Risikofaktoren günstig beeinflussen. Die Auswirkungen von Knoblauch auf den Cholesterinspiegel sind bisherigen Untersuchungen zufolge jedoch widersprüchlich (9). In verschiedenen In-vitro-Untersuchungen und Tierversuchen konnte für Knoblauch eine Senkung des Cholesterinspiegels nachgewiesen werden. Ausgehend von diesen Fakten testeten Wissenschaftler systematisch die Wirkung von Knoblauch beim Menschen.

In einer Metaanalyse wurden 13 Studien mit zusammen 1056 Patienten dahingehend analysiert, ob die regelmäßige Knoblauch-Zufuhr die Cholesterinspiegel reduziert (3). Ergebnis: Insgesamt hatte die Verabreichung von Knoblauch im Vergleich zu Placebo keine signifikante Wirkung auf die untersuchten Cholesterin-Parameter. Die Knoblauch-Therapie ergab keine statistisch signifikante Reduktion des Gesamt-Cholesterins, der LDL-Cholesterinspiegel, der Triglyceride oder der Apolipoprotein-B-Konzentration. Auch hatte Knoblauch im Vergleich zu Placebo keinen Effekt auf die HDL-Cholesterinspiegel (3).

Diese Ergebnisse wurden durch eine weitere, sehr umfassende Metaanalyse, im Wesentlichen bestätigt. Abweichend von der oben zitierten Untersuchung, kommt diese Auswertung zu dem Schluss, dass Knoblauch in einem geringen Maße die Triglyceridspiegel senkt (2).

Mit einer weiteren Untersuchung konnte der Einwand entkräftet werden, dass die Art der Knoblauch-Zubereitung eine entscheidende Rolle für die cholesterinsenkende Wirkung spielt (4). Beim Vergleich von rohem Knoblauch mit Knoblauch-Pillen und Placebo konnte ebenfalls kein Effekt auf die Cholesterinspiegel nachgewiesen werden. Die verwendete Dosierung lag bei täglich vier Gramm rohem Knoblauch, was dem Gewicht einer durchschnittlichen Zehe entspricht. Die Allicin-Konzentration von Pillen und rohem Knoblauch war nahezu identisch.

Fazit: Die verfügbare Evidenz aus kontrollierten Studien zeigt keine positiven Effekte von Knoblauch auf die Cholesterinwerte.


Knoblauch zur Blutdrucksenkung

Knoblauch ist ein weit verbreitetes pflanzliches Produkt zur Behandlung von Bluthochdruck. Die große Zahl publizierter Studien zur Wirkung von Knoblauch wurde in verschiedenen Metaanalysen zusammengefasst. Eine Auswertung von 11 Studien aus dem Jahre 2008 kommt zu dem Ergebnis, dass Knoblauch den systolischen Blutdruck im Vergleich zu Placebo um 4,6 mmHg senkt. Werden nur Patienten mit einem Bluthochdruck betrachtet, so fällt die Blutdrucksenkung etwas stärker aus: 8,4 mmHg systolisch und 7,3 mmHg diastolisch. Je höher die Blutdruckwerte zu Behandlungsbeginn, desto ausgeprägter war die blutdrucksenkende Wirkung von Knoblauch in einer Untersuchung (5).

Insgesamt zeigen Übersichtsarbeiten zur Wirkung von Knoblauch auf den Blutdruck keine einheitlichen Ergebnisse (9). Die zum Teil widersprüchlichen Ergebnisse könnten auf methodische Mängel der betrachteten Studien zurückzuführen sein. Eine weitere Analyse einer niederländischen Forschergruppe hat sich mit der methodischen Qualität, insbesondere mit der Beschreibung der Blutdruckmessung, auseinandergesetzt (6): Es wurden insgesamt 32 Studien analysiert. Im Ergebnis stellten die Autoren fest, dass die methodische Qualität der Studien insgesamt unzureichend sei. In gut der Hälfte der Studien wurden keine genauen Angaben zur Durchführung der Blutdruckmessung gemacht. Die Autoren kommen daher zu dem Fazit, dass eine blutdrucksenkende Wirkung von Knoblauch auf Basis der bisherigen Daten nicht zu belegen sei. Aus ihrer Sicht könne daher Knoblauch nicht zur antihypertensiven Behandlung von Patienten mit Hypertonie in der täglichen Praxis empfohlen werden (6, 9).

