Mineralstoffe für die Gesundheit – Stellenwert von Phosphor/Phosphat


Hat eine hohe Phosphat-Aufnahme über die Ernährung negative Folgen für die Gesundheit?



Hintergrund

Phosphor ist ein wichtiger Mineralstoff, der über die Nahrung als Phosphat aufgenommen wird. Während ein Phosphormangel in entwickelten Ländern keine Bedeutung zu haben scheint, werden derzeit die Risiken einer hohen Phosphorzufuhr für die Knochengesundheit intensiv diskutiert (5, 22). Bei der Phosphataufnahme, insbesondere durch Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln, wurde in den vergangenen Jahren ein relevanter Anstieg beobachtet.


Funktion im Körper

Phosphor ist ein essenzieller Nährstoff. Phosphor ist der elementare Reinstoff. Phosphate sind die Salze der Phosphorsäure.
Phosphor zählt zusammen mit Calcium zu den mengenmäßig wichtigsten Mineralstoffen des Knochens und ist einer der am häufigsten im Körper vorkommenden Mineralien. Phosphor als Phosphat ist das häufigste Anion im menschlichen Körper und macht etwa 1 % des gesamten Körpergewichts aus (11).
Phosphor gilt als das 11. häufigste Element in der Erdkruste.

Phosphor ist in vielfältigen Körperfunktionen eingebunden: von der Übertragung der genetischen Information bis hin zur Beteiligung am Energieastoffwechsel. Phosphor ist ein struktureller Bestandteil der Nukleinsäuren DNA und RNA und ist somit von zentraler Bedeutung für die Speicherung und Übertragung von genetischen Informationen. Phosphor ist zudem ein wesentlicher Bestandteil von Phospholipiden (z.B. Phosphatidylcholin), die alle Membrandoppelschichten von Zellen im Körper bilden. Phospholipide sind wichtig für eine optimale Funktion des Gehirns und beeinflussen u.a. Kommunikationsprozesse und Rezeptorfunktionen.

Die Phosphor-Homöostase ist auf der Ebene der Knochen, des Darm und der Nieren eng mit der des Calciums verbunden. Zurückzuführen ist dies auf die Wirkung der Calcium-regulierenden Hormone Parathormon (PTH) und 1,25-Dihydroxy-Vitamin D (1,25 (OH)2D3).

Die wichtigsten Bausteine des Knochens: Phosphor und Calcium

In Form von Hydroxylapatit machen diese beiden Mineralien etwa 80 – 90 % der Knochenmasse aus. Hydroxylapatit bildet die mineralisierte Knochenmatrix und trägt zu den einzigartigen biomechanischen Eigenschaften des Knochens bei.

Körperbestand

Der Gesamtkörper-Phosphorgehalt bei Erwachsenen liegt in der Größenordnung von 400 - 800 g (19). Etwa 85 % des Gesamtkörper-Phosphors ist in Knochen und Zähnen enthalten, 14 % in Weichteilgewebe, einschließlich Muskel, Leber, Herz und Nieren und nur ca. 1 % befinden sich in extrazellulären Flüssigkeiten.
Bei der Geburt enthält ein Neugeborenes etwa 20 g Phosphor (0,5 g/100 g fettfreie Körpermasse), von denen der größte Teil erst während der letzten acht Wochen der Schwangerschaft aufgenommen wird (25).



Phosphormangel

Ein Mangel an Phosphor kann zu erniedrigten Phosphat-Blutspiegeln führen. Diese Hypophosphatämie, die durch eine Serum-Phosphatkonzentration kleiner 0,80 mmol/L (2,48 mg/dl) definiert ist, wird nur selten durch eine unzureichende Nahrungsphosphorzufuhr verursacht und ist fast immer auf Stoffwechselstörungen zurückzuführen. Obwohl eine Hypophosphatämie in der allgemeinen Bevölkerung insgesamt selten auftritt, ist diese doch relativ häufig bei bestimmten Erkrankungen anzutreffen, wie z.B. im Rahmen einer Sepsis, bei chronischem Alkoholismus, schweren Trauma oder bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (1, 13).

