Magnesium und Blutdruck - Hat Magnesium eine blutdrucksenkende Wirkung?

 

Welche Bedeutung hat die Magnesiumzufuhr bei der Behandlung einer essentiellen Hypertonie?



Senkt Magnesium den Blutdruck?


Hintergrund

In letzten Jahren gab es vermehrt Hinweise, dass auch ein Magnesium-Mangel neben anderen Elektrolytstörungen die Entwicklung eines Bluthochdrucks begünstigen kann (13-16).

Aufgrund seiner vielfältigen Stoffwechselfunktionen - Magnesium ist ein essenzieller Cofaktor von über 300 enzymatischen Reaktionen - ist es nicht verwunderlich, dass eine unzureichende Magnesiumversorgung zu einer Vielzahl an biochemischen Störungen und klinischen Mangelsymptomen führen kann.

Der Magnesiumgesamtbestand eines 70 kg schweren, gesunden Menschen liegt etwa bei 24 g. Vom Gesamtkörperbestand befinden sich etwa 50 bis 60 % im Knochen und ca. 30 % in der Muskulatur. Ca. 1 % des gesamten Magnesiums befindet sich im Extrazellularraum.


Einfluss von Magnesium auf das Risiko an Bluthochdruck zu erkranken

Epidemiologische Studien zeigen eine inverse Beziehung zwischen der Magnesiumaufnahme über die Ernährung und der Bluthochdruck-Häufigkeit. Personen mit einer täglichen Magnesiumaufnahme von mehr als 300 mg hatten ein etwa 22 Prozent geringeres Risiko einen Bluthochdruck zu entwickeln als Personen mit einer Magnesium-Aufnahme von weniger als 200 mg/Tag (2). In der Honolulu Heart Study zeigte sich, dass die Magnesiumaufnahme von allen untersuchten 61 Nährstoffen die am stärksten ausgeprägte inverse Beziehung zur Höhe des Blutdrucks aufwies (3).


Magnesium als Ergänzung einer antihypertensiven Therapie

Eine Magnesium-Supplementation kann sich ergänzend zu einer medikamentösen antihypertensiven Therapie positiv auf den Blutdruck auswirken. In einer Metaanalyse zeigte oral zugeführtes Magnesium einen dosisabhängigen blutdrucksenkenden Effekt. Eine Zunahme der täglichen Magnesiumzufuhr um 10 mmol senkt der Analyse zufolge den systolischen Blutdruck um 4,3 mmHg und den diastolischen Blutdruck um 2,3 mmHg (11).


Magnesium-Mangel als Ursache für ein unzureichendes Ansprechen auf eine antihypertensive Therapie

Einer weiteren Untersuchung zufolge weisen Bluthochdruck-Patienten im Vergleich zu Kontrollpersonen signifikant häufiger einen Magnesium-Mangel auf. Der Ausgleich des Magnesiumdefizits führte in dieser Untersuchung zu einer Abnahme des systolischen Blutdrucks um bis zu 20 mmHg und des diastolischen Blutdrucks um bis zu 9 mmHg (16).

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Optimierte Magnesium-Zufuhr – Wie stark kann der Blutdruck gesenkt werden?

In einer kürzlich veröffentlichten Metaanalyse zur Wirkung von Magnesium auf den Blutdruck (1) wurden die Daten aus 22 kontrollierten Studien ausgewertet. Obwohl nicht in allen Studien eine Blutdrucksenkung nachgewiesen werden konnte, ergab der Mittelwert über alle Studien eine signifikante Abnahme des systolischen Blutdrucks von 4,3 mmHg und des diastolischen Blutdrucks von 2,3 mmHg. Eine ausgeprägtere Senkung des Blutdrucks zeigte sich in Crossover-Studien und in Untersuchungen mit einer Aufnahme von mehr als 370 mg Magnesium/Tag. Die Autoren schlussfolgern, dass eine Magnesium-Supplementierung eine geringe, aber klinisch relevante Verringerung des Blutdrucks erreicht (1).