Dem gegenüber stehen neuere Studien bei Bluthochdruck-Patienten, in denen jeweils eine klinisch relevante Blutdruck-Senkung dokumentiert werden konnte (7): Eine Studie umfasste 47 Hypertonie-Patienten und zeigte, dass Knoblauch den systolischen Blutdruck um 12 mmHg und den diastolischen Blutdruck um 9 mmHg im Vergleich zu Placebo reduzierte. Die Autoren stellten zudem fest, dass Knoblauch keine ernsten Nebenwirkungen verursacht. Erwartungsgemäß wurden mehrere Fälle von leichtem Knoblauch-Mundgeruch bzw. -Körpergeruch berichtet.

In der zweiten Placebo-kontrollierten Studie wurden Hochdruck-Patienten mit 3x täglich 200 mg Knoblauchpulver zusätzlich zu einer Diuretika-Basistherapie behandelt. Diese ergänzende Behandlung führte zu einer mittleren Reduktion des systolischen Blutdrucks von 10 - 11 mmHg und des diastolischen Blutdrucks um 6 - 8 mmHg im Vergleich zu Placebo.
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Da im Studienbericht keine Konfidenzintervalle für die Blutdruck-Änderungen angegeben wurden und die Unterschiede im Blutdruck in den Bereich der bekannten Variabilität von Blutdruckmessungen fallen, ist es schwierig, das tatsächliche Ausmaß der Wirkung von Knoblauch auf Blutdruck zu bestimmen (7).


Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Hat Knoblauch einen Einfluss auf die Erkrankungshäufigkeit?

Ziel einer weiteren Literatur-Analyse war die Beantwortung der Frage, ob die Verwendung von Knoblauch als Monotherapie bei Patienten mit Bluthochdruck die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität im Vergleich zu Placebo senkt. Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass die bisher durchgeführten Studien keine ausreichenden Belege liefern für eine Verringerung von Mortalität und kardiovaskulärer Morbidität durch Knoblauch bei Patienten mit Bluthochdruck (7, 9).


Vermindert Knoblauch das Krebsrisiko?

Eine Literatur-Auswertung von epidemiologischen Daten und kontrollierten Studien kommt zu dem Ergebnis, dass es keine überzeugenden Belege für einen Zusammenhang zwischen der Knoblauch-Aufnahme und einem reduzierten Risiko von Magen-, Brust- oder Lungenkrebs gibt (8). Hingegen liegen für einige Krebsarten erste Hinweise für einen möglichen Zusammenhang zwischen der Knoblauch-Aufnahme und der Krebshäufigkeit vor. Dies trifft zu für Darm-, Prostata-, Speiseröhren-, Kehlkopf- und Eierstock-Krebs sowie das Nierenzellkarzinom (8).


Darmkrebs

Während in sechs Studien kein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Knoblauch und dem Risiko von Darmkrebs gesehen wurde, weisen drei methodisch nicht überzeugende Studien darauf hin, dass die Knoblauch-Aufnahme das Erkrankungs-Risiko verringern könnte. Auf der Basis dieser Daten erscheint es nach Experten-Meinung als eher unwahrscheinlich, dass die Knoblauch-Einnahme das Risiko von Darmkrebs verringert (8).

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Prostatakrebs

In drei Studien konnte gezeigt werden, dass der Verzehr von Knoblauch das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken nicht verringert. Im Gegensatz dazu legen die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung nahe, dass die Einnahme von Knoblauch dieses Risiko möglicherweise verringern könnte. Zusammenfassend bleibt es auf Basis dieser Untersuchungen fraglich, ob die Knoblauch-Einnahme das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, relevant beeinflusst (8).

In verschiedenen kleineren Studien finden sich Hinweise, dass Knoblauch das Erkrankungs-Risiko von Speiseröhren-, Kehlkopf-, Eierstock- und Nierenkrebs reduzieren könnte (8).

Es liegen zudem erste Hinweise vor, dass eine Knoblauch-Behandlung möglicherweise die Verträglichkeit einer Strahlentherapie und einer Chemotherapie im Rahmen einer Krebsbehandlung verbessern könnte, ohne dabei die Wirksamkeit der Chemotherapeutika zu beeinflussen (10).


Verträglichkeit

Insgesamt wurde die Verträglichkeit von Knoblauch in den zitierten Studien überwiegend als gut bewertet. Es liegen Fallberichte vor, die das Auftreten einer allergischen Dermatitis unter der Knoblauch-Einnahme beschreiben. Zudem wurde der Verdacht geäußert, dass die anti-thrombotische Wirkung von Knoblauch mit oralen Antikoagulanzien interagieren könnte. Es sei daher Vorsicht geboten bei der gleichzeitigen Anwendung von Knoblauch zusammen mit oralen Antikoagulanzien (9).