Die klinischen Symptome einer Hypophosphatämie treten in der Regel erst auf, wenn die Serum-Phosphat-Konzentration unter 0,3 mmol/L (etwa 1 mg/dl) fällt, insbesondere, wenn dies mit einer Entleerung der Ganzkörper-Phosphor-Reserven einhergeht. Die Art und die Schwere der klinischen Symptome sind sehr variabel und abhängig vom Ausmaß des Phosphordefizits (1). Zu den Auswirkungen einer Hypophosphatämie, die den gesamten Organismus betreffen, zählen Appetitlosigkeit, Anämie, Muskelschwäche, Knochenschmerzen, Rachitis und Osteomalazie, erhöhte Infektionsanfälligkeit, Missempfindungen, Ataxie und Verwirrtheit. Die Muskelschwäche betrifft insbesondere die proximalen Muskelgruppen und kann bei längerer Dauer oder entsprechender Schwere zu einer Muskelfaserdegeneration führen.
Nachweis eines Mangelzustandes
Ähnlich wie beim Calcium spiegeln Serum-Phosphat-Messungen nur ungenau den gesamten Körperbestand an Phosphor wider (19).


Phosphorbedarf



Phosphor-Aufnahme

Die Phosphor-Resorption im Darm erfolgt durch passive Diffusion und einem natriumabhängigen aktiven Transport sowie über parazelluläre Wege. 

Die Resorptionsquote für Phosphor liegt im Allgemeinen hoch. Bei Erwachsenen beispielsweise liegt die Phosphor-Resorption im Bereich von 55 bis 80 % und bei Kindern wurde über eine Resorptionsquote von 65 bis 90 % berichtet (15, 20). Im Alter zeigt sich eine Tendenz zu einer verminderten Phosphor-Resorption im Darm. 

Darüber hinaus wird die Phosphor-Resorption durch die Gesamtmenge an Phosphor in der Nahrung, durch den Ursprung des Nahrungsmittels (tierisch oder pflanzlich) und durch das Verhältnis von Phosphor zu anderen Nahrungsbestandteilen beeinflusst. Die Resorption wird durch die Hormone 1,25-(OH)2-Vitamin D3 und Parathormon (PTH) reguliert. 

Bemerkenswert ist, dass die Resorption aus anorganischen Phosphorverbindungen, wie sie bei der Verarbeitung von Lebensmitteln als Hilfsstoffe eingesetzt werden, deutlich über der Resorptionsquote von organischen Phosphorverbindungen liegt (5). Beispielsweise wird die Phosphorsäure, wie sie in Cola zugesetzt ist, zu fast 100 Prozent im Darm resorbiert (5).
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Phosphatreiche Nahrungsmittel

Den mengenmäßig wichtigsten Beitrag zur Phosphoraufnahme liefern Lebensmittel mit hohem Proteingehalt, d.h. Milch und Milcherzeugnisse, gefolgt von Fleisch, Geflügel und Fisch, Getreideprodukten und Hülsenfrüchten (2).
Bei Kindern und Erwachsenen trugen Milch und Milchprodukte mit ca. 30 bis 53 % zur Phosphoraufnahme bei. Getreide und auf Getreide basierende Produkte steuerten ca. 27 bis 38 % zur Phosphoraufnahme bei. 

Der Beitrag von Fleisch und Fleischerzeugnissen an der Phosphorzufuhr lag zwischen 10 und 25 %.

Durchschnittliche Phosphoraufnahme

Basierend auf Daten aus Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Schweden und dem Vereinigten Königreich wurde die Zusammensetzung von Lebensmitteln analysiert, um die Phosphorzufuhr in diesen Ländern zu berechnen (10, 21).

Auf Basis dieser Ernährungsdaten wurden für die verschiedenen Altersgruppen folgende durchschnittliche Werte der Phosphataufnahme ermittelt: Die mittlere Phosphorzufuhr lag bei Säuglingen zwischen 1 und 11 Monaten bei 265 bis 531 mg/Tag, im Alter von 1 bis 3 Jahren zwischen 641 und 973 mg/Tag und bei Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren zwischen 750 und 1202 mg/Tag. Im Alter von 10 bis 18 Jahren lag die Phosphoraufnahme im Bereich von 990 und 1601 mg/Tag und bei Erwachsenen zwischen 1000 und 1767 mg/Tag (18 Jahren).