Trotz überzeugender epidemiologischer Daten sind die Ergebnisse aus klinischen Studien zur Auswirkung einer Magnesium-Supplementation auf den Blutdruck widersprüchlich. In einigen Studien zeigte sich eine signifikante Reduktion der Blutdruckwerte (4, 5, 6), in anderen hingegen nicht (7, 8, 9, 12). In einer Studie wurde beispielsweise über eine statistisch signifikante Abnahme des Blutdrucks nach Einnahme von 480 mg Magnesium/Tag über 8 Wochen berichtet (10). Lind und Mitarbeiter konnten hingegen in ihrer Untersuchung keine signifikante Reduktion des Blutdrucks feststellen, beobachtet aber in einer Subgruppe von Patienten mit nachgewiesenem Magnesiummangel eine relevante Blutdrucksenkung unter der Magnesium-Gabe (9). Eine deutliche Senkung des Blutdrucks (12/8 mmHg syst./diast.) beobachtete eine Forschergruppe bei Hochdruck-Patienten, die über lange Zeit Diuretika erhalten hatten und bei denen daher wahrscheinlich ein Magnesium-Mangel vorlag (4). Eine mögliche Erklärung für diese diskrepanten Studien-Ergebnisse könnte in der unterschiedlichen Dosierung von Magnesium liegen. In Studien mit einer signifikanten Blutdruck-Senkung wurden täglich mindestens 960 mg Magnesium verabreicht, im Vergleich zu Dosierungen von 480 bis 720 mg in Untersuchung ohne eine signifikante Blutdruckabnahme (11).

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Fazit

Die bisherigen Ergebnisse zusammenfassend, kann davon ausgegangen werden, dass eine ausreichend hoch dosierte Magnesiumgabe ergänzend zur antihypertensiven Standardtherapie einen relevanten blutdrucksenkenden Effekt hat. Keinesfalls kann eine Magnesiumeinnahme eine medikamentöse antihypertensive Behandlung ersetzen. Es liegen deutliche Hinweise vor, dass ein Magnesium-Mangel zu einem unzureichenden Ansprechen von blutdrucksenkenden Medikamenten führen kann. Besonders Bluthochdruck-Patienten mit einer zu geringen Magnesiumzufuhr über die Ernährung könnten von einer Magnesium-Supplementation in Ergänzung zur medikamentösen Standardtherapie profitieren.


Blutdrucksenkende Wirkung von Naturstoffen:

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Weitere Beiträge zur Wirkung von Spurenelementen und Mineralstoffen: 

 

Literatur


1. Kass L, Weekes J, Carpenter LEffect of magnesium supplementation on blood pressure: a meta-analysis. Eur J Clin Nutr. 2012 Apr;66(4):411-8.

2. Witteman JC, Willett WC, Stampfer MJ, et al. A prospective study of nutritional factors and hypertension among US women. Circulation. 1989; 80:1320–1327.

3. Joffres MR, Reed DM, Yano K. Relationship of magnesium intake and other dietary factors to blood pressure: the Honolulu heart study. Am J Clin Nutr. 1987; 45:469–475.

4. Dyckner T, Wester PO. Effect of magnesium on blood pressure. Br Med J (Clin Res Ed). 1983; 286:1847–1849.

5. Motoyama T, Sano H, Fukuzaki H. Oral magnesium supplementation in patients with essential hypertension. Hypertension. 1989; 13:227–232.

6. Widman L, Wester PO, Stegmayr BK, et al. The dose-dependent reduction in blood pressure through administration of magnesium. A double blind placebo controlled cross-over study. Am J Hypertens. 1993; 6:41–45.

7. Ferrara LA, Iannuzzi R, Castaldo A, et al. Long-term magnesium supplementation in essential hypertension. Cardiology. 1992; 81:25–33.

8. Cappuccio FP, Markandu ND, Beynon GW, et al. Lack of effect of oral magnesium on high blood pressure: a double blind study. Br Med J (Clin Res Ed). 1985; 291:235–238.

9. Lind L, Lithell H, Pollare T, et al. Blood pressure response during long-term treatment with magnesium is dependent on magnesium status. A double-blind, placebo-controlled study in essential hypertension and in subjects with high-normal blood pressure. Am J Hypertens. 1991; 4:674–679.

10. Kawano Y, Matsuoka H, Takishita S, et al. Effects of magnesium supplementation in hypertensive patients: assessment by office, home, and ambulatory blood pressures. Hypertension. 1998; 32:260–265.

11. Jee SH, Miller ER III, Guallar E, et al. The effect of magnesium supplementation on blood pressure: a meta-analysis of randomized clinical trials. Am J Hypertens. 2002; 15:691–696.