Fazit

Die regelmäßige Zufuhr von Knoblauch in ausreichenden Mengen könnte zur Senkung erhöhter Blutdruckwerte beitragen. Die cholesterinsenkende Wirkung von Knoblauch in Tierexperimenten konnte in Untersuchungen am Menschen nicht bestätigt werden. Es liegen erste Hinweise vor, dass die regelmäßige Knoblauch-Aufnahme das Auftreten von Erkältungskrankheiten vermindern könnte. Bisher liegen keine überzeugenden Daten vor, dass Knoblauch das Auftreten von Krebserkrankungen reduziert.

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Naturstoffe mit blutdrucksenkender Wirkung:


Literatur


1. Lissiman E, Bhasale AL, Cohen M. Garlic for the common cold. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Mar 14;3:CD006206.

2.R einhart KM, Talati R, White CM, Coleman CI. The impact of garlic on lipid parameters: a systematic review and meta-analysis. Nutr Res Rev. 2009 Jun;22(1):39-48.

3. Khoo YS, Aziz Z. Garlic supplementation and serum cholesterol: a meta-analysis. J Clin Pharm Ther. 2009 Apr;34(2):133-45.

4. Gardener C. et al. Effect of Raw Garlic vs Commercial Garlic Supplements on Plasma Lipid Concentrations in Adults with moderate Hypercholeserolemia«; Arch. Intern. Med. 2007;167 (4), 346-353.

5. Ried K, Frank OR, Stocks NP, Fakler P, Sullivan T. Effect of garlic on blood pressure: a systematic review and meta-analysis. BMC Cardiovasc Disord. 2008 Jun 16;8:13.

6. Simons S, Wollersheim H, Thien T. A systematic review on the influence of trial quality on the effect of garlic on blood pressure. Neth J Med. 2009 Jun;67(6):212-9.

7. Stabler SN, Tejani AM, Huynh F, Fowkes C. Garlic for the prevention of cardiovascular morbidity and mortality in hypertensive patients. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Aug 15;8:CD007653.

8. Kim JY, Kwon O. Garlic intake and cancer risk: an analysis using the Food and Drug Administration‘s evidence-based review system for the scientific evaluation of health claims. Am J Clin Nutr. 2009 Jan;89(1):257-64.

9. Qidwai W, Ashfaq T. Role of garlic usage in cardiovascular disease prevention: an evidence-based approach. Evid Based Complement Alternat Med. 2013;2013:125649.

10. Zeng T, Li Y, Zhang CL, Yu LH, Zhu ZP, Zhao XL, Xie KQ. Garlic oil suppressed the hematological disorders induced by chemotherapy and radiotherapy in tumor-bearing mice. J Food Sci. 2013 Jun;78(6):H936-42.

Ginkgo biloba – Update zur Wirksamkeit

 

Ginkgo biloba - welche Wirkungen sind belegt?

  • Wirkt Ginkgo biloba bei Gedächtnisstörungen?
  • Kann die regelmäßige Einnahme von Ginkgo-Extrakt der Alzheimer-Erkrankung vorbeugen?
  • Ist Ginkgo bei der Behandlung von Tinnitus wirksam? 

Hintergrund

Ginkgo biloba ist eine aus China stammende, heute weltweit angepflanzte Baumart. Medizinische Verwendung finden Spezialextrakte aus den Ginkgo-Blättern.

In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage unter 1672 Senioren (Alter: 60 - 94 Jahre), die an deutschen Universitäten Vorlesungen besuchten, zeigt sich der gegenwärtige Wissensstand zur Wirksamkeit von Ginkgo biloba (25). Zwei Drittel der Befragten glaubten an die Wirksamkeit von Ginkgo zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit und zur Behandlung von Gedächtnisschwäche. Ein Drittel glauben zudem, dass Ginkgo bei der Vorbeugung einer Demenz wirksam sei (Franke AG et al. 2013).


Wirksame Inhaltsstoffe

Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe gelten Trilactone und Flavonoide (Ude C et al. 2013). Tierexperimentelle Untersuchungen belegen, dass diese Wirkstoffe auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden können und damit die Voraussetzung für eine Wirkung im Zentralen Nervensystem gegeben sind (26).