Die durchschnittliche tägliche Einnahme war bei Männern im Vergleich zu Frauen in den meisten Fällen etwas höher, was vor allem auf die größere Nahrungsmenge pro Tag zurückzuführen ist.

Wie hat sich die Phosphorzufuhr in den letzten Jahren verändert?

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In den USA hat die Aufnahme von Phosphor über die Ernährung sowohl bei Männern als auch bei Frauen in den vergangenen Jahren zugenommen (3). Bei den Männern stieg die durchschnittliche Phosphor-Aufnahme über die Ernährung von 1565 mg pro Tag im Jahr 2001/2002 auf 1655 mg pro Tag im Jahr 2009/2010 an (Frauen: von 1126 auf 1190 mg/Tag).


Empfehlungen zur Phosphoraufnahme

Folgende Empfehlungen gelten für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen (8): 300 mg/Tag für Säuglinge im Alter von 4 bis12 Monaten, zwischen 500 und 800 mg/Tag für Kinder in der Altersgruppe von 1 bis10 Jahren. Aufgrund des Knochenwachstums wird im Alter von 10 bis 19 Jahren mit 1250 mg/Tag eine deutlich höhere Phosphor-Aufnahme empfohlen. Für Erwachsene werden täglich 700 mg Phosphor als angemessen angesehen. Unter Berücksichtigung der Anpassungsvorgänge im Phosphorstoffwechsel, die während der Schwangerschaft und Stillzeit auftreten, wird eine Erhöhung der Phosphor-Aufnahme für schwangere (+100 mg) und stillende Frauen (+200 mg) empfohlen (8). Zu anderen Empfehlungen kommt
die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Sie hat ihre Empfehlungen für eine angemessene Aufnahme von Phosphor über die Ernährung im Jahr 2015 überarbeitet (26). Als angemessene tägliche Zufuhr von Phosphor wird für Säuglinge (7-11 Monate) 160 mg und für Kinder zwischen 250 und 640 mg / Tag empfohlen. Für Erwachsene sollte die tägliche Aufnahme bei 550 mg liegen. Unter Berücksichtigung der Veränderungen des Phosphorstoffwechsels, die während der Schwangerschaft und der Laktation auftreten, wird empfohlen, dass die Empfehlung für Erwachsene auch für schwangere und stillende Frauen gilt (26).


Empfohlene Zufuhr von Phosphor der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Säuglinge

• 0 bis unter 4 Monate 120 mg/Tag
• 4 bis unter 12 Monate 300 mg/Tag

Kinder

• 1 bis unter 4 Jahre 500 mg/Tag
• 4 bis unter 7 Jahre 600 mg/Tag
• 7 bis unter 10 Jahre 800 mg/Tag
• 10 bis unter 13 Jahre 1250 mg/Tag
• 13 bis unter 15 Jahre 1250 mg/Tag

Jugendliche und Erwachsene

• 15 bis unter 19 Jahre 1250 mg/Tag
• 19 bis unter 25 Jahre 700 mg/Tag
• 25 bis unter 51 Jahre 700 mg/Tag
• 51 bis unter 65 Jahre 700 mg/Tag
• 65 Jahre und älter 700 mg/Tag

Schwangere 800 mg/Tag

Stillende 900 mg/Tag


Beeinflussen phosphathaltige Lebensmittelzusatzstoffe die Gesamtaufnahme an Phosphor?

Der Einsatz von phosphathaltigen Zusatzstoffen in der Lebensmittelindustrie ist weit verbreitet. Weil bei der Analyse der Phosphor-Aufnahme über die Ernährung der Phosphor-Anteil aus Zusatzstoffen bisher nicht ausreichend berücksichtigt wurde, liegen die Angaben zur täglichen Phosphor-Aufnahme um etwa 25 bis 30 % zu niedrig. Die meisten phosphorhaltigen Additiva bei der Verarbeitung von Lebensmitteln sind anorganische Salze des Phosphors, die z.B. in Backwaren, Fleisch oder Colagetränken enthalten sind. Allerdings ist der Anteil den phosphathaltige Zusatzstoffe zur Gesamtaufnahme an Phosphor beitragen, schwer zu quantifizieren (2). Es wird geschätzt, dass Phosphat, das während der Verarbeitung zugesetzt wird, die durchschnittliche tägliche Phosphor-Aufnahme (in den USA) um ca. 500 mg erhöht, (Schwankungsbereich: 300 mg/Tag bis 1000 mg/Tag, je nach individuellen Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel) (16).
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Obergrenze für eine langfristige Zufuhr von Phosphor