12. Dickinson HO, Nicolson DJ, Campbell F, Cook JV, Beyer FR, Ford GA, Mason J. Magnesium supplementation for the management of essential hypertension in adults. Cochrane Database Syst Rev. 2006 Jul 19;(3):CD004640.

13. Altura BM, Altura BT. Cardiovascular risk factors and magnesium: relationship to atherosclerosis, ischemic heart disease and hypertension. Magnes Trace Elem 1991;10:182 – 192.

14. Kisters K, et al. Decreased cellular magnesium concentrations in a subgroup of hypertensives – cell models for the pathogenesis of primary hypertension. Hum Hypertens 1997;11:367 – 372.

15. Kisters K, et al. Decreased cellular magnesium concentrations in a subgroup of hypertensives. Membrane model for the pathogenesis of primary hypertension. Am J Hypertens 1998;11:1390 – 1393.

16. Michón P. Level of total and ionized magnesium fraction based on biochemical analysis of blood and hair and effect of supplemented magnesium (Slow Mag B6) on selected parameters in hypertension of patients treated with various groups of drugs. Am Acad Med Stetin 2002;48:85 – 97.


Coenzym Q10 – wirksam oder unwirksam?


Welche Erkrankungen sprechen auf eine Coenzym-Q10-Behandlung an?



Wirkt Coenzym Q10?



Hintergrund

Coenzym Q10 ist eine körpereigene Substanz. Sie wird zum Teil über die Nahrung aufgenommen, aber auch vom Körper selbst produziert.

Als Bestandteil der Atmungskette ist Coenzym Q10 essenziell z.B. für die Energiebereitstellung in den Mitochondrien. Hohe Q10-Konzentrationen finden sich in Organen mit einem hohen Energiebedarf wie Herz, Leber oder Lunge.

Alternative Bezeichnungen für Coenzym Q10 sind: Vitamin Q10, CoQ10, Q10, Ubiquinon, Mitoquinone, Neuquinone.

Coenzym Q10 wird in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel angeboten und ist Bestandteil vieler Kosmetika.

Link: Das Wesentliche zusammengefasst – Coenzym Q10 kurz und bündig


Pestwurz (Petasites-Extrakt) zur Vorbeugung von Migräne

 

Wirkt Petasites bei Kopfschmerzen?



Fragen, die in diesem Beitrag beantwortet werden:

  • Gibt es Untersuchungen zur Wirksamkeit von Pestwurz bei Migräne im Kindesalter?
  • Welche Dosierungen von Petasites-Extrakten wurden in Studien untersucht?
  • Wie wirkt Pestwurz?
  • Ist die Wirksamkeit von Pestwurz zur Vorbeugung von Migräne durch überzeugende Studiendaten belegt?
  • Welche Nebenwirkungen sind unter der Einnahme von Petasites-Extrakt möglich?


Hintergrund

Die Pestwurz (Petasites, engl.: Butterbur) bildet eine Pflanzengattung in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die "gemeine Pestwurz", (Petasites officinalis) ist in ganz Europa verbreitet und wächst im Bereich von feuchten Bach- oder Flussufern.
Die Heilpflanze wurde bereits in der Antike gegen Schmerzen und Krämpfe eingesetzt.


Anwendungsgebiete von Petasites-Extrakten

Das Hauptanwendungsgebiet von Petasites-Extrakten (Butterbur) liegt in der Vorbeugung von Migräne und anderen Kopfschmerzformen. Darüber hinaus findet die Pestwurz allgemeine Anwendung bei Schmerzen, Magenverstimmung, anhaltenden Husten, Ängstlichkeit, Schlaflosigkeit, Asthma, allergischer Rhinitis und Reizblase. Vereinzelt wird die Pestwurz auch zur Stimulation des Appetits eingesetzt.

Von einer Migräne sind in Deutschland fast 18 Millionen Menschen betroffen, weitere 25 Millionen leiden an Kopfschmerzen des Spannungstyps.


Wirkstoffe der Pestwurz (Butterbur)

Als die wesentlichen wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe der Pestwurz werden das Petasin und das Isopetasin angesehen. Beispielsweise besteht das Präparat „Butterbur“ aus einem Spezialextrakt, gewonnen aus dem Wurzelstock der Pestwurz (Petasites hybridus). Durch ein besonderes Verfahren werden die lebertoxischen Pyrrolizidinalkaloide rückstandsfrei aus dem Extrakt herausgefiltert.


Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel?