Ginkgo biloba zur Prävention der Alzheimer-Erkrankung

In einer Placebo-kontrollierten Langzeit-Untersuchung wurde geprüft, ob die tägliche Einnahme von 2x 120 mg Ginkgo-biloba-Extrakt (EGb 761) zur Vorbeugung der Alzheimer-Erkrankung wirksam ist (Vellas 2012). In dieser französischen Studie wurden insgesamt 2854 Patienten im Alter von über 70 Jahren und zuvor bestehenden subjektiven Gedächtnisstörungen über 5 Jahre beobachtet, ob sich ein M. Alzheimer entwickelt. In dieser Zeit entwickelten 61 Patienten der Ginkgo-Gruppe und 73 Patienten der Placebo-Gruppe einen M. Alzheimer. Dieser Unterschied war nicht statistisch signifikant. Auch die Zahl der Todesfälle und die Häufigkeit von Schlaganfällen oder anderen kardiovaskulären Ereignissen waren nicht signifikant verschieden zwischen den Gruppen. Die Autoren schlussfolgerten dementsprechend auch, dass Ginkgo biloba das Risiko für das Fortschreiten einer altersbedingten Gedächtnisstörung zur Alzheimer Erkrankung nicht vermindert (Vellas 2012).


Ginkgo biloba bei Claudicatio intermittens und peripherer arterieller Verschlusskrankheit

Eine kürzlich erschienene Cochrane-Übersichtsarbeit kommt nach der Bewertung von 11 Placebo-kontrollierten Studien mit zusammen 739 Patienten zu dem Ergebnis, dass die durchschnittlich erreichte Verlängerung der Gehstrecke um 64,5 m nach einer Behandlung mit Ginkgo keine klinisch signifikante Verbesserung darstelle (Nicolai 2013).


Ginkgo biloba zur Vorbeugung einer Makular-Degeneration

Von der Cochrane Collaboration wurde eine Metaanalyse zur Wirksamkeit von Ginkgo biloba bei der altersbedingten Makular-Degeneration veröffentlicht (Evans 2013). Geprüft wurde die Frage, ob Ginkgo biloba das Fortschreiten einer Makular-Degeneration verlangsamen oder sogar verhindern kann. In die Auswertung flossen die Daten von zwei Placebo-kontrollierten Studien mit zusammen 119 Patienten ein. In einer französischen Untersuchung wurden 20 Patienten mit 2x 80 mg Ginkgo biloba Extrakt (EGb 761) behandelt, in einer Studie aus Deutschland wurden 99 Patienten entweder mit einer Dosierung von 240 mg oder 60 mg pro Tag über einen Zeitraum von 6 Monaten therapiert. Als Ergebnis wurde in beiden Studien eine Verbesserung beim Sehen in der Ginkgo-Gruppe am Ende der Behandlungsphase beobachtet. Inwieweit die beobachteten Effekte zu einem verlangsamten Fortschreiten der Makular-Degeneration beitragen, konnte aus den vorliegenden Daten nicht beantwortet werden (Evans 2013).


Verbesserung der Neuroplastizität

Als Neuroplastizität wird die Fähigkeit zur strukturellen Anpassung von Synapsen im Gehirn als eine Antwort auf funktionelle Anforderung bezeichnet. Die Neuroplastizität ist bei der Alzheimer-Krankheit im besonderen Maße beeinträchtigt. Präklinische Untersuchungen belegen, dass Ginkgo biloba nahezu alle Aspekte einer Neuroplastizität verbessert (Müller 2012).


Ginkgo biloba bei Multipler Sklerose

Auch Patienten mit Multipler Sklerose weisen in fortgeschrittenem Krankheitsstadium Gedächtnisstörungen auf. In einer 12-wöchigen Untersuchung an 120 MS-Patienten wurde geprüft, ob die zweimal tägliche Gabe von 120 mg Ginkgo biloba Extrakt die Gedächtnisleistung verbessern kann. Im Vergleich zur Placebo-Gabe zeigte sich am Ende der Behandlung keine signifikante Wirkung von Ginkgo auf die Gedächtnisleistung (Lovera 2012).


Ginkgo biloba bei Tinnitus

In einer Vergleichsstudie wurde geprüft, ob eine dreiwöchige Behandlung mit Ginko biloba oder Clonazepam die Symptome bei Tinnitus-Patienten verbessert (Han 2012). In einem Cross-over-Design erhielten 27 Patienten nacheinander beide Behandlungen, unterbrochen durch eine 2-wöchige Washout-Phase. Beim Vergleich beider Medikamente zeigte sich im Vorher-Nachher-Vergleich nur für Clonazepam, nicht aber für Ginkgo, eine signifikante Verbesserung bei verschiedenen Tinnitus-Symptomen. Die Studienautoren schlussfolgerten dementsprechend auch, dass Ginkgo biloba zur Behandlung des Tinnitus unwirksam sei.

Ein aktueller Cochrane-Review (2013) kommt nach Bewertung von 4 Studien mit insgesamt 1543 Patienten mit Tinnitus-Symptomen zu dem Ergebnis, dass Ginkgo in dieser Indikation nicht wirksam sei.