Bereits im Jahr 2005 wurde von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgestellt, dass die verfügbaren Daten nicht ausreichen, um einen zuverlässigen oberen Aufnahmewert (UL) für Phosphor zu definieren (9).
In den USA gilt als Obergrenze der Phosphor-Aufnahme für Kinder (1 bis 8 Jahre) ein Wert von 3000 mg pro Tag. Für alle älteren Personen gilt eine tägliche Obergrenze von 4000 mg Phosphor (3). 

Auswirkungen einer hohen Phosphor-Zufuhr auf den Knochenstoffwechsel

Der Zusammenhang zwischen der Phosphor-Aufnahme über die Ernährung und den Serum-Phosphorspiegel wurde bei 15.513 Teilnehmern des dritten National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) in den USA untersucht (7). Im Ergebnis wurde ein schwacher, aber signifikanter Zusammenhang zwischen der diätetischen Phosphorzufuhr und der Serum-Phosphor-Konzentration beobachtet, wobei jede Erhöhung der Aufnahme um 500 mg/Tag mit einer Zunahme der Serum-Phosphorspiegel von 0,03 mg/dl verbunden war.

Die negativen Auswirkungen einer übermäßigen Phosphorzufuhr, wie z.B. eine Hyperphosphatämie, können zu einem sekundären Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse) führen. Infolgedessen kann es zu Knochenverlust und Missbildungen des Skeletts kommen (5). Diese Veränderungen sind bisher fast ausschließlich im Tierversuch beobachtet worden (22). Eine Ausnahme bilden Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz, bei denen es häufig zu erhöhten Phosphorspiegeln im Blut kommt. Obwohl eine Erhöhung der Serum-Parathormon-Konzentration unter einer hohen Phosphorgabe in Kurzzeit-Studien festgestellt wurde, konnten in längerfristigen Untersuchungen mit Dosierungen von bis zu 3000 mg Phosphor pro Tag keine wesentlichen Veränderungen nachgewiesen werden. In diesen Studien wurden auch keine Belege für eine Wirkung auf Marker der Knochenresorption gefunden. In ähnlicher Weise wurden bisher keine überzeugenden Beweise dafür gefunden, dass eine Ernährung mit einer hohen Phosphorzufuhr die Folgen einer unzureichenden Calciumzufuhr oder einer unzureichenden Vitamin-D-Zufuhr und dem damit einhergehenden sekundären Hyperparathyreoidismus verschlimmern.

Dass sich die Phosphor-Aufnahme während der Schwangerschaft langfristig auf die Knochengesundheit der Kinder auswirkt, dafür gibt es keine überzeugenden Belege. Beispielsweise zeigte sich in einer großen Studie kein Zusammenhang zwischen der Phosphor-Aufnahme in der Schwangerschaft und der Knochendichte der Kinder im Alter von 9 Jahren (23)

Nebenwirkungen einer zusätzlichen Phosphataufnahme

Bei gesunden Probanden, die Phosphor (Phosphat) als Nahrungsergänzung in Dosierungen von mehr als 750 mg/Tag einnahmen, wurde in Einzelfällen über Magen-Darm-Symptome, wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen berichtet.