Gegenwärtig stehen Petasites-Extrakte in Deutschland nur als Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung. Bis Mitte 2009 hatte das Arzneimittel Petadolex® in Deutschland die Zulassung zur Migränevorbeugung. Eine Änderung des Auszugsmittels (von Dichlormethan auf CO2) hat zur formalen Versagung der Zulassung durch das BfArM geführt.

In der Schweiz ist der Petasites-Extrakt Ze 339 als verschreibungspflichtiges Arzneimittel zur Behandlung von Heuschnupfen (saisonale allergische Rhinitis) zugelassen. Petasites-Extrakt ist auch in den Präparaten Tesalin® N und Pollivita® Filmtabletten enthalten und auf 8 mg Petasine standardisiert. 

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Wirkmechanismus

Der Wirkstoff Petasin kann die Spasmen der glatten Muskulatur, insbesondere in den Gefäßwänden, vermindern. Es liegen zudem Hinweise vor, dass Petasin auch die Synthese von Leukotrienen (Entzündungsmediatoren) hemmen kann.


Studien zur Wirksamkeit

Eine kürzlich erschienene Übersichtarbeit zweier amerikanischer Fachgesellschaften bescheinigt dem Petasites-Extrakt (Pestwurz) eine gute Wirksamkeit zur Vorbeugung von Migräne (2). In ihren Empfehlungen nimmt Petasites-Extrakt einen hohen Stellenwert ein: Es wird Migräne-Patienten als Mittel der 1. Wahl empfohlen, um die Häufigkeit und Schwere ihrer Schmerzattacken zu vermindern. Eine weitere Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2012 hat verschiedene nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen zur Vorbeugung von Migräne bewertet (4). Als in ihrer Wirksamkeit gut belegte Maßnahmen gelten demnach ein Ausdauertraining, verschiedene Formen von Entspannungsübungen und auch die Behandlung mit Petasites Extrakten, Coenzym Q10 und Riboflavin (Vitamin B2).

Auch eine kürzlich veröffentlichte Literaturanalyse der kanadischen Kopfschmerzgesellschaft (Canadian Headache Society) kommt zu dem Ergebnis, dass sich insgesamt 11 Wirkstoffe zur Vorbeugung von Migräne-Anfällen eignen (7). Neben den chemisch definierten Arzneimitteln wie Metoprolol, Propranolol, Candesartan und Amitryptylin erhielten auch pflanzliche Zubereitungen wie Petasites-Extrakte, Mineralstoffe (Magnesium) und Vitamine (Riboflavin) eine positive Empfehlung (7).

In den Leitlinien der deutschen Fachgesellschaften (Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Neurologie) finden mittlerweile Petasites-Extrakte zur Migräneprophylaxe Berücksichtigung. Auch die Leitlinie der europäischen Fachgesellschaft für Neurologie (European Federation of Neurological Societies (EFNS)) empfiehlt als Mittel der zweiten Wahl die Anwendung von Petasites-Extrakt zur Migräneprophylaxe (1).


Studien zur Ermittlung einer wirksamen Dosierung

Zur Ermittlung der wirksamen Dosierung des Petasites-Extraktes zur Behandlung von Migräne wurden in einer Placebo-kontrollierten Studie zwei verschiedene Dosierungen (tgl. 2 x 50 mg oder 2 x 75 mg) im Vergleich zur Plaebogabe geprüft (3). Untersucht wurden 245 Patienten mit Migräne im Alter von 18 bis 65 Jahren mit mindestens zwei bis maximal sechs Attacken pro Monat. Ergebnisse: Über die 4-monatige Behandlungszeit konnte die Häufigkeit von Migräneanfällen unter der 75-mg-Dosierung um 48 % reduziert werden. Nur die tägliche Gabe von 2 x 75 mg Petasites-Extrakt, nicht jedoch die 2 x 50 mg Dosierung war der Placebogabe signifikant überlegen. Auch der Anteil der Patienten mit einer größer oder gleich 50%igen Verminderung der Migräneanfallshäufigkeit lag nach 4 Monaten mit 68 % der Patienten in der 75-mg-Gruppe signifikant höher als in der Placebo-Gruppe. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen, die möglicherweise im Zusammenhang mit der Behandlung mit Petasites-Extrakt stehen, waren milde gastrointestinale Beschwerden, insbesondere Aufstoßen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass nur die zweimal tägliche Gabe von 75 mg Petasites-Extrakt der Placebogabe zur Vorbeugung von Migräneanfällen signifikant überlegen war (3).