Trotz der widersprüchlichen Studienlage zur Wirksamkeit von Ginkgo biloba erhielt das Präparat „Tebonin 120 mg bei Ohrgeräuschen“ im April 2013 in Deutschland die Zulassung als Arzneimittel zur Behandlung von Tinnitus.


Ginkgo biloba zur Behandlung der Schizophrenie

Eine italienische Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit von Ginkgo biloba bei Patienten mit Schizophrenie kommt nach der Analyse von drei randomisierten kontrollierten Studien zu dem Schluss, dass Ginkgo die positiven Symptome einer Schizophrenie bessert, während die Negativ-Symptome nicht auf eine Ginkgo-Behandlung ansprechen. Die Autoren befürworten auf Basis dieser Daten die Anwendung von Ginkgo biloba zur unterstützenden Therapie der Schizophrenie (Brondino 2013).


Ginkgo biloba bei diabetischer Nephropathie

Auch zur Fragestellung, ob die regelmäßige Einnahme von Ginkgo biloba sich günstig auf die Entwicklung einer Nierenschädigung infolge eines Diabetes mellitus auswirkt, wurde kürzlich eine Übersichtsarbeit veröffentlicht (Zhang 2013). In dieser Analyse wurden die Ergebnisse von insgesamt 16 Studien berücksichtigt. Auch wenn die zugrundeliegenden Studien von geringer methodischer Qualität waren, schließen die Autoren auf eine mögliche Wirksamkeit von Ginkgo, um das Fortschreiten der diabetischen Nierenschäden zu bremsen. Den Daten zufolge vermindert die Ginkgo-Behandlung die Albumin-Ausscheidung über die Niere, senkt die Nüchtern-Blutzuckerspiegel, sowie die Kreatinin- und Harnstoffspiegel im Blut (Zhang 2013).


Verträglichkeit

Aufgrund tierexperimenteller Untersuchungsergebnisse steht die Unbedenklichkeit von Ginkgo biloba in Frage. In Untersuchungen an Nagern wurden u.a. Veränderungen an Leber und Schilddrüse beobachtet. Gegenwärtig laufen durch die amerikanische Gesundheitsbehörde veranlasste Untersuchungen , um ein mögliches Krebsrisiko von Ginkgo zu bewerten (Chan 2013).


Fazit

Neuere Studiendaten lassen es als sehr unwahrscheinlich erscheinen, dass eine vorbeugende Einnahme von Ginkgo biloba bei Personen mit Gedächtnisstörungen das Alzheimer-Risiko vermindert. Auch wenn sich einzelne kognitive Funktionen durch eine Behandlung mit Ginkgo günstig beeinflussen lassen, fehlen doch weiterhin überzeugende Belege für die Wirksamkeit von Ginkgo biloba bei einer Demenz. Auch eine unterstützende Behandlung bei Multipler Sklerose zur Verbesserung der Gedächtnisleistung kann auf Basis der bisher publizierten Daten nicht empfohlen werden. Erste klinische Daten deuten darauf hin, dass durch eine Ginkgo-Behandlung möglicherweise eine Makular-Degeneration positiv beeinflusst wird. Aufgrund der widersprüchlicher Studienergebnisse ist eine abschließende Bewertung zur Wirksamkeit von Ginkgo beim Tinnitus derzeit nicht möglich. Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit profitieren nicht wesentlich von einer Ginkgo-Behandlung.


Link: Ginkgo biloba zur Behandlung von Angststörungen

Link: Ginkgo biloba – Update zur Wirksamkeit


Literatur


Han SS, Nam EC, Won JY, Lee KU, Chun W, Choi HK, Levine RA. Clonazepam quiets tinnitus: a randomised crossover study with Ginkgo biloba. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2012 Aug;83(8):821-7.

Vellas B, Coley N, Ousset PJ, et al; GuidAge Study Group. Long-term use of standardised Ginkgo biloba extract for the prevention of Alzheimer's disease (GuidAge): a randomised placebo-controlled trial. Lancet Neurol. 2012 Oct;11(10):851-9.

Evans JR. Ginkgo biloba extract for age-related macular degeneration. Cochrane Database Syst Rev. 2013 Jan 31;1:CD001775.

Müller WE, Heiser J, Leuner K. Effects of the standardized Ginkgo biloba extract EGb 761® on neuroplasticity. Int Psychogeriatr. 2012 Aug;24 Suppl 1:S21-4.

Lovera JF, Kim E, et al. Ginkgo biloba does not improve cognitive function in MS: a randomized placebo-controlled trial. Neurology. 2012 Sep 18;79(12):1278-84.