Knochengesundheit – Wechselwirkungen zwischen Phosphor und Calcium

Calcium und Phosphor sind im Körper etwa in äquimolaren Mengen vorhanden (14). Sie sind zusammen essenziell für die Knochenmineralisierung und den Erhalt der Knochensubstanz während des gesamten Lebens. Außerhalb des Skeletts werden ihre notwendigen, aber unterschiedlichen physiologischen Funktionen durch spezifische Transporter und Hormonsysteme vermittelt, die auch dazu dienen, die angemessene Versorgung mit Calcium und Phosphor für den Knochen sicherzustellen. Verschiedene Wechselwirkungen zwischen Phosphor und Calcium sind sowohl auf der Ebene des Darms als auch an der Niere dokumentiert. Eine hohe Phosphatzufuhr verringert die Calciumausscheidung im Urin und erhöht die Calciumbilanz (12). Eine hohes Phosphor-zu-Calcium-Verhältnis in der Ernährung und umgekehrt eine hohe Calciumaufnahme bei geringer Phosphorzufuhr kann zu einer verminderten Resorption des niedrig dosierten Minerals (im ersten Fall Calcium, im zweiten Fall Phosphor) führen. Die Folgen können eine Störung der Calcium- und Phosphor-Homöostase sein, die wiederum nachteilige Auswirkungen auf die Knochengesundheit hat (5, 10).

Das typische Ernährungsmuster vieler Amerikaner ist durch eine hohe Phosphor-Aufnahme bei gleichzeitig relativ zu niedriger Calcium-Aufnahme gekennzeichnet. Es ist bekannt, dass die physiologische Reaktion auf eine zu hohe Phosphorzufuhr wesentlich durch das Verhältnis zur Calcium-Aufnahme beeinflusst wird. Tierversuche haben gezeigt, dass ein hohes Phosphor-zu-Calciumverhältnis in der Ernährung zu einem sekundären Hyperparathyreoidismus mit Knochenresorption, zu einer geringeren maximalen Knochenmasse und letztlich zu einer Osteoporose führen kann (4, 6). Ernährungsleitlinien empfehlen daher bei der Zufuhr dieser Mineralien ein molares Verhältnisse von 1:1 oder von 1,5:1, wenn auf das Massen-Verhältnis in Milligramm (Calcium-Phosphor (Ca:P-Verhältnis)) Bezug genommen wird (4, 8). In der Realität liegt das Ca:P-Verhältnis einer typischen amerikanischen Ernährung weit unter den empfohlenen Richtwerten. In der Untersuchung NHANES 2009- 2010 lag beispielsweise das Ca:P-Verhältnis bei 25 % der US-Bevölkerung unterhalb von 0,6.

In Tierversuchen gelang der Nachweis, dass ein Ca:P-Verhältnis von 0,5 (bezogen auf die Masse) sich deutlich nachteilig auf den Knochenstoffwechsel auswirkt, auch wenn die Calcium-Aufnahme noch ausreichend war (4, 5). Diese Ergebnisse legen nahe, dass das Gleichgewicht in der Aufnahme zwischen diesen beiden Mineralstoffen einen größeren Einfluss als die absolute Höhe der Phosphorzufuhr hat. Diese Ergebnisse scheinen auf den Menschen übertragbar, wie in einer Querschnittsstudie von jungen finnischen Frauen (17) gezeigt werden konnte. Auch in dieser Untersuchung konnten erhöhte PTH-Werte bei den Frauen dokumentiert werden, die bei ausreichender Calciumzufuhr die relativ höchste Phosphorzufuhr aufwiesen.
Verhältnis von Calcium zu Phosphor in der Ernährung

Verhältnis von Calcium zu Phosphor in der Ernährung
Es wurde festgestellt, dass die Resorptionsquote von Phosphor im Darm höher liegt als die von Calcium.  Daher sollte die Calciumzufuhr über der von Phosphor liegen.
Die Resorption beider Mineralien kann mit dem Alter variieren und wird wesentlich durch andere Nahrungsbestandteile beeinflusst. Auf Basis bisheriger Daten konnte bisher kein für die Gesundheit optimales Verhältnis von Calcium zu Phosphor bestimmt werden.

Welche Auswirkungen hat eine sehr hohe oder sehr geringe Phosphorzufuhr?