Studien zur Anwendung von Petasites-Extrakt im Kindesalter

In einer Untersuchung von 108 Kindern und Jugendlichen (Alter: 6 bis 17 Jahre) wurde geprüft, ob Petasites-Extrakt wirksam zur Verringerung der Migräne-Anfallsfrequenz ist (6). Nach einer 4-monatigen Behandlung in einer altersabhängigen Dosierung von täglich 50 bis 150 mg Petasites-Extrakt konnte bei 77 Prozent der Kinder die Anfallshäufigkeit um mindestens die Hälfte reduziert werden (6). Mehr als 90 % der Kinder und Jugendlichen fühlten sich nach 4 Monaten Behandlung wesentlich oder zumindest geringfügig besser. Nebenwirkungen wurden bei 7,4 % der Patienten dokumentiert. Am häufigsten wurde über ein Aufstoßen geklagt.

In einer weiteren Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie aus Deutschland wurde die Anwendung von Pestwurz (Petasites-Extrakt) oder Musik-Therapie zur Vorbeugung von Migräne im Kindesalter untersucht (5). Bei 58 Grundschülern mit Migräne wurde über einen Zeitraum von 12 Wochen die Gabe von Pestwurz oder eine Musik-Therapie mit einer Placebo-Behandlung verglichen. Ergebnis: Beide Behandlungen führten zu einer substanziellen Abnahme der Häufigkeit von Migräne-Attacken und waren im Follow-up der Placebo-Behandlung signifikant überlegen. Die Autoren dieser Studie sehen daher sowohl die Musik-Therapie als auch die Gabe von Petasites-Extrakt als erfolgsversprechende Maßnahmen zur Prophylaxe der kindlichen Migräne an (5).

Nach Einschätzung von Experten ist die Wirksamkeit von Petasites-Extrakt vergleichbar mit der verschreibungspflichtiger Arzneimittel, wie z.B. den Betablockern Propanolol und Timolol. In Hinblick auf die Verträglichkeit ist der Pflanzenextrakt den Betablockern jedoch überlegen.


Fazit

Extrakte aus Petasites (Pestwurz) verringern die Häufigkeit von Migräne-Attacken, die Anzahl der Tage mit Migräne und die typischen Symptome bei Kindern und Erwachsenen. Zahlreiche Studien belegen, dass der Petasites-Extrakt eine wirksame und gut verträgliche Option zur Migräne-Prophylaxe darstellt.



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Literatur:


1. Evers S, Afra J, Frese A, Goadsby PJ, Linde M, May A, Sándor PS; European Federation of Neurological Societies. EFNS guideline on the drug treatment of migraine - revised report of an EFNS task force. Eur J Neurol. 2009 Sep;16(9):968-81.

2. Holland S, Silberstein SD, Freitag F, Dodick DW, Argoff C, Ashman E; Quality Standards Subcommittee of the American Academy of Neurology and the American Headache Society. Evidence-based guideline update: NSAIDs and other complementary treatments for episodic migraine prevention in adults: report of the Quality Standards Subcommittee of the American Academy of Neurology and the American Headache Society. Neurology. 2012 Apr 24;78(17):1346-53. Review.

3. Lipton RB, Göbel H, Einhäupl KM, Wilks K, Mauskop A. Petasites hybridus root (butterbur) is an effective preventive treatment for migraine. Neurology. 2004 Dec 28;63(12):2240-4.

4. Mauskop A. Nonmedication, alternative, and complementary treatments for migraine. Continuum (Minneap Minn). 2012 Aug;18(4):796-806.

5. Oelkers-Ax R, Leins A, Parzer P, Hillecke T, Bolay HV, Fischer J, Bender S, Hermanns U, Resch F. Butterbur root extract and music therapy in the prevention of childhood migraine: an explorative study. Eur J Pain. 2008 Apr;12(3):301-13.

6. Pothmann R, Danesch U. Migraine prevention in children and adolescents: results of an open study with a special butterbur root extract. Headache. 2005 Mar;45(3):196-203.

7. Pringsheim T, Davenport W, Mackie G, Worthington I, Aubé M, Christie SN, Gladstone J, Becker WJ; Canadian Headache Society Prophylactic Guidelines Development Group. Canadian Headache Society guideline for migraine prophylaxis. Can J Neurol Sci. 2012 Mar;39(2 Suppl 2):S1-59.