Bei gesunden Männern wurde unter einer ausgeprägten Einschränkung der Phosphor-Aufnahme (500 mg/Tag über 10 Tage) eine 40%ige Reduktion der Serumkonzentration von Phosphat (24-Stunden-Mittelwert) im Vergleich zur normalen Phosphor-Aufnahme (1500 mg/Tag) beobachtet. Umgekehrt wurde ein Anstieg der Serumkonzentration um 14 % in Folge einer stark erhöhten Phosphor-Aufnahme (3000 mg/Tag über 10 Tage) beobachtet (10).
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Einfluss von Cola auf den Knochenstoffwechsel

Cola hat eine besondere Stellung unter den Getränken, weil es eine hohe Dosis Phosphat ohne andere neutralisierende Nährstoffe enthält. Das Ca:P-Verhältnis liegt bei 0,28. Es wird vermutet, dass der wiederholte Genuss von Cola zu Phasen von erhöhten Blutspiegeln an Phosphor führt, was wiederum die Calciumbalance beeinflusst und zu Calciumverlusten aus dem Knochen führen kann (5).
Eine randomisierte Crossover-Studie an jungen Männern konnte diese Hypothese bestätigen. In dieser Untersuchung erhielten die Probanden für 10 Tage täglich 2,5 Liter fettarme Milch (3500 mg Calcium und 3640 mg Phosphor). Nach einer Washout-Phase folgte eine Phase von 10 Tagen mit täglich 2,5 Litern Cola (470 mg Calcium und 1690 mg Phosphor) anstelle von Milch. Wesentliches Ergebnis dieser Untersuchung war ein signifikanter Anstieg von Markern des Knochenstoffwechsels (PTH-Anstieg, Zunahme von Serum-Phosphat und Erhöhung von Knochenresorptionsmarkern: Osteocalcin und C-Telopeptid, N-Teleopeptid) während der Cola-Phase (18). Wiederholte Phasen mit verstärkter Knochenresorption können zum Knochendichteverlust führen und die Entwicklung einer Osteoporose beschleunigen.
Weitere Untersuchungen bestätigen den negativen Effekt von erhöhtem Cola-Konsum auf den Knochenstoffwechsel. In der Framingham Osteoporose-Studie konnte bei postmenopausalen Frauen, die regelmäßig in der Vergangenheit Cola getrunken hatten eine um 4 bis 5 Prozent niedrigere Knochendichte an der Hüfte gemessen werden als bei Frauen, die weniger als einmal im Monat Cola getrunken hatten (24).

Diskussion

Die Phosphoraufnahme der Bevölkerung hat sich in den im zurückliegenden Jahrzehnt deutlich erhöht. Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat die zunehmende Verwendung von Phosphatverbindung in der Lebensmittelindustrie, einhergehend mit einem vermehrten Konsum von Fertiggerichten und insgesamt von verarbeiteten Nahrungsmitteln. Infolgedessen erhöht sich für bestimmte Bevölkerungsgruppen das Risiko, die empfohlene Obergrenze der Phosphor-Aufnahme zu überschreiten. Es gibt zunehmend Hinweise, dass eine zu hohe Phosphor-Aufnahme und ein Ungleichgewicht im Verhältnis zu anderen Nährstoffen, wie z.B. Calcium, das individuelle Risiko für Nierenerkrankungen, Knochenmasseverlust, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen chronischen gesundheitlichen Störungen erhöht (5, 22). 

Fazit

Phosphor ist ein essenzieller Nährstoff. Phosphor ist an vielen physiologischen Prozessen beteiligt, wie zum Beispiel dem Energiehaushalt der Zelle, der Regulierung des Säure-Basen-Haushalts des Körpers, der Signalübertragung und bei der Mineralisierung von Knochen und Zähnen.
Zu den wichtigsten Nahrungsmittelgruppen, die zur Phosphorzufuhr beitragen, zählen Milch und Milchprodukte sowie Getreide und auf Getreide basierende Produkte. Pathophysiologische Überlegungen und tierexperimentelle Daten lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass eine langfristig hohe Phosphoraufnahme bei gleichzeitig geringer Calciumzufuhr den Knochenstoffwechsel beim Menschen negativ beeinflusst.
Bisher existieren allerdings keine überzeugenden Nachweise aus kontrollierten Studien, dass eine hohe Phosphataufnahme den Knochenstoffwechsel nachhaltig stört und das Osteoporose-Risiko erhöht. Unklar ist zudem, ob ein Ungleichgewicht der Phosphoraufnahme im Vergleich zum Calcium das Risiko von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
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Weitere Beiträge zur Wirkung von Spurenelementen und Mineralstoffen:

 

Literatur / Quellennachweis

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